Sogenannte "Yacht girls" - Edelprostitution auf See

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deernhh
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Sogenannte "Yacht girls" - Edelprostitution auf See

Beitrag von deernhh »

«Yacht girls»: Zwischen Partys und Prostitution
«Yacht girls» hoffen auf die grosse Karriere – und landen in der Edelprostitution

Junge Models und Schauspielerinnen werden von reichen Männern auf Jachten engagiert. Was passiert dort? Annäherung an ein Phänomen, bei dem die Grenzen verschwimmen.

Esthy Baumann-Rüdiger
07.09.2024, 05.35 Uhr 7 min

Es passiere mit «verstörender Häufigkeit», dass Frauen sich «ihren Weg zum Ruhm ‹erjachten›», sagt eine Journalistin.

Illustration Simon Tanner / NZZ

Junge Frauen tanzen im Bikini auf dem Deck einer Jacht. Sie erheben ihre Drinks und lassen ihre Haare im Wind wehen. Auch ein paar wenige Männer sind da. Sie grinsen, legen den Arm um die Frauen und tanzen holprig zur Musik. Es ist eines von zahlreichen Filmchen, die auf Tiktok unter dem Hashtag #Yachtgirls kursieren. «Es sind die einfachen Freuden: schöne Frauen, offenes Meer, guter Champagner», steht darunter.

Die Szene wirkt unverfänglich, die Menschen darin unbeschwert. Doch hinter dem Schlagwort #Yachtgirls verbirgt sich eine Welt mit viel Geld, Macht und möglichem Missbrauch. Es geht um Models, die bezahlt werden, um auf Luxusjachten «Party zu machen».

Was aber tatsächlich auf diesen Jachten passiert, bleibt meistens verborgen. Und selbst wenn das Internet die Geschichten dahinter zutage fördert, bleibt vieles im Unklaren, weil die Beteiligten nicht darüber sprechen dürfen. Eine anonyme Betroffene drückt es in einem Forum so aus: «Man fühlt sich wie ein Stück Fleisch. Es gibt nicht genug heisses Wasser, um sich nach so einem Tag wieder sauber zu fühlen.»

«Yacht girls» hoffen auf gute Kontakte und eine Karriere

«Yacht girls» sind kein gewöhnliches Bootspersonal. Sie unterhalten nicht das Schiff, sondern die Gäste. Und anders als manche Bilder vermuten liessen, sind sie nicht bloss zum Vergnügen da – zumindest nicht zu ihrem eigenen.

Der Begriff «yacht girls» tauchte erstmals 2013 im Zusammenhang mit den Filmfestspielen in Cannes auf. Die amerikanische Journalistin Dana Kennedy publizierte damals im «Hollywood Reporter» eine grosse Recherche zu einem Phänomen, das vor Ort als offenes Geheimnis gelte: Zahlreiche junge Models sollen mit reichen und mächtigen Männern auf Jachten «platziert» worden sein, für eine sehr gute Bezahlung, leicht bekleidet, um die männlichen Gäste zu unterhalten – und manchmal auch mehr als das. So legen es zumindest manche Berichte nahe.

«Yachting» sei im Grunde nichts anderes als ein gehobenes Wort für Prostitution auf See.

Nun sind Escort-Frauen für mächtige Männer noch nichts Aussergewöhnliches. Doch bei «yacht girls» handelt es sich nicht um professionelle Escorts, sondern um junge Models oder Schauspielerinnen, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Sie werden nicht nur mit Geld auf die Jachten gelockt, ihnen werden vor allem wertvolle Kontakte in der Branche versprochen.

Laut Kennedy passiert es mit «verstörender Häufigkeit», dass Frauen sich «ihren Weg zum Ruhm ‹erjachten›». Die französisch-amerikanische Schauspielerin Carole Raphaelle Davis sagt gegenüber der Journalistin: Nur wenige Leute realisierten, «wie viele Prominente und Society-Ladys einige Jahre als hochpreisige Prostituierte verbracht» hätten.

In diesem Zusammenhang tauchen gewisse Namen immer wieder auf: Angeblich sollen Supermodels wie Bella und Gigi Hadid, Kendall Jenner, Hailey Bieber oder auch Miranda Kerr vor ihrem grossen Durchbruch als «yacht girls» gearbeitet haben. Überprüfen lässt sich das nicht. Fakt ist: Von ihnen existieren diverse Fotos auf Jachten. Sie stammen aus einer Zeit, bei der zumindest angezweifelt werden darf, ob sie sich damals diesen Lebensstil mit ein paar Modeljobs tatsächlich selbst hätten leisten können. Viele sehen darin den Beleg dafür, dass «yachting» ein entscheidender Karrieretreiber in Hollywood ist.

2007 flog ein Prostitutionsring am Filmfestival auf

Nun ist das Feiern auf Jachtpartys – selbst gegen Bezahlung – noch nicht mit Prostitution gleichzusetzen. Allerdings scheint der Übergang fliessend zu sein, wie die Journalistin Dana Kennedy schreibt: «Die Grenze zwischen professionellen Prostituierten und Hollywoods B- oder C-Schauspielerinnen, die Bezahlung gegen Sex annehmen, ist teilweise sehr schwammig.»

Dass das Phänomen «yacht girls» mehr als blosse Gerüchte sind, wurde spätestens mit der Festnahme des libanesischen Geschäftsmannes Elie Nahas im Jahr 2007 klar. Nahas war Inhaber einer Modelagentur sowie ein enger Vertrauter des libyschen Diktator-Sohns Mutassim Ghadhafi. Letzteres brachte ihm den Beinamen «Ghadhafi’s Pimp» ein. Der Grund: Mit Nahas flog damals ein ganzer Prostitutionsring um das Filmfestival in Cannes auf. Der Libanese vermittelte die Dienste von Escorts, Models und Schönheitsköniginnen an wohlhabende Männer in Hotels, Villen und Jachten. Als die Polizei ihn am Flughafen in Paris verhaftete, waren acht Frauen bei ihm – eine davon minderjährig.

Der Anwalt einer französischen Antiprostitutionsorganisation, die im Prozess als Zivilklägerin auftrat, erklärte später, dass einige der Frauen unter falschen Versprechungen nach Cannes gelockt worden seien. Sie hätten nicht gewusst, worauf sie sich einliessen.

Der verhaftete Geschäftsmann Nahas selbst bestritt damals gegenüber dem «Hollywood Reporter», jemals einen Prostitutionsring betrieben zu haben. Er gab aber zu, Frauen für das Festival nach Cannes eingeflogen zu haben. Schliesslich sei Sex das zweitgrösste Geschäft des Festivals.

Elie Nahas beteuerte, wie verbreitet «yacht girls» in Cannes seien: «Während des Festivals sind 30 bis 40 Luxusjachten im Hafen. Auf jedem Boot sind etwa 10 Frauen, gewöhnlich Models, halbnackt oder nackt. Da sind Drogen, Drinks und schöne Frauen.» Die Schönsten von ihnen könnten bis zu 40 000 Dollar pro Nacht verdienen.

Sein Job sei es unter anderem gewesen, die Frauen vom Flughafen abzuholen und sie zu kleineren Booten zu bringen. Mit diesen seien sie dann zu den Luxusjachten gebracht worden. Was dort passiert sei, wisse er nicht: «Vielleicht haben sie sich einfach gut unterhalten.»

Das «yacht girl»-Phänomen wurde zum Tiktok-Trend

Der Skandal der Filmfestspiele um Elie Nahas liegt 17 Jahre zurück. Seither hat #MeToo die Entertainment-Branche erschüttert, die Gesellschaft wurde für Machtstrukturen sensibilisiert. Und doch scheint sich am Geschäft mit den «yacht girls» wenig verändert zu haben. Im Gegenteil: Das Phänomen beschränkt sich längst nicht mehr auf Cannes. Es ist zu einem Social-Media-Trend geworden.

Da sind auf der einen Seite zahlreiche Videos, die das Leben als «yacht girl» anpreisen:

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Sie zeichnen ein luxuriöses Leben, das sich die meisten User niemals leisten könnten.

Auf der anderen Seite berichten Frauen auf Social Media und in Foren immer wieder über ihre teilweise verstörenden Erfahrungen als «yacht girl». Auf Anfrage will sich keine von ihnen näher äussern. Das liegt auch daran, dass Beteiligte in der Regel sogenannte «non-disclosure agreements», also Verschwiegenheitsverträge, unterschreiben müssen.

So bleibt es häufig bei sogenannten «blind items»: anonymen Forums- und Social-Media-Berichten. Einer der bekanntesten zum Thema «yacht girls» ist der Forumsbeitrag einer anonymen Schauspielerin. Er lässt sich – wie praktisch alle «blind items» – nicht verifizieren. Darin erzählt die Frau, wie sie durch eine Schauspielkollegin zum «yachting» kam, als ihre Serie eingestellt worden sei.

Über die Männer an Bord berichtet sie: «Im Wasser wurden wir begrapscht. Und wenn wir aus dem Wasser kamen, wollten sie mit einem duschen. Wenn eines der Models beim Feiern ohnmächtig wurde, begrapschten sie es und filmten alles. Es war wie ein mehrstündiger Übergriff, der gefilmt wird.»

Outing eines berühmten «yacht girl»

Mehrere Personen aus der Entertainment-Industrie haben solche und ähnliche Geschichten aus der Jachtwelt bestätigt. Eine der wenigen Prominenten, die zugegeben haben, ein «yacht girl» gewesen zu sein, ist Emily Ratajkowski. In seinem Buch «My Body» sprach das Model 2021 darüber, Geld verdient zu haben, indem es an Partys von reichen Männern ging, in Klubs, auf Festivals und auf Jachten.

Sie schreibt: «Ich fragte, wann es okay wäre, zu gehen. Er sah auf die Uhr: ‹Wahrscheinlich noch ein paar Stunden.› Ich wurde daran erinnert: Ich war nicht frei, zu kommen und zu gehen, wie ich wollte.»

Ratajkowski heizte mit ihren Memoiren viele Spekulationen darüber an, wer als «yacht girl» gearbeitet haben könnte. Sie hat darin zwar andere Frauen beschrieben, aber nie namentlich erwähnt. Doch: Ratajkowski hatte 2017 mehrere Videos auf Instagram geteilt, in denen sie mit den Models Bella Hadid und Hailey Baldwin auf einer Jacht feiert – während des Filmfestivals in Cannes.

Namentlich genannt hat sie hingegen einen Geschäftsmann, der als Kunde an Jachtpartys fungiert habe: den malaysischen Investor und Jachtbesitzer Jho Low. Er ist ein inzwischen verurteilter Finanzbetrüger.

Jho Low war bekannt dafür, Kontakte zu diversen It-Girls zu pflegen. 2010 etwa liess er sich beim Feiern mit Paris Hilton in Cannes ablichten. Und laut Medienberichten soll das Model Kendall Jenner 2019 seinen Geburtstag auf Jho Lows Jacht gefeiert haben.

Sind Jachten ein Ort der Gesetzlosigkeit?

Emily Ratajkowski berichtet: Immer wieder habe ihr Manager sie zu Events mit Männern geschickt, bei denen sie nicht gewusst habe, was sie erwarten würde. Oft habe sie sich an solchen Orten nicht sicher gefühlt. In einem späteren Interview erzählte sie, mehrere Dinge erlebt zu haben, die sie heute als sexuelle Übergriffe bezeichnen würde. Doch die Situationen seien oftmals nicht schwarz-weiss.

Und genau hier liegt der problematische Teil des «yachting»: Laut vielen Berichten wissen die Frauen meist nicht, worauf sie sich einlassen. Damit verschwimmt nicht nur die Linie zwischen Model- und Escortjob, sondern in der Folge auch die Grenze zwischen Einverständnis und Übergriff.

Das liegt auch in der Natur der Sache: Jachten im Meer muten wie eine Art gesetzfreier Raum an. Was in internationalen Gewässern passiert, interessiert oft niemand. Und überhaupt: Wohin flüchtet man in einem Schiff auf offener See?

Ein Jachtangestellter erzählte 2021 in einem «Vice»-Interview: «Viele Jachtbesitzer verhalten sich wie auf einem Spielplatz, auf dem alles erlaubt ist.» Er berichtet von sexuellen Übergriffen, die häufig vorkämen, und davon, dass Opfer zumeist ausbezahlt oder unter Druck gesetzt würden.

Es sind diese seltenen Momente, die einen kleinen, aber düsteren Einblick in jene Welt gewähren, die den meisten Menschen verborgen bleibt.

Auf Social Media aber scheint die Welt der #Yachtgirls nicht düster, sondern pastellfarben, luxuriös und verlockend: Ein Glas Champagner steht auf einem Deck, der Blick schwenkt zum Ozean. Darüber steht: «Es ist ein ‹hot girl summer›: Lasst uns Champagner trinken und auf Jachten tanzen!»

https://www.nzz.ch/gesellschaft/yacht-g ... ld.1846030





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Re: Sogenannte "Yacht girls" - Edelprostitution auf See

Beitrag von Zwerg »

Ich hatte vor kurzem ein sehr langes Gespräch bzgl. eines ähnlich gelegenen Themas. Die betroffene bzw. geschädigte Sexarbeiterin wurde nicht nur um den vereinbarten Lohn gebracht, sondern auch massiv unter Druck gesetzt. Ich kann natürlich nicht sagen, ob dies allgemeingültig ist, aber raten kann ich niemand zu so einem Arrangement. Nicht nur das Risiko in fremden Landen alleine dazustehen - es sind ja auch diverse Gesetze, die man beachten muss.

Christian
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