Kleines Update - Bericht Mallorca....

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Adultus-IT
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Kleines Update - Bericht Mallorca....

Beitrag von Adultus-IT »

Hier mal ein kleiner Bericht von mir…
Ich habe viele Freunde auf der Insel, von denen es nicht allen schlecht geht, jedoch haben alle mit der momentanen Lage zu kämpfen.
Was ich aber zum Thema Prostitution erfahren bzw. gelesen habe, hat mich doch schon nachdenklich gestimmt.
Die Urlaubsinsel Mallorca steht vor dem wirtschaftlichen aber auch vor dem sozialen Untergang. Die Zahl der Touristen fiel im Jahr 2020 um ca. 90 Prozent.
Viele Einwohner, darunter auch alleinerziehende Mütter rutschen in die Armut, völlig unverschuldet und allein gelassen.
Einige von ihnen waren in der Gastronomie tätig oder im Hotelgewerbe, als Zimmerfrau oder Rezeptionistin. Die meisten in prekärer Beschäftigung.

Die Straßen und Plätze der Insel sind wegen des Corona-Lockdowns seit Monaten menschenleer, für mich ein sehr befremdliches Bild, da ich die Insel anders kenne. An der Plaça Sant Antoni in Palma aber auch an anderen Plätzen fallen Frauen auf, die scheinbar auf männliche Kundschaft warten. Die Krux an der Sache, solvente Kundschaft ist im Zuge der Pandemie ebenfalls rar geworden, es gibt sie quasi nicht mehr. Hilfsorganisationen sprechen von Elendsprostitution und davon, dass einige Frauen ihre Dienste für unter 20 Euro anbieten, zum Teil auch ohne Schutz. Der Kunde bestimmt den Preis, nicht mehr die Anbieterin. Viele von ihnen sind alleinerziehende Mütter. Für einige war der Weg in die Prostitution die einzige Alternative, um ihre Kinder und sich selbst versorgen zu können.
Restaurants, Bars und Discotheken bleiben bis mindestens Anfang März 2021 geschlossen. Bis der normale Betrieb wieder angelaufen ist, wird jedoch noch sehr viel Zeit vergehen.
Wie man in der Zeitung „Última Hora“ lesen konnte, gibt es Frauen... die sich täglich und das bei jedem Wetter bis zu zwölf Stunden lang die Beine in den Bauch stehen und trotzdem kaum Einnahmen von über 100 Euro wöchentlich haben. Nach Aussagen der Organisation "Ärzte der Welt" und anderen Hilfsorganisationen … sind viele von ihnen Einwanderinnen aus Bulgarien, Kolumbien, Rumänien oder Marokko, aber auch spanische Frauen sind darunter.

(Última Hora ist die meistverkaufte Zeitung der Balearen.)

Gruss
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floggy
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Armutsprostitution - Bericht Mallorca....

Beitrag von floggy »

Hallo zusammen,

will mich nicht wegdrücken, die Praxisfälle sind die am HEIKELSTEN (die Rechtschreibprüfung macht immer 'die am Geilsten' draus, darum Großbuchstaben).

Wenn das Einkommen nicht zum Leben reicht, oder in einem Mißverhältnis zur Leistung steht, oder der Preis durch marktwirtschaftliche Mechanismen verfällt, wenn die Einwilligung des Leistungserbringers nur widerwillig erfolgt, wenn beide Parteien der Meinung sind daß eine Übervorteilung vorliegt, wenn einer der beiden von einem Schnäppchen spricht, und so weiter und so fort, wenn der Bruder später aufkreuzt und mit Gewalt den Ausgleich erzwingt, dann lag wohl offensichtlich die rechtswidrige Ausnutzung einer Zwangslage und/oder Notlage und je nachdem auch Ausbeutung vor. Fazit: Finger weg! Da hilft es auch nicht, wenn ein Einzelner 200 € bezahlt, da die Strukturen ausbeuterisch sind.

Eine andere Dimension stellt für mich bei der geschilderten Situation der Umstand dar, daß hier scheinbar Frauen der Prostitution nachgehen, die mit ihrem Körper und mit ihrer Einstellung zu ihrem Körper und aufgrund ihrer geistig seelischen, womöglich auch religiösen, Haltung nie und nimmer diese Entscheidung zur Prostitution treffen wollten, und dies jetzt ausschließlich aus purer Not tun. Finger weg! Man kann ja auch Essen- und Trinkengehen und zusammen Flirten wenn das Geld keine Rolle spielt.

Die Tätigkeit in der Prostitution sollte meiner Meinung nach nicht nur als Beruf gesehen werden können, sondern in gewisserweise auch als Lebensform, zumindest für eine Lebensphase. Je mehr das möglich ist, um so nachvollziehbarer denke ich könnten Irritationen vermieden werden. Und an denen mangelt es aktuell überhaupt nicht. Es fehlt an Identität hatte einmal Gabriela Leite postuliert.

Verheimlichen möchte ich natürlich nicht, daß es auch 'Nachkasse' gibt, wo die Frau das volle Risiko trägt, und dem Lover die große Liebe vorspielt, und am nächsten Morgen ist die Mutter krank, und die Telefonrechnung muß bezahlt werden, und das Kind braucht neue Schulsachen. Also es muß nicht immer Hardcore Prostitution sein.

Wundern muß ich mich immer über den liebevoll vorgehaltenen Straßenstrich für drogenabhängige Frauen in Saarbrücken. Diese Doppelmoral werde ich wohl nie durchschauen können.
Wo Schatten ist, muß auch Licht sein.