Welchen Wert besitzen Worte?

[Adultus-IT]

Leistungsschutz vs. Informationsfreiheit

Vorwort - Grundsatz:
Jede geistige Leistung hat einen Urheber... der damit auch einen Wert geschaffen hat. Das dieser Wert zu vergüten ist, daran besteht nicht der geringste Zweifel. Das gilt für Autoren, Fotografen, Künstler und so weiter....

Am Mittwoch, den 20. Juni 2018, entscheidet der Rechtsausschuss des Europäischen Parlaments über eine Reform des Urheberrechts. Der dabei umstrittenste Teil ist das s.g. Leistungsschutzrecht für Presseverlage. Die meisten der Verlage wollen dieses Gesetz unbedingt haben und das sind nicht nur die kleineren Verlage, sondern auch große Medienkonzerne. Die meisten, der nach politischer Hilfe schreienden Verlage, haben das digitale Zeitalter einfach mal verschlafen und wundern sich nun, dass sie auf der "Strecke" bleiben. Eine europäische Reform im Urheberrecht ist längst überfällig, dass will auch keiner bestreiten, denn es wurde seit 17 Jahren nichts mehr angepasst, jedoch so wie sie jetzt angedacht ist, wird es einen massiven Eingriff in die Informationsfreiheit des Internets geben. In Deutschland gibt es eine ähnliche Regelung ja schon seit 2013, nur kannte die bisher kaum jemand und eigentlich hat sie nie funktioniert. Es hat auch kaum ein deutscher Verlag, bis auf wenige Ausnahmen, das geltende Recht durchsetzen wollen. Zu diesem Thema hatte ich seinerzeit schon etwas geschrieben.

Einen Artikel von einer Verlagsseite zu kopieren und auf die eigene Webseite zu setzen, war auch bisher schon ein Verstoß gegen geltendes Recht (DE). Auch wenn man einen Link zur eigentlichen Verlagsseite setze, war/ist es in den meisten Fällen ein Verstoß. Es gab auch Blogger, die das schmerzlich erfahren mussten.
Jedoch wer solche Blogs betreibt, sollte sich schon die AGB der Verlage ansehen.
Auch in anderen Ländern gibt/gab es ähnliche Regelungen. In Spanien führte die Einführung eines Leistungsschutzrechtes für Verlage zur Schließung von Google News... aus Protest wie Google damals sagte.

Das geplante Gesetz bedroht die Informationsfreiheit im Internet und somit die Freiheit aller Bürger !

Was beinhaltet dieses neue Leistungsschutzrecht eigentlich? Kurz gesagt... eine Reform, welche unter anderen vorsieht, dass Plattformbetreiber alle Daten filtern müssen, die auf Ihre Server hochgeladen werden, um somit ausschließen zu können, das Urheberrechte verletzt werden. Das soll für komplette Texte, Bilder aber auch für s.g. Anrisstexte gelten. Wie man das technisch umsetzen soll, bleibt wohl ein Rätsel. Ob sich zukünftig die europäischen Verlage die Nutzung von Texten und Bildern oder gar von Verlinkungen... grundsätzlich bezahlen lassen, bleibt abzuwarten.
In Deutschland gab es zumindest mal Ansätze dazu.

Noch bleibt zu hoffen, dass das Gesetz in der jetzigen Form nicht verabschiedet wird und der Rechtsausschuss des Europäischen Parlaments alles nochmal überdenkt und zu einer sinnvollen Lösung kommt, die für alle Seiten einen Gewinn darstellt.

ABER ; Europäisches Parlament = denken?
Manchmal habe ich den Eindruck, dass sich die beiden Begriffe beißen.


Gruss

[friederike]

Ein durchaus berechtigter Eindruck. Es besteht Anlass zur Besorgnis.

Auch an der DS-GVO, die jetzt ja allen zu Bewusstsein gekommen ist, sieht man die Probleme. Dem Europaparlament fehlt die breite, öffentliche Debatte. Es gibt keine europäische Öffentlichkeit. Dem Europaparlament fehlt die direkte Verbindung zu einer Regierung, die ein politisches Mandat hat und wiedergewählt werden muss. Das Ergebnis ist der ideologisch aufgeheizte Brutkasten, der diese beeindruckende Serie von Schrottgesetzgebung produziert.

Einzelne, engagierte Personen, eben oft von ideologischem Perfektionsdrang getrieben, können in den verschlungenen Kammern des Europaparlaments beachtlichen Einfluss ausüben. Die dem DS-GVO zugrundeliegende EU-Richtlinie soll weitgehend das Werk eines Einzelnen (eines deutschen Abgeordneten) sein. Es gibt keine kritische Diskussion über die Gesetzgebung des EU-arlaments, die Richtlinien tauchen oft Jahre nach ihrer Verabschiedung auf und erregen Staunen und Entsetzen der Öffentlichkeit, wenn nämlich die Fristen zur Umsetzung in nationales Recht ablaufen. Von demokratischen Verhältnissen ist die EU meilenweit entfernt.

[Ursa Minor]

Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich nicht mehr so intensiv mit Politik beschäftige. Daher fehlt mir auch das Detailwissen ab und zu.
Aber als wacher Geist, ist genau dies mein Vorbehalt am EU Parlament. Es wirkt zu abgehoben, ohne demokratische Basis. Es ist wünschenswert und notwendig die Zusammenarbeit zu fördern, keine Frage. Doch neben den nationalen Parlamenten fungiert auch noch das EU Parlament, welches wie ein schwerfälliger, ressourchenverschlingender Apparat erscheint.
Konsequent wäre ein europäischer Staat mit Bundesstaaten, oder weiter die souveränen Nationalstaaten ohne ein aufgelähtes EU Parlament.

[Mondfrau]

Was beinhaltet dieses neue Leistungsschutzrecht eigentlich? Kurz gesagt... eine Reform, welche unter anderen vorsieht, dass Plattformbetreiber alle Daten filtern müssen, die auf Ihre Server hochgeladen werden, um somit ausschließen zu können, das Urheberrechte verletzt werden. Das soll für komplette Texte, Bilder aber auch für s.g. Anrisstexte gelten. Wie man das technisch umsetzen soll, bleibt wohl ein Rätsel. Ob sich zukünftig die europäischen Verlage die Nutzung von Texten und Bildern oder gar von Verlinkungen... grundsätzlich bezahlen lassen, bleibt abzuwarten.
In Deutschland gab es zumindest mal Ansätze dazu.

Ich erinnere mich an die Abmahnwellen in Foren, bis der Admin von Supernature (D) die Nase voll hatte und Spenden für eine negative Feststellungsklage sammelte. Er gewann und diese Abmahnerei wurde deutlich weniger. Aktuell gibt es eine Abmahnwelle bei Gewerbetreibenden (Kleingewerbe), die wegen Nichtigkeiten zur Kasse gebeten werden. DaWanda leidet extrem darunter und hat den Abmahnverein nun angezeigt und eine Petition durchgedrückt. Was ich mit diesem kleinen Exkurs sagen will ist folgendes: Das alles sind Geschäftsmodelle (so lange bis ein Riegel vorgeschoben wird).

Unter dieser Prämisse sehe ich auch die aktuelle Posse. Zumal Brüssel kaum mehr als ein großes Lobbyistentreffen ist.

MfG
Mondfrau

[Adultus-IT]

Der Rechtsausschuss des EU-Parlaments hat nun die umstrittenen Positionen zur Reform im Urheberrecht (Leistungsschutzrecht) abgesegnet. Die Betreiber von Online-Plattformen (z.B Blogs und Foren) mit s.g. nutzergenerierten Inhalten sollen dazu verpflichtet werden, mit den Rechteinhabern, wie es heißt... "eine Faire und angemessene Lizenzvereinbarung" abzuschließen. Wer als Plattformbetreiber solche Verträge nicht abschließen möchte oder dieses nicht kann, der muss durch "angemessene und/oder verhältnismäßige Maßnahmen" dafür sorgen, dass "urheberrechtlich geschützte Werke" nicht verfügbar gemacht werden können. Ein Leistungsschutzrecht wurde zudem auf 5 Jahre beschlossen.
Das bedeutet nichts weiter als den vermehrten Einsatz von Upload-Filtern und damit eine Art Zensur im Internet.

Es soll auch einige Ausnahmen geben, z.B. für Wikipedia und ähnliche Plattformen. Doch schon Blogger, die sich über Werbung finanzieren, werden von solchen Ausnahmen´nicht profitieren können. Das muss man aber noch abwarten, weil hier nicht unbedingt nutzergenerierte Inhalte verwendet werden.

Die heute getroffene Entscheidung muss noch in einer Plenarabstimmung des EU - Parlaments bestätigt werden. Diese Abstimmung findet voraussichtlich Anfang Juli statt. Die getroffene Reform kann aber noch in Teilen überarbeitet und angepasst werden, bevor die endgültigen Verhandlungen und Abstimmungen im EU-Rat starten werden. Es sind also noch zwei Instanzen, die ein Unheil abwenden können.

Wer dazu mehr erfahren möchte, wird über der Suchmaschine seines Vertrauens vieles dazu finden.
Dort wird man auch etwas über die Verwendung von einfachen Links finden. Diese sollen, im Gegensatz zu einem Anreißtext, nicht vom Leistungsschutzrecht betroffen sein. Jedoch kann es dabei auch "Fallstricke" geben, wenn z.B. die Linkvorschau schon einen geschützten Text enthält.


Gruss

[Adultus-IT]

Das Gesetz, in der jetzigen Form, wurde heute von der parlamentarischen Instanz abgelehnt.
GUT SO
Jetzt wird man sich frühestens ab September nochmals damit befassen.... der EU Rechtsausschuss muss etwas neues erarbeiten.
Diesmal sollten die damit beauftragten Parlamentarier ihren Verstand einsetzen.

Gruss

[Zwerg]

@adultus

Danke für die hoffnungsfrohe Nachricht....

Und wir beten jetzt alle zusammen "Herr, lass es Hirn regnen"

Liebe Grüße

christian

[Adultus-IT]

Die umstrittenen Maßnahmen im Rahmen der europäischen Urheberrechtsreform (betrifft auch Leistungsschutzrecht) waren ja noch nicht aufgehoben, sondern nur verschoben. Dem ersten Entwurf wurde ja eine klare Absage erteilt, denn im Juli 2018 wurde von der Mehrheit der Abgeordneten des EU - Parlaments bereits gegen die Urheberrechtsreform gestimmt. Es stimmten 318 Abgeordnete dagegen, 278 stimmten für den Gesetzentwurf und 31 Parlamentarier enthielten sich der Stimme. Laut einer Bürgerrechts-NGO (Liberties.eu) wird die weitere Abstimmung des EU-Parlaments, welche wahrscheinlich am 12. September erfolgen soll, dazu führen, dass es nun doch zu massiven Einschnitten bei der Redefreiheit im Internet kommen wird. Leider ist mir persönlich nicht bekannt, wie sich der neue Entwurf, (im genauen Wortlaut) vom alten Entwurf unterscheidet. Auch wenn der neue Entwurf von den meisten Abgeordneten des Europäischen Parlaments getragen wird, konnte man nur hoffen, dass der umstrittene Artikel 13 so verändert wurde, das er keine freiheitlichen Rechte einschränkt. Laut der genannten NGO... ist dem aber nicht so.


Immer wieder höre ich… "Mich betrifft das ja eh nicht."
Wer gerne gerne Videos dreht, welche er dann in das Netz stellt,… oder Du benutzt die sozialen Netzwerke, um etwas mit Deinen Freunden und der „Welt„ teilen zu können, oder um geteiltes zu erfahren… und/oder Du nutzt oder betreibst Foren oder ähnliche Plattformen? ...schon dann wird es auch Dich betreffen. Das sind nur wenige Beispiele, in denen die Urheberrechtsreform einen negativen Einfluss haben wird.

Um es nochmals zu erläutern , dass das Urheberrecht wichtige Interessen schützt, wissen wir wohl alle. Jeder, der ein Geschäft führt oder sein privates Gedankengut schützen möchte, kann sich darauf stützen. Es ändert jedoch nichts daran, dass die Grundrechte aller Bürger respektiert werden sollten… respektiert werden müssen. Es darf keinen Ansatz von Zensur geben!!!

Wer mehr darüber erfahren möchte, kann sich mal durch die Suchmaschinen wühlen und sich eine eigene Meinung bilden.
Diese Schlagworte, einzeln oder als Phrase bringen Dich weiter;
Urheberrechtsreform, Leistungsschutzrecht, Uploadfilter, europäische Urheberrechtsreform Artikel 13, EU-Parlament, Internetzensur Artikel 13…

Gruss

[Adultus-IT]

Das EU - Parlament hat heute die Reform des Urheberrechts (auch s.g. Leistungsschutzrecht) gebilligt und "durchgewunken", natürlich inklusive des umstrittenen Artikel 13 bzw. auch Artikel 11. Für die Reform, stimmten 438 Abgeordnete, gegen die Reform stimmten 226 Parlamentarier und 39 enthielten sich. Nach dieser Abstimmung werden nun die Verhandlungen mit dem Rat der EU-Staaten beginnen um das Gesetz zur Umsetzung zu bringen.
Allerdings wurden die umstrittenen "Upload Filter" aus dem Gesetzestext entfernt.

Gruss

[deernhh]

Danke Adultus,
wollte ich auch gerade posten.

Kompromiss angenommen
EU-PARLAMENT BILLIGT ANPASSUNGEN IM URHEBERRECHT
12.09.2018, 14:59 Uhr | dpa-AFX, t-online.de

Widerspruch gebrochen: Das Plenum im EU-Parlament hat am Mittwoch einen leicht ueberarbeiteten Vorschlag zur Urheberrechtsform angenommen. Damit ist der Weg frei fuer ein europaeisches Leistungsschutzrecht.

Weiterlesen auf:
https://www.t-online.de/digital/id_8443 ... durch.html

[PlayMarr]

Leider ist der Wert von Worten sehr klein geworden. Vielleicht kommen wir aber irgendwann wieder da heraus - die Hoffnung stirbt zuletzt