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(Entscheidung EuGH und LG Hamburg zur Seitenverlinkung) http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=13609
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Totalitäres Potenzial liberaler Wertegemeinschaft
Das Thema scheint auf den ersten Blick wenig mit der aktuellen Situation der SW und der Pro-SW-Aktiven zu tun zu haben. Sofern jedoch zum Beispiel die abolitionistische Beschwerde gegen das neue deutsche SW-Recht gegenüber der EU-Kommisssion erfolgreich ist und die Auffassung, das SW Menschenrechte verletzt ("SW ist Gewalt gegen Frauen") Kriterium der weiteren Rechtssetzung und Rechtssprechung in der EU werden würde, könnte das in einem weiteren Schritt Pro-SW Stellungnahmen unter den Verdacht des Verstosses gegen die Menschenwürde stellen.
»Unsere liberale Wertegemeinschaft trägt in Zeiten zunehmender Polarisierung und Spaltung seltsame Blüten. Die Meinungsvielfalt - gemeinhin als deren Grundvoraussetzung ausgemacht - steht und fällt mit der Debattenkultur und ihren Spielregeln der Auseinandersetzung.« Am Beispiel der abolitionistischen Debatte gegen die SW, der Behauptung, SW sei "Gewalt gegen Frauen" zeigt sich, dass hier angemerkt, ebenfalls, welches totalitäre »Potenzial der Schutz der liberalen Wertegemeinschaft vor sich selbst haben kann. Denn dieser Selbstschutz zielt auf die chronische Entkernung des Schlagabtauschs, die Kassierung missliebiger Meinungen. Der schriller werdende Ton, der immer wahllosere Rückgriff ... auf persönliche Diffamierungen und Verleumdungen zeitigen die Aufkündigung einer maßvollen, aufgeklärten und freien Debattenkultur.« (1, S.1)
Aktuell gibt es im Sinne von Zensurtendenzen Überlegungen, die an den Begriff "Fake-News" anschließen. Danach könnten staatliche Institutionen etabliert werden, denen Eingriffe insbesondere in Internetmedien erlaubt werden sollen. »Ins Bild passt da, dass hierzulande das Bundesinnenministerium nun ernsthaft über die Einrichtung eines "Abwehrzentrums gegen Desinformation" - böse Zungen sprechen von einem orwellschen Wahrheitsministerium - nachdenkt.« (1, S.1). Hinzu kommt eine EuGH und LG Hamburg Rechtssprechung, die die Verlinkung fremder Inhalte durch Betonung des Urheberrechts einschränkt (siehe: http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=13609 - Entscheidung EuGH und LG Hamburg zur Seitenverlinkung ) und, relativ unbemerkt, eine Reform des Strafrechts unter dem Begriff Datenhehlerei »Investigative Recherchen, die auf Leaks aufbauen, sind zum strafrechtlichen Minenfeld geworden. Schuld daran ist der Paragraph gegen Datenhehlerei, der versteckt mit der Vorratsdatenspeicherung eingeführt wurde. Mit einer Verfassungsbeschwerde wollen Journalisten und Bürgerrechtler jetzt ein Stück Pressefreiheit zurückerobern.« (2, S.1)
Es steht jedem frei solche Tendenzen zu ignorieren und den Hinweis darauf als langatmig zu betrachten. Es mag auch sein, das ich ein unklares Problem mit solchen Tendenzen habe. Ich bin nachsichtig und neige auch nicht zu einem Ton gegenüber anderen Pro-SW-Aktiven, der beabsichtigt die Pro-SW-Aktiven auseinander zu definieren (z.B. in Betreibende von SW-Orten und SW) (siehe: http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 576#153576, http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 583#153583 und http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 583#153583 ), sondern eher dazu Zusammenhänge aufzuzeigen und das, ich gebe es zu, in längeren Beiträgen zu machen. Ich denke, das hat den Vorteil, das neue Nutzende des Forums einen Einblick in die oft über mehrere Threads geführte Diskussion in diesem Forum bekommen, sofern sie den Verlinkungen , die ich setze, folgen möchten. Daher diese ausführlichen Ausführungen, um z. B. Zensurtendenzen in ihrer möglichen Bedeutung für die SW zu verdeutlichen. Daher auch dieser Thread, in den unter einer Überschrift - übersichtlich auch für neue Nutzende des Forums - alle Beiträge eingestellt werden könnten, die Zensurtendenzen im EU- und im deutschen Recht bzw. dessen Novellierungen, immer dann dokumentieren, wenn das "totalitäre Potenzial liberaler Wertegemeinschaft" zu Tage tritt, wenn, wie der Bremer Senator des Inneren Ulrich Mäurer mit Bezug auf die Sexarbeit sagt, vorgeblich "der Holzweg des Liberalismus" beschritten wird.(3)
Sich mit diesen Tendenzen - nicht persönlich mit denen, die sie vertreten oder deren Organisationen - inhaltlich auseinander zu setzen (siehe: http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 583#153583 ) könnte hilfreich sein in einer Zeit, in der Parteien, die in der Tradition des Faschismus stehen, nicht nur salon-, sondern - siehe Österreich - auch mehrheitsfähig zu werden scheinen.
»Erich Kästner hat 1958 in Hamburg anlässlich des 25. Jahrestages der Bücherverbrennung eine Rede gehalten, in der es heißt: "Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. (...) Drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen haben."« (4, S.1) (5) (Insgesamt richtig, auch wenn das Beispiel DDR zeigt, das amtierende totalitäre Regime auch auf friedlichem Weg überwunden werden können.)
Ich hoffe sehr, ich vorgeblicher Puffbetreiber und Schlaumeier (siehe http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 576#153576 ) belästige nicht zu sehr.
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(1)
Sebastian Müller
Plötzlich "Rechtspopulistin"
https://makroskop.eu/2017/01/ploetzlich ... opulistin/
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(2)
Markus Reuter
netzpolitik.org klagt vor Verfassungsgericht gegen Einschränkung der Pressefreiheit
https://netzpolitik.org/2017/netzpoliti ... efreiheit/
PDF Version
(3)
Problem Zwangsprostitution
Weser-Kurier vom 26.11.2013
»Nach Einschätzung des Senators hat die Osterweiterung der EU zu einer Veränderung des Marktes für Prostitution geführt. So gebe es zunehmend mehr Billigbordelle und Sexarbeiterinnen, die ihren Dienst für sehr wenig Geld anböten. "Das ist menschenunwürdig und für die Frauen schädlich", so Mäurer. Zudem stelle man fest, dass die Prostituierten immer jünger werden. "Dagegen sollten wir etwas tun. Mit unserer Liberalität sind wir auf dem Holzweg", sagte er.« (Hvhbg. K.F.) Diesen und ähnliche Argumentationen, denen die Pro-SW-Aktiven nicht wirksam begegneten, verdanken wir das neue deutsche SW-Recht, in dem sich durchaus ein "totalitäres Potenzial liberaler Wertegemeinschaft" erkennen lässt. Das verdeutlicht auch ein Kommentar im WK zur beabsichtigten Sanktionierung von "Gefährdenden" »Eins der Probleme dabei ist doch auch: Wer bestimmt denn, wer "Gefährder" ist? Was ist, wenn z.B. die AfD irgendwann mal die absolute Mehrheit erringen sollte? Müssen dann alle -derer Meinung nach- "linksgrünversifften" Menschen, Kranke, Nicht-"Biodeutsche" und Andersdenkende mit Fußfesseln rumlaufen und werden im Zweifel weggesperrt? Das Gleiche für Videoüberwachung, Vorratsdatenspeicherung etc...« (5)
(4)
Götz Eisenberg
Das Gespenst des Populismus
https://www.jungewelt.de/2017/01-14/064.php
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(5)
rsm, Kommentar vom 12.01.2017, 00:41 zum Artikel
Gefährder in Bremen registriert
http://www.weser-kurier.de/bremen/breme ... 28536.html