Neue Konkurrenz

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ehemaliger_User
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Neue Konkurrenz

Beitrag von ehemaliger_User »

Werden die sich durchsetzen? Zur Freude von Alice und Sabine?
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lust4fun
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RE: Neue Konkurrenz

Beitrag von lust4fun »

Lieber ehemaliger_User,
ich denke, deine Ironie wird Alice und Sabine wenig treffen, denn sie würden die Kritik an den Sexrobotern teilen...

Das Interessante - oder, was ich eigentlich ausdrücken möchte, das unsäglich Langweilige - an dem Artikel ist die unendliche Wiederholung von festgefügten Behauptungs-Entgegnungs-Spielen, die wir bei ähnlichen Themen kennen.

Die Behauptung lautet: Die Sexroboter verstärken eine Entwicklung, bei der Frauen nicht mehr als Menschen gesehen werden, sondern nur noch als Objekte, die dazu da sind, die Bedürfnisse von Männern zu erfüllen.

Die erste reflexhafte Entgegnung lautet: Ein Verbot würde das Bedürfnis nicht beseitigen.
Ja, freilich. Wie bei der Prostitution. Wie beim Hanf. Wie bei...

Die Verbotsidee liegt zwar in der Luft, aber bei der Eingangsthese ging es zunächst noch nicht um ein Verbot. Warum kann man nicht präzise auf die These eingehen?

Die These ist generalisierend: a bewirkt b.
Der erste Schritt einer Antwort könnte also diese Struktur angehen - im Sinne einer Falsifikation.
Ich sage: 20 bis 40 Jahre Inanspruchnahme von Pornografie und Paysex haben meine Fähigkeit und Bereitschaft, mit Frauen auf Augenhöhe zu kommunizieren, mit Frauen nicht-sexualisiert zusammenzuleben und zusammenzuarbeiten, nicht zerstört. Ich bin nicht die Ausnahme. Viele Männer sagen das so.

Der zweite Schritt könnte eine Einbettung des Arguments in weitere Zusammenhänge sein.
Ich bringe mein Auto in die Werkstatt und erwarte, dass der Mechaniker die Reparatur gegen Bezahlung so ausführt, wie ich es wünsche. Ich käme nicht auf die Idee, alternativ von meinem Nachbarn zu erwarten, dass er mein Auto repariert. Wieso wird dann gesagt, dass die Zugänglichkeit von Paysex bewirkt, dass ich von allen Frauen erwarte, dass sie meiner Lust dienen?
Schokolade ist überall und jederzeit verfügbar. Wenn ich Lust darauf habe, kaufe ich eine. Denke ich deshalb, dass jedes Lebensmittel nach Schokolade schmecken soll? Oder dass ich mir die Schokolade einfach nehmen kann, die jemand anderes in seiner Vesperdose hast?

Erst wenn diese Automatismen weggelassen werden, können wir argumentativ die nächste Ebene, die sozialpsychologisch-soziologische angehen. Ja, es gibt Erfahrungen von Verrohungen, von Machismen, von Wirkungszusammenhängen von Medien, Konsum und Kapitalismus. Alle unsere Lebenszusammenhänge sind davon betroffen - und wir sorgen uns darüber. Wir sind existenziell darin betroffen, aber nicht moralisch schuldig. Schuld ist nicht der Einzelne, sind nicht die Männer an sich. Alle sind hier Subjekte und Objekte. Wenn wir den Fäden nachgehen, sehen wir, dass das Gewebe komplex ist, dass die Lebensentwürfe und Antworten vielfältig sind, differenziert nach Lebensalter, nach sozialer und kultureller Herkunftserfahrung, abhängig von sozialer Einbettung etc.

Kampagnen "gegen" Sexroboter, Pornografie, Paysex etc. geben die Antwort für alle vor. Und zwingen uns in eine Abwehrhaltung, in der wir um unsere Freiheit, unsere Individualität, unsere Subjektivität kämpfen müssen.

Das ist die Tragödie, nicht der Umstand, dass ein Verbot gar nicht das gewünschte Ergebnis bringt.
Und dies ist auch das unsäglich Langweilige an derartigen Debatten, die inhaltlich eigentlich so spannend sein könnten.