Nein, Valerie, das hilft nichts. Auch ich weiss das leider aus eigener Erfahrung.
Man denkt, was wollen die von mir? Ich hab doch alles im Griff! Ich tu doch keinem was, wieso lassen die mich nicht in Ruhe? Dass aber Familie und Freundinnen oder Freunde mitleiden, sich sorgen und Gedanken machen, das sieht man einfach nicht.
Scheiss Drogen, kann ich da nur sagen. Ich bin 1.72 groß und wog damals nur noch 42!!! KG. Denn wenn man Koks oder Speed konsumiert hat man keinen Hunger. Bei mir war es mehr Koks, Speed war nie so mein Ding, Gott sei Dank.
Aber es war natürlich sehr teuer, und der Bedarf steigert sich. ALso hab ich kaum geschlafen, musste schon nach dem Aufstehen Koks nehmen um wach zu werden. Dann ackern gehen, kaum Hundert Mark verdient, ab zum Dealer. Und so weiter, und so weiter. Ich weiss heute nicht mehr , wie ich das geschafft habe.
Dann hat meine Mutter das nicht mehr mitgemacht. Der Hammer war, sie hat Bekannte bei der Kripo. Ich hatte den Termin beim Gericht verpasst. Da hat sie tatsächlich erreicht, dass die mich verhaften.
Damit gewährleistet ist, dass ich zur nächsten Verhandlung erscheine. Normalerweise wird man da nicht in Haft genommen. Sondern die Polizei sucht einen auf und verabredet sich mit einem für den Morgen an dem die Verhandlung statt findet. Sie holen einen zu hause ab und fahren ihn zum Gericht. Fertig. Die haben mich aber verhaftet mit der Begründung, ich hätte keinen festen Wohnsitz. Den hatte ich aber, aber das hab ich gar nicht geschnallt. Ich war so geschockt und daneben. Dann musste ich erst noch zum Polizeiarzt. Den hab ich um Tabletten gebeten, weil mir so mies war. Er gab mir was zur Beruhigung. Da war ich dann ganz daneben. Haftrichter, Fahrt zum Knast, hab ich wie im Nebel wahrgenommen.
Im Knast haben sie mich nicht behalten, war denen zu gefählich, weil ich so körperlich fertig war. Da wurde ich nach Fröndenberg gebracht, in das Justizvollzugskrankenhaus.
Ich kam dort mit 42 KG an, und sechs Wochen später war ja die Verhandlung. Da wog ich 60 KG. Im Knast hatte ich viel Zeit zum nachdenken. Also, auch wenn sich das komisch anhört, ich bin heute froh, dass ich dort war. Obwohl ich natürlich zuerst alles und jeden verflucht habe.
War ein heilsamer Schock. Ich packe kein Koks mehr an. Es nimmt einem so viel. Zu viel.
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