Der Freier als Kunde

Wer mit Menschen zu tun hat, hat oft genug auch mit Dummköpfen zu tun. Macht eurem Ärger Luft. Es bleibt unter euch. Ebenso sollen hier aber auch vorbildliche Klienten aufgeführt werden. Wie sieht der ideale Klient aus?
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ohLeonie
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Beitrag von ohLeonie »

Na, ihr seid´s mir ja zwei... :002

Genussmensch
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Beitrag von Genussmensch »

Das Thema scheint eingeschlafen zu sein.
Zu einem guten Service bei einer SW gehört bei mir eine saubere hygienische Umgebung. Frische Duschtücher, frisch bespannte Betten und Polster. Bei einer gemeinsamen Dusche oder gemeinsamen Bad haben sowohl SW und Kunde die Hygiene des anderen praktisch in der Hand und nebenbei kann das bereits ein sehr zärtliches Vorspiel sein. Weiters schätze ich zu Beginn des Dates ein gemeinsames Glas Sekt oder anderes Getränk; wenn es die örtlichen Verhältnisse erlauben, Idealerweise in der Badewanne. Da ich keine Sexmaschine bin erwarte ich das auch nicht von der SW.
Ich buche und bezahle ein bestimmtes Zeitbudget. In dieser Zeit können sich verschiedene Sextechniken ergeben, müssen aber nicht. Damit es zu keinen gegenseitigen Mißverständnissen kommt, möchte ich bei dem Glas Sekt mit der SW die gegenseitigen Tabus besprechen, zu denen es auf keinen Fall kommen darf.
Zu wider ist mir jedoch, wenn eine SW Grundleistungen zu einem bestimmten Preis und eine Liste Zusatzleistungen in einer Aufpreisliste anbietet. In diesem Fall nehme ich die Dienstleistung nicht in Anspruch. Lieber ein höherer Stundensatz bei dem alles innerhalb der abgesteckten Tabugrenzen möglich sein kann wenn es sich ergibt.
Ein interessierter Kunde

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nina777
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selbstbewusster Puff-Gänger

Beitrag von nina777 »

11.02.2009

Pascal (52): "Darum gehe ich in den Puff"
Ein Freier behauptet: Sex ohne Liebe ist einfach besser


OLAF WUNDER

Für Pascal ist der Gang ins Bordell so selbstverständlich wie der Besuch seiner Eckkneipe. Schämen? Er versteht die Frage nicht. Wieso sollte er sich schämen? Der 52-jährige Offset-Drucker aus Rahlstedt geht so locker mit seiner Lust um und mit der Art, wie er sie befriedigt, dass er vom Angebot der MOPO, ihn zu anonymisieren, keinen Gebrauch machen will. "Meine Freunde und Kollegen wissen doch sowieso, dass ich das mache. Und Mama auch." Pascal überrascht als selbstbewusster Puff-Gänger.

Am Montag hatte die MOPO über die überraschenden Ansichten der Rotlicht-Expertin Veronica Munk (58) berichtet: Dass Zwangsprostitution die Ausnahme sei. Und dass es sich um einen ganz normalen Beruf handele. All das sieht Pascal genauso. "Ich bin noch keiner begegnet, bei der ich den Eindruck hatte, dass sie gezwungen wird. Ich kenne nur Mädchen, die es freiwillig tun."

Dass Prostitution was Ekliges und Unmoralisches ist, habe auch er früher gedacht, sagt Pascal. Aber das war, bevor er mit 25 gemeinsam mit Kumpels auf dem Kiez unterwegs war und zum ersten Mal mit einem Mädel von der Davidstraße mit aufs Zimmer ging. "Mir ist dann bald aufgegangen, dass das ganz liebe Frauen sind. Und dass es sich um eine normale Dienstleistung handelt."

Seit Pascal geschieden ist und auch keine Freundin mehr hat, gehört er zu den Stammgästen des "Geizhauses" an der Ahrensburger Straße. Ein bis zwei Mal monatlich besucht er es - je nach Lust und Geldbeutel. "Das Bordell liegt für mich günstig, nämlich direkt auf meinem Heimweg von der Arbeit", sagt er. Und so ist der späte Nachmittag die übliche Zeit, zu der er einkehrt. Wenn die Tagesschau beginnt, ist er längst befriedigt.

Was ist besser: Sex mit oder Sex ohne Liebe? "Besser ohne. Ist einfach unkomplizierter", findet er. "Natürlich muss Sympathie da sein. Und hier gibt es zwei, drei Mädchen, die ich sehr schätze." Sich selbst bezeichnet Pascal als Vorzeige-Freier. "Ich bin kein Proll, der die Mädchen von oben herab behandelt und in ihnen nur ein Stück Fleisch sieht." Huren seien Frauen, und Frauen behandele er stets höflich.

Angst vor Krankheiten? Pascal runzelt die Stirn. Wieso sollte er die haben? "Klar ist doch wohl, dass ohne Kondom gar nichts läuft. Das würde ich nicht riskieren." Dass er sich mal in eine Prostituierte vergucken könnte? Er schüttelt den Kopf. "Völlig ausgeschlossen." So nett er die Mädels auch finde, eine Beziehung könne er sich nicht vorstellen. "Mit einer zusammen zu sein, deren Job es ist, Sex mit anderen zu haben - ich glaube, das würde ich nicht ertragen."

Und dann fügt er noch hinzu: "Abgesehen davon sind die Mädchen hier Mitte 20. Was sollten die mit einem alten Sack wie mir?"

Info:
Prostitution


2500 Prostituierte gibt es in Hamburg - 60 Prozent davon aus dem Ausland. Veronica Munk, die sich im Rahmen eines EU-Projekts um das Thema kümmert, sagt, dass die meisten freiwillig tätig seien.

80 Prozent der Frauen arbeiten in Bordellen und "Modell-Wohnungen". Daneben gibt es einen Straßenstrich auf St. Pauli, einen auf St. Georg und an der Süderstraße den "Autostrich".

Übrigens Sechs bis sieben Prozent der Prostituierten sind Männer, drei bis vier Prozent Transvestiten.

Zitat:
"Meine Freunde wissen, dass ich das mache. Mama auch"

Pascal (52)

"Ich bin kein Proll, der in Huren nur ein Stück Fleisch sieht"

Pascal (52)

http://www.mopo.de/2009/20090211/hambur ... _puff.html

Das Interiew zu Info Prostitution (Veronica Munk): Post 79/79

viewtopic.php?p=50179#50179
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CK
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Re: selbstbewusster Puff-Gänger

Beitrag von CK »

Sehe ich Grunde alles so wie dieser Paul, nur der Satz, Sex ohne Liebe sei besser, ist m.E. grober Unfug. Ich würde jederzeit eine Freundin, die auch sexuell auf meiner Wellenlänge liegt, regelmässigen Puffbesuchen vorziehen, Paysex ist für mich insofern nur zweite Wahl und weit abgeschlagen hinter meinem egtl. Ziel.

Melanie
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Beitrag von Melanie »

Freier als Kunden = sind völlig individuell !

Die einen verstehen, dass sie " nur " eine Dienstleistung in Anspruch genommen haben.
- ok -

Die anderen verlieben sich und wollen den Retter spielen.
Betrachten eine SW schon als Inventar ihrer Wohnung !
- schlimm -

Die anderen möchten eine SW zu ihrer persönlichen Geliebten machen. - schlimm -

Es kommt immer auf uns an, wie wir mit den Kunden umgehen,
Dabei ist die Selbstbestimmung, eigene Grenzen setzen ungemein wichtig !!!

Sex ohne Liebe = wir bieten eine sexuelle Dienstleistung, aber keine Liebe ( nur die Illusion des Kunden ) .

LG Melly
„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
Johann Wolfgang von Goethe

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nina777
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Vorsicht: Text von Prostitutionsgegnerin

Beitrag von nina777 »

22.1.2010

Warum gehen Männer zu Prostituierten?

Sie kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten, und ihre Motive sind höchst unterschiedlich: Eine empirische Studie hat untersucht, wieso viele Männer für Sex bezahlen

„Sex mit einer Prostituierten gibt mir nichts – abgesehen von einem schlechten Gefühl.“ Ben, ein ziemlich durchschnittlicher Typ aus der Mittelschicht um die dreißig, hat sich eine längere Mittagspause genommen, um über seine Erfahrungen mit käuflicher Liebe zu sprechen. Schüchtern und leicht nervös sagte er: „Ich hoffe, dass ich herausfinde, warum ich das tue, wenn ich darüber spreche.“

Auch ich hoffe darauf, seine Beweggründe besser zu verstehen. Ben ist einer von 700 Männern, die für eine großangelegte Studie interviewt wurden, die ergründen möchte, wie die Realität von Männern, die für Sex bezahlen, aussieht. Das Projekt schloss sechs Länder ein. Von den 103 Teilnehmern, die wir in London befragten, wollten die meisten zu unserer Überraschung unbedingt über ihre Erfahrungen sprechen.

Die Männer entsprachen keinem offensichtlichen Klischee. Die jüngsten waren 18, die ältesten 70, sie waren schwarz, weiß, asiatisch und osteuropäisch, die meisten hatten eine Anstellung und viele hatten eine universitäre Ausbildung. Die meisten waren gesellschaftsfähig, höflich und verfügten über eine durchschnittliche oder sogar ausgeprägte Sozialkompetenz. Mehr als die Hälfte war verheiratet oder in einer festen Beziehung.

Gesellschaftliche Akzeptanz der Prostitution ist gestiegen


2005 war eine Studie zu dem Schluss gekommen, dass sich die Anzahl der Männer, die für Sex bezahlten, innerhalb eines Jahrzehnts verdoppelt hatte. Die Autoren führten den Anstieg auf „eine größere gesellschaftliche Akzeptanz kommerzieller Sexualkontakte“ zurück, wir machten bei unseren Interviews jedoch die Erfahrung, dass sich die meisten Männer dafür schämen, wenn sie für Sex bezahlen und Schuldgefühle haben. Einer erzählte mir, er habe sich „enttäuscht und einsam“ gefühlt, er habe es als Geldverschwendung empfunden und ihn hätten Schuldgefühle gegenüber seiner Frau geplagt. Tatsächlich fanden wir heraus, dass das Verhalten der Männer voller Widersprüche war. Obwohl sie ihre Erfahrungen als „nicht erfüllend, leer und schrecklich“ empfanden, besuchten sie weiterhin Prostituierte.

Ich selbst habe 12 der Männer befragt. Einer erzählte mir von seiner Kindheit, in der er vernachlässigt und misshandelt wurde. Er führt darauf zurück, dass er heute nicht in der Lage ist, enge Beziehungen aufzubauen, insbesondere nicht zu Frauen. Alex räumt ein, dass er sich nach dem Sex mit Prostituierten leer fühlt, aber er hat keine Ahnung wie er Frauen „auf dem üblichen Weg“ kennenlernen soll. Als ich ihn Frage, welche Gefühle er für die Frauen hegt, die er für Sex bezahlt, sagt er , dass er einerseits möchte, dass sie ihn kennenlernen und mögen, sich aber andererseits bewusst sei, dass diese Begegnungen mit einer echten Beziehung nicht vergleichbar sind. „Ich erwarte mir von einer idealen Prostituierten, dass sie sich nicht wie eine verhält“, sagt er. „Ich möchte, dass sie alles geschäftsmäßige oder mechanische ausblendet und so tut, als sei sie meine Freundin oder ein flüchtiges Date. Eine dritte Person sollte denken, dass wir ein Liebespaar sind.“

Beziehungsunfähig, frauenfeindlich und gesetzestreu

Ich habe Mitleid mit Alex. Niemand hat ihm gezeigt, wie man eine Beziehung zu einem anderen Menschen herstellt und er ist auf der Suche nach etwas, das ihm der käufliche Sex niemals geben wird. Aber es gab auch Kandidaten, deren Verhalten mich bestürzte. Darren zum Beispiel war jung, gutaussehend und schlau. Ich fragte ihn, wie oft die Frauen, die er bezahlte, wohl Gefallen an dem Sex mit ihm fänden. „Ich will nicht, dass es ihnen gefällt“, erkärte er. „Ich bezahle dafür und es ist ihre Aufgabe, mich zu befriedigen. Wenn sie Spaß dabei hätte, würde ich mich betrogen fühlen.“ Ich wollte wissen, ob er der Ansicht ist, dass Prositituierte anders sind als andere Frauen. „Die Tatsache, dass sie bereit sind, diesen Job zu machen, den andere nicht bereit wären zu tun, selbst wenn sie pleite wären, bedeutet doch, dass da irgendetwas in ihnen schlummert, das es ihnen möglich macht, so etwas zu tun, ohne angeekelt zu sein.“ Er schien voll von einer gärenden, hochbrisanten Frauenfeindlichkeit.

Auf die Frage, was zum Ende der Prostitution führen könnte, lachte ein Teilnehmer und sagte: „Alle Mädchen umbringen“. Paul sagte mir, man müsse „alle Männer einsperren“. Die meisten gaben jedoch an, dass eine Gesetzesänderung sie leicht davon abhalten würde. Bußgelder, öffentliche Bloßstellung, Benachrichtigungen des Chefs, gerichtliche Verfügungen oder das Risiko eines Eintrags in das polizeiliche Führungszeugnis würden die meisten Männer davon abhalten, für Sex zu bezahlen. Ob die Frauen Opfer von Menschenhandel sind, von Zuhältern erpresst werden oder auf andere Art zur Prostitution gezwungen werden, interessierte die Männer weniger. Etwa die Hälfte gab an, dass sie davon ausgehen, dass die meisten Prositiuierten Opfer von Zuhältern sind („Der Zuhälter übernimmt die psychologische Vergewaltigung der Frau“, erklärte einer). Von einem Besuch bei den Prostituierten hält sie das nicht ab.

http://www.freitag.de/alltag/1003-prost ... en-maenner

Men Who Buy Sex-Studie

http://docs.google.com/viewer?url=http: ... 520Sex.pdf

Why men use prostitutes

http://www.guardian.co.uk/society/2010/ ... rostitutes
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Obiger Text ist eine Übersetzung des Originals von > Julie Bindel <

Eine bekannte UK Prostitutionsgegnerin, auf die es schon viele Gegenberichte auch von Sexworkern im Netz gibt.


freitag.de scheint ein prostitutionsfeindliches Blatt zu sein.

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nina777
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Beitrag von nina777 »

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Jason
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Beitrag von Jason »

Hab mal noch 2 Links zum Thema gefunden. Die Autorin ist ja selbst unter Feministinnen nicht unumstritten.

http://stadtpiratin.blogspot.com/2010/0 ... -days.html

http://blog.wortwechsler.de/index.php?/ ... gehen.html
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <

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Marc of Frankfurt
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Links

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Hier im Forum gesammelt:

gegen die journalistischen Machwerke von Julie Bindel



Petition gegen Julie Bindel und
Gegendarstellung gegen den einseitigen Report von 27 Wissenschaftlern (in Länderberichte UK):
viewtopic.php?p=42367#42367
download.php?id=279 (pdf)

Entgegnung der Sexworker auf fragwürdigen Bericht (in intl. Rechtsvergleiche)
von uns ins Deutsche übersetzt:
viewtopic.php?p=36039#36039

Bindel und 3 andere SW-Positionen (in Länderberichte UK):
viewtopic.php?p=65980#65980

Bindel vs. Aktivistin Tuppy Owens (im Thema Sexualassistenz):
viewtopic.php?p=66233#66233

Auseinandersetzungen mit den anderen angelsächsichen Prostitutionsgegnerinnen (Farley) im Thema "Zwangs-Freier-Kriminalisierung":
viewtopic.php?t=985





Der Originalartikel mit vielen kritischen Leserbriefen
http://www.guardian.co.uk/society/2010/ ... rostitutes

Sexworker-blog Antwort
http://www.harlots-parlour.com/2010/01/ ... lding.html





Faire Freier-Forschung findet sich hier:

Bild





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Michael-123
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Beitrag von Michael-123 »

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annainga hat geschrieben:ich frag mich, wozu kunden zu einer sw gehen, wenn sie ein "girlfriend" suchen.
Man könnte Berührung bzw. Nähe suchen.

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annainga
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Beitrag von annainga »

ach du je, das muss ja uralt sein. bitte keine zitate aus uhrzeiten, jeder mensch hat ein recht auf veränderung. ich bin dafür, dass man nur aus dem laufenden jahr zitieren darf.

ja, hast recht, weiß ich auch inzwischen.

lieben gruß, annainga

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Ein Politiker würde vermutlich sagen: "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern" Bild [bei Femina gesehen]
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 01.05.2012, 17:10, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Asfaloth »

Das Wiedersehen

Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: "Sie haben sich gar nicht verändert." "Oh!" sagte Herr K. und erbleichte.

"Geschichten von Herrn Keuner"
Berthold Brecht

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Männervergleich

Beitrag von ehemaliger_User »

Comparing Sex Buyers with Men Who Don't Buy Sex
(200 Männer in Boston wurden befragt)
http://www.demandabolition.org/wp-conte ... Report.pdf

Melissa Farley gibt selbst zu, dass es sehr schwierig war, Männer zu finden, die in den letzten 12 Monaten keinen Sex gekauft haben (darunter versteht sie und ihr Team auch Besuch von Stripclubs, Pornofilme etc).

Schon deshalb kann eine solche Studie nicht repräsentativ sein. Zumal sie auch nicht darlegt, nach welchen Kriterien die Personen ausgewählt wurden.

Mit solchen Studien wird aber massiv Politik gegen Prostitution betrieben, keiner fragt die Seriosität nach.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

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fraences
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RE: Der Freier als Kunde

Beitrag von fraences »

THEATERPREMIERE IM ROTLICHT

«Gern zu Huren gehen - das war neu für mich»
von Philipp Dahm -
Was denken Freier über ihr Tun? Warum zahlen sie für Sex? Macht bezahlter Sex Spass? Antoine Monot Jr. denkt sich in Sophie Stierles neustem Stück in eine fremde Männerwelt.

Die Theatergruppe «my humble self» zeigt in der «Bar Dante» nahe der Zürcher Langstrasse das Stück «Oversexed But Underfucked», in dem die Prostitution die Hauptrolle spielt. Auf ein klärendes Wort und einen Kaffee mit Schauspieler Antoine Monot Jr.

20 Minuten Online: Herr Monot, wie hat ihre Regisseurin Sophie Stierle Männer dazu gebracht, über ihr Sexleben mit Prostituierten zu sprechen?
Antoine Monot Jr.: Sophie Stierle hat sich das Stück zusammen mit der Dramaturgin Sabine Klotzsche erarbeitet. Sie arbeitete viel über Internet-Foren und Empfehlungen. Stierle hat dann anonyme Interviews geführt: Am ersten Probentag kam sie mit einem Stapel Texte an. Es waren 30, 35 Interviews. Es war wahnsinnig spannend, die zu lesen.

Voyeurismus?
Eigentlich ist das Sexgewerbe für den Mann nichts Fremdes. Man sagt heute nicht mehr: Um Gottes willen! Das Interessante war für mich, dass die meisten dieser Menschen ihre Situation sehr genau reflektiert haben. Sie sagen: Ich bin Single, ich habe keine Frau, die ich betrüge. Aber diese ganze Anmacherei in Bars mit Einladungen zu Drinks und Essen, das geht mir auf den Sack. Darum gehe ich gern zu Nutten. Das war für mich neu.

Wie hatten Sie sich das denn vorgestellt?
Ich dachte immer, zu einer Prostituierten zu gehen kommt aus einer Not heraus. Dass das eine Lebenseinstellung ist, bei der man sagt, das mache ich gerne, fand ich spannend.

Gab es beim Lesen dieser Interviews Momente, in denen Sie sich geekelt haben?
Wenn ich in mich hineinhöre, gibt es relativ viel, was ich akzeptieren kann. Ich muss es deswegen nicht selber leben. Es gab Sachen, die beängstigend waren, aber beunruhigender war für mich, dass es Situationen beim Lesen gab, bei denen ich dachte: Dem Ganzen kann ich etwas abgewinnen.

Sie konnten sich in die Freier hineinversetzen?
Es gab ein Langzeitinterview, das Sophie Stierle in Chat-Form über mehrere Monate hinweg geführt hat. Da kam schon so eine Grunderotik auf. Die Männer wussten, wem sie die Interviews geben: Sie haben sich darauf eingelassen und das war spannend.

Und die naiven Freier?
Den meisten Männern war klar, was sie tun. Sie waren abgeklärt und haben das Verhältnis geschätzt. Sie waren keine Opfer und haben sich nicht verloren. Obwohl es einen gab, bei dem ich mich fragte, ob es richtig ist, was er tut. Er hat sich in eine Prostituierte verliebt und weil sie angeblich so wenig Zeit hat, muss er sie immer im Club besuchen und ihr dort Champagner bestellen. Wenn man das dann liest, bekommt man Mitleid.

Mit dem Mann? Was ist mit der Hure?
Ja, gute Frage! (lacht) Interessant, wie ich durch die Probenarbeit die Perspektive gewechselt habe und den Mann als «Opfer» sehe. Ich werde mal in mich gehen.

Wie hat sich Sexualität in Ihren Augen verändert?
Wir haben früher mit dem Wort «Ficken» provoziert. Darüber können heutige Jugendliche nur lachen. Pornographie ist frei verfügbar. Ein Bild von perversen Sachen zu finden, ist kein Problem. Egal, wie abwegig es ist. Ich weiss nicht, ob wir uns dadurch verändern. Das wird man in 20 Jahren sehen.

Alles beim Alten also?

Schräg gegenüber von uns ist das Sexkino Roland, wo sich neulich wieder einer mit einem Rucksack hineinstibitzt hat. Ich habe das gesehen und dachte: Ich würde im Leben nicht mehr in so ein Kino gehen. Ich war das erste Mal mit zwölf Jahren im Pornokino, das in einer grossen Bahnhofshalle am Ende einer langen Steintreppe war. Sie führte nur zu diesem Sexkino. Irgendwann bin ich dahin und meine grösste Angst war, dass, wenn ich in der Mitte der Steintreppe bin, mich von unten ein Lehrer sieht und ruft.

Sie trauten sich dennoch.
Als ich oben ankam, war das Schlimmste für mich, dass im Kassenhäuschen hinter der Glasscheibe eine Frau sass. Sie fragte mich: «Welchen Saal?» Ich sah immer ein bisschen älter aus. Ich habe einfach mit hochrotem Kopf «Saal 3» gesagt. Dort habe ich «Breathless» mit Richard Gere und Valérie Kaprisky gesehen.

Im Pornokino?
Es gab in dem Film eine härtere Szene, die in dem Kino auf einer ganz schlechten Kope ungeschnitten gezeigt wurde. Ich kam zur Hälfte rein, habe ihn zu Ende gesehen und weil ich ihn so grossartig fand, bin ich sitzen geblieben und habe ihn vom Anfang bis zur Hälfte gesehen. Heute ist diese Treppe übrigens zugemauert worden. Ich bin gespannt, wie lange es noch Sexkinos geben wird.

Finden Sie unsere Gesellschaft übersexualisiert?
Ich frage mich: Führt Sexualisierung etwa im Internet zu etwas Neuem? Löst es etwas Altes ab? Ich kann mir zwar 15-mal einen klopfen vor dem Computer, aber Haut zu spüren, zu riechen, mit allen Sinnen wahrzunehmen, ist doch etwas anderes! Aber wenn ich mir die Generation unserer Grosseltern anschaue, macht es uns offener. Ich will es nicht verteufeln: Ich behaupte mal, der Durchschnitt hat ein spannenderes Sexleben als vor 60 Jahren.

Wie bringen Sie die Interviews auf die Bühne?

Der Abend besteht nicht aus einem Ablesen mehrerer Interviews. Einige stellen wir eins zu eins nach, andere wurden in Monologe umgewandelt. Einige sind als Interviews gar nicht mehr zu erkennen, weil sie in eine Szene verwandelt wurden.

Wie wichtig ist der Spielort in einer Bar nahe der Zürcher Langstrasse für das Stück?
Wir wollten nicht auf einer Bühne stehen. Wir spielen im Basement der Bar Dante – und der Zuschauer ist bei uns. Es ist kein Mitmachtheater, aber ganz speziell: In diesem Raum funktioniert es mit der Bar-Atmosphäre. Dass der Keller an der Langstrasse ist, spielt dabei auch eine Rolle.

«Oversexed But Underfucked» wird am 24., 29. und 30. Juni sowie am 1., 6., 7. und 8. Juli um jeweils 20 Uhr in der Zürcher Bar Dante in der Zwinglistrasse 22 aufgeführt. Für die Vorstellungen gibt es jeweils nur 20 Tickets, die unter der Mailadresse info@myhumbleself.ch bestellt werden können.


http://www.20min.ch/panorama/news/story ... --15687183
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

Klaus Fricke
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RE: Der Freier als Kunde

Beitrag von Klaus Fricke »

Guten Tag,

folgenden Link, der zum Thema passt, erhielt ich heute von einem der Kunden, die sich in Bremen in loser Folge und loser Besetzung zum Frühstück und informellem Austausch treffen.

Interview mit C. Howe, einem Freier und der Fotografin Bettina Flittner
http://www1.wdr.de/mediathek/video/send ... rue#banner

In dem Zusammenhang zur Komplettierung des Datenbestandes noch einmal der Hinweis auf die Interviews in denen ich als Kunde befragt werde auf Tide Radio, Sendereihe art dangereux:

"Liebhaber auf Zeit"
Teil 1 bis vier:
https://dl.dropboxusercontent.com/u/620 ... 8%2B9).mp3
https://dl.dropboxusercontent.com/u/620 ... 0(M11).mp3
https://dl.dropboxusercontent.com/u/620 ... nfang).mp3
https://dl.dropboxusercontent.com/u/620 ... 2Rest).mp3

"Die Prostituierte als Objekt – und deren Spielen mit dem Objektcharakter"


Grüße
Klaus

Klaus Fricke
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RE: Der Freier als Kunde

Beitrag von Klaus Fricke »

Vielen Dank an Steffen, der mich auf diesen Artikel aufmerksam gemacht hat
siehe auch http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 833#143833


http://www.huffingtonpost.de/marty/geda ... hare_ended
Veröffentlicht: 10/11/2014 11:32 CET Aktualisiert: 10/11/2014 16:07 CET



Intime Gedanken eines Freiers

Derzeit häufen sich in den Debatten um käuflichen Sex in Europa wieder die Stimmen, die uns Kunden als Unmenschen darstellen. Uns wird wahlweise vorgeworfen, wir seien gefühlskalt, beziehungsunfähig, frauenfeindlich, sadistisch und teilweise gewalttätig, würden in den Liebesdamen keine Menschen sehen, sondern nur Puppen oder Roboter, mit denen wir nach Belieben verfahren dürften usw. Das alles tut mir sehr weh.

Ich bin nicht so wie diese Menschen meinen, dass ich bin (wie auch viele andere mir persönliche bekannte Freier einem solch widerlichen Bild keineswegs entsprechen!)

Ich liebe Frauen und habe mich immer für ein Miteinander von Mann und Frau auf Augenhöhe in allen Lebensbereichen ausgesprochen. Männer und Frauen sind zwar nicht gleich, aber gleichwertig und verdienen die gleichen politischen wie sozialen Rechte als Menschen qua Mensch.

Es regt mich genauso auf wie FeministInnen, wenn Frauen schlecht behandelt werden und/oder ungerechten Vorurteilen ausgesetzt werden. Ich verdamme sexuelle wie anderweitige Gewalt gegen Frauen wie auch Belästigungen aller Art massiv und ich habe mich von frühester Jugend an für das Selbstbestimmungsrecht der Frau über ihren eigenen Körper eingesetzt und somit auch für das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch und das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung.

Letzteres gilt m.E. eben auch für SexarbeiterInnen, die selbstverständlich sexuelle Dienstleistungen gegen Geld anbieten dürfen, völlig unabhängig davon was der einzelne Bürger von seinem persönlichen moralischen Standpunkt aus über Prostitution denken mag.

Über die Rechte der SexarbeiterInnen will ich heute aber nicht schreiben, wenngleich ich diese in ihrem Kampf um die Anerkennung dieser Rechte selbstverständlich ebenso unterstütze wie ich mich für eine weniger repressive Drogenpolitik und die ''Homoehe'' ausspreche, ohne selber homosexuell zu sein oder Drogen zu konsumieren.

Der Kampf um Rechte marginalisierter Gruppen ist mir aus prinzipieller Überzeugung heraus wichtig. Heute will ich jedoch nicht als überzeugter Anhänger von Menschen- und Bürgerrechten sprechen, sondern über mein ganz persönliches Freiertum und ja, auch meine ganz eigenen Rechte als Freier.

Eins vorweg: ich glaube nicht dass es ein (positives) Recht auf Sex gibt. Das kann es gar nicht geben, weil dies im Umkehrschluss bedeuten würde, irgendjemand Anderes auf diesem Planeten müsste, ungeachtet dessen eigenem Willen, mit mir Sex haben. Ich habe aber ein Recht auf Vertragsfreiheit und selbstverständlich darf ich im gegenseitigen Einvernehmen Sex (oder allgemeiner: sexuelle und erotische Dienstleistungen) mit einer anderen mündigen Person (oder ggf. auch mehreren anderen mündigen Personen) aushandeln, u.U. auch gegen Geld.

Wer mir und meinen Liebesdamen dies gesetzlich verbieten möchte, will uns bevormunden und nimmt uns somit nicht als freie Subjekte wahr, sondern als reine Verfügungsmasse seines politischen Willens. Eine solche Usurpation muss von jedem vernünftigen Bürger vehement zurückgewiesen werden. Ich darf selbstverständlich als Freier einer Sexarbeiterin Geld geben und ihre Gegenleistungen schuldfrei genießen.

Natürlich darf niemand zur Sexarbeit gezwungen werden und kein Kunde eine Sexarbeiterin misshandeln, vergewaltigen oder ihr sonstwie Schaden zufügen, aber gegen all dies gibt es bereits Gesetze, deren Missachtung zu verfolgen in einem legalen Ordnungsrahmen gerade leichter ist als unter allen anderen ansonsten denkbaren Regimen. Hierzu gibt es ja allerhand Informationsmaterial auf diversen Webseiten.

Aber zurück zu meiner Person. Wieso besuche ich SexarbeiterInnen? Ganz einfach: ich hab diverse Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen damit ich emotional ausgeglichen bin. Damit meine ich nicht nur sexuelle Bedürfnisse im eigentlichen Sinne (diese natürlich auch!), sondern im viel allgemeineren Sinne Bedürfnisse nach menschlicher Nähe und Körperkontakt.

Ich will mit einer möglichst warmherzigen Person ein wenig reden und kuscheln. Ich will eine Frau in meinen Armen halten und sie streicheln. Ich will, dass sie mich streichelt, mich massiert und mir das Gefühl von Geborgenheit gibt. Dann fühle ich mich wohl und entspannt und kann noch ganz andere Freuden genießen.

Ich mag es, wenn sie meinen Penis und meine Hoden streichelt, liebkost oder gar in den Mund aufnimmt. Ich liebe es in sie einzudringen und mit ihr zu verschmelzen. Gerne spende ich ihr Freude, falls erwünscht, auf welche Art auch immer. Auch wenn mir klar ist, dass es für sie doch hauptsächlich ein rein darstellerischer Akt ist um mir für eine Stunde eine wunderschöne Illusion zu geben, die Fehlendes in meinem Leben für bestimmte Zeit kompensiert.

Manchmal will ich vielleicht aber auch wirklich nur ''wild rammeln'' wie die Darsteller in Pornofilmen es zumeist tun, weil ich einfach gerade ''geil bin''. Gelegentlich will ich auch etwas Neues ausprobieren, gerne auch etwas Ausgefalleneres, bspw. devot-dominante Rollenspiele oder verschiedene BDSM-Praktiken. Ich bin generell sehr neugierig und experimentierfreudig, nicht nur im Bett.

Es gibt also nicht den EINEN Grund, sondern gleich mehrere Gründe wieso ich ein Freier bin. Etwas gilt jedoch STETS: Ich will keine Gummipuppe oder einen Roboter, sondern ich will einen anderen Menschen neben mir liegen haben. Ich will zwar dass dieser Mensch mir etwas Bestimmtes gibt, aber das bedeutet nicht, dass ich in ihm nur ein Objekt meiner Begierden sehe. Im Gegenteil. Mir ist wichtig, dass wir uns gegenseitig respektieren und menschenwürdig behandeln, so wie mir dies auch bei anderen geschäftlichen Beziehungen wichtig ist.

Ich respektiere, wenn eine Sexarbeiterin dieses oder jenes nicht tun will und käme nie auf die Idee, sie doch dazu überreden zu wollen. Beispielsweise hat mir eine Frau mal sofort gesagt, dass sie keinen Analverkehr haben möchte. Nicht dass ich den in diesem Moment gefragt hätte, aber da viele andere Männer diesen haben wollen, wollte sie gleich klarstellen, dass sie diesen nicht in ihrem Angebot hätte.

Ich zweifle nicht eine Sekunde daran, dass jedes Geld der Welt sie nicht von dieser Meinung hätte abbringen können und ich hätte das auch nie versucht. Und das ist auch gut so. Jede Sexarbeiterin soll ihr ganz eigenen Grenzen setzen und tut dies in der Regel auch. Kein Mensch mag bekanntlich alles und für Geld einfach mal alles zu tun, ist ungesund.

Würde ich den Eindruck haben, dass eine Anbieterin etwas nur unwillig macht, würde ich vermutlich zu ihr sagen, sie solle dies doch lieber lassen, weil mir das dann auch keinen Spass mehr machen könnte. Würde ich gar denken, dass sie zur Prostitution gezwungen wurde, würde ich auf alles verzichten und ihre Adresse bei einer Hurenorganisation wie Hydra melden, damit diese mal nach ihr sehen.

Ich bin nicht gewalttätig und auch nicht sadistisch veranlagt (ausser im verspielten Sinne, dass ich einer Frau gerne ein paar Klapse auf den Po gebe, vorausgesetzt sie erlaubt das.)

Nur an dem Vorwurf der Beziehungsunfähigkeit mag durchaus etwas Wahres dran sein. Ich bin die meiste Zeit meines bisherigen Lebens Single gewesen und tue mich schwer damit eine Partnerin zu finden, mit der ich auf Dauer glücklich werde und sie mit mir. Dies hat diverse Gründe die den Rahmen dieses Textes sprengen würden.

Einerseits habe ich oft das Bedürfnis nach echter Nähe, andrerseits liebe ich meine absolute Freiheit als Single und will diese ungerne aufgeben. Zudem hinterfrage ich das Konzept sexueller Monogamie, was viele Frauen (noch?) nicht tun.

SexarbeiterInnen zu besuchen scheint oft nicht nur die einfachste Lösung zu sein, sondern auch die moralischste. Ich will auf keinen Fall einer Frau wehtun wie ich auch nicht will, dass mir von einer Frau wehgetan wird. Eine Beziehung, die scheitert, schmerzt sehr. Ich weiß mir sehr es mir wehtat als meine letzte Beziehung zerbrach. Ich will das ungern noch einmal erleben, noch will ich dass eine Frau wegen mir so etwas erleiden muss. Trotzdem weiß ich aber auch, dass ich mich wohl sofort in die nächste Beziehung wieder stürzen würde, würde ich eine Frau finden, mit der zusammenzuleben ich mir vorstellen könnte.

Nur kommt das ehrlich gesagt nicht oft vor. Und solange eine solche nicht wieder auftaucht, bin ich im Grunde ganz glücklich mit meinen ''Freudenmädchen'' als ''Methadonprogramm''.

Ich weiß diese wirklich sehr zu schätzen (es sind zumeist sehr starke, bewundernswerte Frauen, viele mit ansprechender Allgemeinbildung) und es tut mir weh wenn abfällig über sie geredet wird, genauso wie es mir wehtut wenn abfällig über Freier wie mich geredet wird.

Ich würde gerne die Vorurteile über uns und unser Tun beseitigen. Vielleicht ist dieser Text ein kleiner Anfang dazu.

Klaus Fricke
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RE: Der Freier als Kunde

Beitrag von Klaus Fricke »

Vielen Dank an Jonas, Matthias, Martin und an Stephanie Klee,
die mich auf diesen Artikel aufmerksam gemacht haben.
An dieser Stelle und nicht unter dem Stichwort Gangbang,
da in dem Bericht Gäste der SW an prominenter Stelle zu Wort kommen





"Mustafa, ich mach Schluss"
von Heide Oestreich

PROSTITUTION
Gangbang-Partys sollen verboten werden. Was passiert in so einem Etablissement, in dem viele Männer mit wenig Frauen Sex haben? Und warum tun die das? Besuch in einer "Erlebniswohnung"

Wie das schon aussieht. Ein schmuddeliger Hauseingang tief unten in Neukölln, das kein Nobelbezirk Berlins ist. Klingeln bei "Erlebniswohnung". Drinnen im Hausflur müffelt es. Ist halt Rotlichtmilieu, billige Sorte. Ich bin auf Reportage. Die "Erlebniswohnung" bietet Gangbang-Partys an. 90 Euro Eintritt, Flatrate, 11 Stunden geöffnet.

Frauenpolitikerinnen in Deutschland sind sich einig: Gangbang, also viele Männer mit wenig Frauen, das ist so ähnlich wie Gruppenvergewaltigung, das muss verboten werden. Frauenministerin Schwesig will das in ein neues Prostitutionsgesetz schreiben. Die CDU ist sowieso dafür, aber auch die Grünen drucksen herum bei dem Thema, und die SPDlerinnen sind ganz sicher: Gangbang ist menschenunwürdige Sexualität.

Merkwürdig ist es schon, dass es gerade 2014 allen auffällt, dass jahrzehntelang menschenunwürdige Sexualität betrieben wurde, die man nun schleunigst verbieten sollte. Aber vielleicht haben wir ja etwas Wichtiges gelernt und sehen erst jetzt, was da wirklich los ist?

Also, was ist da los? Eine junge Frau, normal gekleidet, lässt mich rein und zeigt mir die Wohnung. Treibende Musik läuft, harte Beats, schon Puffmusik, aber ohne Stöhnen. Eine Altbauwohnung ist es, abgezogene Dielen, farbige Wände, vier große und zwei kleinere Zimmer, zwei Bäder, eine Sauna. Männer. Junge, alte. Stehen im dunklen Gang herum, gucken aus dem Bad, kommen aus der Sauna, Handtücher um die Hüften - oder auch nicht. Die ganze Atmosphäre hat etwas von Sauna. Entspannt. Eine nackte Frau kommt von hinten: Darf ich mal durch? "Und das sind unsere Spielzimmer", sagt die "Hausdame", zuständig fürs Handtuchwechseln, den Kondomnachschub. Zwei Zimmer, in der Mitte riesige rot bezogene Betten, gepolsterte Bänke an den rot gestrichenen Wänden, gedämpftes Licht. Leer. Gar nix los? "Ist gerade Pause", werde ich aufgeklärt. "Gleich kommt wieder eine Frau."

Im rumpeligen, kleinen Büro sitzt Mustafa Efe vor dem PC, informiert sich über Magengeschwüre: Ulcus ventriculi. Mustafa Efe ist ein kleiner Drahtiger, der etwas Sozialdemokratisches ausstrahlt, und, tatsächlich, er war Betriebsrat bei Daimler. "Ich war Arbeiterführer", erklärt er. Aber als Trotzkist sei er dort gemobbt worden, da ließ er sich krankschreiben und baute mit der Erlebniswohnung eine neue Existenz auf. "Ich bin gegen Prostitution. Ich war bestimmt 500-mal im Puff, und es war vielleicht fünfmal schön. Ich wollte etwas anderes." Er war lange in der Swinger-Szene unterwegs, aber die gefiel ihm auch nicht. Also schuf er sich ein eigenes Schlaraffenland. In der Szene heißt es "Herrenüberschuss". "Hier sind viele Stammkunden", erklärt er. "Die kennen sich. Die kommen her, poppen, gehen in die Sauna, essen was, machen Pause, reden. Sie haben Zeit. Es dauert 45 Minuten, bis ein Mann wieder kann. Die verbringt er angenehm im Wohnzimmer."

Klingt gut. Aber was ist mit der Menschenverachtung?

Mustafa holt Mandy, eine agile, kleine Mittzwanzigerin mit langen roten Locken, Typ freche Göre mit riesengroßer Klappe. Also, beim Gangbang, da stürzen sich ja mehrere Männer auf eine Frau. Und Politikerinnen befürchten nun, dass da einer dabei sein könnte, den die Frau gar nicht will. Während man im Puff ja nur mit einem konfrontiert ist, und den kann man ablehnen.

Mandy guckt ungläubig. "Waren die schon mal im Puff?", fragt sie dann. Tja, keine Ahnung. Aber Mandy war im Puff. Und da war es so, dass da sieben Frauen saßen und warteten. Und dann kam ein Kunde und suchte eine aus. Die anderen saßen und warteten und verdienten kein Geld. Und der eine Kunde war mit einer Frau allein im Zimmer. Was der wollte, kriegte keiner mit. "Hier geh ich hin, und dann arbeite ich ein paar Stunden, immer mit Pausen dazwischen, und gehe mit einem Festgehalt wieder raus. Und hier bin ich nie mit einem Kunden allein, die Männer passen auf sich gegenseitig und auf mich auf." Keine Angst, sicheres Geld. Aber jetzt gleich mit mehreren? "Das muss man mögen", sagt Mandy, "und ich mag das." Und dann kommt mir der Gedanke: Wie viele Frauen haben denn die sexuelle Fantasie, dass sie mit mehreren Männern Sex haben, überall Schwänze und Hände an ihnen? Mandy setzt sie um. "Und wenn mehrere Männer dich hintereinander vögeln, dann kriegst du mit ziemlicher Sicherheit irgendwann einen Orgasmus."

Uff, erst mal verdauen. Gangbang ist sicherer und besser als normaler Puffsex? Ist das Hurengarn? "Ich bin absolut freiwillig hier", sagt Mandy. "Ich könnte woanders mehr verdienen." Mustafa zahlt nämlich nicht gut. Wie viel, damit will heute niemand rausrücken. Es kommt noch doller: "Ich würde mich schon als nymphoman bezeichnen", sagt Mandy. "Ich bin dauernd heiß, wenn ich Sport mache, wenn ich schwitze, immer wenn mir irgendwie warm wird, werde ich horny." Eine lebende Männerfantasie. Aber diese lebende Männerfantasie findet, sie habe hier ihren Traumjob gefunden. Vorher war sie Zahnarzthelferin. "Den ganzen Tag arbeiten und doch kein Geld", fasst sie das zusammen. Wenn das Gangbang-Verbot kommt, dann "geh ich demonstrieren! Die haben doch keine Ahnung!", ereifert sie sich. "Wenn die was für uns tun wollen, dann sollen sie sich mal um die Frauen auf der Straße kümmern. Oder eine Versicherung für Prostituierte einführen, damit die Geld bekommen, wenn sie krank sind."

Okay. Über Menschenverachtung kann ich mit Mandy nicht reden. Mit den anderen auch nicht. Nicht mit Jana, die 19 ist und mal Altenpflegerin werden wollte: "Aber das war nichts für mich, immer alten Leuten den Hintern abwischen", sagt sie. Ihre Eltern seien nicht begeistert über ihren Job, und er sei auch eher was für nebenberuflich. Sie schult gerade um zur Zahnarzthelferin. Und auch mit Conny kann man nicht über Menschenverachtung reden. "Ich liebe Sex", sagt Conny, die mir als ungarischer Pornostar vorgestellt wird. Sie ist blond und trägt statt Klamotten ein Handtuch. Ihr Freund kommt rein, der ist auch Ungar, ein Dicker mit Bart. Er zieht sich aus unerfindlichen Gründen die Hose aus und geht in Unterhose wieder raus. Was macht der hier?, frage ich und hege Zuhälterverdacht. "Ach, der ist immer hier", sagt Conny, "jaja, der arbeitet hier." Hm.

Und wie ist das jetzt mit dem Ablehnen? Also, Jana will nicht mit ganz Alten, die lehnt sie ab. Könne man ja auch verstehen, wo sie so jung ist. Dann gibt es noch einen mit nur einem Bein, mit dem will auch nicht jede. Und dann die, die schlecht riechen, trotz Dusche riechen manche schlecht. "Dann dreh ich mich ein bisschen weg und wende mich mehr einem anderen zu, so ganz wie zufällig", erklärt eine, deren falschen Namen ich gleich wieder vergesse. Man kann sich trotzdem einige Situationen vorstellen, wo es mit ein bisschen Wegdrehen nicht getan ist. "Na ja", sagt Mandy, "es ist ja nun schon auch Arbeit, ein Beruf. Es macht also nicht in jeder Minute Spaß."

Mustafa kommt rein und winkt mich zu sich in den Flur, "ich zeige dir ein Bild", sagt er und zieht mich zum nächsten Türrahmen. "Damit du weißt, worum es geht." Im Zimmer sind 15 Männer. Vier sind mit zwei Frauen auf dem Bett, die anderen sitzen auf den Bänken und gucken. So manches Handtuch wird von einem Ständer gehoben. Manche Handtücher sind auch gar nicht da, stattdessen wird gewichst. Auf dem Bett vögeln sie alle. Standard scheint zu sein, dass eine Frau gevögelt wird und zugleich einen Schwanz im Mund hat. Die anderen Männer greifen und streicheln und massieren auch irgendwo herum, ab und zu reicht einer Gleitcreme weiter. Es ist ruhig, konzentriert, nur die Musik treibt. Es sieht ein bisschen aus wie eine rituelle Handlung. Irgendwie auch archaisch - wie eine Orgie. Keiner spricht, nur Mustafa, der mir ungerührt vor der Tür erklärt, dass eine Frau, wenn sie genug hat, rausgeht und sagt: Mustafa, ich mach Schluss. Und Mustafa schickt dann die nächste rein. Eine der Frauen fängt an zu stöhnen. Wie man es so kennt, von sich, von den Nachbarn. Es sieht aus wie eine sexuelle Fantasie, obwohl auch ein paar Bäuche wabbeln, aber nicht zu sehr.

Im Wohnzimmer sitzen sechs Männer mit Handtüchern auf einer weißen Ledergarnitur. Die Wände sind grellgrün und weiß gestreift. In einer Ecke steht ein kleines Buffet, es gibt Orientalisches, etwas mit Couscous. Auf dem Couchtisch liegen Chips, Nüsse und Süßigkeiten, man trinkt Cola oder Bier, die Frauen Rosé. Ein großer Fernseher an der Wand. Michel Friedman talkt tonlos auf N24.

Mustafa ist offensiv: "Hier ist die Dame von der taz, die schreibt über das Gangbang-Verbot." Ein schlanker Mann, Mitte sechzig, grauer Haarkranz, in Unterhose und T-Shirt, sagt: "Ach, gibt es da schon einen Gesetzentwurf?" Er wüsste gern, wie die argumentieren wollen. "Ich bin nämlich Jurist." Neben ihm sitzt ein junger Mann mit Migrationshintergrund, wackelt auf diese komische Männerart zitternd mit dem Bein und grinst, sagt aber nichts. Ein dritter wehrt entsetzt ab, bloß nicht reden. Aber ein breiter jüngerer mit Bart und Handtuch um die Hüften rückt die Nerd-Brille zurecht und steigt ein: "Man könnte doch nur etwas unternehmen, wenn da ein Zwang stattfände." Und der Jurist: "Aber hier? Sie will es, ich will es, was hat der Staat da zu suchen?" Aber wenn doch die Frau einen der 15 nicht mögen würde? Sie sind etwas verwundert: "Die haben doch die Augen zu, die sind völlig weg, kriegen nicht mit, ob da nun jemand sympathisch ist oder nicht", meint der Mann mit Bart. "Das sind Frauen, die gern im Mittelpunkt sein wollen", sagt der Jurist, "das ist eine ganz spezielle Vorliebe von speziellen Frauen. Würden die sich ekeln, wären sie nicht hier."

Vergeblich habe er versucht, seine Freundin von dieser Art Sex zu überzeugen. "Öffentlicher Sex ist nicht ihr Ding." Ach, und die Freundin findet das jetzt so in Ordnung? Ja. Jein. Eigentlich nicht. "Aber sie kann ja nichts dagegen machen", sagt er und grinst wie ein Schuljunge, der geklaut hat und nun will, dass ihm verziehen wird. "Nichts machen" stimmt nicht ganz. Sie hat ihn verlassen, als er ihr erzählte, was er in Berlin tut. Aber dann sind sie wieder zusammengekommen. Sie verdrängt es, er erwähnt es nicht. Sie hätten "Blümchensex", das reiche ihr. "Sie guckt auch mit mir keine Pornos", sagt er. "Das ist von mir nicht so ganz fair." Warum macht er es dann? Weil ihn die Situation so kickt. Gesehen werden und zusehen, die Fülle von allem, das Gruppengefühl mit anderen nackten Männern. Aber warum setzt er dafür seine Beziehung aufs Spiel? "Ich kann es nur so pathetisch sagen. Beim Sex lebe ich. Er ist für mich wesentlich. Ich schreibe Bücher, ich halte Vorträge, das hier ist für mich das Gegenstück. Meine Gegenwelt. Die macht mich glücklich."

"Meine Freundin möchte keine Details wissen", sagt auch der Mann mit Bart. Warum er es macht? Er schweigt, guckt auf den Boden. Schweigt. Murmelt: "Das ist meine dunkle Seite." Aha, ein Freier mit Schuldgefühlen? Warum lässt er es dann nicht einfach? "Da wäre dann ein Leidensdruck", meint er. "Ich werde 50, meine sexuell aktive Zeit wird irgendwann zu Ende sein. Das Ausleben ist mir wichtig geworden." So wichtig? Wieder eine lange Pause. "Wenn ich das nicht könnte, würde mich das unglücklich machen. Ich weiß nicht, was ich machen würde."

"Du hast Schuldgefühle", schaltet sich der Jurist ein. "Das hatte ich auch. Aber ich habe eine lange Psychoanalyse gemacht, diese Sachen bin ich jetzt los."

"Ich bin hier eher zum Abgewöhnen", setzt ein junger, dicklicher Blonder ein. Er isst eine Banane und setzt sich neben mich. Wie jetzt? "Das ist mir so spontan rausgerutscht." Er denkt nach - und ich fühle mich langsam wie in einer therapeutischen Männergruppe. Also dieser hat eine Freundin. Und er will eigentlich auch nur eine Freundin, mit der er Sex hat. Aber dann suchen ihn diese Gedanken heim: Sex auch mit anderen Frauen. Werden stärker, bedrängen ihn, belästigen ihn. Bis er es wahr macht. Auf Montage, in Berlin. "Dann bin ich hier und denke: ,Was machst du da? Das ist doch gar nicht so toll.' Wenn ich dann nach Hause zu meiner Freundin komme, denke ich: Das hier, das ist doch genau richtig. Aber dann, nach ein paar Wochen, geht es wieder los."

Ist das Sucht? "Das frage ich mich auch oft", sagt Marco, 35, Wirtschaftsberater, charmant und untersetzt. Schon wieder so ein total reflektierter Mann. Marco hat zwei Studienabschlüsse, spricht fünf Sprachen, sagt er. Hat Mustafa die alle für heute gecastet? Die schlausten und kritischsten Freier? Das ist kein Zufall, sagt Marco: "Gehen Sie mal zu einer normalen Gangbang-Party. Das ist Massenabfertigung, widerlich." Auch die anderen Männer meinen, dass es woanders weniger schön sei, die Frauen lustlos wirkten. Es ist also kein Zufall, dass gerade Mustafa mich, die Journalistin, zum Besuch einlud, die anderen angefragten Etablissements aber nicht reagierten? Die Presse hat mal wieder die rühmliche Ausnahme gefunden, den Club, wo alles prima ist?

Wir sitzen jetzt in einem Spielraum, der gerade leer und deshalb ruhiger ist. Alle paar Sekunden tauchen allerdings Männer auf, mit oder ohne Handtuch, um zu gucken, ob doch was läuft.

Marco redet darüber, wie die Rocker in den größeren Clubs die Frauen organisieren. Da müsste man ran, aber doch nicht an die kleine Erlebniswohnung von Mustafa. Das Gangbang-Verbot - "reine Symbolpolitik". Marco ist auch Politologe. Schon wieder ein Akademiker. Aber Marco hat sich viele Gedanken über die Frauen gemacht. "Die müssen schon so eine Disposition haben, die haben was Bestimmtes erlebt." Was? Kommt nun die Alice-Schwarzer-These, dass Prostituierte oft missbraucht wurden? Aber das meint er nicht unbedingt. "Die haben meistens zerrüttete Elternhäuser und haben früh gemerkt, dass sie über Sex Anerkennung bekommen können", sagt er. Dieser Umgang mit dem eigenen Körper, "das schädigt die Frauen sicher auf die Dauer", meint er, "sie werden ja auch nicht immer sehr zuvorkommend behandelt." Und wie kommt er damit klar, dass er zu dieser Schädigung beiträgt? "Ich habe kein größeres Gewissensproblem, weil ich die Frauen gut behandle." Mit einigen sei er privat befreundet. Wenn er aber eine feste Freundin hätte, die er wirklich liebe, dann wäre diese Art von Sexualität für ihn nicht mehr möglich. Hat er deshalb keine Freundin? Wir sind wieder bei der Frage der Sucht. Sucht, Rausch, Glück. Depressionen, wenn man es nicht mehr hat. Was ist das hier für eine Art von Sexualität? Und wer nimmt sich hier das Recht auf diese Sucht und diesen Rausch? Viele Männer und ein paar Frauen. Und ist Abolitionismus das richtige Mittel gegen diesen Rausch? Oder ist es kein Zufall, dass diese Freier hier wirken wie eine Selbsterfahrungsgruppe?


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RE: Der Freier als Kunde

Beitrag von fraences »

Briefe aus dem Lustgewerbe

Was suchen Männer bei Prostituierten? Zuschriften aus dem Milieu des ältesten Gewerbes der Welt zeigen: Vielen Freiern geht es gar nicht um Sex. Von Daniela Gschweng
ALESSANDRO DELLA BELLA
: Männer suchen in Rotlichtvierteln nicht nur Sex, wie Briefe von Freiern zeigen.


Rund jeder fünfte Mann nimmt mindestens einmal jährlich Dienste des horizontalen Gewerbes in Anspruch, schätzt die Aidshilfe Schweiz. Genaue Zahlen dazu gibt es aber nicht.

Ebenfalls wenig weiss man darüber, warum die Männer überhaupt zu Sexarbeiterinnen gehen. «Den typischen Freier gibt es nicht», sagt Nicole Wehrle von der Aidshilfe beider Basel, die als Mitarbeiterin des «Don Juan»-Programms regelmässig Kontakt mit Freiern pflegt. Die Gründe für den Besuch von Prostituierten seien vielfältig: «Manche suchen eine diskrete Zuhörerin, anderen fehlt schlicht Sexualität.»

Auf Gemeinsamkeiten stösst man, wenn man auf Spurensuche geht. Und zwar nicht unbedingt auf die, die man erwarten würde. Sonja*, die eine Zeitlang als Escort-Dame arbeitete, veröffentlichte vor einigen Jahren mehrere Anzeigen in einem Sexanzeiger. Aus den Inseraten wird klar: Es geht um Sex für Geld. Aber nicht nur, wie die vielen Zuschriften von Freiern zeigen.

Um Sex geht es allenfalls kurz

Sonja hat die Antworten auf ihre Chiffre-Anzeigen gesammelt, sie füllen mehrere Ordner. In den Zuschriften, die sie bekommen hat, geht es auch ums Praktische, könnte man meinen: Wer, wann, wo, was, wie viel.

Weit gefehlt. In den teilweise seitenlangen Briefen ist vor allem die Rede von stimmungsvollen Abendessen, gegenseitiger Sympathie, Verständnis. Das Wort «Sex» taucht so gut wie nie auf. Dafür «Liebe», «Bekanntschaft», «Kennenlernen». Ausführlich beschrieben sind meist nur sehr ausgefallene Wünsche.
«Das höchste Gut der Prostitution ist die absolute Diskretion. So was wie ein Schweizer Nummernkonto», sagt die ehemalige Escort-Dame Sonja.

«Ich weiss, dass Du Zärtlichkeit und Verständnis brauchst», schreibt jemand. «Ich möchte Dich gerne zum Tanz ausführen», ein anderer. Jede Frau, die sich schon einmal in einem Dating-Forum über eindeutige Kontaktanfragen geärgert hat, wird sich jetzt vermutlich verwundert die Augen reiben.

Geld kommt in den Zuschriften oft nur am Rande vor. «Es dürfte sich erübrigen, zu sagen, dass ich für sämtliche Kosten grosszügig aufkomme», schreibt ein Mann. «Dir aus finanziellen Schwierigkeiten helfen», möchte ein anderer. Ein Briefschreiber bemerkt trocken: «Mit meinem Unkostenbeitrag möchte ich bis zu unserem nächsten Treffen warten.» Gut, so ernst nehmen muss man das nicht, scheinen doch alle schreibenden Herren Mitte 30, schlank und sportlich zu sein.
«Kein Freier sieht sich als Freier»

Ein bisschen Show ist Teil dieses Gewerbes. So schreibt etwa jemand, dass er käuflichen Sex «aus Prinzip» nicht befürwortet – um einige Zeilen später eine ausführliche Liste seiner Preisvorstellungen aufzuführen. Vergleichsweise ehrlich ist einer, der schreibt: «Weil zu Hause Funkstille ist, muss ich fremdgehen.» «Sex von der Stange» möchten mehrere Briefschreiber ausdrücklich nicht, «abgefertigt werden» auch nicht.

Nach mehreren Dutzend Seiten ist klar: Hier geht es meistens wenig um bezahlten Sex, dafür viel um – ja, was eigentlich? Sonja zuckt mit den Achseln. «Kein Freier sieht sich als Freier. Wir verkaufen eine Illusion.»
Eine Sehnsucht, die nie ganz erfüllt wird

Zwischen dem heimischen Schlafzimmer und einem Bordell gebe es kaum Unterschiede, sagt die ehemalige Sexarbeiterin Simone in einem kürzlich veröffentlichten Interview auf krautreporter.de. Sie findet das traurig.

Sex im Puff sei wie zu Hause, sagt auch Sonja, «nur ohne Liebe, wenn man mal Freier mit speziellen Interessen weglässt». Der Durchschnittsfreier suche mehr das aussergewöhnliche Erlebnis als schnellen Sex: eine (bezahlte) Geliebte, die sich am besten auch nach Monaten noch an ihn erinnere, was natürlich illusorisch sei. «Viele glauben auch, wir Profis hätten ein spezielles Geheimnis. Es gibt aber keines.»

«Unser Job ist es herauszufinden, was sich ein völlig Unbekannter unter aufregendem Sex vorstellt», sagt Sonja. Eine Sehnsucht, die freilich niemals ganz erfüllt wird, sonst käme der Kunde ja nicht wieder. «Wenn jemand möchte, dass die Frau auf ihre Kosten kommt, bekommt er eben das. Natürlich ist das gespielt». Der Rest ist Selbsttäuschung.
Falsche Vertrautheit

Realitätsverlust kann auch gefährlich werden. «Freier leben oft in der Vorstellung einer persönlichen Beziehung zu einer Sexarbeiterin», sagt Nicole Wehrle von der Basler Aidshilfe. «Es gibt immer wieder Männer, die davon ausgehen, dass sie die Einzigen sind, die ohne Kondom bedient werden. Dafür zahlen sie dann auch gerne mehr.» Dass die grosse Vertrautheit womöglich nur Ausdruck einer gestiegenen Miete ist, die mit einem höheren Einkommen kompensiert werden muss, wird verdrängt.

Vielen Männern geht es wohl auch um Gefühle auf Zeit. Gleichgültigkeit sei eher der Normalfall, sagt Rebecca Angelini von der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration, «den meisten ist die Befindlichkeit der Frau ziemlich egal».

Sonja findet beinahe alle Männer, die ihr geschrieben haben, naiv. Fast alle Briefe enthalten Angaben über Aussehen, Adresse, Beziehungsstatus. Viele Briefschreiber geben gleich ihre Telefonnummer mit an. Einer schrieb der «unbekannten Schönen» sogar auf dem Briefpapier der Firma, in der er arbeitet. Schlimm sei das nicht, sagt Sonja: «Das höchste Gut der Prostitution ist die absolute Diskretion. So was wie ein Schweizer Nummernkonto.»

http://www.tageswoche.ch/de/2015_1/lebe ... .htmFreier
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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