Gesundheitsamt Wien, ein klein wenig am richtigen Weg

Abgesehen vom Fehlen der nötigen Hilfsinstitutionen für Sexworker findet hier auch alles Platz, was ihr an bestehenden Einrichtungen auszusetzen habt oder loben wollt
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NoraSW
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Gesundheitsamt Wien, ein klein wenig am richtigen Weg

Beitrag von NoraSW »

Diese Woche war mein Termin am Gesundheitsamt erstmals nicht mit einem negativen Beigeschmack behaftet.

Vor sechs Wochen noch kam ich pünktlich hin und ein Security versperrte mir den Weg und forderte mich schroff auf ihm meine Karte zu zeigen.
Ich sah keinerlei Veranlassung diesem Gorilla, der dann deinen Namen quer durch das Gebäude brüllt, meine Papiere zu überlassen. Datenschutz???? Diskretion???
Am Weg zur Kassa, MA 40, sah ich mich dann mit 3 Gorillas konfrontiert, die wie üblich wissen wollten, wo ich hinwollte.
Da ich bereits zwei mal um sie herum geflitzt war, die letzten Male, sagte ich sehr laut ich sei Sexarbeiterin und ich sei am Weg zur Kassa und ob ich es nicht noch einmal noch lauter sagen soll, vielleicht hat es noch nicht jeder gehört.

Diesmal war alles anders. Kein Gorilla, kein Geschrei, alle waren frendlich. Auch auf der MA40 verstellte mir niemand den Weg.
Es ging flott, alle waren zuvorkommend und dann wurde ich gefragt , ob sich gratis und freiwillig einen Corona machen wolle.
Ja natürlich.
Ich hab dann mit der Dame getratscht, die die Tests macht. Über 90% der Sws gehen freiwillig zum Coronatest. Es war übrigens noch kein einziger Test positiv auf der MA 15 bei mehr als 200 Testungen.

Es stellt sich nun allerdings hier wieder die Frage, warum die sostigen Untersuchungen dann nicht freiwillig sind.
Scheinbar traut uns der Staat nicht zu, dass wir selbst auf unsere Körper achten können. ....
Aber grundsätzlich ist die Entwicklung mal sehr positiv.
Danke auch mal an dieser Stelle.
Zumindest muss man jetzt nicht mehr Angst haben, angebrüllt, angegafft und bloßgestellt zu werden.
Lg Nora

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Zwerg
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Re: Gesundheitsamt Wien, ein klein wenig am richtigen Weg

Beitrag von Zwerg »

Danke! Hört man gerne, dass sich da was zu tun scheint!

Ich möchte an dieser Stelle vermerken: Unsere oftmals geäußerte Kritik, bzgl. der Untersuchung ist höchst selten an die MitarbeiterInnen des Gesundheitsamtes gerichtet.

Unsere Kritik gilt der Politik! Den gesetzgebenden Organen, welche vor der Problematik der Unvereinbarkeit von Zwangsuntersuchungen mit Menschenrechten die Augen verschließen. Oder, so wie jetzt in Niederösterreich, die Lage von SexarbeiterInnen durch absurde Vorschriften verschlimmern.

Auch die Exekutive, welche immer wieder als Agent Provokateur sich scheinbar "eine Hetz macht"(manche Texte die uns vorliegen, lassen keinen anderen Schluss zu) um Übertretungen im Verwaltungsrecht zu ahnden, welche sie selbst angebahnt hat, ist zu hinterfragen.

Von fehlender Kommunikation oder fehlgeleiteten Mitteilungen (BetreiberInnen sind rechtlich als Vermieter anzusehen und somit völlig ungeeignet als verlängerter Arm des Gesetzgebers "Rechte und Pflichten" (oft eigen interpretiert) auszurichten, ganz zu schweigen.

Um es kurz zu machen! Ich danke für den obigen Beitrag! Und wir (!) danken den MitarbeiterInnen des Gesundheitsamtes Wien!

christian knappik
senioradmin sexworker.at