Ludwig Thoma

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Ludwig Thoma

Beitrag von ehemaliger_User »

Am 12.01.1867 wurde Ludwig Thoma geboren.

Stammt von ihm:
Es gäbe kein Gesetz und keine gesellschaftliche Moral, die mich hindern könnten, glücklich zu sein!

Schon als Schüler setzte er sich gegen Doppelmoral und Scheinheiligkeit heftig zur Wehr, er musste deshalb öfter die Schule wechseln.

1886 Abitur, Studium der Forstwirtschaft, Wechsel zu Jura. Rechtsanwalt.

Erste Veröffentlichungen im "Simplicissimus" unter dem Pseudonym Peter Schlemihl. 1899 gab er seine Tätigkeit als Rechtsanwalt auf und wurde fester Mitarbeiter des Simplicissimus, 1900 dessen Chefredakteur.

1906 sechs Wochen Stadelheim wegen "Beleidigung einiger Mitglieder eines Sittlichkeitsvereines" wegen eines Gedichtes im "Simplicissimus". Im selben Jahr Gründung der Zeitschrift "März" zusammen mit Hermann Hesse.

Thoma starb 1921. In seinen letzten Lebensmonaten verfasste er anonym viele antisemitische Aufsätze für den "Miesbacher Anzeiger".

Ludwig Thoma stellte in seinen Werken die herrschende Scheinmoral bloss. Ebenso prangerte er Schwäche und Dummheit des spiessbürgerlichen Milieus und das chauvinistische Preussentum mit seinem Militarismus an.

Mir gefallen besonders die mit Humor und Satire gewürzten Erzählungen und Einakter aus dem bäuerlichen und kleinstädtischem Oberbayern. Diese Schilderungen in den Romanen sind wohl deshalb besonders lebensnah, weil Thoma aus seiner Tätigkeit als Rechtsanwalts Einblicke in die Lebensumstände auf dem Lande gewinnen konnte.

Seine bekanntesten Werke:
Lausbubengeschichten (autobiographisch)
Tante Frieda
Der Ruepp
Josef Filsers Briedwexel (Briefwechsel eines bayrischen Landtagsabgeordneten)
Ein Münchner im Himmel

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=56ATB6j6eaI[/youtube]
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RE: Ludwig Thoma

Beitrag von friederike »

In einer (juristischen) Vorlesung wurde der "Simplizissimus" besprochen, die berühmte satirische Zeitschrift, die in den Jahren vor dem I. Weltkrieg in München ihre grosse Zeit hatte (also etwa 1895 - 1914). Die Zeitschrift wurde ständig wegen "Majestätsbeleidigung" und ähnlicher "Verbrechen" beschlagnahmt, verboten und verfolgt, ihre Journalisten zu Haftstrafen verurteilt, so wie Ludwig Thoma.

Schliesslich beschloss der Verleger, einen "Sitzredakteur" einzustellen: man ernannte einen Berufsverbrecher zum Chefredakteur und Verantwortlichen im Sinne des Presserechts ("V. i. S. d. P."), zahlte ihm ein regelmässiges und ordentliches Gehalt, und liess ihn die Haftstrafen absitzen, die so zwischen zwei Wochen und drei Monaten lagen. Alle waren glücklich damit, der Mann hatte zum ersten Mal in seinem Leben ordentlich Brot und sass die paar Wochen auf einer Backe ab.

Die Studenten sollten nun Stellung nehmen, ob so etwas (heutzutage) geht.

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Beitrag von alana »

Zu welchem Schluß sind die Studenten gekommen? :-)

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Beitrag von friederike »

Hi alana,

klar, das hat heute keinen Sinn mehr. Man kann nicht solche Alibi-Personen zwischenschalten!

Deswegen gibt es heute leider keine "Sitzredakteure" mehr. Auch in vielen anderen Branchen hätte man das vielleicht gerne ....

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Beitrag von ehemaliger_User »

Das gilt für die Presse, im "Milieu" ist es aber immer noch so, dass "Scheingeschäftsführer" notfalls ins Gefängsnis gehen. Oder Pensionäre kassieren als "Fuhrparkleiter" von Speditionen die Punkte in Flensburg.

Bestes Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit: Bei der Geschäftsführerin des "Pussy-Clubs" ging sogar das Gericht davon aus, dass sie eine "Strohfrau" sei.
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alana
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Beitrag von alana »

Naja, die Punkte in Flensburg bekommt immer der Fahrer selbst.

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Beitrag von ehemaliger_User »

@Alana

Für manche Delikte bekommt auch der Fahrzeughalter Punkte.

KBA - Punktekatalog,z.B. Nr. 189

Interessant bei Josef Filser:
Wenn er seinem Pfarrer schreibt, empört er sich z.B. über Bilder von nackten Frauen, seinem Kumpel schreibt er ausführlich, wie er in einer Nachtbar sein Geld losgeworden ist. Und damit es nicht rauskommt kann er keine Anzeige erstatten.

In seinen "Bauernromanen" schildert er, wie z.B. vom Bauern schwanger gewordene Mägde vom Hof vertrieben wurden und als "entehrt" galten, der Herr Oekonom aber immer fein raus war.

Im Lustspiel "Moral" zersetzt er die heuchlerische Moral von Honratioren und ehrpusseliger Familienväter.

Hier gibts das Scipt einer Germanistik-Vorlesung der Uni Regensburg Sommersemester 2007:
http://www.uni-regensburg.de/Fakultaete ... mer_07.pdf
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