Eine kleine Bettlektüre (Frankfurter Impressionen) für die liebe Forengemeinschaft. Viel Spaß.
-”Vergnügungsmeile”-
“Ich gehe mal eben Zigaretten holen,” meinte er unschuldig. Seine Frau, eine dralle Schwarzhaarige, blickte skeptisch. Sie kannte ihn nur zu genau: ”Du hast nur wieder die Spielautomaten im Kopf, “ rief sie erbost. “Naja, zwei Euro werde ich wohl mal riskieren dürfen!”
Der Glatzkopf konnte seine Stimme kaum bändigen. Er mochte es gar nicht, wenn sie in seine Wunde fasste. Schnell verschwand er aus der gemeinsamen Wohnung. Diese lag mitten in Frankfurts Rotlichtviertel.
Kaum war er auf der Straße, wurde er angesprochen. Eine süße Mandeläugige stellte sich im Eingangsbereich eines Freudenhauses in Pose: ”He Du, komm doch mal rein, Mama zeigt dir was Schönes!” Gezwungen lächelte er sie an: ”Keine Zeit,” und machte, das er aus ihrer Reichweite kam.
Schon kam ihm ein untersetzter Mann entgegen, streckte ihm die Hand hin, als würden sie sich bereits Jahre kennen: ”Hey Alter, na, brauchste irgendwas?” Er meinte Drogen aller Art. Ronny übersah die übe aus freundliche Haltung und wich aus. ”Solche Dinge kann ich nicht alleine entscheiden, da frag ich lieber mal nach,” und machte sich aus dem Staub. ”Aber wenn du mal was Gutes willst, kannste mich ruhig ansprechen, ich stehe immer hier, “orakelte es hinter ihm her.
In einem Hauseingang setzten sich zwei junge Frauen gerade die Nadel. Eine meinte: ”Hier sind überall Leute, sollen wir nicht wo anders....?” Sie konnte den Satz nicht beenden. Mit gierig zitternder Hand hatte ihre Freundin bereits das Heroin aufgezogen und das dünne Metall in die Fußvene gejagt. ”Ist mir doch scheißegal,” rief sie hysterisch.
Im Hauseingang lag eingepisst ein Alkoholiker. Urin lief über den Gehweg und Ronny machte einen langen Meter darüber hinweg. Überall standen Alkohol- und Drogenabhängige in Gruppen beieinander. Ein ausgemergelter Typ führte Selbstgespräche und lachte vergnügt. Wahrscheinlich hatte ihm sein Schatten gerade einen Witz erzählt. Fast sah es danach aus, als wolle er ihm anerkennend auf die imaginäre Schulter klopfen. Im Hintergrund kotzte sich jemand die Seele aus dem Leib.
Zwischen diesem Szenario schlängelten sich Banker und Büroangestellte ihren Weg. Manche bogen ab ins Rote Haus oder in eine andere Bumsoase.
Fast lief Ronny in eine Polizeikontrolle. Man hatte die ganze Kreuzung gesperrt. Jedoch half die Überpräsenz der Ordnungshüter nur wenig. Sie kämpften gegen einen Tausendfüßler. Bekamen sie ein Bein zu fassen, zogen weitere 999 unverdrossen weiter ihres Weges.
Schnell bog die Glatze ab in einen Spielsalon. Ronny war daddelsüchtig. Er orienterte sich durchs Leben von Groschengrab zu Groschengrab. Kaum hatte er ein wenig Kohle in der Tasche, hielt ihn nichts mehr. Das Geld musste einfach in die Automaten fallen, dabei verfiel der schlanke Mann in innere, völlig abwegige Monloge.”Gott, wenn du mich liebst, lässt du mich gewinnen. Einmal nur fünf Siebener, dann höre ich für immer auf, das schwöre ich dir!” Seine zweite Stimme meldete sich: ”So ist es recht, du muss ganz fest an mich glauben, dann kannst du gar nicht verlieren. Ich bin ein großzügige Gott, weiß du doch!”
Ronny dachte an all´ die aufgetunten Edelschlitten, die vor den Puffs parken, sah sich im Viper, den wünschte er sich schon von Kindesbeinen an, durch die City düsen und den großen Macker markieren.
Dann war das Geld wieder mal weg und der Schwarzgekleidete machte sich auf den Heimweg, Spießruten laufen, zweite Teil.
“Haste mal n´ Euro,” schnorrte ihn jemand von der Seite an. “Nee, alles verzockt!”
Die Bullen waren abgezogen, der Eingepisste in der Ausnüchterung und der Dealer nach wie vor freundlich. Sein Lächeln machte Hollywood alle Ehre. Die Hure sprach Ronny nicht an, dafür streichelte eine süße Transe ihm über den Rücken: “Kommste mit?”
Deprimiert fiel Ronny zu Hause angekommen aufs Bett und schloß die Augen: ” Warum lügst du mich immer wieder an,Gott?” , klagte seine innere Stimme. Warum haßt du mich bloß so sehr?” Neben ihm ließ sich seine Frau vernehmen: ”Du brauchst eine Therapie! Wenn du so weiter machst, lasse ich mich scheiden!” Sie meinte es zwar nicht so, aber Ronny kroch noch tiefer in sich hinein. So wurde ihm sein Leben langsam zum Grab, in dem er die Leiche abgab.
(Black Roses)
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Cool. Wenn ich aus dem Haus gehe, spricht mich niemand hübsches an, bietet mir keiner was an und es streichelt mir auch keine bunte Transe über den Rücken, dafür ist es ganz ruhig hier und keiner würde irgendwas vermuten...:-)
Niemals aufgeben. Heute ist hart, morgen wird es schlimmer, aber übermorgen wird die Sonne scheinen.
Jack Ma
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