Presseaussendung zum 2. Juni - Internationaler Hurentag
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Presseaussendung zum 2. Juni - Internationaler Hurentag
Am 2. Juni 1975, vor mehr als 40 Jahren, besetzten über hundert Sexarbeiter*innen die Kirche Saint-Nizier in Lyon. Unter dem Slogan „Der Staat ist der größte Zuhälter“ protestierten sie in erster Linie gegen die schikanöse Polizei, die ihnen die Arbeit fast verunmöglichte und mit willkürlichen Strafen wegen des „Anwerbens“ von Kunden viel Geld abnahm.
2018 stehen gesellschaftliche Diskriminierung, Stigmatisierung und Kriminalisierung von Sexarbeiter*innen, in Österreich wie in vielen anderen europäischen Ländern, nach wie vor an der Tagesordnung. Anlässlich des „Internationalen Hurentages“ fordern die Selbstorganisation von migrantischen Sexarbeiter*innen Red Edition (Wien), sexworker.at und die Beratungsstellen LEFÖ (Wien), PiA (Salzburg), iBUS (Innsbruck), SXA-Info (Graz) und maiz (Linz) die völlige Entkriminalisierung von Sexarbeit und einen respektvollen Umgang mit Sexarbeiter*innen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung oder sexuellen Identität!
Sexarbeiter*innen sind in Österreich als „Neue Selbstständige“ tätig und somit verpflichtet ihr Einkommen zu versteuern. Im Gegensatz zu den 1980er-Jahren haben in der Sexarbeit Tätige mittlerweile Zugang zum staatlichen Sozialversicherungssystem, jedoch fehlt es nach wie vor an einer tatsächlichen Gleichstellung mit anderen (selbstständigen) Erwerbsarbeiten. So stellen beispielsweise die verpflichtenden Kontrolluntersuchungen einen Eingriff in die Privat- und Intimsphäre von Sexarbeiter*innen dar. Auch im Kontakt mit Behörden erfahren Sexarbeiter*innen immer wieder Diskriminierungen.
Sexarbeit ist in Österreich weder ein anerkanntes Gewerbe, noch hatte der Urteilsspruch des OGH aus dem Jahr 2012, seitdem Sexarbeit nicht mehr per se als sittenwidrig gilt, progressive Auswirkungen auf die (Arbeits-)Rechte von Sexarbeiter*innen. Restriktive Regelungen, die zum Teil Abhängigkeiten von Betreiber*innen verstärken, hindern viele Sexarbeiter*innen an einem tatsächlich selbstständigen Arbeiten und stellen häufig Sonderregelungen dar, die auf moralischen Beurteilungen von Sexarbeit beruhen. Vorurteile, die Sexarbeit per se mit Gewalt und Kriminalität verbinden spielen in diesem Kontext eine zentrale Rolle.
Wir fordern daher:
• Rechtliche Gleichbehandlung und Gleichstellung von Sexarbeiter*innen mit anderen Erwerbstätigen durch die Entkriminalisierung von Sexarbeit und entsprechende aufenthaltsrechtliche Änderungen!
• Schutz vor Prekarisierung, Diskriminierung, Sexismus und Rassismus
• Sexarbeiter*innen sollen als Expert*innen in politische Entscheidungsprozesse mit eingebunden werden!