Fragen rund um HIV/AIDS

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Fragen rund um HIV/AIDS

Beitrag von Aids Hilfe Wien »

Was ist AIDS, was ist HIV?
Eine Infektion mit dem HI-Virus (steht für „Human Immunodeficiency Virus“, menschliches Immunschwächevirus) ist der Auslöser für die Erkrankung AIDS. Bei einer HIV-Infektion werden die Helferzellen des Immunsystems befallen; dies führt zu einer Schwächung des menschlichen Abwehrsystems. Bei Eintritt des HI-Virus in den Körper, kommt es zu einer Abwehrreaktion, bei der Antikörper gebildet werden, die das Virus aber nicht aus dem Körper entfernen können. Ein Teil der Helferzellen wird direkt von HIV zerstört. Je weniger Helferzellen vorhanden sind, desto stärker wird das Immunsystem geschwächt. Ist das Immunsystem so sehr geschwächt, dass zum Teil lebensbedrohliche Krankheitssymptome auftreten, führt eine HIV-Infektion zu AIDS ("Acquired Immune Deficiency Syndrome" bzw. "Erworbene Immunschwächekrankheit"). AIDS-krank oder Vollbild AIDS bedeutet, dass Krankheitssymptome oder Folgeerkrankungen auftreten, wie zum Beispiel das aus dem Film „Philadelphia“ bekannte Kaposi-Sarkom.

Wie wird das HI-Virus übertragen?

Die HIV-Infektion ist ansteckend, das bedeutet, dass ein HIV-positiver Mensch das Virus auf andere Menschen übertragen kann. Für eine Übertragung werden eine infektiöse Körperflüssigkeit und eine Eintrittspforte benötigt.

Körperflüssigkeiten

Nicht alle Körperflüssigkeiten sind infektiös, das heißt, in der Lage HIV zu übertragen. HIV befindet sich zwar in allen Körperflüssigkeiten, aber eine Körperflüssigkeit wird erst bei Überschreiten einer gewissen Virus-Konzentration infektiös.

Zu den nicht-infektiösen Körperflüssigkeiten zählen
- Speichel
- Tränen
- Urin
- Schweiß
- Stuhl
- Nasensekret

Zu den infektiösen Körperflüssigkeiten gehören
- Blut (auch Menstruationsblut)
- Sperma
- Hirnflüssigkeit
- Vaginalsekret
- Muttermilch

Übertragungswege
HIV kann nur übertragen werden, wenn eine der oben angeführten infektiösen Körperflüssigkeiten einer mit HIV-infizierten Person in den Körper oder auf die Schleimhäute einer anderen Person gelangen. Die wichtigsten Übertragungswege sind:

Sexuelle Übertragung

Vaginaler oder analer Verkehr
Vor allem bei ungeschütztem Vaginal- oder Analverkehr, aber auch bei anderen sexuellen Praktiken, bei denen Blut, Sperma oder Scheidenflüssigkeit über eine Schleimhaut bzw. Verletzungen an der Haut in den Körper des Partners/der Partnerin gelangt, kann HIV übertragen werden.

Oralverkehr
Der Oralverkehr birgt grundsätzlich ein geringeres Risiko für eine Übertragung des HI-Virus als der anale oder vaginale Geschlechtsverkehr. Dennoch sind einige wichtige Regeln zu beachten, damit man sich nicht mit HIV oder einer anderen sexuell übertragbaren Infektion ansteckt.

Orale Befriedigung der Frau
Wird eine Frau oral befriedigt und ist sie HIV-positiv, besteht für den Partner/die Partnerin ein geringes Infektionsrisiko infolge des Vaginalsekrets. Im Falle einer Blutbeimengung (z. B. Menstruationsblut) steigt das Übertragungsrisiko. Ist der/die befriedigende Partner/Partnerin HIV-positiv, besteht für die oral befriedigte Frau kein Risiko, sich mit HIV zu infizieren.

Orale Befriedigung des Mannes
Wenn ein HIV-positiver Mann oral befriedigt wird und der Samenerguss im Mund erfolgt, besteht für die/den befriedigende/ Partner/in ein Ansteckungsrisiko durch das infektiöse Sperma. Kommt es nicht zum Erguss im Mund, ist das Risiko äußerst gering. Ist die/der befriedigende Partnerin/Partner HIV-positiv, so besteht kein Risiko einer HIV-Übertragung für den befriedigten Mann.

Mutter-Kind-Übertragung

Kinder von HIV-positiven Frauen können während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Stillen mit HIV infiziert werden. Das Risiko der Übertragung hängt wesentlich von vorbeugenden Maßnahmen ab.

Intravenöser Drogengebrauch

Menschen, die sich Drogen spritzen und das Spritzbesteck mit anderen Menschen teilen („Needle Sharing“), haben ein hohes Infektionsrisiko. HIV im Blut, das in die Spritze aufgezogen wird, kann sich unter Umständen über einen längeren Zeitraum halten. Verwendet eine andere Person diese Spritze, so gelangt das mit HIV infizierte Blut direkt in die Blutbahn dieser Person.

Wie kann das HI-Virus nicht übertragen werden?

Wie bereits erwähnt, gehört HIV zu den schwer übertragbaren Krankheitserregern. Deshalb reichen die üblichen Hygienemaßnahmen im Haushalt, im Krankenhaus, in Arztpraxen, beim Friseur, etc. aus, um das Virus unschädlich zu machen. Im alltäglichen Umgang mit von HIV betroffenen Menschen besteht keine Gefahr der Übertragung und auch keine Notwendigkeit zur Distanz zu HIV-positiven/AIDS-kranken Menschen. Im Folgenden werden beispielhaft einige Situationen genannt, in denen keine Ansteckungsgefahr besteht:
 Gemeinsame Toilettenbenutzung
 Pflege von HIV-positiven/AIDS-kranken Menschen
 Gemeinsamer Gebrauch von Gläsern, Geschirr, Wäsche, Besteck, etc.
 Händedruck, Umarmen, Streicheln, Massieren
 Zärtlichkeiten, Küssen, etc.
 Spielen und Toben mit Kindern
 Zusammenarbeiten und –wohnen mit Menschen mit HIV/AIDS
 Anhusten oder Anniesen
 Gemeinsamer Sport
 Schwimmbad, Sauna, Duschen
 Insektenstiche, Haustiere

Wie kann man sich vor einer HIV-Infektion schützen?

Safer Sex
Sowohl beim Vaginal- als auch beim Analverkehr sollten immer Kondome verwendet werden. Kondome senken auch das Risiko einer Ansteckung mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Verwendet werden sollten nur Kondome in geprüfter Qualität. Weiters muss das Haltbarkeitsdatum beachtet werden. Die Verpackung darf nicht beschädigt sein und das Kondom muss vor direkter Sonneneinstrahlung, Hitze und Kälte, sowie vor Reibung, Druck und spitzen/scharfen Gegenständen geschützt werden. Die Verpackung sollte nicht mit einem Messer oder einer Schere oder sonstigen scharfkantigen Gegenständen geöffnet werden. Das Kondom darf erst übergezogen werden, wenn der Penis steif ist. Auch muss auf die richtige Wahl des Gleitmittels geachtet werden – es muss auf einer wasserlöslichen Basis aufgebaut sein, da fettlösliche Gleitmittel das Kondom beschädigen können. Während des Geschlechtsverkehrs sollte hin und wieder überprüft werden, ob das Kondom noch richtig sitzt. Nach dem Samenerguss muss der Penis samt Kondom aus dem Anus/der Vagina herausgezogen werden, solange er noch steif ist. Das Kondom muss dabei am Gummiring festgehalten werden. Kondome dürfen immer nur einmal verwendet werden.
Beim Oralverkehr darf der Samenerguss nicht im Mund der/des Partnerin/Partners erfolgen. Auch sollte darauf geachtet werden, dass Sperma nicht in die Augen oder andere Körperöffnungen gelangt.

Safer Use
Spritzenbestecke sollten nicht gemeinsam benutzt werden. Seit längerem gibt es in Österreich Spritzentausch-Programme, die es DrogengebraucherInnen ermöglichen, neue Spritzenbestecke zu erhalten.

Mutter-Kind-Übertragung
Werden keine Schutzmaßnahmen getroffen, so liegt die Wahrscheinlichkeit, dass eine HIV-positive Mutter das HI-Virus auf das Kind überträgt bei ca. 15 bis 30 Prozent. Durch eine verlängerte Stillzeit steigt die Wahrscheinlichkeit auf ca. 45 Prozent.
Mittlerweile gibt es Maßnahmen, die das Übertragungsrisiko auf ca. ein Prozent senken können. Dazu gehören die medikamentöse Behandlung der Mutter mit antiretroviralen Medikamenten, die Geburt durch Kaiserschnitt, um die Übertragung beim Geburtsvorgang zu vermeiden und der Verzicht auf das Stillen. Weiters sollte das Neugeborene vier bis sechs Wochen nach der Geburt antiretrovirale Medikamente erhalten, um das Risiko einer Übertragung zu senken.

Wie erfahre ich, ob ich HIV-positiv bin?
Ein HIV-Test schafft Gewissheit, ob eine HIV-Infektion vorliegt oder nicht. Es gibt Testverfahren, die entweder nach HIV-Antikörpern oder direkt nach dem Virus suchen.
Nach einer erfolgten Ansteckung dauert es ca. 12 Wochen, bis sich genügend nachweisbare Antikörper gebildet haben. Wird der Antikörpersuchtest vor dieser Zeit durchgeführt, sagt das Ergebnis nur etwas über die Zeit bis vor drei Monaten vor dem Test aus (das nennt man „diagnostisches Fenster“).
Wenn der Suchtest nach Antikörpern positiv ist, ist es vom Gesetz vorgeschrieben, zwei Bestätigungstests durchzuführen. Ist auch der erste Bestätigungstest positiv, ist die HIV-Infektion gesichert. Anschließend wird eine zweite Blutabnahme durchgeführt, um die theoretische Möglichkeit einer Verwechslung der Blutproben im Labor auszuschließen.
Beim direkten Virusnachweis (Polymerase Chain Reaction oder PCR) können das Virus bzw. Virusbestandteile direkt nachgewiesen werden. Hier wird das diagnostische Fenster auf zwei bis drei Wochen verkürzt. Erst dann hat das Testergebnis Aussagekraft.
Wichtig ist, dass ein HIV-Test mit einer Testberatung einhergeht, um das individuelle Ansteckungsrisiko abzuklären. Bei unsicheren Umständen sollten die Tests in einer angemessenen Zeit wiederholt werden.

Wo kann man sich auf HIV testen lassen?

Registrierte SexarbeiterInnen werden bei den Untersuchungen im Gesundheitsamt auch auf HIV getestet. Den HIV-Test kann man aber auch kostenlos und anonym bei den AIDS-Hilfen Österreichs durchführen lassen. Weiters gibt es bei ÄrztInnen und medizinisch diagnostischen Laboratorien die Möglichkeit, einen HIV-Antikörper-Test zu machen, allerdings ist der Test dann nicht anonym und in manchen Fällen mit Kosten verbunden.

Kann man sich gegen HIV impfen lassen?

Bislang gibt es keine Impfung gegen HIV. Gegenwärtig werden Impfstoffe erforscht, allerdings stellt sich dies als schwierig heraus, weil sich das Virus permanent verändert. Vermutlich wird es noch einige Jahre dauern, bis man erste Produkte einsetzen kann.

Gibt es eine Heilung?

HIV und AIDS sind nach wie vor nicht heilbar, aber behandelbar. Es gibt (noch) keine Substanz, die HIV aus dem Körper eliminieren kann. Seit geraumer Zeit stehen Medikamente zur Verfügung, mit welchen sich HIV/AIDS gut kontrollieren lassen. Allerdings ist zu bedenken, dass die Therapie teils mit schweren Nebenwirkungen (z.B. Übelkeit, Erbrechen, Leberbelastung, Allergien und Fettumverteilungsstörungen) verbunden ist.

Deshalb gilt weiterhin, dass das Vorbeugen durch Safer Sex und Safer Use der einzige sichere Schutz gegen eine HIV-Infektion ist! Für SexarbeiterInnen ist es besonders wichtig, sich vor HIV zu schützen - eine HIV-Infektion bedeutet, dass der "Deckel" abgenommen wird!


Wie viele Menschen sind österreich- bzw. weltweit von HIV/AIDS betroffen?

In Österreich sind seit dem Auftreten des ersten Falles 1983 2.627 Personen an AIDS erkrankt, davon sind in der Zwischenzeit 1.472 verstorben, derzeit leben in Österreich 1.155 AIDS-PatientInnen, ca. 12.000 - 15.000 Menschen sind mit HIV-infiziert (Stand Juni 2008) und ein Drittel davon sind Frauen. Bis zum Jahresende 2007 haben sich laut UNAIDS weltweit 33,2 Millionen Menschen mit dem Immunschwächevirus infiziert (50% sind weiblich) und im selben Jahr sind rund zwei Millionen Menschen an AIDS verstorben.

Kontakt zu den AIDS-Hilfen Österreichs?
www.aidshilfen.at