StudentInnen TU Wien: Modell Straßenstich

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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Zwerg
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StudentInnen TU Wien: Modell Straßenstich

#1

Beitrag von Zwerg »

Unsere Oberelfe und meine Minimalität waren am vergangenen Samstag bei der Präsentation eines WebLogs (Blog) mit dabei - StudentInnen der TU Wien (Architektur) machten sich im Rahmen eines eigenen Projektes Gedanken zum Thema "Sexarbeit und Raum" - wie stellt sich Sexarbeit in der Öffentlichkeit dar - bzw. warum dies so ist.

Man hinterfragte die geschichtlichen Hintergründe - und versuchte auch Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

Je mehr ich über dieses Projekt nachdenke, desto mehr bin ich überzeugt, dass die Frauen und Männer welche bei diesem Projekt mitgearbeitet haben meine Hochachtung verdienen. Es ist schwer für Jemand, der mit dem Thema absolut Nichts zu tun hat Informationen zu finden. Noch schwerer ist es die Inhalte dieser Informationen zu verifizieren, zu bewerten, abzuwägen.

Umso erstaunlicher ist es für mich, wie Qualitativ hochwertig die gesammelten Informationen waren - und auch, wie sehr die daraus resultierenden Gedankengänge und die Anflüge von Kritiken an der Gesetzgebung (und nicht zuletzt an der Gesellschaft) Hand und Fuß hatten.

Da ich es bei der Präsentation verabsäumt habe, nunmehr an dieser Stelle der Ausdruck meines Respektes und auch des Dankes! Ich finde es wichtig, dass man sich mit der Frage offen auseinandersetzt - und das haben die Mitwirkenden an dem Projekt zweifelsfrei getan!

Liebe, respektvolle Grüße

Christian

Die Adresse der vorgestellten Webseite:
http://twoday.tuwien.ac.at/mdi08/

Zu dem auf dem Blog veröffentlichten Interview von Herrn "D" werde ich noch gesondert posten - meine Kritik daran bezieht sich rein auf die Aussagen des Interviewten

Hier noch ein paar Gedanken welche bildlich umgesetzt wurden, die ich besonders nett gefunden habe:

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Zwerg
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#2

Beitrag von Zwerg »

Entgegnung

Ich möchte vorausschicken: Meine Kritik richtet sich nicht an die Gestalter dieser Webseite - ich begegne diesem Projekt mit dem Ausdruck meines Respektes! Meine Kritik richtet sich alleine an den Interviewten, dessen Aussagen ich nicht unwidersprochen im Raum stehen lassen möchte.

"Im Gegensatz zu den angemeldeten Animiermädchen sind diese Mädchen, die dort arbeiten, entweder selbstständig oder nicht angemeldet und somit illegal."

Ich möchte diese, im Interview aufgestellte, Behauptung keines Falls unwidersprochen im Netz stehen lassen! Sexarbeit ist eine selbstständige Arbeit - und es ist unkorrekt zu behaupten, dass selbstständige SexarbeiterInnen illegal wären (davon abgesehen, dass kein Mensch "illegal" sein kann). Im Gegenteil ist es meines Wissens nicht möglich Sexarbeit in einem Arbeitsverhältnis zu tätigen!

"Ja, diese illegalen Sexarbeiterinnen stellen ein großes Problem für die Angemeldeten dar, da sie sich billiger „verkaufen“, weil sie keine Steuern und keine Arztkosten zahlen müssen und dadurch den angemeldeten, legalen Sexarbeiterinnen Kunden wegnehmen."

SexarbeiterInnen "verkaufen sich" nicht! Sie bieten eine Dienstleistung. Die Behauptung, dass (angeblich) "illegale" SexarbeiterInnen keine Arztkosten zahlen müssten und deshalb unter Preis arbeiten, ist doppelt unrichtig. Die STD-Ambulanz steht kostenlos und anonym mit Rat und Tat (und Untersuchung) zur Seite - auch die Untersuchung für "Kontrollprostituierte (korrekter Ausdruck) ist kostenlos. Bzgl. der Steuer ist die Behauptung ebenfalls unrichtig - jegliche Einnahmen von Jedermann/Frau unterliegen grundsätzlich der Steuerpflicht

Ein Club oder eine Bar in der SexarbeiterInnen ohne Kontrollkarte von den Behörden angetroffen werden, würde sehr bald geschlossen werden - deshalb ist es unrichtig zu sagen, dass nur in den genannten Etablissements Frauen (der Ausdruck "Mädchen" alleine schon erzeugt mir Unwohlsein) mit Kontrollkarte arbeiten würden.

Mit freundlichen Grüßen

Christian Knappik

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Marc of Frankfurt
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Tolle Wien Info

#3

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Schön daß ihr da wart und danke für den Bericht.

Aber ganz wichtig scheint mir

Daß die Veranstalter die Präsenz von Sexworker erfahren konnten.
Damit habt ihr für alle Sexworker eine unerläßliche Kontrollfunktion erfüllt.


Daß einseitige Darstellungen möglichst schnell korrigiert werden können...

"nothing about us, without us"

Es wäre sicher sinnvoll auf Ebene vom Quatiersmanagement Sexworker Vertreter einzubinden in einen zukünftigen Konsultationsprozess.

Aber auch Prostitutionskunden.

Das Überwachungssystem mit KFZ-Nummernschildkameras, welches strukturelle Sicherheit für Sexworker bieten kann, aber auch zu "Name & Shame"-Kampangnen mißbraucht werden kann, fordert den Datenschutz heraus.

Die sonstigen Ideen zur Möblierung des Straßenraumes werte ich als Denkansatz die Straßenprostitution als Profession zu sehen oder aber zumindest als Lebensraum von schutzbedürftigen Menschen.

Die Horrorvision aller Stadtväter (und Mütter;-), die Umwandlung aller leerstehenden Geschäftsräume in Etablessements des SexBiz, ist wohl ehrer unrealistisch bei derzeitigen Marktverhältnissen.

Erfrischend wie das Thema Sperrgebietszonen mit Fotos diskutiert wird. Als graue Sexarbeiterschatten hätte ich mir jedoch lieber stolze graphische SW-Ikonen gewünscht. Auch sind die Karten mit den Kreisflecken zu ungenau für eine politische Aussage. Hätte man alle Verbotszonen und alle Restbereiche mal farblich klar unterschieden wäre es sicher deutlicher, wie räumlich&zeitlich flächendeckend das Berufsverbot Sexarbeit eigendlich ist.





Ganz fantastisch ist ganz am Ende des blogs die
Weltkarte der PROstitution
http://static.twoday.net/naggawikka/files/General.html
die ich ja immer schon gesucht hatte
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=18380#18380

Verkehrsschilder:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=7884#7884





Unser Blog mit Wien-Infos:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=922
www.sexworker.at/lokal





.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 01.07.2011, 16:09, insgesamt 1-mal geändert.

Hanna
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Re: Tolle Wien Info

#4

Beitrag von Hanna »

Marc of Frankfurt hat geschrieben:Ganz fantastisch ist ganz am Ende des blogs die Weltkarte der PROstitution
http://static.twoday.net/naggawikka/files/General.html
die ich ja immer schon gesucht hatte
viewtopic.php?p=18380#18380
.
hallo Marc,
kannst du mir erklären warum auf dieser Karte Schweden Grün (=Prostitution erlaubt) unterlegt ist??

lg, hanna
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Zwerg
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#5

Beitrag von Zwerg »

Hi Hanna!

Sexarbeit ist in Schweden erlaubt - das schwedische Modell bestraft den Freier - (und bringt somit die SexarbeiterIn in den Ruin)

Christian

Hanna
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#6

Beitrag von Hanna »

das weiß ich,
aber das ist heuchelei pur.
das ist so wie wenn du zwar das autofahren nicht verbietest aber dafür das parken.

Schweden: DUNKELROT NIX ANDERES!
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#7

Beitrag von Zwerg »

Na ja - hast schon recht - nur trotzdem ist es richtig recherchiert - übrigens: Ich habe Heute wieder mit einigen Leuten von der Uni gesprochen und ich muss meine Achtung vor den Leuten neuerlich zum Ausdruck bringen! Finde ich toll, dass sie auch am Int. Hurentag ihre Sympathie für die Sache bekunden

Christian

Hanna
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#8

Beitrag von Hanna »

wenn ich mir aber überlege, daß mit sowas ja auch Statistiken manipuliert werden können und Schweden dann sozusagen als "liberal" dasteht, sollte man sich wirklich überlegen ob man für die rubrik "Sexarbeit erlaubt" nicht härtere Kriterien anwendet, d.h. Sexarbeit gilt nur dort als erlaubt wo auch das Kontaktieren der Sexarbeiterin nicht unter Strafe steht.bei Zw

und sollte z.B. nur der Kunde von Zwangsprost. bestraft werden sollte man bestenfalls auf tw. frei/reglementiert erkennen!

dass ihr jetzt guten kontakt zu den Unileute (die z.B. für solche Definitionen wichtig sind) habt, freut mich natürlich. Da könnte man das ja gleich mal einfließen lassen...
Ich glaube ihr in Wien könnt stolz sein was in diesen nur 2 Jahren erreicht wurde. Das Glas ist gerade in dem Fall für mich nie halbleer sondern immer halbvoll!

lg, Hanna
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#9

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Ja die Kritik an der Karte ist berechtigt.

(Gerade ist die Karte nicht on-line / Wird sie überarbietet?)

Die Legende will wohl nur rechtliche die Situation für und aus der (fraulichen) Perspektive für Sexworker angeben.

Aber in der Legende heißt es "in denen Prostitution legal ist". Gemeint haben die Macher wohl unbewußt: "in denen 'ein sich Prostituieren' legal ist".

Eine interessante freudsche Fehlleistung, die auf den mangelnden Aufklärungsstand der Macher (oder gar ein residuales Stigma) hinweist...


Kommentiermöglichkeit:
http://twoday.tuwien.ac.at/mdi08/stories/314530/





.

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Straßenmöblierung

#10

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die Entwürfe zur Straßenstrich-Möblierung der Studenten sind klasse und viel besser als das, was Sexworker in Selbsthilfe bisher möglich war:

Bild




Quelle:
Soziologische Fotosammlung von Laura Agustín:
www.facebook.com/photos.php?id=806779510


Demo für das Modellprojekt Safer Straßenstrich Dortmund:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=1902&start=99
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 25.03.2011, 00:36, insgesamt 1-mal geändert.

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#11

Beitrag von Snickerman »

Link geht nicht!
Ich höre das Gras schon wachsen,
in das wir beißen werden!

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#12

Beitrag von Zwerg »

Der Link funktioniert nur, wenn man bei Facebook einen Account hat und sich automatisch einloggt.

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RE: StudentInnen TU Wien: Modell Straßenstich

#13

Beitrag von Zwerg »

Frauenkunstpreis
"Lipstick Demands"
07. Juli 2011 10:26

Erster Gabriele-Heidecker-Preis geht an Katharina Struber, deren Arbeit im öffentlichen Raum Rechte für Sexarbeiterinnen thematisiert


In Erinnerung an die Linzer Architektin und Künstlerin Gabriele Heidecker haben die Grünen Linz Dienstagabend erstmals den "Gabriele-Heidecker- Frauenkunstpreis vergeben. Ausgezeichnet wurde Katharina Struber aus Wien, die die Jury vor allem mit ihrem eingereichten Projekt "Lipstick Demands" überzeugen konnte. "Die Installation kopiert mit den großflächig rot verschlossenen Auslagenscheiben das Erscheinungsbild von Rotlichtlokalen, und thematisiert dabei die Forderungen von Sexarbeiterinnen nach klaren rechtlichen Rahmenbedingungen", so Struber, die den Preis von Frauenstadträtin Eva Schobesberger entgegennahm.

Feministische Perspektive im öffentlichen Raum

In den Arbeiten der Künstlerin finde sich auch das Wirken von Gabriele Heidecker wieder, meinte Schobesberger: "Sich mit dem öffentlichen Raum auseinanderzusetzen, und dabei auch immer eine feministische Perspektive einzunehmen. Heidecker hat nicht nur viel für die Frauen in Linz geleistet, sondern war eine Architektin, die nicht nur die Gebäude, sondern vor allem die Menschen in den Vordergrund bringen wollte."

Die Jury begründete ihre Wahl mit Stubers Aufgreifen gesellschaftspolitisch relevanter Themen: "Der Raum wird dabei nicht alleine für die Installation beansprucht, vielmehr dringt die Künstlerin in den Raum ein. Das gelingt Struber mit 'Lipstick Demands': Das Thematisieren von Sexarbeit, die Situation von migrantischen Sexarbeiterinnen sowie öffentlichem Raum hat eine hohe aktuelle gesellschaftliche Relevanz."

Private Stiftung

Der mit 5000 Euro dotierte Kunstpreis wurde von Schobesberger gestiftet und soll "einer großartigen Frau eine ehrenvolle Erinnerung schaffen". (red)

http://diestandard.at/1308680621328/Fra ... ck-Demands

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