Länderberichte IRAN:
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Länderberichte IRAN:
Ehe auf Zeit soll Prostitution eindämmen
Ein Vorschlag des iranischen Innenministers Pur-Mohammadi löst eine Kontroverse über den Umgang mit sexuellen Bedürfnissen aus. Wegen der hohen Arbeitslosigkeit haben viele junge Leute kein Geld für Hochzeit und Familiengründung
VON BAHMAN NIRUMAND
Um der erschreckend zunehmenden Prostitution im islamischen Gottesstaat Iran entgegenzuwirken, hat Innenminister Mostafa Pur-Mohammadi vorgeschlagen, zeitlich begrenzte Ehen einzuführen. "Wir müssen uns auf Verstöße und deren Auswirkungen gefasst machen, wenn wir nicht auf praktische Weise auf die sexuellen Bedürfnisse junger Menschen reagieren", sagte er während eines Vortrags in der heiligen Stadt Ghom.
Der Innenminister musste die Idee nicht erfinden. Zeitehe (Sigheh) und Vielehe wurden ursprünglich im Islam als Möglichkeiten zur Versorgung alleinstehender Frauen eingeführt. Doch in der Islamischen Republik hat sie auch eine andere Funktion. Als im Zuge der islamischen Revolution das Teheraner Stadtviertel Schahre Now (neue Stadt), ähnlich wie St. Pauli in Hamburg, in Brand gesteckt wurde, entstanden unmittelbar danach "islamische Freudenhäuser", an deren Eingang ein Geistlicher durch kurzzeitige Eheschließung die sexuelle Befriedigung der Männer religiös legalisierte.
Der Islam biete Lösungen für alle menschlichen Probleme und "die zeitliche Ehe ist eine Lösung für diese Art von Problemen", sagte der Minister, der selbst Geistlicher ist. Die Theologen des Landes sollten seinen Vorschlag prüfen. "Wir müssen keine Angst haben, in einem vom göttlichen Willen regierten Land zeitlich begrenzte Ehen zu fördern."
Der Vorschlag löste unterschiedliche Reaktionen aus. Der Parlamentsabgeordnete Schahriar Moschiri meinte, Zeitehe und Polygamie seien besser als "sündhafte Beziehungen" zwischen Frauen und Männern. Die Einführung dieser "Kultur" sei in einem Land wie Iran, in dem mehrere Millionen alleinstehender Frauen leben, zu empfehlen. Männer, die mehrere Frauen heiraten, müssten dazu aber finanziell in der Lage sein. Wenn eine Frau von einem Mann versorgt werde, bräuchte sie nicht ihren Körper zu verkaufen. Der Abgeordnete Djalal Yahyazadeh lehnte den Vorschlag ab. Von der Möglichkeit der Vielehe oder Zeitehe würden vorwiegend verheiratete Männer Gebrauch machen, argumentierte er. Die Einführung solcher unzeitgemäßen Regelungen würde den Islam diskreditieren.
Das durchschnittliche Heiratsalter liegt zurzeit im Iran bei Männern bei 26,7 Jahren, bei Frauen bei 22,4 Jahren. Es steigert sich pro Jahr um sechs Monate. Der Grund für dieses für iranische Verhältnisse späte Heiratsalter liegt in der hohen Arbeitslosigkeit, die bei jungen Männern bei 30 Prozent liegt. Viele Männer sind aufrund ihrer ökonomischen Verhältnisse nicht in der Lage, Familien zu gründen.
Fatemeh Adjorlu, Sprecherin der Frauenfraktion im islamischen Parlament, meinte zu dem Vorschlag des Innenministers, er würde nicht nur keine Lösung für die Probleme bringen, er würde im Gegenteil zusätzliche Probleme schaffen und viele Frauen ins Unglück stürzen. Denn in Anbetracht des bestehenden Ehe- und Familienrechts und des Sorgerechts könnten sich die Männer nach kurzer Zeit ohne Nachteile von Frauen trennen und sie mit einem oder mehreren Kindern ihrem Schicksal überlassen.
taz vom 4.6.2007, S. 7, 104 Z. (TAZ-Bericht)
http://www.taz.de/dx/2007/06/04/a0115.1/text.ges,1
Ein Vorschlag des iranischen Innenministers Pur-Mohammadi löst eine Kontroverse über den Umgang mit sexuellen Bedürfnissen aus. Wegen der hohen Arbeitslosigkeit haben viele junge Leute kein Geld für Hochzeit und Familiengründung
VON BAHMAN NIRUMAND
Um der erschreckend zunehmenden Prostitution im islamischen Gottesstaat Iran entgegenzuwirken, hat Innenminister Mostafa Pur-Mohammadi vorgeschlagen, zeitlich begrenzte Ehen einzuführen. "Wir müssen uns auf Verstöße und deren Auswirkungen gefasst machen, wenn wir nicht auf praktische Weise auf die sexuellen Bedürfnisse junger Menschen reagieren", sagte er während eines Vortrags in der heiligen Stadt Ghom.
Der Innenminister musste die Idee nicht erfinden. Zeitehe (Sigheh) und Vielehe wurden ursprünglich im Islam als Möglichkeiten zur Versorgung alleinstehender Frauen eingeführt. Doch in der Islamischen Republik hat sie auch eine andere Funktion. Als im Zuge der islamischen Revolution das Teheraner Stadtviertel Schahre Now (neue Stadt), ähnlich wie St. Pauli in Hamburg, in Brand gesteckt wurde, entstanden unmittelbar danach "islamische Freudenhäuser", an deren Eingang ein Geistlicher durch kurzzeitige Eheschließung die sexuelle Befriedigung der Männer religiös legalisierte.
Der Islam biete Lösungen für alle menschlichen Probleme und "die zeitliche Ehe ist eine Lösung für diese Art von Problemen", sagte der Minister, der selbst Geistlicher ist. Die Theologen des Landes sollten seinen Vorschlag prüfen. "Wir müssen keine Angst haben, in einem vom göttlichen Willen regierten Land zeitlich begrenzte Ehen zu fördern."
Der Vorschlag löste unterschiedliche Reaktionen aus. Der Parlamentsabgeordnete Schahriar Moschiri meinte, Zeitehe und Polygamie seien besser als "sündhafte Beziehungen" zwischen Frauen und Männern. Die Einführung dieser "Kultur" sei in einem Land wie Iran, in dem mehrere Millionen alleinstehender Frauen leben, zu empfehlen. Männer, die mehrere Frauen heiraten, müssten dazu aber finanziell in der Lage sein. Wenn eine Frau von einem Mann versorgt werde, bräuchte sie nicht ihren Körper zu verkaufen. Der Abgeordnete Djalal Yahyazadeh lehnte den Vorschlag ab. Von der Möglichkeit der Vielehe oder Zeitehe würden vorwiegend verheiratete Männer Gebrauch machen, argumentierte er. Die Einführung solcher unzeitgemäßen Regelungen würde den Islam diskreditieren.
Das durchschnittliche Heiratsalter liegt zurzeit im Iran bei Männern bei 26,7 Jahren, bei Frauen bei 22,4 Jahren. Es steigert sich pro Jahr um sechs Monate. Der Grund für dieses für iranische Verhältnisse späte Heiratsalter liegt in der hohen Arbeitslosigkeit, die bei jungen Männern bei 30 Prozent liegt. Viele Männer sind aufrund ihrer ökonomischen Verhältnisse nicht in der Lage, Familien zu gründen.
Fatemeh Adjorlu, Sprecherin der Frauenfraktion im islamischen Parlament, meinte zu dem Vorschlag des Innenministers, er würde nicht nur keine Lösung für die Probleme bringen, er würde im Gegenteil zusätzliche Probleme schaffen und viele Frauen ins Unglück stürzen. Denn in Anbetracht des bestehenden Ehe- und Familienrechts und des Sorgerechts könnten sich die Männer nach kurzer Zeit ohne Nachteile von Frauen trennen und sie mit einem oder mehreren Kindern ihrem Schicksal überlassen.
taz vom 4.6.2007, S. 7, 104 Z. (TAZ-Bericht)
http://www.taz.de/dx/2007/06/04/a0115.1/text.ges,1
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Länderbericht IRAN
Iran: Mullah-Regime nimmt öffentliche Steinigungen wieder auf
Freitag, 22 Juni 2007
Es ist eine überaus barbarische Tötungsform. Erstmals seit Jahren sind in Iran zwei Menschen zu einer öffentlichen Steinigung verurteilt worden - entgegen einer Verpflichtung, die das Regime der EU gegeben hat. Menschenrechtler sehen in dem Urteil eine politische Kampagne des Ahmadinedschad-Regimes.
Von Mohammad Reza Kazemi
Spiegel Online- Auf einem Gelände gegenüber dem Hauptfriedhof von Takistan, einer kleinen Stadt im Norden Irans, sind vor einigen Tagen zwei Gräben angelegt worden. Für Leichen sind sie eigentlich zu schmal - dennoch sind sie für Menschen gedacht. Für lebende Menschen.
Ein iranisches Gericht hat einen Mann und eine Frau zum Tode durch Steinigung verurteilt. Iranischen Menschenrechtsaktivisten zufolge sollten ursprünglich morgen früh um 9 Uhr ein Mann und eine Frau, in Leichentücher gewickelt, in diese Gräben gesteckt und dann mit Steinwürfen getötet werden. Ihr Vergehen: Ehebruch.
Wie iranische Nachrichtenagenturen am Mittwoch meldeten, wurde allerdings eine Aussetzung der Hinrichtung angeordnet. Ob es dabei bleibt, ist nach Einschätzung von Menschenrechtsaktivisten fraglich.
Die iranische Frauenrechtsaktivistin Shadi Sadr, 32, die eine Kampagne gegen Steinigungen in der Islamischen Republik gestartet hat, erhielt die Nachricht von der geplanten Hinrichtung gestern Nachmittag. Die Anwälte der Angeklagten wurden von der Justiz unter Druck gesetzt und trauen sich nicht, mit Journalisten über den Fall zu sprechen. Sadr jedoch hat sich an die Öffentlichkeit gewandt, in der Hoffnung, die Hinrichtung stoppen zu können. "öffentliche Steinigungen gab es in Iran in den ersten Jahren nach der Revolution", sagt Sadr im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. "Danach wurden Steinigungen nur noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit in geschlossenen Räumen durchgeführt, etwa in Gefängnissen."
Zur Prostitution gezwungen - und gesteinigt
Von scharfer Kritik seitens der internationalen Gemeinschaft ließen sich die Mullahs in Teheran über zwei Jahrzehnte lang nicht beeindrucken. Im Gesetz ist die grausame Tötungsform jedoch bis heute vorgesehen.
Getreu dieser Devise handelte ein Richter in der nordöstlichen Stadt Maschhad, als er im April vergangenen Jahres einen Mann und eine Frau wegen Ehebruchs steinigen ließ. Sadr und ihre Kolleginnen wurden zu spät informiert, konnten aber den Fall hinterher recherchieren und genau dokumentieren. In einem Beitrag des Fernsehkanals Arte Ende März berichteten sie detailliert über den Fall.
Die Daten zu Steinigungen werden von der iranischen Justiz strikt geheim gehalten. Sadrs Gruppe ist es trotzdem gelungen, bislang mehr als zehn Personen im ganzen Land zu identifizieren, die zur Steinigung verurteilt wurden. Das sei aber nur die Spitze des Eisberges, sagen die Menschenrechtlerinnen.
Eine der jetzigen beiden Todeskandidaten ist Mokarameh Ebrahimi, 43, eine Mutter von drei Kindern, die wegen Ehebruchs seit elf Jahren im Gefängnis sitzt. Sie soll laut Gerichtsurteil und Best?tigung der Stadtfunktionäre von Takistan zusammen mit dem Vater ihres jüngsten Kindes gesteinigt werden. Ihr Ehemann soll drogensüchtig sein, seine Frau zur Prostitution gezwungen haben. Doch das ließ der Richter nicht gelten.
"Die jetzige Regierung betreibt eine sehr radikale Politik"
Während das iranische Regime in der Vergangenheit Steinigungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchführen ließ, um von internationaler Kritik verschont zu bleiben, soll die Hinrichtung in diesem Fall provokativ öffentlich durchgeführt werden. Menschenrechtler spekulieren, dass sie dazu dienen soll, die Iraner von "Unzucht" abzuschrecken. Die Frauenrechtlerin Sadr sagt, die neue Praxis der Justiz sei auf die Machtübernahme von Präsident Mahmud Ahmadinedschad zurückzuführen. "Wenn sich die politische Atmosphäre des Landes ändert, werden selbstverständlich auch die anderen Bereiche beeinflusst", sagt Sadr. "Die jetzige Regierung betreibt eine sehr radikale Politik. Die Folge ist, dass auch einige Funktionäre der Justiz sagen: Wir wollen die islamischen Strafen vollziehen. Nach ihrer Argumentation dürfen die göttlichen Strafen nicht ausgesetzt werden."
Die politische Atmosphäre in Iran hat sich tatsächlich stark geändert. Ahmadinedschad treibt nicht nur eine konfrontative Außenpolitik, etwa im Atomkonflikt, sondern auch eine repressive Innenpolitik. Seit einiger Zeit herrscht in Iran eine Art Ausnahmezustand. Der Druck auf Andersdenkende und Andersgläubige hat enorm zugenommen. Die Inhaftierung von mehr als tausend Mitgliedern eines Sufi-Ordens im Februar vergangenen Jahres in der Stadt Qom und die Festnahme Hunderter Anhänger des kritischen Geistlichen Ajatollah Borudscherdi im Oktober waren der Beginn. Im März dieses Jahres wurden über 30 Frauenaktivistinnen, darunter Shadi Sadr, während einer friedlichen Protestaktion festgenommen und einige von ihnen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Zudem haben Polizisten unter dem Deckmantel der "Verbesserung der Sicherheit in der Gesellschaft" in den vergangenen Wochen landesweit Tausende "unislamisch", also leger, gekleidete Frauen und Männer auf den Stra?en verwarnt, Hunderte wurden verhaftet.
Dass einfache Bürger Irans das Regime bei seiner neuen harten Linie unterstützen und an der Steinigung teilnehmen werden, bezweifelt Shadi Sadr: "Ich denke nicht, dass die Menschen heutzutage solche Strafen akzeptieren." Aber selbst wenn die Einwohner der Stadt Takistan der Aufforderung des Richters nicht nachgehen und die Todeszeremonie boykottieren - für solche Fälle gibt es engagierte Henker, die das Urteil vollstrecken: Der Richter selbst werde den ersten Stein werfen, sagt Shadi Sadr.
ncr-iran
Freitag, 22 Juni 2007
Es ist eine überaus barbarische Tötungsform. Erstmals seit Jahren sind in Iran zwei Menschen zu einer öffentlichen Steinigung verurteilt worden - entgegen einer Verpflichtung, die das Regime der EU gegeben hat. Menschenrechtler sehen in dem Urteil eine politische Kampagne des Ahmadinedschad-Regimes.
Von Mohammad Reza Kazemi
Spiegel Online- Auf einem Gelände gegenüber dem Hauptfriedhof von Takistan, einer kleinen Stadt im Norden Irans, sind vor einigen Tagen zwei Gräben angelegt worden. Für Leichen sind sie eigentlich zu schmal - dennoch sind sie für Menschen gedacht. Für lebende Menschen.
Ein iranisches Gericht hat einen Mann und eine Frau zum Tode durch Steinigung verurteilt. Iranischen Menschenrechtsaktivisten zufolge sollten ursprünglich morgen früh um 9 Uhr ein Mann und eine Frau, in Leichentücher gewickelt, in diese Gräben gesteckt und dann mit Steinwürfen getötet werden. Ihr Vergehen: Ehebruch.
Wie iranische Nachrichtenagenturen am Mittwoch meldeten, wurde allerdings eine Aussetzung der Hinrichtung angeordnet. Ob es dabei bleibt, ist nach Einschätzung von Menschenrechtsaktivisten fraglich.
Die iranische Frauenrechtsaktivistin Shadi Sadr, 32, die eine Kampagne gegen Steinigungen in der Islamischen Republik gestartet hat, erhielt die Nachricht von der geplanten Hinrichtung gestern Nachmittag. Die Anwälte der Angeklagten wurden von der Justiz unter Druck gesetzt und trauen sich nicht, mit Journalisten über den Fall zu sprechen. Sadr jedoch hat sich an die Öffentlichkeit gewandt, in der Hoffnung, die Hinrichtung stoppen zu können. "öffentliche Steinigungen gab es in Iran in den ersten Jahren nach der Revolution", sagt Sadr im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. "Danach wurden Steinigungen nur noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit in geschlossenen Räumen durchgeführt, etwa in Gefängnissen."
Zur Prostitution gezwungen - und gesteinigt
Von scharfer Kritik seitens der internationalen Gemeinschaft ließen sich die Mullahs in Teheran über zwei Jahrzehnte lang nicht beeindrucken. Im Gesetz ist die grausame Tötungsform jedoch bis heute vorgesehen.
Getreu dieser Devise handelte ein Richter in der nordöstlichen Stadt Maschhad, als er im April vergangenen Jahres einen Mann und eine Frau wegen Ehebruchs steinigen ließ. Sadr und ihre Kolleginnen wurden zu spät informiert, konnten aber den Fall hinterher recherchieren und genau dokumentieren. In einem Beitrag des Fernsehkanals Arte Ende März berichteten sie detailliert über den Fall.
Die Daten zu Steinigungen werden von der iranischen Justiz strikt geheim gehalten. Sadrs Gruppe ist es trotzdem gelungen, bislang mehr als zehn Personen im ganzen Land zu identifizieren, die zur Steinigung verurteilt wurden. Das sei aber nur die Spitze des Eisberges, sagen die Menschenrechtlerinnen.
Eine der jetzigen beiden Todeskandidaten ist Mokarameh Ebrahimi, 43, eine Mutter von drei Kindern, die wegen Ehebruchs seit elf Jahren im Gefängnis sitzt. Sie soll laut Gerichtsurteil und Best?tigung der Stadtfunktionäre von Takistan zusammen mit dem Vater ihres jüngsten Kindes gesteinigt werden. Ihr Ehemann soll drogensüchtig sein, seine Frau zur Prostitution gezwungen haben. Doch das ließ der Richter nicht gelten.
"Die jetzige Regierung betreibt eine sehr radikale Politik"
Während das iranische Regime in der Vergangenheit Steinigungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchführen ließ, um von internationaler Kritik verschont zu bleiben, soll die Hinrichtung in diesem Fall provokativ öffentlich durchgeführt werden. Menschenrechtler spekulieren, dass sie dazu dienen soll, die Iraner von "Unzucht" abzuschrecken. Die Frauenrechtlerin Sadr sagt, die neue Praxis der Justiz sei auf die Machtübernahme von Präsident Mahmud Ahmadinedschad zurückzuführen. "Wenn sich die politische Atmosphäre des Landes ändert, werden selbstverständlich auch die anderen Bereiche beeinflusst", sagt Sadr. "Die jetzige Regierung betreibt eine sehr radikale Politik. Die Folge ist, dass auch einige Funktionäre der Justiz sagen: Wir wollen die islamischen Strafen vollziehen. Nach ihrer Argumentation dürfen die göttlichen Strafen nicht ausgesetzt werden."
Die politische Atmosphäre in Iran hat sich tatsächlich stark geändert. Ahmadinedschad treibt nicht nur eine konfrontative Außenpolitik, etwa im Atomkonflikt, sondern auch eine repressive Innenpolitik. Seit einiger Zeit herrscht in Iran eine Art Ausnahmezustand. Der Druck auf Andersdenkende und Andersgläubige hat enorm zugenommen. Die Inhaftierung von mehr als tausend Mitgliedern eines Sufi-Ordens im Februar vergangenen Jahres in der Stadt Qom und die Festnahme Hunderter Anhänger des kritischen Geistlichen Ajatollah Borudscherdi im Oktober waren der Beginn. Im März dieses Jahres wurden über 30 Frauenaktivistinnen, darunter Shadi Sadr, während einer friedlichen Protestaktion festgenommen und einige von ihnen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Zudem haben Polizisten unter dem Deckmantel der "Verbesserung der Sicherheit in der Gesellschaft" in den vergangenen Wochen landesweit Tausende "unislamisch", also leger, gekleidete Frauen und Männer auf den Stra?en verwarnt, Hunderte wurden verhaftet.
Dass einfache Bürger Irans das Regime bei seiner neuen harten Linie unterstützen und an der Steinigung teilnehmen werden, bezweifelt Shadi Sadr: "Ich denke nicht, dass die Menschen heutzutage solche Strafen akzeptieren." Aber selbst wenn die Einwohner der Stadt Takistan der Aufforderung des Richters nicht nachgehen und die Todeszeremonie boykottieren - für solche Fälle gibt es engagierte Henker, die das Urteil vollstrecken: Der Richter selbst werde den ersten Stein werfen, sagt Shadi Sadr.
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Hier eine - wenn auch sprachlich nicht perfekte Übersetzung eines Bekannten aus dem Spanischen:
EL PAÍS – INTERNACIONAL - ÁNGELES ESPINOSA - Teherán - 15/06/2007 -
Der Iran wird den Porno mit dem Tod bestrafen
Eine neue Norm sieht für diejenigen die Maximalstrafe vor, die bei Sexfilmen mitwirken
Das Iranische Parlament approbierte am vergangenen Mittwoch ein Gesetz, das es erlaubt, diejenigen mit der Todesstrafe zu kastigieren, die pornographisches Material produzieren oder protagonieren. Mit dieser Entscheidung, dem Anschein nach durch den Skandal von einem rezenten Video motiviert, auf dem man eine bekannte Schauspielerin sieht, wie sie gerade mit ihrem Freund Geschlechtsverkehr hat, wird man im Iran die Produktion von Pornographie mit dem Landesverrat, der Spionage, der Sodomie, dem Ehebruch http://www.learningpartnership.org/reso ... allaw/iran, der Prostitution oder der Apostasie http://de.wikipedia.org/wiki/Apostasie gleichsetzen, unter anderen Delikten, die mit der Pena capital sanktioniert werden.
„Diejenigen, die pornographische Werke produzieren oder direkt mit ihrer Elaboration vinkuliert sind, werden als Korrupte der Erde konsideriert sein und werden mit der korrespondierenden Strafe kastigiert werden können“, signalisiert der Gesetzestext, dermaßen wie er von der offiziellen Nachrichtenagentur IRNA ausgesendet wurde.
Ein „Korrupter der Erde“ zu sein, ist eines der schwerwiegendsten Verbrechen, die durch den Koran erwähnt werden. Der iranische Strafgesetzkode, der ihn nach der islamischen Revolution 1997 inkorporierte, bestraft ihn mit der Todesstrafe. Die Deputierten unterstützten den Vorschlag, die Strafe für die Verantwortlichen, Pornographie zu produzieren, zu aggravieren, indem sie sie durch überwältigende Mehrheit (148 síes, fünf noes und vier Abstentionen) in dieser Kategorie inkludierten. Das Gesetz bezieht sich auf Videos und elektronische Medien, wie CD und DVD. Pornozeitschriften und –bücher waren bereits prohibiert.
Es gab keine Diskussion darüber, was ein pornographisches Werk konstituiert: jenes, „dessen Inhalt darin besteht, die Nacktheit des Mannes und der Frau zu exponieren, während sie sexuelle Relationen unterhalten“. In den Köpfen von allen befand sich der Inhalt von einem klandestinen Video, das am vergangenen Freitag das Stadtgespräch von ganz Teheran war. Mit den Farbtönen auf Rot gedreht, wegen der Verwendung von einer Amateur-Kamera, zeigte es eine junge Iranerin, vermutlich die Schauspielerin Zahra Amir Ebrahimi, während sie mit ihrem Freund el Amor machte.
Das Gerücht besagt, dass sie es akzeptiert hatte, das aufzuzeichnen, bevor sie vom Land ausreiste, damit dass ihr Lover das als Andenken haben würde. Sie hat bestritten, die Protagonistin zu sein und beschuldigt einen vorgeblichen Verbitterten, ihre Karriere vernichten zu wollen, sie bleibt aber weiterhin unter der Investigation der Staatsanwaltschaft. Im Iran, wo der geringste physische Kontakt zwischen einer Mujer und einem Hombre prohibiert ist, die nicht ersten Grades miteinander verwandt sind, müssen sich die Frauen in der Öffentlichkeit vollständig bedecken und nicht einmal in den Filmen zeigen sich das Haar oder Gesten der Zuneigung denen gegenüber, die die Rolle von Ehemännern oder Freunden spielen.
Ferner bedeutet das neue Gesetz, dass diese Delikte dazu übergehen werden, durch Revolutionstribunale prozessiert zu sein, einer von den Menschenrechtsverteidigern infrage gestellten Instanz. Bevor es in Kraft tritt, muss es das Plazet des Rates der Wächter erhalten, einer Spezies von designierter Erster Kammer, die die Entscheidungen des Parlaments ratifiziert, aber in Anbetracht von ihrem Konservatismus ist es nicht vorhersehbar, dass es Schwierigkeiten vorfinden wird.
Der Iran befindet sich im Visier der internationalen Menschenrechtsorganisationen, weil er die Todesstrafe beibehält. Laut Amnistía Internacional beliefen sich die Exekutierten im vergangenen Jahr auf 177. Was das bisherige Jahr anbelangt, so hat FRANCE PRESSE 98 verbucht.
<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<
Mein Kommentar: Dieser religiöse Wahnsinn im Namen des großartigen "Allah" gegen alles außereheliche Sexuelle würde noch weit eher Sanktionen der internationalen Staaatengemeinschaft verdienen als die Frage der Atomanreicherung!
sixela
EL PAÍS – INTERNACIONAL - ÁNGELES ESPINOSA - Teherán - 15/06/2007 -
Der Iran wird den Porno mit dem Tod bestrafen
Eine neue Norm sieht für diejenigen die Maximalstrafe vor, die bei Sexfilmen mitwirken
Das Iranische Parlament approbierte am vergangenen Mittwoch ein Gesetz, das es erlaubt, diejenigen mit der Todesstrafe zu kastigieren, die pornographisches Material produzieren oder protagonieren. Mit dieser Entscheidung, dem Anschein nach durch den Skandal von einem rezenten Video motiviert, auf dem man eine bekannte Schauspielerin sieht, wie sie gerade mit ihrem Freund Geschlechtsverkehr hat, wird man im Iran die Produktion von Pornographie mit dem Landesverrat, der Spionage, der Sodomie, dem Ehebruch http://www.learningpartnership.org/reso ... allaw/iran, der Prostitution oder der Apostasie http://de.wikipedia.org/wiki/Apostasie gleichsetzen, unter anderen Delikten, die mit der Pena capital sanktioniert werden.
„Diejenigen, die pornographische Werke produzieren oder direkt mit ihrer Elaboration vinkuliert sind, werden als Korrupte der Erde konsideriert sein und werden mit der korrespondierenden Strafe kastigiert werden können“, signalisiert der Gesetzestext, dermaßen wie er von der offiziellen Nachrichtenagentur IRNA ausgesendet wurde.
Ein „Korrupter der Erde“ zu sein, ist eines der schwerwiegendsten Verbrechen, die durch den Koran erwähnt werden. Der iranische Strafgesetzkode, der ihn nach der islamischen Revolution 1997 inkorporierte, bestraft ihn mit der Todesstrafe. Die Deputierten unterstützten den Vorschlag, die Strafe für die Verantwortlichen, Pornographie zu produzieren, zu aggravieren, indem sie sie durch überwältigende Mehrheit (148 síes, fünf noes und vier Abstentionen) in dieser Kategorie inkludierten. Das Gesetz bezieht sich auf Videos und elektronische Medien, wie CD und DVD. Pornozeitschriften und –bücher waren bereits prohibiert.
Es gab keine Diskussion darüber, was ein pornographisches Werk konstituiert: jenes, „dessen Inhalt darin besteht, die Nacktheit des Mannes und der Frau zu exponieren, während sie sexuelle Relationen unterhalten“. In den Köpfen von allen befand sich der Inhalt von einem klandestinen Video, das am vergangenen Freitag das Stadtgespräch von ganz Teheran war. Mit den Farbtönen auf Rot gedreht, wegen der Verwendung von einer Amateur-Kamera, zeigte es eine junge Iranerin, vermutlich die Schauspielerin Zahra Amir Ebrahimi, während sie mit ihrem Freund el Amor machte.
Das Gerücht besagt, dass sie es akzeptiert hatte, das aufzuzeichnen, bevor sie vom Land ausreiste, damit dass ihr Lover das als Andenken haben würde. Sie hat bestritten, die Protagonistin zu sein und beschuldigt einen vorgeblichen Verbitterten, ihre Karriere vernichten zu wollen, sie bleibt aber weiterhin unter der Investigation der Staatsanwaltschaft. Im Iran, wo der geringste physische Kontakt zwischen einer Mujer und einem Hombre prohibiert ist, die nicht ersten Grades miteinander verwandt sind, müssen sich die Frauen in der Öffentlichkeit vollständig bedecken und nicht einmal in den Filmen zeigen sich das Haar oder Gesten der Zuneigung denen gegenüber, die die Rolle von Ehemännern oder Freunden spielen.
Ferner bedeutet das neue Gesetz, dass diese Delikte dazu übergehen werden, durch Revolutionstribunale prozessiert zu sein, einer von den Menschenrechtsverteidigern infrage gestellten Instanz. Bevor es in Kraft tritt, muss es das Plazet des Rates der Wächter erhalten, einer Spezies von designierter Erster Kammer, die die Entscheidungen des Parlaments ratifiziert, aber in Anbetracht von ihrem Konservatismus ist es nicht vorhersehbar, dass es Schwierigkeiten vorfinden wird.
Der Iran befindet sich im Visier der internationalen Menschenrechtsorganisationen, weil er die Todesstrafe beibehält. Laut Amnistía Internacional beliefen sich die Exekutierten im vergangenen Jahr auf 177. Was das bisherige Jahr anbelangt, so hat FRANCE PRESSE 98 verbucht.
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Mein Kommentar: Dieser religiöse Wahnsinn im Namen des großartigen "Allah" gegen alles außereheliche Sexuelle würde noch weit eher Sanktionen der internationalen Staaatengemeinschaft verdienen als die Frage der Atomanreicherung!
sixela
Die Welt ist umso freier, je weniger Religion und je mehr Sex praktiziert wird
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Die Regierung wird nervös
Die Regierung wird nervös
Tausende Iranerinnen klären ihre Landsfrauen über ihre Rechte auf und rufen Irans größte Frauenbewegung ins Leben - Frauenaktivistin Tohidi im derStandard.at-Interview
Wien - Sie reden sie auf der Straße an, im Bus, in Parks und gehen zu den Leuten nach Hause. Ihr Lockmittel: eine Broschüre und eine Petitionsliste. Sie gehören zu keiner Sekte oder verdeckten Guerilla-Bewegung. Mit der Kampagne "Eine Million Unterschriften für die Änderung diskriminierender Gesetze" fordern iranische Frauen unterschiedlicher Denkschulen, Schichten und Altersgruppen seit August 2006 was ihnen längst zusteht: gleiche Rechte. Die Kampagne zählt zu den größten Frauenkampagnen, die das Land erlebt hat. Zehntausende haben bereits unterschrieben. Zwei Jahre Zeit geben sich die Frauen um die Millionen-Grenze zu erreichen. Anschließend wird die Petition dem Parlament vorgelegt. Zu den prominenten Unterzeichnern gehören Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi sowie die Dichterin Simin Behbahani oder Regisseur und Preisträger zahlreicher Filmfestivals Jafar Panahi. Auch Nayereh Tohidi zählt zu den ersten Unterzeichnern der Kampagne. Die Soziologin, tätig an der California State University, gehört zu den bekanntesten internationalen Sprecher der Kampagne.
derStandard.at: Inwiefern unterscheidet sich diese Kampagne von bisherigen Protest-Aktionen?
Tohidi: Die Aktivisten sind im permanenten Dialog mit normalen Leuten. Sie gehen zu ihnen nach Hause, treffen sie in der Arbeit, im Bus, im Zug, in Parks. Mit der leicht verständlichen Broschüre klären sie die Frauen über ihre Rechte auf und selbst wenn die Leute nicht unterschreiben, sind sie zumindest informiert. Die Bewegung ist sehr transparent. Es ist keine Untergrund-Bewegung, und nicht militant. Sie fordern das Recht heraus ohne dagegen zu verstoßen. Die Regierung wird nervös, weil die Kampagne immer größer wird und Einfluss auf die Leute hat. Deswegen werden die Aktivisten auch verhaftet und man wirft ihnen vor, die nationale Sicherheit zu bedrohen.
derStandard.at: Sie haben bei einem Vortrag zur iranischen Frauenbewegung gesagt, dass es sich bei der Kampagne um eine unabhängige Bewegung handelt, frei von jeglichen Ideologien oder westlicher Schirmherrschaft. Kann sie dadurch mehr in der iranischen Gesellschaft bewirken?
Tohidi: Vielleicht. Weil die Initiative sehr breit gefasst ist. Die Kampagne ist unabhängig von der Regierung, politischen Parteien, aber auch vom Westen. Das heißt nicht, dass die Bewegung nicht informiert ist über die Erfolge des westlichen Feminismus. Aber man hat gelernt nicht nur auf westliche Modelle zu schauen, sondern auch Eigenheiten in der Region zu berücksichtigen.
derStandard.at: Hat so eine Kampagne um Frauenrechte jetzt eine Zukunft, wenn sich die Leute zurzeit mehr Gedanken darüber machen, dass das Benzin rationiert wird oder sich der Iran wegen seiner Atompolitik isoliert?
Tohidi: Die Kampagne muss auch nicht mit diesen Themen mithalten. Wenn Frauen über Forderungen sprechen, heißt es immer: jetzt ist nicht die Zeit für Frauen und es gibt Wichtigeres. Natürlich machen sich mehr Leute Gedanken um ihre Jobs, die steigenden Preise, die Wohnungssituation, etc. Aber diese Bewegung ist etwas Langfristiges. Für Frauen der Mittelschicht sind diese Themen sehr wichtig.
derStandard.at: Inwiefern hat sich die Situation in der Ahmadinejad-Ära für Frauen verändert?
Tohidi: Verbesserungen habe ich keine gesehen. Bei den Frauenagenden gibt es mehr Einschränkungen. Während die Frauen in den letzten vier Jahren der Khatami-Ära Seminare abhalten und sich versammeln durften, ist es unter Ahmadinejad nicht erlaubt sich zu treffen. Es herrscht eine gewisse Paranoia. Jeder ist verdächtig.
derStandard.at: Bezüglich der Frauenagenda: Erst kürzlich hat Innenminister Mostafa Pour Mohammadi vorgeschlagen die Kurzehe (Anm. Mündlicher Vertrag zwischen Mann und Frau. Kann von einer Stunde bis zu mehreren Monaten dauern. Beinhaltet Vereinbarungen z.B. Beischlaf gegen Unterhalt) beliebter zu machen. Versucht man hier nur Prostitution zu legitimieren oder kann man das als Toleranz gegenüber vorehelichen Beziehungen interpretieren?
Tohidi: Das glaube ich nicht. Es ist nicht das erste Mal, dass eine Regierung für die Kurzehe wirbt. Es gibt derzeit eine regelrechte Ehe-Krise. Es ist teuer zu heiraten und eine eigene Familie zu gründen. Die Regierung sollte wissen, dass die Kurzehe nichts lösen wird, sondern sie damit der Prostitution ihren Sanktus gibt. Die Kurzehe bedroht die Familie. Außerdem ist sie diskriminierend. Alle Männer dürfen eine Kurzehe schließen, während es bei den Frauen nur Singles und Witwen dürfen. Sie verhindert, dass die Leute tatsächlich heiraten. Warum sollten sie auch, wenn sie so viele Kurzehen wie möglich haben können. Aus diesem Grund sind auch einige religiöse Autoritäten dagegen.
derStandard.at: Wie schätzen Sie die Einschüchterungspolitik der Regierung ein, wenn sie laufend IranerInnen, ob JournalistInnen oder UniversitätsdozentInnen wie Haleh Esfandiari mit doppelter Staatsangehörigkeit, unter Hausarrest stellen, nicht ausreisen lassen oder sogar inhaftieren?
Tohidi: Das hat verschiedene Gründe. Einerseits hat man etwas gegen die Amerikaner in der Hand wegen der fünf inhaftieren Iraner – den so genannten "Diplomaten" - in der nordirakischen Stadt Erbil. So kann man Druck auf die Amerikaner ausüben. Andererseits will man jene Iraner, die eine Doppelstaatsbürgerschaft haben, im Ausland leben und pro-demokratische Bewegungen unterstützen, einschüchtern. Man will verhindern, dass sie in den Iran kommen und auch dass Iraner das Land verlassen und Kontakt zu internationalen Organisationen knüpfen.
derStandard.at: Haben Sie vor demnächst in den Iran zu fahren?
Tohidi: Nicht in näherer Zukunft. Das letzte Mal war ich 1994 dort. (Solmaz Khorsand, derStandard.at/3.7.2007)
Zur Person: Nayereh Tohidi lebt seit 28 Jahren in den Vereinigten Staaten. Derzeit ist die Soziologin Leiterin des "Women’Studies Department" der California State University. Tohidi forscht zu Themen wie Gender, Religion und Demokratisierung im Nahen Osten sowie in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Außerdem hat sie unter anderem als UN-Beraterin für Projekte der UNICEF und UNDP (United Nation Development Programme) gearbeitet.
http://derstandard.at/?url=/?id=2944221
Tausende Iranerinnen klären ihre Landsfrauen über ihre Rechte auf und rufen Irans größte Frauenbewegung ins Leben - Frauenaktivistin Tohidi im derStandard.at-Interview
Wien - Sie reden sie auf der Straße an, im Bus, in Parks und gehen zu den Leuten nach Hause. Ihr Lockmittel: eine Broschüre und eine Petitionsliste. Sie gehören zu keiner Sekte oder verdeckten Guerilla-Bewegung. Mit der Kampagne "Eine Million Unterschriften für die Änderung diskriminierender Gesetze" fordern iranische Frauen unterschiedlicher Denkschulen, Schichten und Altersgruppen seit August 2006 was ihnen längst zusteht: gleiche Rechte. Die Kampagne zählt zu den größten Frauenkampagnen, die das Land erlebt hat. Zehntausende haben bereits unterschrieben. Zwei Jahre Zeit geben sich die Frauen um die Millionen-Grenze zu erreichen. Anschließend wird die Petition dem Parlament vorgelegt. Zu den prominenten Unterzeichnern gehören Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi sowie die Dichterin Simin Behbahani oder Regisseur und Preisträger zahlreicher Filmfestivals Jafar Panahi. Auch Nayereh Tohidi zählt zu den ersten Unterzeichnern der Kampagne. Die Soziologin, tätig an der California State University, gehört zu den bekanntesten internationalen Sprecher der Kampagne.
derStandard.at: Inwiefern unterscheidet sich diese Kampagne von bisherigen Protest-Aktionen?
Tohidi: Die Aktivisten sind im permanenten Dialog mit normalen Leuten. Sie gehen zu ihnen nach Hause, treffen sie in der Arbeit, im Bus, im Zug, in Parks. Mit der leicht verständlichen Broschüre klären sie die Frauen über ihre Rechte auf und selbst wenn die Leute nicht unterschreiben, sind sie zumindest informiert. Die Bewegung ist sehr transparent. Es ist keine Untergrund-Bewegung, und nicht militant. Sie fordern das Recht heraus ohne dagegen zu verstoßen. Die Regierung wird nervös, weil die Kampagne immer größer wird und Einfluss auf die Leute hat. Deswegen werden die Aktivisten auch verhaftet und man wirft ihnen vor, die nationale Sicherheit zu bedrohen.
derStandard.at: Sie haben bei einem Vortrag zur iranischen Frauenbewegung gesagt, dass es sich bei der Kampagne um eine unabhängige Bewegung handelt, frei von jeglichen Ideologien oder westlicher Schirmherrschaft. Kann sie dadurch mehr in der iranischen Gesellschaft bewirken?
Tohidi: Vielleicht. Weil die Initiative sehr breit gefasst ist. Die Kampagne ist unabhängig von der Regierung, politischen Parteien, aber auch vom Westen. Das heißt nicht, dass die Bewegung nicht informiert ist über die Erfolge des westlichen Feminismus. Aber man hat gelernt nicht nur auf westliche Modelle zu schauen, sondern auch Eigenheiten in der Region zu berücksichtigen.
derStandard.at: Hat so eine Kampagne um Frauenrechte jetzt eine Zukunft, wenn sich die Leute zurzeit mehr Gedanken darüber machen, dass das Benzin rationiert wird oder sich der Iran wegen seiner Atompolitik isoliert?
Tohidi: Die Kampagne muss auch nicht mit diesen Themen mithalten. Wenn Frauen über Forderungen sprechen, heißt es immer: jetzt ist nicht die Zeit für Frauen und es gibt Wichtigeres. Natürlich machen sich mehr Leute Gedanken um ihre Jobs, die steigenden Preise, die Wohnungssituation, etc. Aber diese Bewegung ist etwas Langfristiges. Für Frauen der Mittelschicht sind diese Themen sehr wichtig.
derStandard.at: Inwiefern hat sich die Situation in der Ahmadinejad-Ära für Frauen verändert?
Tohidi: Verbesserungen habe ich keine gesehen. Bei den Frauenagenden gibt es mehr Einschränkungen. Während die Frauen in den letzten vier Jahren der Khatami-Ära Seminare abhalten und sich versammeln durften, ist es unter Ahmadinejad nicht erlaubt sich zu treffen. Es herrscht eine gewisse Paranoia. Jeder ist verdächtig.
derStandard.at: Bezüglich der Frauenagenda: Erst kürzlich hat Innenminister Mostafa Pour Mohammadi vorgeschlagen die Kurzehe (Anm. Mündlicher Vertrag zwischen Mann und Frau. Kann von einer Stunde bis zu mehreren Monaten dauern. Beinhaltet Vereinbarungen z.B. Beischlaf gegen Unterhalt) beliebter zu machen. Versucht man hier nur Prostitution zu legitimieren oder kann man das als Toleranz gegenüber vorehelichen Beziehungen interpretieren?
Tohidi: Das glaube ich nicht. Es ist nicht das erste Mal, dass eine Regierung für die Kurzehe wirbt. Es gibt derzeit eine regelrechte Ehe-Krise. Es ist teuer zu heiraten und eine eigene Familie zu gründen. Die Regierung sollte wissen, dass die Kurzehe nichts lösen wird, sondern sie damit der Prostitution ihren Sanktus gibt. Die Kurzehe bedroht die Familie. Außerdem ist sie diskriminierend. Alle Männer dürfen eine Kurzehe schließen, während es bei den Frauen nur Singles und Witwen dürfen. Sie verhindert, dass die Leute tatsächlich heiraten. Warum sollten sie auch, wenn sie so viele Kurzehen wie möglich haben können. Aus diesem Grund sind auch einige religiöse Autoritäten dagegen.
derStandard.at: Wie schätzen Sie die Einschüchterungspolitik der Regierung ein, wenn sie laufend IranerInnen, ob JournalistInnen oder UniversitätsdozentInnen wie Haleh Esfandiari mit doppelter Staatsangehörigkeit, unter Hausarrest stellen, nicht ausreisen lassen oder sogar inhaftieren?
Tohidi: Das hat verschiedene Gründe. Einerseits hat man etwas gegen die Amerikaner in der Hand wegen der fünf inhaftieren Iraner – den so genannten "Diplomaten" - in der nordirakischen Stadt Erbil. So kann man Druck auf die Amerikaner ausüben. Andererseits will man jene Iraner, die eine Doppelstaatsbürgerschaft haben, im Ausland leben und pro-demokratische Bewegungen unterstützen, einschüchtern. Man will verhindern, dass sie in den Iran kommen und auch dass Iraner das Land verlassen und Kontakt zu internationalen Organisationen knüpfen.
derStandard.at: Haben Sie vor demnächst in den Iran zu fahren?
Tohidi: Nicht in näherer Zukunft. Das letzte Mal war ich 1994 dort. (Solmaz Khorsand, derStandard.at/3.7.2007)
Zur Person: Nayereh Tohidi lebt seit 28 Jahren in den Vereinigten Staaten. Derzeit ist die Soziologin Leiterin des "Women’Studies Department" der California State University. Tohidi forscht zu Themen wie Gender, Religion und Demokratisierung im Nahen Osten sowie in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Außerdem hat sie unter anderem als UN-Beraterin für Projekte der UNICEF und UNDP (United Nation Development Programme) gearbeitet.
http://derstandard.at/?url=/?id=2944221
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Dokufilm
Prostitution hinterm Schleier
Dokufilme über Armutsprostitution im Iran
http://www.dfi.dk/tidsskriftetfilm/39/p ... behind.htm
Teil 1 von 5:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=xDja_ym8sSE[/youtube]
Dokufilme über Armutsprostitution im Iran
http://www.dfi.dk/tidsskriftetfilm/39/p ... behind.htm
Teil 1 von 5:
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traurig. macht einfach nur traurig.
in allen 5 dokumentarfilmen geht es um 2 junge frauen, die sex gegen geld anbieten. um das zu verkraften, nehmen sie drogen. beide haben kleine kinder. sie tragen sie auf dem arm oder halten sie an der hand, während sie an der straße auf kundschaft warten.
sie steigt in das auto des potentiellen kunden und will 5 dollar. "du bist nicht hübsch und hast ein kind, das ist zuviel".
sie steigt zu 2 kunden ins auto, das kind mit fläschen dabei. "fahre bitte nicht so schnell, denke an mein baby". sie fahren zu ihr. der eine kunde passt auf das baby auf während der andere mit ihr ins zimmer geht.
es geht auch um die "ehe auf zeit".
("Die Doppelmoral wird in der islamistischen Diktatur staatlich kultiviert. Gestattet sind Polygamie und Zeitehe, Mullahs dürfen Mädchen ab neun Jahren verheiraten, wenn deren Väter es erlauben. Also wächst der Mädchenhandel mit den arabischen Golfmonarchien. Die Institution der Zeitehe legalisiert die Prostitution, wenn sie unter der Kontrolle der Geistlichkeit stattfindet. Ein Mullah kann seine Glaubensbrüder für einige Stunden oder Tage mit einer Frau oder einem Mädchen verheiraten. Frauen, die sich auf eigene Rechnung prostituieren, droht dagegen die Todesstrafe. In der Regel sind es Frauen und Mädchen aus verarmten Familien, die für sexuelle Dienstleistungen zu Verfügung stehen müssen. Nach einer religiös legitimierten Zeitehe ist die illegale Prostitution meist unausweichlich.")
ein 65-jähriger mit einer 17-jährigen auf dem weg zum mullah: er will ihre hand halten, sie verweigert es. sie "heiratet" ihn für 6 monate. 200 dollar ist der preis.
.....
mit sexarbeit hat das wenig zu tun.
liebe grüße von annainga
in allen 5 dokumentarfilmen geht es um 2 junge frauen, die sex gegen geld anbieten. um das zu verkraften, nehmen sie drogen. beide haben kleine kinder. sie tragen sie auf dem arm oder halten sie an der hand, während sie an der straße auf kundschaft warten.
sie steigt in das auto des potentiellen kunden und will 5 dollar. "du bist nicht hübsch und hast ein kind, das ist zuviel".
sie steigt zu 2 kunden ins auto, das kind mit fläschen dabei. "fahre bitte nicht so schnell, denke an mein baby". sie fahren zu ihr. der eine kunde passt auf das baby auf während der andere mit ihr ins zimmer geht.
es geht auch um die "ehe auf zeit".
("Die Doppelmoral wird in der islamistischen Diktatur staatlich kultiviert. Gestattet sind Polygamie und Zeitehe, Mullahs dürfen Mädchen ab neun Jahren verheiraten, wenn deren Väter es erlauben. Also wächst der Mädchenhandel mit den arabischen Golfmonarchien. Die Institution der Zeitehe legalisiert die Prostitution, wenn sie unter der Kontrolle der Geistlichkeit stattfindet. Ein Mullah kann seine Glaubensbrüder für einige Stunden oder Tage mit einer Frau oder einem Mädchen verheiraten. Frauen, die sich auf eigene Rechnung prostituieren, droht dagegen die Todesstrafe. In der Regel sind es Frauen und Mädchen aus verarmten Familien, die für sexuelle Dienstleistungen zu Verfügung stehen müssen. Nach einer religiös legitimierten Zeitehe ist die illegale Prostitution meist unausweichlich.")
ein 65-jähriger mit einer 17-jährigen auf dem weg zum mullah: er will ihre hand halten, sie verweigert es. sie "heiratet" ihn für 6 monate. 200 dollar ist der preis.
.....
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Prostitution im Iran
auslandsjournal
Lust-Ehe auf Zeit
Prostitution im Iran
Es ist Nacht in Teheran. Fariba ist auf dem Weg zur Arbeit. Tief verschleiert läuft sie zu den Ausfallstraßen der Stadt. Ihren kleinen Sohn hat sie heute mitgenommen. Hier, wo die Autos schnell dreispurig an ihr vorbeirauschen, stellt sie sich an den Straßenrand und wartet auf Freier. Fariba ist Prostituierte. Es dauert nicht lange bis ein Auto hält. Ein paar Sätze am Fenster, dann steigt sie mit ihrem Sohn ein. Der Mann im Auto wittert ein gutes Geschäft. "Du bist gar nicht schön und hast ein Kind dabei." Er versucht den Preis zu drücken. Gerade einmal fünf Dollar will er bezahlen. "Die Zeiten sind hart!" meint Fariba.
Am Rande der Gesellschaft
Morgens kommt sie müde und erschöpft zurück nach Hause. Sie wohnt in einer Hinterhofwohnung irgendwo in Teheran, wo die Armen und Hoffnungslosen zu Hause sind.
Faribas Nachbarin Mina mit ihrem Kind
Faribas Mitbewohnerin Mina geht auch anschaffen. Sie ist gerade einmal 20, vier Jahre jünger als Fariba. Auch sie muss ein Kind ernähren. Die Männer der beiden sind im Gefängnis - wegen Diebstahls und Drogenschmuggels. Heroin ist billig im Iran. Das Land liegt an der Opium-Transitroute von Afghanistan in die westliche Welt. Und immer mehr Jugendliche fliehen in die Parallelwelt des Drogenrauschs, fliehen vor dem religiösen Wahn der Mullahs und vor der Perspektivlosigkeit in der iranischen Gesellschaft.
Flucht in den Drogenrausch
Auch Fariba und Mina ertragen ihr Elend nur im Rausch. Zusammen rauchen sie Heroin, um die Nächte mit den Freiern, die Ächtung der Gesellschaft und die eigene Scham zu vergessen. Die Scham mit fremden Männern zu schlafen, nur um zu überleben. "Wir sind so tief gesunken", meinen die beiden. "Wenn es vorbei ist und ich ihre Häuser verlasse, steigen mir Tränen in die Augen", erzählt Mina, "und ich frage Gott, wie lange ich das noch machen muss, mit wie vielen ich noch schlafen muss."
Drogen zum Vergessen des Alltags
Offiziell ist Prostitution im Iran verboten. Hier gilt die Scharia, ein auf dem Koran aufbauendes Rechtssystem. Ehebruch wird streng bestraft. Aber im schiitischen Recht gibt es die Möglichkeit, eine Ehe auf Zeit einzugehen. Sie kann von zehn Minuten bis zu 99 Jahre dauern. Eine Einrichtung, um Beziehungen auf Zeit, etwa bei einem Auslandsaufenthalt zu legitimieren, aber eben auch ein willkommenes Mittel um Prostitution zu verschleiern.
Auch Mina hat einen Ehemann auf Zeit. Zwei Monate ist er mit ihr verheiratet. Er schlägt und misshandelt sie. Das Geld, das er zahlt, kann Mina gut gebrauchen. Es bringt Sicherheit und Essen für das Baby. Sie will, dass es ihrer Tochter einmal besser geht. "Ich war nie glücklich, aber ich will, dass sie einmal glücklich ist."
Nahid Persson und Ina Baltes berichten.
in der dokumentation sieht man, wie die kinder alles mitbekommen: prostitution, drogenkonsum, gewalt, .....
ich frage mich, wie werden diese kinder ihre mutter später beurteilen? der ca. 5-jährige junge, der vor hunger weint, während seine mutter noch schläft? das kleine mädchen, wird es womöglich wie die mutter enden?
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/18/0,187 ... 26,00.html
Lust-Ehe auf Zeit
Prostitution im Iran
Es ist Nacht in Teheran. Fariba ist auf dem Weg zur Arbeit. Tief verschleiert läuft sie zu den Ausfallstraßen der Stadt. Ihren kleinen Sohn hat sie heute mitgenommen. Hier, wo die Autos schnell dreispurig an ihr vorbeirauschen, stellt sie sich an den Straßenrand und wartet auf Freier. Fariba ist Prostituierte. Es dauert nicht lange bis ein Auto hält. Ein paar Sätze am Fenster, dann steigt sie mit ihrem Sohn ein. Der Mann im Auto wittert ein gutes Geschäft. "Du bist gar nicht schön und hast ein Kind dabei." Er versucht den Preis zu drücken. Gerade einmal fünf Dollar will er bezahlen. "Die Zeiten sind hart!" meint Fariba.
Am Rande der Gesellschaft
Morgens kommt sie müde und erschöpft zurück nach Hause. Sie wohnt in einer Hinterhofwohnung irgendwo in Teheran, wo die Armen und Hoffnungslosen zu Hause sind.
Faribas Nachbarin Mina mit ihrem Kind
Faribas Mitbewohnerin Mina geht auch anschaffen. Sie ist gerade einmal 20, vier Jahre jünger als Fariba. Auch sie muss ein Kind ernähren. Die Männer der beiden sind im Gefängnis - wegen Diebstahls und Drogenschmuggels. Heroin ist billig im Iran. Das Land liegt an der Opium-Transitroute von Afghanistan in die westliche Welt. Und immer mehr Jugendliche fliehen in die Parallelwelt des Drogenrauschs, fliehen vor dem religiösen Wahn der Mullahs und vor der Perspektivlosigkeit in der iranischen Gesellschaft.
Flucht in den Drogenrausch
Auch Fariba und Mina ertragen ihr Elend nur im Rausch. Zusammen rauchen sie Heroin, um die Nächte mit den Freiern, die Ächtung der Gesellschaft und die eigene Scham zu vergessen. Die Scham mit fremden Männern zu schlafen, nur um zu überleben. "Wir sind so tief gesunken", meinen die beiden. "Wenn es vorbei ist und ich ihre Häuser verlasse, steigen mir Tränen in die Augen", erzählt Mina, "und ich frage Gott, wie lange ich das noch machen muss, mit wie vielen ich noch schlafen muss."
Drogen zum Vergessen des Alltags
Offiziell ist Prostitution im Iran verboten. Hier gilt die Scharia, ein auf dem Koran aufbauendes Rechtssystem. Ehebruch wird streng bestraft. Aber im schiitischen Recht gibt es die Möglichkeit, eine Ehe auf Zeit einzugehen. Sie kann von zehn Minuten bis zu 99 Jahre dauern. Eine Einrichtung, um Beziehungen auf Zeit, etwa bei einem Auslandsaufenthalt zu legitimieren, aber eben auch ein willkommenes Mittel um Prostitution zu verschleiern.
Auch Mina hat einen Ehemann auf Zeit. Zwei Monate ist er mit ihr verheiratet. Er schlägt und misshandelt sie. Das Geld, das er zahlt, kann Mina gut gebrauchen. Es bringt Sicherheit und Essen für das Baby. Sie will, dass es ihrer Tochter einmal besser geht. "Ich war nie glücklich, aber ich will, dass sie einmal glücklich ist."
Nahid Persson und Ina Baltes berichten.
in der dokumentation sieht man, wie die kinder alles mitbekommen: prostitution, drogenkonsum, gewalt, .....
ich frage mich, wie werden diese kinder ihre mutter später beurteilen? der ca. 5-jährige junge, der vor hunger weint, während seine mutter noch schläft? das kleine mädchen, wird es womöglich wie die mutter enden?
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/18/0,187 ... 26,00.html
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16-Jährige wegen Sittenwidrigkeit erhängt
Ich werde Heute in unserem Videobereich viewforum.php?f=88 (für alle registrierten UserInnen von sexworker.at frei zugänglich) einen Film zur Verfügung stellen, der Nichts mit Sexarbeit zu tun hat. Aber dafür mit dem Begriff Sittenwidrigkeit bzw. unkeuschem Verhaltens.
Es handelt sich um die Dokumentation über das Leben und Sterben von Ateqeh Rajabi einem jungen weiblichen Teenager. Sie wurde im Alter von 16 Jahren wegen dem Verbrechen des unkeuschen Verhaltens im Jahr 2004 gehängt. Ihr Verbrechen bestand darin, vergewaltigt worden zu sein.
Laut Presseberichten hat der Richter der 16-Jährigen den Strick eigenhändig umgelegt. Vollstreckt wurde die Todesstrafe am 15. August, in Neka in der nordiranischen Provinz Mazandaran. „Die Hinrichtung von Ateqeh Rajabi ist ein Skandal. Das Mädchen hatte kein faires Gerichtsverfahren, konnte offenbar nie mit einem Anwalt sprechen“, sagte Ruth Jüttner, Iran-Expertin von amnesty international
Für mich ist es unfassbar
Christian
Es handelt sich um die Dokumentation über das Leben und Sterben von Ateqeh Rajabi einem jungen weiblichen Teenager. Sie wurde im Alter von 16 Jahren wegen dem Verbrechen des unkeuschen Verhaltens im Jahr 2004 gehängt. Ihr Verbrechen bestand darin, vergewaltigt worden zu sein.
Laut Presseberichten hat der Richter der 16-Jährigen den Strick eigenhändig umgelegt. Vollstreckt wurde die Todesstrafe am 15. August, in Neka in der nordiranischen Provinz Mazandaran. „Die Hinrichtung von Ateqeh Rajabi ist ein Skandal. Das Mädchen hatte kein faires Gerichtsverfahren, konnte offenbar nie mit einem Anwalt sprechen“, sagte Ruth Jüttner, Iran-Expertin von amnesty international
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ACHTUNG Fernsehsendung! Die Hure und der Gottesstaat
Die Hure und der Gottesstaat
NDR | 23:00
07.04.2008
45 Min.
ShowView:
188-939
Reportage
Im Gottesstaat blüht die Prostitution, und selbst Mullahs profitieren vom Geschäft. An die 85.000 Huren gibt es allein in Teheran. Ein spezielles Gesetz macht Sex für Geld islamtauglich: die "Sighe" - die Ehe auf Zeit. Sie kann für zwei Stunden oder bis zu 99 Jahre geschlossen werden. Nahid Perrson erzählt in dieser Reportage die Geschichte zweier junger Frauen, die verschleiert auf dem Straßenstrich zu finden sind - mit ihren Kindern im Schlepptau. Der Film zeigt mit bewegenden Aussagen und Bildern, wie zwei Freundinnen sich im streng reglementierten Alltag durchschlagen, wie sie sich nach Normalität sehnen, aber auch immer wieder scheitern. Es sind ungewöhnliche, zutiefst menschliche Einblicke in die verborgenen Winkel eines Gottesstaats.
NDR | 23:00
07.04.2008
45 Min.
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Reportage
Im Gottesstaat blüht die Prostitution, und selbst Mullahs profitieren vom Geschäft. An die 85.000 Huren gibt es allein in Teheran. Ein spezielles Gesetz macht Sex für Geld islamtauglich: die "Sighe" - die Ehe auf Zeit. Sie kann für zwei Stunden oder bis zu 99 Jahre geschlossen werden. Nahid Perrson erzählt in dieser Reportage die Geschichte zweier junger Frauen, die verschleiert auf dem Straßenstrich zu finden sind - mit ihren Kindern im Schlepptau. Der Film zeigt mit bewegenden Aussagen und Bildern, wie zwei Freundinnen sich im streng reglementierten Alltag durchschlagen, wie sie sich nach Normalität sehnen, aber auch immer wieder scheitern. Es sind ungewöhnliche, zutiefst menschliche Einblicke in die verborgenen Winkel eines Gottesstaats.
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Es handelt sich dabei um den Film von Nahid Perrson: „Prostitution hinterm Schleier“ der hier schon als YouTube-Video verlinkt wurde.
viewtopic.php?p=24821#24821
Weitere Artikel über den Film auf „Notebook on Sexwork“
http://notebookonsexwork.blogspot.com/2 ... -veil.html
viewtopic.php?p=24821#24821
Weitere Artikel über den Film auf „Notebook on Sexwork“
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Wie man eine iranische Prostituierte erkennt
Von Jörg Lau | 9:51
Der ehemalige Teheraner Polizeichef Reza Zarei hat im Gefängnis einen Selbstmordversuch unternommen. (So wird es jedenfalls gemeldet.) Zarei war vor einem Monat mit 6 (!) nackten Frauen zusammen erwischt worden. Besonders pikant daran: Der Mann, der hier die Dienste von Prostituierten in Anspruch nahm, war verantwortlich für die Tugendterror-Kampagne unter dem Präsidenten Machmud Achmadinedschad im letzten Jahr, über die ich verschiedentlich berichtet habe.
Diese unglaubliche Geschichte - sie erinnert ein wenig an die republikanischen Politiker in Amerika, die als schwul geoutet wurden oder außereheliche Affären einräumen mußten - wirft eine kniffelige Frage auf, die spezifisch iranisch ist: Wie erkennt man eigentlich in einem Land mit Zwangsverschleierung eine Prostituierte?
Die Antwort liefert freundlicherweise ein Artikel in Slate: Die meisten Prostituierten finden sich in Ghom, der theologischen Hauptstadt Irans mit ihren vielen Seminaren und Moscheen. Das Publikum besteht in starkem Maß aus Pilgern und den Theologie-Studenten der dortigen Seminare. Man erkennt die Frauen daran, daß sie sich an bestimmten Orten aufhalten. Zuhälter ermöglichen es, trotz Schleiergebot einen Blick auf die Frau werfen zu können. Zwar sind die Strafen für Prostitution hoch - von Peitschenhieben bis zur Exekution. Doch es gibt auch ein theologisches Konstrukt - die Ehe auf Zeit, genannt Sigheh (kann auch für eine halbe Stunde eingegangen werden) - , das die Prostitution (schiitisch-)islamisch korrekt absegnet. Viele der jungen Frauen sind Junkies und Ausreißerinnen, die am Ende eines verzweifelten Weges in der Prostituion landen.
http://blog.zeit.de/joerglau/2008/05/05 ... kennt_1165
Von Jörg Lau | 9:51
Der ehemalige Teheraner Polizeichef Reza Zarei hat im Gefängnis einen Selbstmordversuch unternommen. (So wird es jedenfalls gemeldet.) Zarei war vor einem Monat mit 6 (!) nackten Frauen zusammen erwischt worden. Besonders pikant daran: Der Mann, der hier die Dienste von Prostituierten in Anspruch nahm, war verantwortlich für die Tugendterror-Kampagne unter dem Präsidenten Machmud Achmadinedschad im letzten Jahr, über die ich verschiedentlich berichtet habe.
Diese unglaubliche Geschichte - sie erinnert ein wenig an die republikanischen Politiker in Amerika, die als schwul geoutet wurden oder außereheliche Affären einräumen mußten - wirft eine kniffelige Frage auf, die spezifisch iranisch ist: Wie erkennt man eigentlich in einem Land mit Zwangsverschleierung eine Prostituierte?
Die Antwort liefert freundlicherweise ein Artikel in Slate: Die meisten Prostituierten finden sich in Ghom, der theologischen Hauptstadt Irans mit ihren vielen Seminaren und Moscheen. Das Publikum besteht in starkem Maß aus Pilgern und den Theologie-Studenten der dortigen Seminare. Man erkennt die Frauen daran, daß sie sich an bestimmten Orten aufhalten. Zuhälter ermöglichen es, trotz Schleiergebot einen Blick auf die Frau werfen zu können. Zwar sind die Strafen für Prostitution hoch - von Peitschenhieben bis zur Exekution. Doch es gibt auch ein theologisches Konstrukt - die Ehe auf Zeit, genannt Sigheh (kann auch für eine halbe Stunde eingegangen werden) - , das die Prostitution (schiitisch-)islamisch korrekt absegnet. Viele der jungen Frauen sind Junkies und Ausreißerinnen, die am Ende eines verzweifelten Weges in der Prostituion landen.
http://blog.zeit.de/joerglau/2008/05/05 ... kennt_1165
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Der Artikel in Slate How To Spot a Persian Prostitute
ist hier zu finden
http://www.slate.com/id/2189816/
ist hier zu finden
http://www.slate.com/id/2189816/
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Strafrechtsreform
Iran schafft Steinigung ab
Abkehr von der Barbarei
Bilder von brutalen Strafen beschädigen den Ruf der Islamischen Republik immer wieder - nun schafft Iran die Steinigung und das Handabhacken ab.
http://www.sueddeutsche.de/politik/339/305308/text/
...
Steinigung als Strafe für Ehebruch ist vom Koran nicht vorgesehen. Konservative Rechtslehrer behaupten hingegen, sie entspreche der Tradition des Propheten Mohammed.
...
Bis zum Entscheid Chameneis drohte noch elf Menschen die Steinigung. Sie sitzen zum Teil seit 1996 in Haft. Unter den Verurteilten sind neun Frauen im Alter zwischen 27 und 43 Jahren, denen Ehebruch, Inzest oder Prostitution vorgeworfen wurde, sowie zwei Männer.
...
Das Gesetz schreibt genau vor, wie die Prozedur abzulaufen hat: Verurteilte Männer werden bis zur Hüfte, Frauen bis zur Brust in die Erde eingegraben. Die Steine dürfen nicht so groß sein, dass sie zum sofortigen Tod führen.
Teherans Polizeichef Reza Zarei wegen Kontakt zu Prostituierten in Haft.
viewtopic.php?p=35363#35363
.
Abkehr von der Barbarei
Bilder von brutalen Strafen beschädigen den Ruf der Islamischen Republik immer wieder - nun schafft Iran die Steinigung und das Handabhacken ab.
http://www.sueddeutsche.de/politik/339/305308/text/
...
Steinigung als Strafe für Ehebruch ist vom Koran nicht vorgesehen. Konservative Rechtslehrer behaupten hingegen, sie entspreche der Tradition des Propheten Mohammed.
...
Bis zum Entscheid Chameneis drohte noch elf Menschen die Steinigung. Sie sitzen zum Teil seit 1996 in Haft. Unter den Verurteilten sind neun Frauen im Alter zwischen 27 und 43 Jahren, denen Ehebruch, Inzest oder Prostitution vorgeworfen wurde, sowie zwei Männer.
...
Das Gesetz schreibt genau vor, wie die Prozedur abzulaufen hat: Verurteilte Männer werden bis zur Hüfte, Frauen bis zur Brust in die Erde eingegraben. Die Steine dürfen nicht so groß sein, dass sie zum sofortigen Tod führen.
Teherans Polizeichef Reza Zarei wegen Kontakt zu Prostituierten in Haft.
viewtopic.php?p=35363#35363
.
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Mote Shige?
Zeitehe, Mote
[...]
Zeitehe
Wie aus Artikel 22 der Gesetzesvorlage zu entnehmen ist, soll es keine Verpflichtung mehr geben, die zweite Ehefrau oder eine Zeitehe offiziell anzumelden, es sei denn die betroffene Frau wird schwanger. Die Moral gebiete doch, dass der Vater offiziell bekannt ist. Aber solange der Mann kein Kind zeugt, hat er Narrenfreiheit und darf sich austoben.
Dass der Weg der Frau nach einer Zeitehe oder als geschiedene Zweitfrau in die Prostitution führt, interessiert die hohen Moralapostel im iranischen Gottesstaat nicht. Der Begriff Zeitehe, Mote, hat ohnehin nur sexuelle Implikationen, und bedeutet so viel wie genießen und profitieren.
Iranische Kritiker der Zeitehe gehen jedoch davon aus, dass in der Zeitehe nur der Mann von der Beziehung profitiert und diese einseitig genießt.
In der Zeitehe kann die Frau beispielsweise nichts erben. Nur falls der Mann sterben sollte, kann sie im Falle eines Testaments bis 1/3 des Besitzes erben. Es gibt auch kein Scheidungsrecht. Der Mann kann entscheiden, wann er die Frau verlässt.
Wenn ein iranischer Mann mit einer Nicht-Iranerin eine Zeitehe eingehen sollte, hat die Frau kein Recht deswegen einen Antrag auf die iranische Staatsbürgerschaft zu stellen. Dies benachteiligt beispielsweise afghanische Frauen, die oft aus sozialen Gründen gezwungen sind, Zeitehen einzugehen.
Generell hat eine Frau, die eine Zeitehe eingegangen ist, faktisch keine Rechte, die verteidigt werden könnten.
[...]
http://debatte.welt.de/kolumnen/73/iran ... tz?req=RSS
Gespräch mit der Frauenrechtlerin Aida Saadat über einen frauenfeindlichen Familiengesetzentwurf
www.iran-women-solidarity.net
.
[...]
Zeitehe
Wie aus Artikel 22 der Gesetzesvorlage zu entnehmen ist, soll es keine Verpflichtung mehr geben, die zweite Ehefrau oder eine Zeitehe offiziell anzumelden, es sei denn die betroffene Frau wird schwanger. Die Moral gebiete doch, dass der Vater offiziell bekannt ist. Aber solange der Mann kein Kind zeugt, hat er Narrenfreiheit und darf sich austoben.
Dass der Weg der Frau nach einer Zeitehe oder als geschiedene Zweitfrau in die Prostitution führt, interessiert die hohen Moralapostel im iranischen Gottesstaat nicht. Der Begriff Zeitehe, Mote, hat ohnehin nur sexuelle Implikationen, und bedeutet so viel wie genießen und profitieren.
Iranische Kritiker der Zeitehe gehen jedoch davon aus, dass in der Zeitehe nur der Mann von der Beziehung profitiert und diese einseitig genießt.
In der Zeitehe kann die Frau beispielsweise nichts erben. Nur falls der Mann sterben sollte, kann sie im Falle eines Testaments bis 1/3 des Besitzes erben. Es gibt auch kein Scheidungsrecht. Der Mann kann entscheiden, wann er die Frau verlässt.
Wenn ein iranischer Mann mit einer Nicht-Iranerin eine Zeitehe eingehen sollte, hat die Frau kein Recht deswegen einen Antrag auf die iranische Staatsbürgerschaft zu stellen. Dies benachteiligt beispielsweise afghanische Frauen, die oft aus sozialen Gründen gezwungen sind, Zeitehen einzugehen.
Generell hat eine Frau, die eine Zeitehe eingegangen ist, faktisch keine Rechte, die verteidigt werden könnten.
[...]
http://debatte.welt.de/kolumnen/73/iran ... tz?req=RSS
Gespräch mit der Frauenrechtlerin Aida Saadat über einen frauenfeindlichen Familiengesetzentwurf
www.iran-women-solidarity.net
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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 17.08.2008, 11:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Schenkungsehe oder Morgengabe?
Eheregel im Koran
Kategorie: Fatawa (Rechtsgutachten)
15. August 2008, 08.40 Uhr
Fatwa zur Beurteilung der Schenkungsehe
Sie war nur dem Propheten des Islam erlaubt
Von Scheich Muhammad Saleh al-Munajed
(Institut für Islamfragen, dh, 15.08.2008)
Frage:
Wie wird die so genannte "Schenkungsehe" beurteilt, wenn sie einfache Muslime praktizieren möchten (nicht, wenn es um den Propheten des Islam geht) [Die sog. Schenkungsehe ist eine von der Pflicht der Morgengabe befreite, von der Frau initiierte Ehe, die nach Berichten der Überlieferung der Prophet Muhammad praktiziert hat.]
Antwort:
"Allah hat einem Paar, das Unzucht übt, verboten, zu heiraten. Die Schenkungsehe ist von Allah lediglich dem Propheten Muhammad erlaubt: ‚...und jedwede gläubige Frau, die sich dem Propheten schenkt, vorausgesetzt, dass der Prophet sie zu heiraten wünscht, [gilt] nur für dich und nicht für die Gläubigen.’ (Sure 33,50).“
"Dieser Koranvers zeigt deutlich, dass andere Muslime [im Unterschied zu Muhammad] nur nach Entrichtung einer Morgengabe heiraten dürfen. Deshalb ist eine Heirat mit einer Prostituierten nicht gültig. Manche [Frauen] an Universitäten oder in anderen Situationen neigen dazu, Männer zu heiraten, indem sie [in Anlehnung an Sure 33,50] den Männern sagen: ‚Ich habe mich dir geschenkt.’ Daher nennen sie ihre Ehe "Schenkungsehe". In Wirklichkeit aber ist das Prostitution."
"Außerdem muss der Bevollmächtigte der Frau [der wali, der sie rechtlich in allen Fragen vertritt] der Eheschließung zustimmen. Er sagt [bei der Eheschließung zu dem Ehewilligen]: 'Ich habe dich [meine mir Anvertraute] verheiratet'." [D.h., ohne diese Worte des Bevollmächtigten der Frau kann keine gültige Ehe geschlossen werden, also auch nicht auf bloße Eigeninitiative der Frau.]
"Das Verhalten solcher Prostituierten, die sich nach dem Prinzip der Schenkungsehe verheiraten, ist islamisch ungültig und damit belangloses Gerede. Es ist ein teuflischer Betrug."
Quelle:
audio.islamweb.net/audio/index.php?page=FullContent&audioid=103207
Kommentar:
Scheich al-Munajed ist einer von vielen muslimischen Gelehrten, die die „Schenkungsehe“ als ein alleiniges Vorrecht des Propheten des Islam ansehen. Wenn diese Ehe von einfachen Muslimen angebahnt wird, beurteilt man sie als eine Form der Prostitution. Die Auslegungen von Sure 33,50 nennen die betreffende Frau, die sich Muhammad „geschenkt“ hatte, mit Namen: Khaula bint al-Hakeem. Die islamische Überlieferung berichtet auch von der Reaktion Aischas, der Lieblingsehefrau Muhammads, auf die Schenkungsehe mit Khaula. Aischa habe nach diesen Berichten Muhammad mit den Worten angesprochen: "Schämt sich eine Frau nicht, sich einem Mann zu schenken? ...Ich sehe bloß, wie Dein [Muhammads] Gott sich eilt [mit der Sendung der Koransverse; i. e. 33,50], um damit Deine Wünsche zu erfüllen"... [Sahih al-Bukhari/Buch der Heirat/Kapitel: Darf eine Frau sich einem Mann schenken?], [Sahis Moslem 10,49].
Original:
http://www.islaminstitut.de/Nachrichten ... c70.0.html
.
Kategorie: Fatawa (Rechtsgutachten)
15. August 2008, 08.40 Uhr
Fatwa zur Beurteilung der Schenkungsehe
Sie war nur dem Propheten des Islam erlaubt
Von Scheich Muhammad Saleh al-Munajed
(Institut für Islamfragen, dh, 15.08.2008)
Frage:
Wie wird die so genannte "Schenkungsehe" beurteilt, wenn sie einfache Muslime praktizieren möchten (nicht, wenn es um den Propheten des Islam geht) [Die sog. Schenkungsehe ist eine von der Pflicht der Morgengabe befreite, von der Frau initiierte Ehe, die nach Berichten der Überlieferung der Prophet Muhammad praktiziert hat.]
Antwort:
"Allah hat einem Paar, das Unzucht übt, verboten, zu heiraten. Die Schenkungsehe ist von Allah lediglich dem Propheten Muhammad erlaubt: ‚...und jedwede gläubige Frau, die sich dem Propheten schenkt, vorausgesetzt, dass der Prophet sie zu heiraten wünscht, [gilt] nur für dich und nicht für die Gläubigen.’ (Sure 33,50).“
"Dieser Koranvers zeigt deutlich, dass andere Muslime [im Unterschied zu Muhammad] nur nach Entrichtung einer Morgengabe heiraten dürfen. Deshalb ist eine Heirat mit einer Prostituierten nicht gültig. Manche [Frauen] an Universitäten oder in anderen Situationen neigen dazu, Männer zu heiraten, indem sie [in Anlehnung an Sure 33,50] den Männern sagen: ‚Ich habe mich dir geschenkt.’ Daher nennen sie ihre Ehe "Schenkungsehe". In Wirklichkeit aber ist das Prostitution."
"Außerdem muss der Bevollmächtigte der Frau [der wali, der sie rechtlich in allen Fragen vertritt] der Eheschließung zustimmen. Er sagt [bei der Eheschließung zu dem Ehewilligen]: 'Ich habe dich [meine mir Anvertraute] verheiratet'." [D.h., ohne diese Worte des Bevollmächtigten der Frau kann keine gültige Ehe geschlossen werden, also auch nicht auf bloße Eigeninitiative der Frau.]
"Das Verhalten solcher Prostituierten, die sich nach dem Prinzip der Schenkungsehe verheiraten, ist islamisch ungültig und damit belangloses Gerede. Es ist ein teuflischer Betrug."
Quelle:
audio.islamweb.net/audio/index.php?page=FullContent&audioid=103207
Kommentar:
Scheich al-Munajed ist einer von vielen muslimischen Gelehrten, die die „Schenkungsehe“ als ein alleiniges Vorrecht des Propheten des Islam ansehen. Wenn diese Ehe von einfachen Muslimen angebahnt wird, beurteilt man sie als eine Form der Prostitution. Die Auslegungen von Sure 33,50 nennen die betreffende Frau, die sich Muhammad „geschenkt“ hatte, mit Namen: Khaula bint al-Hakeem. Die islamische Überlieferung berichtet auch von der Reaktion Aischas, der Lieblingsehefrau Muhammads, auf die Schenkungsehe mit Khaula. Aischa habe nach diesen Berichten Muhammad mit den Worten angesprochen: "Schämt sich eine Frau nicht, sich einem Mann zu schenken? ...Ich sehe bloß, wie Dein [Muhammads] Gott sich eilt [mit der Sendung der Koransverse; i. e. 33,50], um damit Deine Wünsche zu erfüllen"... [Sahih al-Bukhari/Buch der Heirat/Kapitel: Darf eine Frau sich einem Mann schenken?], [Sahis Moslem 10,49].
Original:
http://www.islaminstitut.de/Nachrichten ... c70.0.html
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5.7.2010
Irans Sittenwächter schlagen wieder zu
Harte Strafen sollen Verwestlichung stoppen - Frauen lassen sich Freude an Mode und Schminke aber nicht verbieten
Teheran - Auf einer Autobahn östlich der iranischen Hauptstadt Teheran steht eine lebensecht wirkende Puppe, die in Frauenkleider gehüllt ist. Selbstverständlich in islamisch korrekter Kleidung - sprich den Körper mit einem Mantel und das Haar mit einem Schal bedeckt. Schließlich halten sich an dieses Verhüllungsgesetz sogar Frauen, die illegal der Prostitution nachgehen. Eine Art Straßenstrich gibt es im Iran trotz Verbots - nur dass die Damen dort zunächst züchtig auftreten, um sich zu schützen.
Wer allerdings in diesen Tagen auf die Frauenpuppe hereinfällt, indem er anhält, sie laut anhupt oder ihr auch nur ein Zeichen mit der Lichthupe gibt, der ist der Polizei ins Netz gegangen. Die bezichtigt den Autofahrer dann des Verdachts der illegalen Prostitution und beschlagnahmt sein Fahrzeug. Gegen Zahlung einer Geldstrafe kann er es erst Tage später wieder abholen.
Ähnlich geht es jungen Pärchen und Frauen, die nach Vorstellung konservativer Kleriker nicht züchtig genug verhüllt sind. Denn die Sittenwächter, die in den Jahren relativer sozialer Freiheit unter dem Ex-Staatspräsidenten Mohammed Chatami fast ganz aus dem Straßenbild verschwunden waren, schlagen nun wieder zu. Kurz nach dem Jahrestag der manipulierten Präsidentenwahlen machen erzkonservative Kleriker in Ghom und Teheran Druck aufs Regime, die islamische Sittlichkeit gezielt zu überwachen und Verstöße strikt zu bestrafen. Zuletzt hatte der Vorsitzende des Wächterrats, Ayatollah Ahmad Jannati, die Polizei dazu aufgefordert, strenger durchzugreifen - um die "moralische Sicherheit" der Gesellschaft zu gewährleisten.
Tatsächlich sind Frauen in manchen Gegenden Teherans und anderen großen Städten und besonders auf der Urlaubsinsel Kish oft viel stärker geschminkt als in Europa. Sie machen sich nicht nur chic fürs Straßencafé oder die private Party am Abend. Auch zum Einkaufen und für den Hörsaal nehmen sie die Kosmetikwerbung westlicher Modemagazine oder Stars aus MTV oder Viva als Vorbild. Ein Dozent an einer Uni in Teheran, der selbst nach westlichen Maßstäben lebt, sagt: "Mir ist das oft zu viel. Meine Studentinnen stehen oft vor sechs Uhr auf, damit sie um neun Uhr mit ihrem Make-up und Haarstyling fertig sind und es dann noch einigermaßen pünktlich in den Hörsaal schaffen. Fürs Lernen hingegen hatten sie oft angeblich gar keine Zeit." Die Frisur verschwindet zwar zum Teil unterm Kopftuch - aber dieses wird geschickt so übers Haar geschwungen, dass es eher wie ein modisches Accessoire wirkt denn wie eine islamische Verhüllung.
Je mehr Druck auf die junge, oft säkular denkende Bevölkerung - 70 Prozent sind unter 30 Jahre alt - ausgeübt wird, umso mehr protestiert sie auf ihre Art: Statt eines langen, alle Körperformen verhüllenden dunklen Mantels, wie es ein 24 Jahre altes Regelwerk fordert, tragen viele junge Frauen heute kurze, enge und farbenfrohe Mäntel. Und statt des Kopftuchs, das kein Haar freilassen darf, sind Seidenschals angesagt, die locker um das oft bis zur Mitte des Kopfes sichtbare, blond gefärbte und auffällig toupierte oder aufgesteckte Haar drapiert werden. "Ich habe den Eindruck, dass es im Iran inzwischen weit mehr blonde Frauen gibt als in Deutschland", sagt ein in Deutschland lebender Iraner, der seine Familie in Teheran besucht. Passend zum sonnengebräunten Gesicht wird die Sonnenbrille unter dem Schal aufgesteckt, sodass dieser noch ein Stück mehr freigibt.
Das alles fällt unter das Stichwort "bad Hedschab" - "schlechte Verschleierung" - und kann nach einem Gesetz von 1986 mit Geldstrafen von 1,5 bis 6 Millionen Tuman (rund 1200 bis 4800 Euro) plus Inflationsausgleich belegt werden. Wer nicht bezahlt, kann mit Peitschenhieben bestraft werden. Nackte Füße und Knöchel und nicht komplett bedeckte Arme sind ebenfalls tabu. Auch Männer kommen nicht ungeschoren davon: Ihnen sind offiziell T-Shirts und Kurzarmhemden ebenso verboten wie allzu modische westliche Frisuren - und das neuerdings angesagte Augenbrauenzupfen auch bei Männern ist ebenfalls strafbar.
Ganz so strikt handhabt es der Polizeichef von Teheran, Ismail Ahmadi-Moghaddam, noch nicht. Er hat aber eine Liste mit Beträgen für "Hedschab-Verstöße" vorgelegt. Demnach kostet beispielsweise die Sonnebrille auf dem Kopf 18 000 Tuman (14 Euro). Wer mit einem kurzen Mantel erwischt wird, zahlt 28 Euro, wer helle Farben oder Rot wählt, ebenfalls. Nagellack kostet pro Finger vier Euro, ein sonnengebräuntes Gesicht aus dem Sommerurlaub schlägt mit 28 Euro zu Buche. Strenger als in der Hauptstadt ist man in der heiligen Stadt Ghom und in Maschhad, wo sich wichtige schiitische Heiligtümer befinden. So wurden in Ghom und Umgebung in den vergangenen Tagen 62 000 junge Frauen verwarnt. In Maschhad verurteilte ein Richter kürzlich zwei Frauen zu hohen Geldstrafen für ihre "unsittliche Verhüllung".
Auch an den Unis wird Ernst gemacht: An manchen wurden allen Studentinnen und Studenten gegen Unterschrift die Regularien für die Kleiderordnung und "sittsames Verhalten" überreicht. Verboten sind neben den bereits erwähnten "Kleiderverstößen" auch Schriftzüge auf T-Shirts, Parfüm, Schmuck, abgesehen vom Ehering, Kaugummikauen, lautes Reden und Erzählen von schlechten Witzen. Angedroht werden bei Verstößen keine Geldstrafen, sondern die zeitweise Aussperrung vom Unterricht.
Jungen Pärchen, die kontrolliert werden und nicht verheiratet sind, drohte Teherans Polizeichef an, sie künftig zwangszuverheiraten, um ihre Ehre nicht zu gefährden. In den vergangenen Wochen wurden als Verwarnung für nicht verheiratete Pärchen, die im Auto sitzend erwischt worden sind, erst einmal eine andere Art der Verwarnung praktiziert: Die Polizei stellte die Betroffenen öffentlich bloß, indem sie auf die Heckscheibe des Autos einen großen Aufkleber klebte, auf dem das "unmoralische Verhalten" des Fahrers gebrandmarkt wurde. Die Autos wurden zuvor beschlagnahmt und erst nach Zahlung einer Strafe herausgerückt.
Ausgerechnet Präsident Mahmud Ahmadinedschad stellte sich in einem Interview im Staatsfernsehen jedoch gegen das verschärfte Vorgehen der Sittenwächter. "Ich bin strikt gegen solche Aktionen", sagte er. Es sei "unmöglich, mit derartigen Aktivitäten Erfolg zu haben". Seine Gegner interpretierten dies zugleich als "grünes Licht des Staatspräsidenten für unangemessene Kleidung".
Die 24-jährige Studentin Fatima Deluari, die als Unterstützerin der Moral-Kampagne gilt, machte gegenüber dem Fernsehsender al-Arabiyya einen praktischen Vorschlag: "Der Staat muss den Verkauf von Schminkutensilien beschränken. Der Verkauf von Juwelen muss verboten werden. Unser islamisches System ähnelt einem Schiff. Wir können nicht einigen Passagieren erlauben, Löcher in dieses Schiff zu bohren." In den Einkaufspassagen, wo es eben diese Schminkutensilien en masse zu kaufen gibt, patrouillieren unterdessen in schwarze Tschadors verhüllte Frauen. Sie sprechen manche Frauen an, die einen "bad Hedschab" haben. Eine dieser Wächterinnen sagt etwas resigniert: "Wir versuchen, die Frauen zu kontrollieren, aber wir sind ihnen nicht gewachsen." Denn wenn man sie heute verhaftet und bestraft, würden sie morgen erneut in gleicher Aufmachung auf die Straße kommen. Das Phänomen sei einfach schon zu weit verbreitet.
http://www.welt.de/die-welt/politik/art ... er-zu.html
Irans Sittenwächter schlagen wieder zu
Harte Strafen sollen Verwestlichung stoppen - Frauen lassen sich Freude an Mode und Schminke aber nicht verbieten
Teheran - Auf einer Autobahn östlich der iranischen Hauptstadt Teheran steht eine lebensecht wirkende Puppe, die in Frauenkleider gehüllt ist. Selbstverständlich in islamisch korrekter Kleidung - sprich den Körper mit einem Mantel und das Haar mit einem Schal bedeckt. Schließlich halten sich an dieses Verhüllungsgesetz sogar Frauen, die illegal der Prostitution nachgehen. Eine Art Straßenstrich gibt es im Iran trotz Verbots - nur dass die Damen dort zunächst züchtig auftreten, um sich zu schützen.
Wer allerdings in diesen Tagen auf die Frauenpuppe hereinfällt, indem er anhält, sie laut anhupt oder ihr auch nur ein Zeichen mit der Lichthupe gibt, der ist der Polizei ins Netz gegangen. Die bezichtigt den Autofahrer dann des Verdachts der illegalen Prostitution und beschlagnahmt sein Fahrzeug. Gegen Zahlung einer Geldstrafe kann er es erst Tage später wieder abholen.
Ähnlich geht es jungen Pärchen und Frauen, die nach Vorstellung konservativer Kleriker nicht züchtig genug verhüllt sind. Denn die Sittenwächter, die in den Jahren relativer sozialer Freiheit unter dem Ex-Staatspräsidenten Mohammed Chatami fast ganz aus dem Straßenbild verschwunden waren, schlagen nun wieder zu. Kurz nach dem Jahrestag der manipulierten Präsidentenwahlen machen erzkonservative Kleriker in Ghom und Teheran Druck aufs Regime, die islamische Sittlichkeit gezielt zu überwachen und Verstöße strikt zu bestrafen. Zuletzt hatte der Vorsitzende des Wächterrats, Ayatollah Ahmad Jannati, die Polizei dazu aufgefordert, strenger durchzugreifen - um die "moralische Sicherheit" der Gesellschaft zu gewährleisten.
Tatsächlich sind Frauen in manchen Gegenden Teherans und anderen großen Städten und besonders auf der Urlaubsinsel Kish oft viel stärker geschminkt als in Europa. Sie machen sich nicht nur chic fürs Straßencafé oder die private Party am Abend. Auch zum Einkaufen und für den Hörsaal nehmen sie die Kosmetikwerbung westlicher Modemagazine oder Stars aus MTV oder Viva als Vorbild. Ein Dozent an einer Uni in Teheran, der selbst nach westlichen Maßstäben lebt, sagt: "Mir ist das oft zu viel. Meine Studentinnen stehen oft vor sechs Uhr auf, damit sie um neun Uhr mit ihrem Make-up und Haarstyling fertig sind und es dann noch einigermaßen pünktlich in den Hörsaal schaffen. Fürs Lernen hingegen hatten sie oft angeblich gar keine Zeit." Die Frisur verschwindet zwar zum Teil unterm Kopftuch - aber dieses wird geschickt so übers Haar geschwungen, dass es eher wie ein modisches Accessoire wirkt denn wie eine islamische Verhüllung.
Je mehr Druck auf die junge, oft säkular denkende Bevölkerung - 70 Prozent sind unter 30 Jahre alt - ausgeübt wird, umso mehr protestiert sie auf ihre Art: Statt eines langen, alle Körperformen verhüllenden dunklen Mantels, wie es ein 24 Jahre altes Regelwerk fordert, tragen viele junge Frauen heute kurze, enge und farbenfrohe Mäntel. Und statt des Kopftuchs, das kein Haar freilassen darf, sind Seidenschals angesagt, die locker um das oft bis zur Mitte des Kopfes sichtbare, blond gefärbte und auffällig toupierte oder aufgesteckte Haar drapiert werden. "Ich habe den Eindruck, dass es im Iran inzwischen weit mehr blonde Frauen gibt als in Deutschland", sagt ein in Deutschland lebender Iraner, der seine Familie in Teheran besucht. Passend zum sonnengebräunten Gesicht wird die Sonnenbrille unter dem Schal aufgesteckt, sodass dieser noch ein Stück mehr freigibt.
Das alles fällt unter das Stichwort "bad Hedschab" - "schlechte Verschleierung" - und kann nach einem Gesetz von 1986 mit Geldstrafen von 1,5 bis 6 Millionen Tuman (rund 1200 bis 4800 Euro) plus Inflationsausgleich belegt werden. Wer nicht bezahlt, kann mit Peitschenhieben bestraft werden. Nackte Füße und Knöchel und nicht komplett bedeckte Arme sind ebenfalls tabu. Auch Männer kommen nicht ungeschoren davon: Ihnen sind offiziell T-Shirts und Kurzarmhemden ebenso verboten wie allzu modische westliche Frisuren - und das neuerdings angesagte Augenbrauenzupfen auch bei Männern ist ebenfalls strafbar.
Ganz so strikt handhabt es der Polizeichef von Teheran, Ismail Ahmadi-Moghaddam, noch nicht. Er hat aber eine Liste mit Beträgen für "Hedschab-Verstöße" vorgelegt. Demnach kostet beispielsweise die Sonnebrille auf dem Kopf 18 000 Tuman (14 Euro). Wer mit einem kurzen Mantel erwischt wird, zahlt 28 Euro, wer helle Farben oder Rot wählt, ebenfalls. Nagellack kostet pro Finger vier Euro, ein sonnengebräuntes Gesicht aus dem Sommerurlaub schlägt mit 28 Euro zu Buche. Strenger als in der Hauptstadt ist man in der heiligen Stadt Ghom und in Maschhad, wo sich wichtige schiitische Heiligtümer befinden. So wurden in Ghom und Umgebung in den vergangenen Tagen 62 000 junge Frauen verwarnt. In Maschhad verurteilte ein Richter kürzlich zwei Frauen zu hohen Geldstrafen für ihre "unsittliche Verhüllung".
Auch an den Unis wird Ernst gemacht: An manchen wurden allen Studentinnen und Studenten gegen Unterschrift die Regularien für die Kleiderordnung und "sittsames Verhalten" überreicht. Verboten sind neben den bereits erwähnten "Kleiderverstößen" auch Schriftzüge auf T-Shirts, Parfüm, Schmuck, abgesehen vom Ehering, Kaugummikauen, lautes Reden und Erzählen von schlechten Witzen. Angedroht werden bei Verstößen keine Geldstrafen, sondern die zeitweise Aussperrung vom Unterricht.
Jungen Pärchen, die kontrolliert werden und nicht verheiratet sind, drohte Teherans Polizeichef an, sie künftig zwangszuverheiraten, um ihre Ehre nicht zu gefährden. In den vergangenen Wochen wurden als Verwarnung für nicht verheiratete Pärchen, die im Auto sitzend erwischt worden sind, erst einmal eine andere Art der Verwarnung praktiziert: Die Polizei stellte die Betroffenen öffentlich bloß, indem sie auf die Heckscheibe des Autos einen großen Aufkleber klebte, auf dem das "unmoralische Verhalten" des Fahrers gebrandmarkt wurde. Die Autos wurden zuvor beschlagnahmt und erst nach Zahlung einer Strafe herausgerückt.
Ausgerechnet Präsident Mahmud Ahmadinedschad stellte sich in einem Interview im Staatsfernsehen jedoch gegen das verschärfte Vorgehen der Sittenwächter. "Ich bin strikt gegen solche Aktionen", sagte er. Es sei "unmöglich, mit derartigen Aktivitäten Erfolg zu haben". Seine Gegner interpretierten dies zugleich als "grünes Licht des Staatspräsidenten für unangemessene Kleidung".
Die 24-jährige Studentin Fatima Deluari, die als Unterstützerin der Moral-Kampagne gilt, machte gegenüber dem Fernsehsender al-Arabiyya einen praktischen Vorschlag: "Der Staat muss den Verkauf von Schminkutensilien beschränken. Der Verkauf von Juwelen muss verboten werden. Unser islamisches System ähnelt einem Schiff. Wir können nicht einigen Passagieren erlauben, Löcher in dieses Schiff zu bohren." In den Einkaufspassagen, wo es eben diese Schminkutensilien en masse zu kaufen gibt, patrouillieren unterdessen in schwarze Tschadors verhüllte Frauen. Sie sprechen manche Frauen an, die einen "bad Hedschab" haben. Eine dieser Wächterinnen sagt etwas resigniert: "Wir versuchen, die Frauen zu kontrollieren, aber wir sind ihnen nicht gewachsen." Denn wenn man sie heute verhaftet und bestraft, würden sie morgen erneut in gleicher Aufmachung auf die Straße kommen. Das Phänomen sei einfach schon zu weit verbreitet.
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Iran: "Ehefrau auf Zeit" gehängt
- zuletzt aktualisiert: 02.12.2010 - 02:30
Schahla Dschahed ist tot. Sie wurde gestern im Evin-Gefängnis in Teheran gehängt, weil sie eine Nebenbuhlerin erstochen haben soll. Die Tat geschah vor acht Jahren. Seitdem beschäftigt der Fall die iranische Öffentlichkeit. Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Urteils kamen auf, als im Iran Rechtsexperten und Menschenrechtler nicht ausschlossen, dass das Geständnis von Schahla Dschahed durch Folter erzwungen worden sei. Die Angeklagte hatte die Tat geleugnet, dann aber gestanden und später ihr Geständnis widerrufen.
Westliche Menschenrechtsorganisationen sowie iranische Intellektuelle hatten sich bis zuletzt um die Aussetzung der Hinrichtung bemüht. An ihr hatte, wie die Nachrichten-Website "khabaronline.ir" berichtete, auch der Ehemann der Erstochenen als Zeuge teilgenommen. Der populäre Ex-Fußballnationalspieler Nasser Mohammad Chani hatte Schahla Dschahed als "Ehefrau auf Zeit" genommen. Der Sohn der Ermordeten zog den Stuhl unter den Füßen der Verurteilten weg. Nach islamischen Recht hätten die engsten Angehörigen in einem Gnadenakt dem Delinquenten jedoch die Hinrichtung ersparen können. Auch das Flehen von Schahla Dschahed bei der Familie der Erstochenen um Gnade hatte die Angehörigen nicht umstimmen können.
Der Koran erlaubt Männern die Ehe mit vier Frauen. Frauen dürfen jedoch nur einmal verheiratet sein. Bei den Schiiten ist es möglich, neben diesen vier Frauen noch eine unbegrenzte Zahl von Ehen auf Zeit zu schließen. Die Dauer einer solchen auch als Genussehe bezeichneten Ehe kann von einer Stunde bis 99 Jahre reichen. Wichtig ist, dass ein Mullah den Vertrag mit seiner Unterschrift besiegelt. Die Sunniten (Mehrheit der Muslime) lehnen eine solche Eheform ab. Viele sehen sie in der Nähe zur Prostitution. Im sunnitischen Saudi-Arabien ist die Zeitehe verboten. Wer eine solche Ehe eingeht, wird mit dem Tode bestraft.
Die Stellung der Frau im Iran ist zwiespältig. Vor allem im Westen wird ihr Bild von Tschador (Ganzkörperumhang) und Diskriminierung im täglichen Leben geprägt. Als im Sommer 2009 Millionen Iraner auf die Straße gingen, um für einen Regimewechsel und gegen Wahlbetrug zu demonstrieren, standen Frauen in vorderster Front. Sie gingen gegen schwer bewaffnete Polizisten los, legten sich mit den Schlägertruppen von Präsident Ahmadinedschad an. Eine von ihnen war die junge Neda Agha-Soltan. Sie kam vor laufender Kamera um und wurde zum weiblichen Gesicht der Protestwelle, die die konservative Führung Irans unter massiven Druck gebracht hatte.
Frauen im Iran bekleiden wichtige Positionen in der Wirtschaft oder in den Medien. Sahra Rahnaward ist Hochschullehrerin, Politologin und Bildhauerin. Doch sie ist auch die Frau des Reformers Hossein Mussawi, der die Sommerproteste mit angeführt hatte. Ihr Engagement gab und gibt vielen Iranerinnen Mut. In aller Öffentlichkeit hielt sie Händchen mit ihrem Ehemann – ein unerhörter Tabubruch für die strengen Mullahs im schiitischen Gottesstaat, in dem rund 70 Prozent der Menschen unter 30 Jahre alt sind. Rund zwei Drittel der Studenten sind junge Frauen, die auf mehr Gleichberechtigung pochen und auf eine liberalere Zukunft hoffen.
http://nachrichten.rp-online.de/politik ... t-1.248611
- zuletzt aktualisiert: 02.12.2010 - 02:30
Schahla Dschahed ist tot. Sie wurde gestern im Evin-Gefängnis in Teheran gehängt, weil sie eine Nebenbuhlerin erstochen haben soll. Die Tat geschah vor acht Jahren. Seitdem beschäftigt der Fall die iranische Öffentlichkeit. Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Urteils kamen auf, als im Iran Rechtsexperten und Menschenrechtler nicht ausschlossen, dass das Geständnis von Schahla Dschahed durch Folter erzwungen worden sei. Die Angeklagte hatte die Tat geleugnet, dann aber gestanden und später ihr Geständnis widerrufen.
Westliche Menschenrechtsorganisationen sowie iranische Intellektuelle hatten sich bis zuletzt um die Aussetzung der Hinrichtung bemüht. An ihr hatte, wie die Nachrichten-Website "khabaronline.ir" berichtete, auch der Ehemann der Erstochenen als Zeuge teilgenommen. Der populäre Ex-Fußballnationalspieler Nasser Mohammad Chani hatte Schahla Dschahed als "Ehefrau auf Zeit" genommen. Der Sohn der Ermordeten zog den Stuhl unter den Füßen der Verurteilten weg. Nach islamischen Recht hätten die engsten Angehörigen in einem Gnadenakt dem Delinquenten jedoch die Hinrichtung ersparen können. Auch das Flehen von Schahla Dschahed bei der Familie der Erstochenen um Gnade hatte die Angehörigen nicht umstimmen können.
Der Koran erlaubt Männern die Ehe mit vier Frauen. Frauen dürfen jedoch nur einmal verheiratet sein. Bei den Schiiten ist es möglich, neben diesen vier Frauen noch eine unbegrenzte Zahl von Ehen auf Zeit zu schließen. Die Dauer einer solchen auch als Genussehe bezeichneten Ehe kann von einer Stunde bis 99 Jahre reichen. Wichtig ist, dass ein Mullah den Vertrag mit seiner Unterschrift besiegelt. Die Sunniten (Mehrheit der Muslime) lehnen eine solche Eheform ab. Viele sehen sie in der Nähe zur Prostitution. Im sunnitischen Saudi-Arabien ist die Zeitehe verboten. Wer eine solche Ehe eingeht, wird mit dem Tode bestraft.
Die Stellung der Frau im Iran ist zwiespältig. Vor allem im Westen wird ihr Bild von Tschador (Ganzkörperumhang) und Diskriminierung im täglichen Leben geprägt. Als im Sommer 2009 Millionen Iraner auf die Straße gingen, um für einen Regimewechsel und gegen Wahlbetrug zu demonstrieren, standen Frauen in vorderster Front. Sie gingen gegen schwer bewaffnete Polizisten los, legten sich mit den Schlägertruppen von Präsident Ahmadinedschad an. Eine von ihnen war die junge Neda Agha-Soltan. Sie kam vor laufender Kamera um und wurde zum weiblichen Gesicht der Protestwelle, die die konservative Führung Irans unter massiven Druck gebracht hatte.
Frauen im Iran bekleiden wichtige Positionen in der Wirtschaft oder in den Medien. Sahra Rahnaward ist Hochschullehrerin, Politologin und Bildhauerin. Doch sie ist auch die Frau des Reformers Hossein Mussawi, der die Sommerproteste mit angeführt hatte. Ihr Engagement gab und gibt vielen Iranerinnen Mut. In aller Öffentlichkeit hielt sie Händchen mit ihrem Ehemann – ein unerhörter Tabubruch für die strengen Mullahs im schiitischen Gottesstaat, in dem rund 70 Prozent der Menschen unter 30 Jahre alt sind. Rund zwei Drittel der Studenten sind junge Frauen, die auf mehr Gleichberechtigung pochen und auf eine liberalere Zukunft hoffen.
http://nachrichten.rp-online.de/politik ... t-1.248611
Guten Abend, schöne Unbekannte!
Joachim Ringelnatz
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RE: Länderberichte IRAN:
Iran: Betreiber von Porno-Websites zum Tode verurteilt
Zwei Administratoren pornografischer Websites sind im Iran zum Tode verurteilt worden. Ihnen wird unter anderem vorgeworfen, durch ihre Tätigkeit die "Unantastbarkeit des Islam" beleidigt zu haben. Die Urteile müssen noch durch den Obersten Gerichtshof bestätigt werden.
Im vergangenen Dezember wurde der gebürtige Iraner Saeed Malekpour zum Tode verurteilt. Dem zwischenzeitlich in Kanada lebenden Mann wurde vorgeworfen, Websites mit pornografischen Inhalten zu designen. Als er im Jahr 2008 seinen sterbenden Vater im Iran besuchte, wurde er von der Polizei verhaftet. Die Staatsanwaltschaft leitete eine Klage gegen ihn ein, wegen des "Gestaltens und Moderierens von Websites mit pornografischen Inhalten" sowie wegen Hetze gegen die Regierung und Beleidigung der Unantastbarkeit des Islam.
Malekpour arbeitete als freier Webdesigner in Kanada. Dort hatte er eine Software entwickelt, mit der Bilder auf Webseiten hochgeladen werden können. Was er nicht wusste: Die Software wurde auch dazu verwendet, Inhalte auf pornografische Webseiten zu überspielen. Nach Angaben seiner Frau wusste Malekpour nichts davon. Im Jahr 2009 legte dieser jedoch ein Geständnis ab, die Seite zu betreiben.
Malekpour sowie ein weiterer iranischer Administrator wurden nun zum Tode verurteilt, wie der Generalstaatsanwalt Abbas Jafari Dolatabadi mitteilte. Lediglich der Oberste Gerichtshof muss das Urteil noch bestätigen. Die kanadischen Behörden zeigten sich beunruhigt über diese Entwicklung. Die kontinuierliche Missachtung der iranischen Behörden gegenüber den Rechten der Bürger sei bedenklich. Es sei die Aufgabe der Regierung, ihre "inländische und internationale Beziehungen zu achten und Fairness sowie Rechtsstaatlichkeit für all ihre Bürger und Dritte sicherzustellen."
Das ursprüngliche Urteil war bereits im Dezember 2010 ergangen. Es wurde jedoch erst jetzt veröffentlicht.
http://www.gulli.com/news/iran-betreibe ... 2011-02-01
Zwei Administratoren pornografischer Websites sind im Iran zum Tode verurteilt worden. Ihnen wird unter anderem vorgeworfen, durch ihre Tätigkeit die "Unantastbarkeit des Islam" beleidigt zu haben. Die Urteile müssen noch durch den Obersten Gerichtshof bestätigt werden.
Im vergangenen Dezember wurde der gebürtige Iraner Saeed Malekpour zum Tode verurteilt. Dem zwischenzeitlich in Kanada lebenden Mann wurde vorgeworfen, Websites mit pornografischen Inhalten zu designen. Als er im Jahr 2008 seinen sterbenden Vater im Iran besuchte, wurde er von der Polizei verhaftet. Die Staatsanwaltschaft leitete eine Klage gegen ihn ein, wegen des "Gestaltens und Moderierens von Websites mit pornografischen Inhalten" sowie wegen Hetze gegen die Regierung und Beleidigung der Unantastbarkeit des Islam.
Malekpour arbeitete als freier Webdesigner in Kanada. Dort hatte er eine Software entwickelt, mit der Bilder auf Webseiten hochgeladen werden können. Was er nicht wusste: Die Software wurde auch dazu verwendet, Inhalte auf pornografische Webseiten zu überspielen. Nach Angaben seiner Frau wusste Malekpour nichts davon. Im Jahr 2009 legte dieser jedoch ein Geständnis ab, die Seite zu betreiben.
Malekpour sowie ein weiterer iranischer Administrator wurden nun zum Tode verurteilt, wie der Generalstaatsanwalt Abbas Jafari Dolatabadi mitteilte. Lediglich der Oberste Gerichtshof muss das Urteil noch bestätigen. Die kanadischen Behörden zeigten sich beunruhigt über diese Entwicklung. Die kontinuierliche Missachtung der iranischen Behörden gegenüber den Rechten der Bürger sei bedenklich. Es sei die Aufgabe der Regierung, ihre "inländische und internationale Beziehungen zu achten und Fairness sowie Rechtsstaatlichkeit für all ihre Bürger und Dritte sicherzustellen."
Das ursprüngliche Urteil war bereits im Dezember 2010 ergangen. Es wurde jedoch erst jetzt veröffentlicht.
http://www.gulli.com/news/iran-betreibe ... 2011-02-01
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- Admina
- Beiträge: 7426
- Registriert: 07.09.2009, 04:52
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- Ich bin: Keine Angabe
Im Iran setzt es Massenverhaftungen bei rigorosen Razzien durch die Bassij-Milizen
Offensive der Sittenwächter
Sind auf den Straßen des Irans die Speerspitze des Regimes: die gefürchteten Bassij-Milizen.
Prügel für falsche Frisur oder gezupfte Augenbrauen.
Gesellschaft soll stärker islamisiert werden.
Teheran. Grimmiger Blick, schwarzer Tschador und ein schroffer Umgangston: Die Frauen von Irans Zensur- und Sittenbehörde haben in dieser Woche an mehreren Hauptverkehrsknotenpunkten Frauen verwarnt, verhaftet oder bestraft, die sich nicht an den islamischen Sittenkodex halten.
Auch ihre männlichen Kollegen von den paramilitärischen Bassij-Milizen und der Teheraner Polizei gehen verstärkt gegen Frauen und junge Männer vor, die gegen die strengen islamischen Bekleidungsvorschriften des Gottesstaates verstoßen. In den vergangen Tagen wurden laut Oppositions- und Augenzeugenberichten auf mehreren Plätzen der Hauptstadt rigorose Razzien durchgeführt und rund 400 Menschen verhaftet.
"Es läuft immer nach demselben Schema: Sie kommen auf dich zu, versuchen das berühmte Haar in der Suppe zu finden, und die Lawine an Unannehmlichkeiten beginnt. Passt dein Kopftuch, kontrollieren sie die Fingernägel, passen auch die, versuchen sie etwas an deinem Make- up oder deiner zu gebräunten Gesichtsfarbe auszusetzen. Letztlich ziehst du immer den Kürzeren", so Nilufar Y. im Telefon-Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
"Polizeikontrollen hat es auch in Privatfirmen gegeben", ergänzt ihre Freundin Shaghayegh. "Bist du einmal im Visier der Kontrolleure, musst du mitgehen und im Revier mehrere Predigten und sonstige Schikanen über dich ergehen lassen. Geld- und Gefängnisstrafen, Peitschenhiebe und eine Vormerkung im Personalakt bei Polizei und Geheimdienstministerium sind nur einige der Strafen, mit denen man rechnen muss."
Der stellvertretende Polizeichef von Teheran, Ahmad Reza Radan, hat auch weiterhin strenge Kontrollen angekündigt. Autos mit Paaren müssen damit rechnen, dass sie nach Heiratsurkunden gefragt werden. Burschen mit westlichen Frisuren oder gezupften Augenbrauen müssen entweder drastische Geldstrafen oder Gefängnisaufenthalte in Kauf nehmen.
Puppe als Falle
Auch die illegale Prostitution steht im Visier der Sittenwächter: Hierzu wurde auf einer Autobahn östlich von Teheran eine lebensecht wirkende Puppe in Frauenkleider gehüllt. Selbstverständlich in islamisch korrekter Kleidung – sprich den Körper mit einem Mantel und das Haar mit einem Schal bedeckt.
Wer allerdings auf die Frauenattrappe hereinfällt, indem er anhält, sie laut anhupt oder ihr auch nur ein Zeichen mit der Lichthupe gibt, der ist der Zensurbehörde ins Netz gegangen. Die bezichtigt den Autofahrer dann des Verdachts der illegalen Prostitution und beschlagnahmt sein Fahrzeug. Gegen Zahlung einer Geldstrafe kann er es erst Tage später wieder abholen.
Schon seit Beginn der islamischen Revolution 1979 gelten sehr strenge Bekleidungs- und Verhaltensvorschriften. In den 1990er Jahren entspannte sich dann die Situation, nun soll aber die Re-Islamisierung der Gesellschaft nach dem Willen der Führung hurtig voranschreiten. Denn seit der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinejad 2009 versucht die Jugend, sich noch westlicher zu geben. Das alles fällt unter das Stichwort Sünde und kann mit Geldstrafen bis zu umgerechnet 4800 Euro belegt werden. Derzeit berappt man in Teheran für das Tragen einer Sonnenbrille 30 Euro, ein zu kurzer Mantel kostet 48 Euro Strafe.
http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefa ... cob=566300
Offensive der Sittenwächter
Sind auf den Straßen des Irans die Speerspitze des Regimes: die gefürchteten Bassij-Milizen.
Prügel für falsche Frisur oder gezupfte Augenbrauen.
Gesellschaft soll stärker islamisiert werden.
Teheran. Grimmiger Blick, schwarzer Tschador und ein schroffer Umgangston: Die Frauen von Irans Zensur- und Sittenbehörde haben in dieser Woche an mehreren Hauptverkehrsknotenpunkten Frauen verwarnt, verhaftet oder bestraft, die sich nicht an den islamischen Sittenkodex halten.
Auch ihre männlichen Kollegen von den paramilitärischen Bassij-Milizen und der Teheraner Polizei gehen verstärkt gegen Frauen und junge Männer vor, die gegen die strengen islamischen Bekleidungsvorschriften des Gottesstaates verstoßen. In den vergangen Tagen wurden laut Oppositions- und Augenzeugenberichten auf mehreren Plätzen der Hauptstadt rigorose Razzien durchgeführt und rund 400 Menschen verhaftet.
"Es läuft immer nach demselben Schema: Sie kommen auf dich zu, versuchen das berühmte Haar in der Suppe zu finden, und die Lawine an Unannehmlichkeiten beginnt. Passt dein Kopftuch, kontrollieren sie die Fingernägel, passen auch die, versuchen sie etwas an deinem Make- up oder deiner zu gebräunten Gesichtsfarbe auszusetzen. Letztlich ziehst du immer den Kürzeren", so Nilufar Y. im Telefon-Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
"Polizeikontrollen hat es auch in Privatfirmen gegeben", ergänzt ihre Freundin Shaghayegh. "Bist du einmal im Visier der Kontrolleure, musst du mitgehen und im Revier mehrere Predigten und sonstige Schikanen über dich ergehen lassen. Geld- und Gefängnisstrafen, Peitschenhiebe und eine Vormerkung im Personalakt bei Polizei und Geheimdienstministerium sind nur einige der Strafen, mit denen man rechnen muss."
Der stellvertretende Polizeichef von Teheran, Ahmad Reza Radan, hat auch weiterhin strenge Kontrollen angekündigt. Autos mit Paaren müssen damit rechnen, dass sie nach Heiratsurkunden gefragt werden. Burschen mit westlichen Frisuren oder gezupften Augenbrauen müssen entweder drastische Geldstrafen oder Gefängnisaufenthalte in Kauf nehmen.
Puppe als Falle
Auch die illegale Prostitution steht im Visier der Sittenwächter: Hierzu wurde auf einer Autobahn östlich von Teheran eine lebensecht wirkende Puppe in Frauenkleider gehüllt. Selbstverständlich in islamisch korrekter Kleidung – sprich den Körper mit einem Mantel und das Haar mit einem Schal bedeckt.
Wer allerdings auf die Frauenattrappe hereinfällt, indem er anhält, sie laut anhupt oder ihr auch nur ein Zeichen mit der Lichthupe gibt, der ist der Zensurbehörde ins Netz gegangen. Die bezichtigt den Autofahrer dann des Verdachts der illegalen Prostitution und beschlagnahmt sein Fahrzeug. Gegen Zahlung einer Geldstrafe kann er es erst Tage später wieder abholen.
Schon seit Beginn der islamischen Revolution 1979 gelten sehr strenge Bekleidungs- und Verhaltensvorschriften. In den 1990er Jahren entspannte sich dann die Situation, nun soll aber die Re-Islamisierung der Gesellschaft nach dem Willen der Führung hurtig voranschreiten. Denn seit der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinejad 2009 versucht die Jugend, sich noch westlicher zu geben. Das alles fällt unter das Stichwort Sünde und kann mit Geldstrafen bis zu umgerechnet 4800 Euro belegt werden. Derzeit berappt man in Teheran für das Tragen einer Sonnenbrille 30 Euro, ein zu kurzer Mantel kostet 48 Euro Strafe.
http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefa ... cob=566300
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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