Soll ich wieder zu einer SW gehen?

Hier könnt Ihr Eure Erlebnisse und Eure Gedanken zum Thema "Sexarbeit mit behinderten Kunden" aber auch "behinderte SexarbeiterInnen" posten, oder Anregungen holen, wie man mit dem sicherlich sensiblen Themen umgehen kann bzw. soll.
hw94
interessiert
interessiert
Beiträge: 1
Registriert: 18.07.2016, 16:11
Ich bin: Keine Angabe

Soll ich wieder zu einer SW gehen?

Beitrag von hw94 »

Hallo Community,
wende mich an euch, weil ich einfach zu keiner Lösung meines Problems komme und hoffe ihr könnt mir weiterhelfen.
Kurz zu meiner Person ich bin 23 Jahre alt komme aus der Nähe von Bonn und besitze seit meiner Geburt eine Körperliche Behinderung.

Zwar fällt es mir relativ leicht neue Freundschaften zu knüpfen und so betrachtet habe ich auch viele Freunde und Bekannte dh. Ich bin mit meinem Sozialleben recht zufrieden bis auf einen einzigen Punkt, nämlich ich hatte noch nie eine Freundin bzw. eine Beziehung und dennoch das Bedürfnis nach Sex.

Da das auch schon vor einigen Jahren der Fall war entschloss ich mich kurzerhand zu einem Besuch bei einer Sexworkerin, dieser Besuch war Körperlich zwar voll befriedigend aber ein paar Tage danach überkamen mich doch heftige Selbstzweifel ob der reine Sex wirklich das ist was ich suche bzw. auch die im Nachhinein völlig unbegründete Sorge da alles mit Schutz ablief mich mit irgendeiner Krankheit angesteckt zu haben.

Seit diesem einen Mal Sex sind aber nunmehr schon 4 Jahre vergangen und mein Bedürfnis nach Sex wird immer größer und ich überlege ernsthaft den Schritt erneut zu wagen.
Was meint ihr soll ich diesen Weg erneut gehen oder doch auf eine richtige Beziehung (die überhaupt nicht absehbar ist) warten?

Hoffe auf eure Antworten
[color=#] [/color]

Benutzeravatar
Kasharius
ModeratorIn
ModeratorIn
Beiträge: 4103
Registriert: 08.07.2012, 23:16
Wohnort: Berlin
Ich bin: engagierter Außenstehende(r)

Beitrag von Kasharius »

@hw94

erst mal danke für Deine Frage. Dies erfordert auch Mut, sich so zu öffnen.

Einfach zu beantworden ist Deine FRage ja nicht, den es gibt hier kein entweder oder...

Soll heißen: Du kannst jetzt Sex mit einer SW haben und zugleich oder spter versuchen, eine Beziehung zu beginnen. Der Sex mit einer SW nimmt Dir zun'chst den Druck, das daraus mehr werden kann, soll muss ...!_

Soweit von mir

Kasharius gruesst

Benutzeravatar
Lady Tanja
wissend
wissend
Beiträge: 257
Registriert: 22.03.2011, 13:38
Wohnort: Hamburg
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Lady Tanja »

@HW94

Vielleicht ist ja eine Sexualbegleiterin eine Option, die sich speziell auf sexuelle Dienstleistungen mit gehandicapten Menschen spezialisiert hat.

Online
Benutzeravatar
lust4fun
Gelehrte(r)
Gelehrte(r)
Beiträge: 376
Registriert: 22.11.2012, 22:27
Ich bin: Außenstehende(r)

RE: Soll ich wieder zu einer SW gehen?

Beitrag von lust4fun »

Einen ausdrücklichen Rat zu geben, fände ich vermessen.

Vielleicht kannst du aber etwas damit anfangen, wenn ich zwei Motive in deinen Zeilen in offenere Fragen überführe:

"Reiner Sex"
Gibt es den?
Viele P6-Kunden beschreiben ihn zwar so und lieben ihn auch genau so. Ich kenne ihn aber nur in der Selbstbefriedigung.
Immer wenn ich im P6 "reinen" Sex gesucht habe, habe ich einen Menschen gefunden.
Das kann wiederum zweierlei bedeuten (wenn man es denn problematisieren möchte):
Dieses Personale kann zu viel sein, weil es das ursprüngliche Bedürfnis verkompliziert.
Oder das Personale kann, wenn ich es dann ausdrücklich wertschätze, zu wenig sein, wenn ich mich darauf zurückgeworfen fühle, dass es letztlich doch "nur" eine montetär verrechnete Transaktion ist.
Eine moralische Wertung, die der Begriff "reiner Sex" andeutet, ist unnötig. Es ist, was es jeweils ist. Man kann nur selbst herausfinden, ob und wie man Sex und Personalität ausbalancieren kann und mag.

"Auf die richtige Beziehung warten"
Es gibt offenbar ein Gefühl, dass man sich entscheiden müsse. P6 oder Beziehung. Wählt man P6, erlebt man sich vielleicht in der Energie für eine Beziehung gedrosselt, gehemmt. Oder "verdorben" für eine Beziehung.
Wählt man Beziehung als Ziel, erlebt man sich vielleicht verkrampft, als Mängelwesen.
Unterschätze nicht die Wirkung auf die eigene Gelassenheit, wenn man mit Optionen, mit Nichtfestlegungen lebt, in der Neugier darauf, was daraus entsteht.
Nicht unterschätzen sollte man aber auch nicht das gewisse Maß an Einsamkeit, das ein solches Leben mit sich bringen kann.

Also dann doch einen Rat:
Es gibt keine Fehler.
Es gibt Passungen und Enttäuschungen, Erfüllung und Mangel.
Meistens in Kombinationen.
Es gibt Erfahrung, Reifung, Stillstand, Schleifen, Sackgassen, Glück...
Meistens in Phasen, die sich ändern.
Sei gnädiger mit dir, gelassener, freundlicher zu dir selbst.
Lass dir zu, dass die Bedürfnisse da sind, auch widersprüchliche.
Es kommt nicht darauf an, sich festzulegen, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Es kommt auf die Sensibilität an, mit der ich meine Gefühle, Bedürfnisse und Erfahrungen wahrnehme, auf die Freiheit, die ich lebe, auf die Gelassenheit angesichts der Konsequenzen, die sich daraus ergeben.