Was tun?

Hier findet die Diskussion über "Hilfe für Prostituierte in Notsituationen" statt
Handyman
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Was tun?

Beitrag von Handyman »

Hallo,

ich bin mir als Neuling nicht sicher, ob die Frage hier richtig aufgehoben ist, man möge mich korrigieren.

Ich war letzte Woche bei einem Mädchen, bei dem ich mir ziemlich sicher bin, dass sie nicht freiwillig arbeitet. Im Verlauf des Treffens stellte sich heraus, dass sie unter falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt wurde. Den Lohn ihrer Arbeit muss sie zu 100 % abgeben. Ihre Deutschkenntnisse sind Null bis minimal, ich habe das Glück, eine osteuropäische Sprache zu beherrschen, mit der wir uns einigermaßen verständigen konnten. Ich habe mir Tel.-Nr. und Mail- Adresse der örtlichen Hurenselbsthilfe besorgt, dort ist am Wochenende aber offensichtlich niemand da.

Körperliche Gewalt schien mit nicht im Spiel zu sein, soweit ich das beurteilen konnte.

Wie kann man dem Mädchen helfen, ohne sie zu gefährden?

Gruß
Handyman

ehemaliger_User
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Beitrag von ehemaliger_User »

Hallo Handyman,
ohne Absprache mit der Frau: leider nicht.

Was Du machen kannst: weiter Vertrauen zu ihr aufbauen und ihr klarmachen, dass ihr nur geholfen werden kann wenn sie mitzieht.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

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nina777
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Beitrag von nina777 »

Hallo Handyman

Du könntest ihr auch vorschlagen das sie sich(mit Dir zusammen) an eine Beratungsstelle wendet.

Liebe Grüße Nina


sorry habs überlesen ,hattest Du schon.

Dann hilft nur warten bis morgen wenn sie dazu bereit ist
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Handyman
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Beitrag von Handyman »

Danke erst mal für die Hinweise, werde morgen bei der Selbsthilfe anrufen und dann evtl. noch einen Termin mit ihr machen.

Es fällt einem schwer, hier die Emotionen aussen vor zu lassen ...

GN
Peter Handyman

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Ariane
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RE: Was tun?

Beitrag von Ariane »

Lieber Handyman,
das ist eine gute Frage, wie man generell bei Vermutungen von Zwang und Gewalt handelt, wenn man als Kunden-Mann damit konfrontiert ist. Ausser Beratungsstellen, die nachts, am Wochenende und Feiertagen zumeist nicht besetzt sind, fällt mir keinerlei Notfallnummer ein, an die man sich direkt, auch 24h/7Tage wenden kann. In englischen Anzeige-Portalen wird häufig die Nummer von Crimestoppers, teils mit einer speziellen Durchwahl eingeblendet, an die man sich als Mann anonym wenden kann.
Aber für Deutschland ist mir dies unbekannt. Vielleicht weiss ehemaliger_User näheres, er hat ja schon einen wertvollen Hinweis gegeben. Auf keinem Fall einen Alleingang wagen, schon um die Frau nicht zu gefährden. Ich hoffe, du konntest dich heute beraten lassen und konkrete Hilfe für das weitere Vorgehen angeboten werden.

viele grüsse
Ariane
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Handyman
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Beitrag von Handyman »

Hallo und guten Abend,

auch Dir, Ariane, danke für die Antwort. Ich habe heut morgen jemanden in der lokalen Selbsthilfegruppe erreicht und den Fall geschildert. Man fühlte sich willens und in der Lage, sich der Angelegenheit anzunehmen. Ich habe also die Fakten übermittelt, in der Hoffnung, nichts falsch gemacht zu haben. Das Problem ist, wie so oft, die Beweislage.

Viele Grüße
Peter Handyman

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Ariane
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RE: Was tun?

Beitrag von Ariane »

Hallo Peter Handyman,
mich würde interessieren, wie es sich bei dir weiter entwickelt hat, was man dir empfohlen hat und ob die Frau die Hilfe tatsächlich brauchte.

Zu einem aktuellen Fall fand ich heute folgendes; hier hat ein Kunde prompt die Polizei informiert, da Alter und Zwang für ihn hinreichend begründet waren, Hilfe zu ersuchen. Die Frage ist auch, ob es anonym möglich ist, da doch viele Kunden verheiratet sind und Sorge haben, der Gang ins Bordell könne herauskommen.

http://www.hr-online.de/website/rubrike ... t_44498951

Tatsache ist, es gibt zumindest in Deutschland keine Hotline, an die man sich als Kunde, in Schwierigkeiten geratene SW ad hoc wenden kann und zwar 24/7. Ein Wochenende abzuwarten, um sich an eine Beratungsstelle zu wenden, kann im Notfall nicht ausreichend sein. Daher wenden sich Kunden, aber auch Betreiber persönlich an ihnen bekannte engagierte Sexarbeiterinnen, um Hilfe anzufragen. Und tja, man muss es deutlich sagen, mir ist im sozialen Netzwerk Sexarbeit kein Obdach bekannt, wo in Not geratene Frauen und Männer oder zur Prostitution gezwungene Frauen sich schnell und unkompliziert wenden können, ausser tatsächlich u.a. an die von einigen kirchlichen Organisation getragenen Notunterkünfte und die Polizei.

Ich denke, dass überhaupt die soziale Infrastruktur eine Hotline gut gebrauchen könnte, wo erfahrene und geschulte Kolleginnen und Nichtkolleginnen sitzen, die entsprechend der Anfragen in der Lage sind, zu entscheiden, was ad hoc getan werden kann und getan werden muss. Zumindest ist nicht jeder Frau im Gewerbe der privilegierte Weg ins Internet gegönnt, Informationen abzufragen, geschweige sich an eine Hilfsorganisation zu wenden, sich anderen Stellen gegenüber zu outen (Gang zur Polizei, Strafanzeige stellen). Bspw. Stalking, Erpressung, Zwangsouting uvm. sind virulente Themen in der Sexworker Welt. Das sich eben so viele Frauen scheuen, in dieser Hinsicht aktiv zu werden, ist ihnen sicher nicht zu verdenken, aufgrund eigener Erfahrungen mit Polizei und Kontrollbehörden.



lg ariane
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Lulu09
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Beitrag von Lulu09 »

Hallo,

ich denke, bei der hiesigen Kriminalpolizei, Abt. Prostitution kann man sicher auch anonym Hinweise geben.
Hier in BW werden sowieso regelmäßig Kontrollen in den Etablissements durchgeführt, eben aufgrund von Zwangsprostitution, illegaler Einreise etc.
Denke, wenn die einen anonymen Hinweis oder eine konkrete Schilderung bekommen, sind sie sogar glücklich darüber.
Fraglich ist nur, ob dann bei der Kontrolle die betreffende Dame auch dazu steht, zur Prostituiton gezwungen zu sein oder ob die Einschüchterung durch Zuhälter soweit geht, das sie den Mund hält.
Soweit ich verstanden habe, werden hier in BW sowieso alle ausländischen Prostituierten unter 21 verwiesen, weil da der Verdacht generell höher ist .
Ob das nun tatsächlich der Fall ist, wage ich allerdings zu bezweifeln, wenn ich mir die Werbung anschaue.

Lg

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Beitrag von fraences »

Ja, die Übersicht bei der Polizei sollte man nicht unterschätzen. Sie verfolgen schon regelmäßig und intensiv die Werbung und fertigen sich ihre Datei an und führe dementsprechend ihre Kontrollen durch.
(Grad in Bayern und BW)

Nur ohne Aussagen kein Verfahren!

Liebe Grüsse, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
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Handyman
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Beitrag von Handyman »

Hallo und guten Abend,

nun, ich hatte einen Tag nach meinem Anruf bei der Selbsthilfegruppe einen Rückruf von der lokalen Kripo. Er hat sich höflich nach Namen und Wohnort erkundigt, mir aber die nötige Diskretion zugesichert. Nachdem ich die Fakten und Eindrücke nochmals geschildert habe, erklärte er mir, dass man bereits eine "Objektbegehung" gemacht hätte. Das Ergebnis konnte (oder wollte) er mir nicht mitteilen. Danach wurde das Gespräch etwas lockerer, er berichtete mir ausführlich über die Probleme der Behörden, am Ende des etwa 20-minütigen Gesprächs war ich mir nicht mehr ganz sicher, wer hier eigentlich Hilfe benötigt ...

Aus der Tatsache, dass die Anzeige des Mädchens noch 10 Tage nach meiner "Aktion" geschaltet war und ich auch von der Selbsthilfegruppe nichts mehr gehört habe (ich hatte nur für den Erfolgsfall darum gebeten), schlussfolgere ich, dass ich entweder die Situation falsch eingeschätzt habe oder das Mädchen nicht willens oder in der Lage war, sich helfen zu lassen.

Grüße vom
Handyman