ohne Service

Hier soll eine kleine Datenbank entstehen, die sich vornehmlich mit über den Geschlechtsverkehr übertragbaren Krankheiten und dem Schutz vor ihnen beschäftigt
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Aoife
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Re: RE: ohne Service

Beitrag von Aoife »

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belle hat geschrieben:Ich verstehe sowieso nicht ,warum die Gesundheitsämter noch nicht demenstprechend reagieren.
... ,wieso unternehmen die nichts gegen Bordelle die ohne Schutz anbieten??
Ich rede ja nicht von Platt walzen sondern enfach von verbieten.
Hallo Belle,

leider kann ich deiner Argumentation nicht ganz folgen :017

Wie kommst du darauf, dass die Gesundheitsämter nichts unternehmen würden?
Hast du wirklich noch nie die Werbung für "Gummi" gesehen? Das wäre ja kaum vorstellbar,
selbst wenn du kein Fernsehen schaust, keine Zeitschriften liest und nie ins Kino gehst,
es gibt ja auch die flächendeckende Plakatwerbung und Info-Material bei allen
Stellen, mit denen wir so zu tun haben ...

Ich denke mal, du kritisierst gar nicht, dass die Gesundheitsämter *nichts* tun, sondern
vielmehr, dass sie nicht das tun, wovon du dir vorstellst, dass es wirksam wäre.
Das hat aber nichts mit der Realität zu tun, sondern entspringt der Phantasie jener sexnegativen
gesellschaftlichen Kräfte, die sich klammheimlich über AIDS und STIs freuen, weil sie glauben,
das seien ihre Verbündeten im Kampf für Keuschheit oder zumindest eheliche Treue.

Und weil es leider noch immer sehr viele von diesen religiösen Fanatikern gibt, unter Journalisten
genauso wie unter Stammtischbrüdern und unter Polizeisprechern und Parlamentariern, kann durch
die Summe der öffentlichen Äußerungen schon der Eindruck entstehen, in Deutschland
würde sich um Nichts gekümmert und Alles würde seinen verhängnisvollen Weg gehen.

Stimmt aber nicht, es ist unter ständiger wissenschaftlicher Begleitung und Auswertung der Ergebnisse
bewiesen, dass der deutsche Weg der einzig erfolgreiche ist. Auch wenn man von religiös motivierten Phantasten
allenthalben etwas anderes hört, Deutschland hat nicht nur europaweit die geringste Neuinfektionsrate
mit HIV, andere Länder, die nach anfänglichen Mißerfolgen mit versuchter staatlicher Regulation und
Abschreckung dann auf den deutschen Weg eingeschwenkt sind, haben seither auch fallende
Neuinfektionsraten. Was unter Anderem beweist, dass der "deutsche Weg" nicht nur zufällig in
Deutschland erfolgreich ist, sondern ursächlich wirkt, siehe auch hier:
viewtopic.php?t=5418

Wer also Abschreckung, Verbote, Kontrollen fordert, steht zunächst einmal im Verdacht, "sein eigenes
Süppchen kochen zu wollen" - zumeist ein religiöses Süppchen, solche Forderungen kommen oft aus
Kreisen, die von ihrer Psychostruktur her anderen Fundamentalisten sehr nahe stehen, bereit sind,
für ihre Ideale andere Menschen (ggf. auch sich selbst) ohne mit der Wimper zu zucken zu opfern.

Wenn die Forderung nach Verboten, mehr Kontrolle etc. hingegen aus SW-Kreisen kommt,
so vermute ich, dass in diesen Fällen das "eigene Süppchen" eher finanzieller Art ist. Was aber auch
auf einem Denkfehler beruht. Natürlich haben wir früher niemals "ohne" gearbeitet, und das
Einkommen war bedeutend höher als heutzutage. Aber das bedeutet ja keineswegs, dass da
ein direkter Zusammenhang besteht. Wenn der Staat jetzt die Funktion übernehmen sollte, die
früher die Zuhälter hatten, uns notfalls auch mit gewaltsamer Durchsetzung der Regeln zu schützen,
dann würde die Marktsituation sich dadurch keinesfalls bessern. Die Globalisierung läßt sich nicht durch
Verbot von "ohne-Service" rückgängig machen, und wenn wir uns durch solche (unbewußte?) Hoffnungen
motivieren lassen, mit unserem Denken (und in Folge davon auch mit unseren öffentlichen Äußerungen)
diejenigen gesellschaftlichen Kräfte zu unterstützen, die uns am liebsten ganz *abschaffen* würden,
so wäre das gewiß nicht in unserem eigenen besten Interesse.

Liebe Grüße, Aoife
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Nymphe
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RE: ohne Service

Beitrag von Nymphe »

Den Vergleich mit dem Rauchen in Restaurants finde ich richtig gut.
Da haben die Wirte auch alle gesagt "wir gehen pleite, wenn wir von uns aus auf unsere Gesundheit und die unserer Gäste achten, weil alle anderen es ja nicht machen". Im Prinzip ist es mit Ohne-Service genau dasselbe.

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Re: RE: ohne Service

Beitrag von Aoife »

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Nymphe hat geschrieben:Den Vergleich mit dem Rauchen in Restaurants finde ich richtig gut.
Off topic, und trotzdem: Danke, Nymphe!

Als Raucherin freut es mich natürlich ausgesprochen, dass du das Rauchverbot vergleichbar
kontraproduktiv siehst wie eine Verbotsstrategie in der Gesundheitspolitk :002
Aber gibt es denn für die (von dir vermutet) schädliche Auswirkung des Rauchverbots ähnlich
wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse wie für die HIV-Eindämmung?

Liebe Grüße, Aoife
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Marc of Frankfurt
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Re: RE: ohne Service

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Nymphe hat geschrieben:Im Prinzip ist es Ohne-Service genau dasselbe.
Im Prinzip ist es mit den Vorbot für Ohne-Service ganau dasselbe wie mit dem Verbot des Rauchens?

Richtig bezogen auf wirtschaftliche Folgen
(dass die meisten Betriebe das überleben würden. Ich kann die Geschichten von dem verbreiteten Ohne-Service immer noch gar nicht glauben. Sexarbeiter, die erfolgreich Kunden kobern bzw. hier als Migranten überleben können (ich spreche nicht von Opfern) sollen es nicht schaffen ihren Kunden Kondomgebrauch klar oder schmackhaft zu machen?).

Eben nicht richtig (bezogen auf Menschenrechtslage der Sexworker):

Das Rauchverbot ist oral und der Kondomzwang genital/anal. *lach*


Wenn meine Bettnachbarn in anderen Betten das mißachten, bin ich selbst ja immer noch nicht gefährdet, weil ich ja Safer Sex mache, was ich irgendwann mal entschieden habe in einer starken Stunde selbst die Verantwortung für mich zu übernehmen.

...


[Ironiemodus]



Fall wo ein Freier Anzeige wegen "ohne Kondom"-Werbung erstattet hat:
viewtopic.php?p=78861#78861

Kondomverordnung im Freistaat Bayern:
viewtopic.php?p=22584#22584

Wo sich die meisten anstecken:
viewtopic.php?p=5171#5171
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 10.04.2010, 18:21, insgesamt 1-mal geändert.

belle
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RE: ohne Service

Beitrag von belle »

doch sicher habe ich die ganze werbung gesehen nee so meinte ich das auch nicht...
ich meinte :
wieso können die Gesetzgeber sowas nicht verbieten?
Das ist schon vergleichbar mit dem Rauchen,das wird ja auch verboten in ÖFFENTLICHEN Einrichtungen usw. zum Schutz der Gesundheit..
Damit würde man eigentlich niemanden Schaden oder??
Neulich habe ich mich in einem anderem Forum geäußert das ich mich frage wo es noch Bordelle gibt die FS nicht ohne anbieten.
Darauf wurde mir glück gewünscht überhaupt noch etwas zuverdienen...
Ja obwohl wenn ich darüber nachdenke dann gäbe es wohl trotzdem wieder welche die es wünschen würden und es gäbe wieder welche die es anbieten...
Aber nur da sitzen und hoffen noch Gäste zu empfangen die Schutz akzeptieren ??
Ich habe mich zwar entschieden nur mit Schutz zu arbeiten,aber wenn man deswegen schlechter verdient ist es hart dem Druck standzuhalten..

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Blanca
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Beitrag von Blanca »

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß neben Kunden, die Schutz AKZEPTIEREN, es auch viele gibt, die diesen Schutz VERLANGEN.

Blanca

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Re: RE: ohne Service

Beitrag von Aoife »

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belle hat geschrieben:wieso können die Gesetzgeber sowas nicht verbieten?
Nun, sie könnten schon, aber sie tun es nicht, weil ihnen die Volksgesundheit wichtig ist.
Wenn ein Verbot überhaupt etwas bringen sollte, dann müßten generell ungeschützte Praktiken verboten werden.
Auch (und vor allem) in festen Beziehungen.
Der Glaube, dass Geschlechtskrankheiten bevorzugt durch Prostitutionskontakte verbreitet werden,
ist grundlegend falsch. Er dient nur der moralischen Indoktrination, da es keine gültigen Argumente gegen
Prostitution gibt, aber gewisse Kreise die Menschen davon abhalten wollen, werden solche Angstgeschichten
erfunden und verbreitet. Geschlechtskrankheiten werden durch Geschlechtskontakte verbreitet, sonst durch nichts.
The germs ain't on the bills :002

Und da Prostitution maximal 5% der Geschlechtskontakte umfasst und das Übertragungsrisiko hierbei wahrscheinlich
noch geringer, auf keinen Fall aber höher ist, als bei anderen Kontakten, was glaubst du, dass deine Vorstellung
eines Verbots, das ja nicht einmal den ganzen Prostitutionsbereich erfassen würde, sondern nur die Kontakte
in Bordellen, an Positivem bewirken könnte?
belle hat geschrieben:Das ist schon vergleichbar mit dem Rauchen,das wird ja auch verboten in ÖFFENTLICHEN Einrichtungen usw. zum Schutz der Gesundheit..
Beim Rauchverbot geht es ausschließlich um den Schutz der anwesenden Nichtraucher.
Wenn du also unbedingt diese Parallele sehen willst, dann aber schon auch konsequent:
Auf welche Weise soll denn ein "ohne"-Verbot im Bordell die anwesenden Nicht-Popper schützen? Und vor was???
belle hat geschrieben:Damit würde man eigentlich niemanden Schaden oder??
Doch, schon ...
Die genauen Zusammenhänge sind anderswo schon ausführlich beschrieben, deshalb hier nur die Fakten:
Alles, was empowerment, Entstigmatisierung und der Schaffung eines sozialen Klimas der Akzeptanz
entgegenläuft (und dazu gehören in erster Linie auch solche Vorschriften), erhöht die Zahl der Neuinfektionen mit HIV.
Zumindest für meine Begriffe ist das ein beträchtlicher Schaden. Dass Andere, die glauben, HIV würde sowieso nur
"die Unmoralischen" treffen, das anders sehen, sollte für uns hier ja kein Argument sein :017
belle hat geschrieben:Aber nur da sitzen und hoffen noch Gäste zu empfangen die Schutz akzeptieren ??
Ich habe mich zwar entschieden nur mit Schutz zu arbeiten,aber wenn man deswegen schlechter verdient ist es hart dem Druck standzuhalten..
O.k. - das IST ein Argument, und mir geht es ja auch nicht anders ...
Nur, bitte, wir sollten daraus nicht die falschen Schlüsse ziehen und Forderungen unterstützen,
die sich letztlich nicht nur gegen uns, sondern auch gegen die Gesamtbevölkerung richten.
Denn zusätzlich zu allen gesundheitspolitischen Gegenargumenten gegen eine Verbotsstrategie:
Wenn das zunehmende "ohne"-Angebot zumindest teilweise auf wirtschaftlichen Druck
zurückzuführen ist, dann wird ein Verbot des Angebots nur den Druck auf die DienstleisterInnen erhöhen,
und das Problem statt es zu lösen nur noch verschärfen. Hier kann nur eine Beseitigung der Ursache,
der wirtschaftlichen Notlage, Abhilfe schaffen. Da darf noch viel Kreatives, auch von unserer Seite, kommen :017

Aber bitte Vorsicht mit Argumenten, die aus dem Lager der Prostitutionsgegner kommen.

Liebe Grüße, Aoife
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henrik-gertens
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RE: ohne Service

Beitrag von henrik-gertens »

Hallo.
Ist definitv eine richtige Ansicht der gesamten Thematik. Ich muss dir in allen Punkten voll und ganz zustimmen, denn es ist leider auch ein sehr risikoreicher Beruf!
Viele Grüße...
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mausi176
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Gehts noch !!!!

Beitrag von mausi176 »

Hallo gehts noch das kann doch nicht wahr sein auch wenn Tante XY meint sie müsse ohne Gummi arbeiten, oder x andere!!! nur damit sie im Geschäft bleiben nee nee kann darüber nur meinen roten Schopf schütteln , habe immer mit gearbeitet, ohne geht gar nicht Gummi Geschmack hin oder her den merkt man irgend wann nicht mehr und selbst wenn, es geht um unsere Gesundheit und eine SW die sich so wenig wert ist für ein paar Euros ihr Leben aufs Spiel zu setzen die sollte lieber Putzen gehen. Als ich aufgehört habe vor ca. 5 Jahren ging es damit auch in den Clubs los doch ich bin mir selber immer treu geblieben und könnte nicht behaupten das ich damit schlechter verdient habe als andere..
Zum Thema Loch ins Gummi gemacht würde bei mir auch nie Klappen da ich das teil immer selber über das beste Stück gemacht habe…
Ich denke auch eine SW die ein wenig Spaß an ihrer Arbeit hat kann ihrem Gast das schon schmackhaft machen das es mit genau so schön wie ohne ist, und vor allem ohne Risiko!!
Na ja bin dann mal auf meinen neueinstig am Wochenende gespant was mich erwartet
lg Jana

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Blanca
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Beitrag von Blanca »

Liebe Jana.

Wir verstehen Dich auch, wenn Du nicht 'so laut schreist' :-)

Blanca

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Re: Gehts noch !!!!

Beitrag von Aoife »

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mausi176 hat geschrieben:Hallo gehts noch das kann doch nicht wahr sein auch wenn Tante XY meint sie müsse ohne Gummi arbeiten, oder x andere!!!
Jana - es geht hier keinesfalls darum, ohne-Service zu befürworten.
Und von meiner Seite aus erst Recht nicht :002

Es geht vielmehr darum, was denn wirksames dagegen zu tun möglich ist.
Und das Rufen nach staatlichen Vorschriften gehört mit Sicherheit nicht dazu -
im Gegenteil, was die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten angeht, so
bewirken staatliche Vorschriften bewiesenermaßen das Gegenteil des Gewollten,
und was unseren wirtschaftlichen Vorteil angeht, so halte ich sie für
zumindest höchst fragwürdig.

Liebe Grüße, Aoife
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