Am Vorabend zur Weltaidskonferenz in Wien haben 4 UserInnen unseres Forums einen "Infoabend" von GegnerInnen der Prostitution in der Felberstraße in Wien besucht.
Hier ein kurzer Bericht:
Durch Zufall bin ich bei Recherchen im Internet auf die Seite http://felberstrich.wordpress.com/ gestoßen. Darauf vermerkt, dass am gleichen Tag eine Informationsveranstaltung "Gegen Prostitution in der Felberstraße" stattfinden würde. Ich habe daraufhin unsere Admina Nina777, Jasmin und auch eine weitere UserIn unseres Forums gefragt, ob wir uns das nicht ansehen können - vielleicht könnten wir uns auch bei den Gesprächen einbinden - mithelfen die Situation ein wenig zu deeskalieren.
So fanden wir uns also pünktlich um 20 Uhr auf der Felberstraße ein, wo bereits 15 - 20 Personen anwesend waren. Auch eine TV-Kamera war mit dabei. Der ORF berichtet am Montag Abend über die Veranstaltung. Wir stellten uns höflich vor und entschuldigten uns für unser Erscheinen - wir wollten keines Falls den Eindruck erwecken, dass wir eine Gegendemo planen - wir betonten "den Austausch - den Dialog" zu suchen.
Es kamen auch einige doch interessante Gespräche zu Stande. Einige Argumente fanden auch unsere Zustimmung. Logisch wollen wir zum Beispiel auch keine benutzten Kondome in einem Wohngebiet vorfinden. Auch einige Ideen fand ich durchaus überdenkenswert. Zum Beispiel eine Beschränkung der höchstzulässigen Geschwindigkeit für KFZ auf Straßen wo Straßenstrich gestattet ist (ist es auf weiten Teilen der Felberstraße). Da herauszuhören war, dass es hauptsächlich um Lärmbelästigung bei den Problemen der AnrainerInnen ging, wäre das wirklich sinnvoll. Schnellfahrer erzeugen mehr Lärm...
Naturgemäß gab es auch einige Anwesende, die weniger gesprächsbereit waren. Leider dürften genau diese Personen die nicht bzw. nur sehr emotional mit uns sprechen wollten auch (glaublich - man stellte sich ja uns gegenüber (trotz überreichter Visitenkarte unserer Seits) nicht vor) die InitiatiorInnen der BürgerInneninitiative Felberstraße "weg mit der Prostitution aus der Felberstraße" gewesen sein.
Auch die BetreiberInnen des oben verlinkten Blogs suchten nicht wirklich das Gespräch - Scheinbar dürfte eine andere Meinung wie die Eigene nicht interessant sein. Die Anderen haben zu spuren... und wenn nicht, dann gibt es "kaltes Wasser aus Kübeln aus den Fenstern geschüttet" und wenn sich Jemand dagegen verwehrt - sich darüber aufregt (so steht es auf dem Blog zu lesen) dann ist man nur von der eigenen Ehefrau aufzuhalten... dann greift man zum Fleischermesser....
Wir haben den Mann, der seine Konflikte mit Wasserkübeln die er durchs Fenster entleert bzw. wenn er zur Rede gestellt wird zum Fleischermesser greift kennen gelernt. Er versuchte uns immer wieder zu erklären, dass "Huren (Originalton) weg gehören" - auch Frau Schön (ich denke, sie war es, vorgestellt hat sie sich ja nicht) ist dieser Meinung... Auf meine Nachfrage "sie wollen diese Menschen weg haben?" meinte sie noch schnell - "natürlich nicht - nur weg von hier". Auch der ausländische Mitbürger (mit dem, in seinen Augen konfliktlösenden, Fleischermesser) kam sehr schnell in Argumentationsnotstand - er wusste nicht, dass SexarbeiterInnen steuerpflichtig (und noch Vieles mehr) sind. Also nicht nur er bezahlt den Gehsteig auf der Felberstraße....Breite Schultern. Herr K., ausserordentlich früh tagwachender Arbeiter von Wien und längst mit den Nerven fertig, habe es in der vergangenen Nacht in der Nähe des Rustenstegs aus dem Fenster regnen lassen. Mehrmals. Worauf ihm die strammen Burschen in ungarischer Gebärdensprache bedeutet hätten: Kumm owa! Nur seine Frau hätte ihn davor zurück gehalten, einem von ihnen das ihm sehr vertraute Fleischermesser in den Bauch zu rammen.
Er bezahle mit monatlich 1400 Euro Abzügen – natürlich indirekt – den Gehsteig, so der leicht radebrechende Felber-Kroate, und die dagegen „schwarz arbeitende Mafia“ mache
Irgendwann sprang mir dann die Unterschriftenliste ins Auge... darauf ist zu lesen -- Ich habe mir erlaubt die Zeilen zu kopieren und meine Kommentare hinzuzufügen.
Statement der Initiative "Weg mit der Prostitution aus der Felberstraße"
1) Die Zustände sind eine einzige Zumutung für die Wohnbevölkerung
mein Statement dazu:
Bei allem Verständnis für die Problematik - ich empfinde Euren Weg als falsch... Wenn Teile der Wohnbevölkerung sich als RednerInnen aufschwingen und gleichzeitig den Dialog verweigern, dann schadet Ihr den AnrainerInnen, die doch an einer Lösung interessiert sind. Wenn Ihr andere Vereinigungen - andere Initiativen - erniedrigt, öffentlich anbrüllt (dies ist vor unseren Augen geschehen), kann keine für Alle tragfähige Lösung entstehen.
Statement der Initiative "Weg mit der Prostitution aus der Felberstraße"
2) Christliches Erbarmen mit den Mädels auf nicht selten erzwungenen Abwegen, aber definitiv keine Rücksichtnahme auf Kosten der geschundenen Menschen, die das Leben in die Gegend mit ohnehin hoher Verkehrsfrequenz verschlagen hat.
mein Statement dazu:
Mit Mädels meint Ihr die Frauen? Davon abgesehen: Rücksichtnahme auf Menschenrechte sollte der gemeinsame Nenner sein - und die betreffen genauso AnrainerInnen wie auch Personen die sexuelle Dienstleistungen anbieten! Die Verkehrslage beruhifen zu wollen in dem man Wasser aus Fenstern auf Prostituierte schüttet kann keine Lösung sein.
Statement der Initiative "Weg mit der Prostitution aus der Felberstraße"
3) Recht ist Recht und Schnaps ist Schnaps.
Es gibt weder illegalisierte Prostituierte noch illegalisierte Bordellbetreiber
mein Statement dazu:
Ich habe das auch schon vor Ort versucht zu erklären... Menschen können nicht legal oder gar illegal sein... Ihre Tätigkeit vielleicht, aber niemals der Mensch selbst. Zum Beispiel "Wasser aus dem Fenster auf Personen zu schütten" oder auch (ich habe es zumindest einmal so verstanden) zur "Hurenhetze" aufzurufen....das ist für mich illegal! Recht ist Recht, Schnaps ist Schnaps.... Für die Einhaltung der Rechte bzw. Pflichten der StaatsbürgerInnen ist ausschließlich die Exekutive bzw. unsere Gerichtsbarkeit zuständig. Wenn man das Recht in die eigene Hand nimmt befindet sich man sehr schnell im Unrecht
Statement der Initiative "Weg mit der Prostitution aus der Felberstraße"
4) Unsere Gegnerschaft gilt den Verursachern des besonderen Verkehrsaufkommens: raffgierigen Körperausbeutern und schamlosen Körperbenutzern
mein Statement dazu:
Ich lebe seit 52 Jahren in Wien... die Felberstraße war noch nie "verkehrsberuhigte Zone" - bitte nicht böse sein - wenn ich mich auf einer verkehrsträchtigen Straße ansiedle auf der Straßenstrich erlaubt ist (und dort, auf Grund dessen, günstig eine Wohnung anmiete bzw. erstehe), dann ist der Wunsch "Wir wollen hier keinen Verkehr mehr - und der Strich muss auch weg" zwar verständlich (klar, dann würde auch meine Liegenschaft im Wert steigen), aber irgendwie erscheint mir das nicht als "Killerargument". Gibt es jetzt eine Bürgerinitiative, die das Verschwinden des Schwechater Flughafens fordert? Wie man sich dort angesiedelt hat, war der Flughafen schon da... Wie gesagt: Ich wohne 52 Jahre in Wien - ich glaube mich nicht zu täuschen... Dort war immer viel Verkehr (und dies absolut nicht nur auf sexuelle Dienstleistung bezogen) (
Statement der Initiative "Weg mit der Prostitution aus der Felberstraße"
5) In Analogie zur Drogenszene: das Wissen um die Unmöglichkeit rundum zufrieden stellender lokaler Lösungen vor dem Hintergrund eines überregionallen Problems.
mein Statement dazu:
Ein Weg ohne Dialog kann nicht zum Ziel führen - Verhärtete Meinung ebenso nicht - Noch einmal mein Angebot: Unterstützt runde Tische! Aber bitte: Unter Einbeziehung aller Betroffenen - also auch (und vor Allem) der SexarbeiterInnen. Deren Rechte wollt Ihr beschneiden - deren Pflichten einfordern. Wir finden es durchaus legitim seine Wünsche zum Ausdruck zu bringen. Aber bitte ohne Emotion, ohne Beschimpfungen, Verächtlichmachung der politischen GegnerInnen. Ein gewisses Grundniveau sollte vorhanden sein. Dazu gehört es auch, dass Ihr mich (als Beispiel) nicht auf Eurer Webseite als Türlsteher von sexworker.at bezeichnet... Damit schließt Ihr Euch selbst aus der Diskussion ist. Jemand der auf Euch zugeht, sagt "versuchen wir gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten" solltet Ihr anhören - Ich/Wir gehe(n) auf Euch zu - und sind es auch weiterhin bereit - es würde mich freuen, wenn es zu einem Austausch kommen würde - im Interesse von beiden Seiten
Mit freundlichen Grüßen
christian knappik
So sieht die BürgerInnenintiative "Weg mit dem Strich aus der Felberstraße" unseren Besuch (meinen Namen richtig zu schreiben - trotz überreichter Visitenkarte und Erklärung meiner Person) - schafft man nicht, aber dafür bezeichnet man mich als Türlsteher von sexworker.at..... irgendwie ein wenig niveaulos das Ganze)
http://felberstrich.wordpress.com/2010/ ... otizen-23/
und hier der Bericht mit entleerten Kübeln und Fleischermessern....
http://felberstrich.wordpress.com/2010/ ... otizen-19/