Bürgerinitiative Felberstraße - weg mit der Prostitution..

Abgesehen vom Fehlen der nötigen Hilfsinstitutionen für Sexworker findet hier auch alles Platz, was ihr an bestehenden Einrichtungen auszusetzen habt oder loben wollt
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Zwerg
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Bürgerinitiative Felberstraße - weg mit der Prostitution..

Beitrag von Zwerg »

Prostitution in der Felberstraße? BürgerInitiative ruft zum Widerstand - und lässt mit einigen Statements bzw. Aktionen aufhorchen.

Am Vorabend zur Weltaidskonferenz in Wien haben 4 UserInnen unseres Forums einen "Infoabend" von GegnerInnen der Prostitution in der Felberstraße in Wien besucht.

Hier ein kurzer Bericht:

Durch Zufall bin ich bei Recherchen im Internet auf die Seite http://felberstrich.wordpress.com/ gestoßen. Darauf vermerkt, dass am gleichen Tag eine Informationsveranstaltung "Gegen Prostitution in der Felberstraße" stattfinden würde. Ich habe daraufhin unsere Admina Nina777, Jasmin und auch eine weitere UserIn unseres Forums gefragt, ob wir uns das nicht ansehen können - vielleicht könnten wir uns auch bei den Gesprächen einbinden - mithelfen die Situation ein wenig zu deeskalieren.

So fanden wir uns also pünktlich um 20 Uhr auf der Felberstraße ein, wo bereits 15 - 20 Personen anwesend waren. Auch eine TV-Kamera war mit dabei. Der ORF berichtet am Montag Abend über die Veranstaltung. Wir stellten uns höflich vor und entschuldigten uns für unser Erscheinen - wir wollten keines Falls den Eindruck erwecken, dass wir eine Gegendemo planen - wir betonten "den Austausch - den Dialog" zu suchen.

Es kamen auch einige doch interessante Gespräche zu Stande. Einige Argumente fanden auch unsere Zustimmung. Logisch wollen wir zum Beispiel auch keine benutzten Kondome in einem Wohngebiet vorfinden. Auch einige Ideen fand ich durchaus überdenkenswert. Zum Beispiel eine Beschränkung der höchstzulässigen Geschwindigkeit für KFZ auf Straßen wo Straßenstrich gestattet ist (ist es auf weiten Teilen der Felberstraße). Da herauszuhören war, dass es hauptsächlich um Lärmbelästigung bei den Problemen der AnrainerInnen ging, wäre das wirklich sinnvoll. Schnellfahrer erzeugen mehr Lärm...

Naturgemäß gab es auch einige Anwesende, die weniger gesprächsbereit waren. Leider dürften genau diese Personen die nicht bzw. nur sehr emotional mit uns sprechen wollten auch (glaublich - man stellte sich ja uns gegenüber (trotz überreichter Visitenkarte unserer Seits) nicht vor) die InitiatiorInnen der BürgerInneninitiative Felberstraße "weg mit der Prostitution aus der Felberstraße" gewesen sein.

Auch die BetreiberInnen des oben verlinkten Blogs suchten nicht wirklich das Gespräch - Scheinbar dürfte eine andere Meinung wie die Eigene nicht interessant sein. Die Anderen haben zu spuren... und wenn nicht, dann gibt es "kaltes Wasser aus Kübeln aus den Fenstern geschüttet" und wenn sich Jemand dagegen verwehrt - sich darüber aufregt (so steht es auf dem Blog zu lesen) dann ist man nur von der eigenen Ehefrau aufzuhalten... dann greift man zum Fleischermesser....
Breite Schultern. Herr K., ausserordentlich früh tagwachender Arbeiter von Wien und längst mit den Nerven fertig, habe es in der vergangenen Nacht in der Nähe des Rustenstegs aus dem Fenster regnen lassen. Mehrmals. Worauf ihm die strammen Burschen in ungarischer Gebärdensprache bedeutet hätten: Kumm owa! Nur seine Frau hätte ihn davor zurück gehalten, einem von ihnen das ihm sehr vertraute Fleischermesser in den Bauch zu rammen.
Er bezahle mit monatlich 1400 Euro Abzügen – natürlich indirekt – den Gehsteig, so der leicht radebrechende Felber-Kroate, und die dagegen „schwarz arbeitende Mafia“ mache
Wir haben den Mann, der seine Konflikte mit Wasserkübeln die er durchs Fenster entleert bzw. wenn er zur Rede gestellt wird zum Fleischermesser greift kennen gelernt. Er versuchte uns immer wieder zu erklären, dass "Huren (Originalton) weg gehören" - auch Frau Schön (ich denke, sie war es, vorgestellt hat sie sich ja nicht) ist dieser Meinung... Auf meine Nachfrage "sie wollen diese Menschen weg haben?" meinte sie noch schnell - "natürlich nicht - nur weg von hier". Auch der ausländische Mitbürger (mit dem, in seinen Augen konfliktlösenden, Fleischermesser) kam sehr schnell in Argumentationsnotstand - er wusste nicht, dass SexarbeiterInnen steuerpflichtig (und noch Vieles mehr) sind. Also nicht nur er bezahlt den Gehsteig auf der Felberstraße....

Irgendwann sprang mir dann die Unterschriftenliste ins Auge... darauf ist zu lesen -- Ich habe mir erlaubt die Zeilen zu kopieren und meine Kommentare hinzuzufügen.

Statement der Initiative "Weg mit der Prostitution aus der Felberstraße"

1) Die Zustände sind eine einzige Zumutung für die Wohnbevölkerung

mein Statement dazu:

Bei allem Verständnis für die Problematik - ich empfinde Euren Weg als falsch... Wenn Teile der Wohnbevölkerung sich als RednerInnen aufschwingen und gleichzeitig den Dialog verweigern, dann schadet Ihr den AnrainerInnen, die doch an einer Lösung interessiert sind. Wenn Ihr andere Vereinigungen - andere Initiativen - erniedrigt, öffentlich anbrüllt (dies ist vor unseren Augen geschehen), kann keine für Alle tragfähige Lösung entstehen.



Statement der Initiative "Weg mit der Prostitution aus der Felberstraße"

2) Christliches Erbarmen mit den Mädels auf nicht selten erzwungenen Abwegen, aber definitiv keine Rücksichtnahme auf Kosten der geschundenen Menschen, die das Leben in die Gegend mit ohnehin hoher Verkehrsfrequenz verschlagen hat.

mein Statement dazu:

Mit Mädels meint Ihr die Frauen? Davon abgesehen: Rücksichtnahme auf Menschenrechte sollte der gemeinsame Nenner sein - und die betreffen genauso AnrainerInnen wie auch Personen die sexuelle Dienstleistungen anbieten! Die Verkehrslage beruhifen zu wollen in dem man Wasser aus Fenstern auf Prostituierte schüttet kann keine Lösung sein.



Statement der Initiative "Weg mit der Prostitution aus der Felberstraße"

3) Recht ist Recht und Schnaps ist Schnaps.
Es gibt weder illegalisierte Prostituierte noch illegalisierte Bordellbetreiber

mein Statement dazu:

Ich habe das auch schon vor Ort versucht zu erklären... Menschen können nicht legal oder gar illegal sein... Ihre Tätigkeit vielleicht, aber niemals der Mensch selbst. Zum Beispiel "Wasser aus dem Fenster auf Personen zu schütten" oder auch (ich habe es zumindest einmal so verstanden) zur "Hurenhetze" aufzurufen....das ist für mich illegal! Recht ist Recht, Schnaps ist Schnaps.... Für die Einhaltung der Rechte bzw. Pflichten der StaatsbürgerInnen ist ausschließlich die Exekutive bzw. unsere Gerichtsbarkeit zuständig. Wenn man das Recht in die eigene Hand nimmt befindet sich man sehr schnell im Unrecht



Statement der Initiative "Weg mit der Prostitution aus der Felberstraße"

4) Unsere Gegnerschaft gilt den Verursachern des besonderen Verkehrsaufkommens: raffgierigen Körperausbeutern und schamlosen Körperbenutzern

mein Statement dazu:

Ich lebe seit 52 Jahren in Wien... die Felberstraße war noch nie "verkehrsberuhigte Zone" - bitte nicht böse sein - wenn ich mich auf einer verkehrsträchtigen Straße ansiedle auf der Straßenstrich erlaubt ist (und dort, auf Grund dessen, günstig eine Wohnung anmiete bzw. erstehe), dann ist der Wunsch "Wir wollen hier keinen Verkehr mehr - und der Strich muss auch weg" zwar verständlich (klar, dann würde auch meine Liegenschaft im Wert steigen), aber irgendwie erscheint mir das nicht als "Killerargument". Gibt es jetzt eine Bürgerinitiative, die das Verschwinden des Schwechater Flughafens fordert? Wie man sich dort angesiedelt hat, war der Flughafen schon da... Wie gesagt: Ich wohne 52 Jahre in Wien - ich glaube mich nicht zu täuschen... Dort war immer viel Verkehr (und dies absolut nicht nur auf sexuelle Dienstleistung bezogen) (



Statement der Initiative "Weg mit der Prostitution aus der Felberstraße"

5) In Analogie zur Drogenszene: das Wissen um die Unmöglichkeit rundum zufrieden stellender lokaler Lösungen vor dem Hintergrund eines überregionallen Problems.


mein Statement dazu:

Ein Weg ohne Dialog kann nicht zum Ziel führen - Verhärtete Meinung ebenso nicht - Noch einmal mein Angebot: Unterstützt runde Tische! Aber bitte: Unter Einbeziehung aller Betroffenen - also auch (und vor Allem) der SexarbeiterInnen. Deren Rechte wollt Ihr beschneiden - deren Pflichten einfordern. Wir finden es durchaus legitim seine Wünsche zum Ausdruck zu bringen. Aber bitte ohne Emotion, ohne Beschimpfungen, Verächtlichmachung der politischen GegnerInnen. Ein gewisses Grundniveau sollte vorhanden sein. Dazu gehört es auch, dass Ihr mich (als Beispiel) nicht auf Eurer Webseite als Türlsteher von sexworker.at bezeichnet... Damit schließt Ihr Euch selbst aus der Diskussion ist. Jemand der auf Euch zugeht, sagt "versuchen wir gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten" solltet Ihr anhören - Ich/Wir gehe(n) auf Euch zu - und sind es auch weiterhin bereit - es würde mich freuen, wenn es zu einem Austausch kommen würde - im Interesse von beiden Seiten


Mit freundlichen Grüßen

christian knappik

So sieht die BürgerInnenintiative "Weg mit dem Strich aus der Felberstraße" unseren Besuch (meinen Namen richtig zu schreiben - trotz überreichter Visitenkarte und Erklärung meiner Person) - schafft man nicht, aber dafür bezeichnet man mich als Türlsteher von sexworker.at..... irgendwie ein wenig niveaulos das Ganze)

http://felberstrich.wordpress.com/2010/ ... otizen-23/

und hier der Bericht mit entleerten Kübeln und Fleischermessern....

http://felberstrich.wordpress.com/2010/ ... otizen-19/

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Marc of Frankfurt
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Stadtplanung und Bürgerbeteiligung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die Stadt der Müll und ...


Das Problem mit dem Müll titt auf auch auf bei großstädtischen Amüsiermeilen, Großveranstaltungen, Märkten, Hundeausläufen, schwulen Cruising-Plätzen und offenen Konsumorten von Drogengebrauchern.



- Bei schwulen Sextreffpunkten hat sich bewährt direkt am Ort des sexuellen Geschehens quasi unter jedem Baum einen Mülleimer aufzuhängen und regelmäßig machen lokale Schwulenvereine medienwirksame Aktionen und räumen die Parks auf. (Gegen anti-schule Gewalt und Haßtaten wurden in manchen deutschen Metropolen seinerzeit sogar in dunklen Parks Polizeinotrufsäulen finanziert.)

- In Nightlife-Gebieten müssen ebenfalls viele öffentliche Mülltonnen z.B. an jeder Straßenecke vorhanden sein.
Ferner muß die Stadtreinigung am Sa und So Morgen zusätzliche Kehrrunden fahren. Hier zahlen das selbstverständlich die Anwohner d.h. auch die ansässigen Betriebe und Vergnügungsbetriebe.

- Bei Drogengebrauchern haben sich in vielen Städten in Zusammenarbeit mit den Drogenhilfsprojekten sog. Kehrtrupps von betreuten Drogenabhängien bewährt.

- Sexworker könnten von Beratungsstellen ermuntert werden sogenante Hygienebeutel dabeizuhaben, wohin Kondome und Tücher zu entsorgen sind.

- In öffentlichen Parks gibt es als Vorbild dafür z.B. für Hundebesitzer Automaten oder Gratis-Spender für Hundekotmüllbeutel.


All das zeigt wie wichtig politische Deliberationsverfahren und Stadtteil-Planungszellen sind, wo gemeinsam mit Anwohnern, Ämtern und aber auch mit Sexworkern und Kunden und ihren selbstbestimmten Interessenvertretern konfliktreiche Interessengegensätze diskutiert und ausgeglichen werden können.




Die Kern-Fragen lauten:

Wem gehört die Stadt? (Machtfrage)

Wer gehört dazu? (Menschenrechtefrage für Sexworker und Migranten)

Was ist Prostitution wirklich? (Feindbild von Mafia verantwortlich für den Untergang des bürgerlichen Abendlandes oder Sündenbock für verdrängte unausgelbte eigene Gelüste oder freier Beruf wie jeder andere ...?)

Wo darf es öffentlichen Raum geben für Freiluft-Sexler, Sexworker und ihre Kunden.

Wieviel unternimmt und bezahlt der Staat präventiv aus öffentlichen Mitteln, damit seine Bürger inkl. der Minderheiten nicht gefährdet oder kriminalisiert werden (gratis Aufklärung, Beratung, Verkehrsleitsystem, Gesundheitstest, gratis Kondome, Straßenmöblierung, Drive in Loveboxen) und nicht noch höhere öffentliche Kosten entstehen (Gefängnisse, AIDS-Ausbreitung und Kliniken, Versorgung von Sozialfällen).





Dabei ist besonder brisant immer eine Umbruchszeit d.h. Sturkturwandel, also wenn plötzlich ein Viertel oder eine Wohngegend sich verändert oder umdefiniert wird von Behörden oder Hinzugekommenen (Trading-down vs. Gentryfizierung). Genau deshalb muß frühzeitig politisch und via verantwortlicher Medien moderiert werden. Das fordern das Transparenz- und das Demokratiegebot.





Mutig, dass ihr den Dialog aufgenommen habt. Danke.





.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 19.07.2010, 01:58, insgesamt 1-mal geändert.

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hedonism
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Beitrag von hedonism »

Also ich versteh das Theater rund um die Felberstraße auch nicht. Der Straßenstrich dort war vor 40 Jahren auch schon und auch unter Tags. Jeder die/der dort hinzieht weiß das vorher, genauso wie jeder weiß dass vorm Fenster täglich 100erte Züge vorbeifahren.
Wahrscheinlich ist es wie überall, zuerst billig hinziehen und dann müssen alle "Störfaktoren" weg, damit man seine Ruhe hat.
Einfach lächerlich..............diese ganze Bürgerinitiative.........und ja, ich kenn die Situation dort, hab 15 Jahre am Meiselmarkt gewohnt.
BEVOR DU ÜBER JEMANDEN URTEILST, ZIEH DIR SEINE SCHUHE AN UND GEH DEN SELBEN WEG......

Leu
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Beitrag von Leu »

Ich verstehe das Theater schon, begreife es aber nicht.
Im TV kam mal ein Beitrag, wo Anwohner eines Fußballplatzes geklagt hatten, weil er zu laut war. Sie bekamen Recht, weil ihre Häuser zwei bis drei Jahre älter waren. Fortan durften die Kinder (samt Verein) nur noch lautlos spielen und durften auch zahlen, wenn jemand aus dem Gegnerteam zu laut jubelte, grölte, ect.
Es wurde sich öffentlich empört, weil es sich ja um knuddelige Kinder handelte. Ich bin mal gespannt, in wie weit sich jemand anders für knuddelige StraßenSW engagiert. Rechtlich müßten ja die SW recht haben, mal davon abgesehen, dass jeder Mieter weg ziehen kann, der will.
Außerdem wäre noch interessant zu wissen, was die Bürgerinitiative denkt, was passieren wird, falls sie Erfolg haben? Würden die SW einfach klein beigeben, würde der Wert der Wohngegend schlagartig steigen: die Vermieter würden ihre Mieter entlassen, weil sie ja die Häuser grundsanieren würden - bevor sie die Mieten erhöhen, und die Stadt die Straßen ausbessern, was in D auch teilweise die Hausbesitzer bezahlen dürfen - bloß schlappe 25%, also nur was zwischen 10.000 und 20.000 EUR (wurde mal für Dresden genannt).
Vielleicht ziehen sie ja dann weiter raus, wo's billiger ist. Dem Straßenstrich hinterher.

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Gabriele Schön der Anwohnerinitiative Felberstrich schreibt vom Treffen:
  • "Weiters stellen sich ein Mann und 3 Frauen als „Sexworker“ vor, die die Interessen von Prostituierten vertreten. Es ist den ungebetenen Besuchern nicht klar zu machen (weder ruhig noch emotional), dass sie hier bei einer Anrainerversammlung schlicht und einfach fehl am Platze sind. Zur falschen Zeit am falschen Ort."

    "Die Unverfrorenheit der von niemandem eingeladenen Gäste gipfelt in der Teilnahme an unserem gemeinsamen Abendspaziergang. Ich empfinde ohnmächtige Wut. In ihrem Verhalten spiegelt sich das Verhalten der Prostituierten auf der Felberstrasse. Alle Grenzen überschreitend, rücksichtslos die eigenen Interessen verfolgend, abgestumpft in ihrer eigenen Wahrnehmung und unfähig, die Not der Anrainer auch nur ansatzweise zu begreifen und schon gar nicht in aller Tiefe zu verstehen. "

    "So lange der Lebensraum der Anrainer durch die Straßenprostitution und deren Folgen auf eine so unverschämte Art und Weise beschnitten und gestört wird, bin ich nicht bereit über die Rechte der Prostituierten zu diskutieren."
...

http://felberstrich.wordpress.com/2010/ ... tag-abend/





Ich finde es grundsätzlich richtig und notwendig um für die gesellschaftliche Anerkennung und für den Schutz der Menschenrechte der Sexworker entreten zu können z.B. gegen Diskriminierung, Vertreibung und Sündenbock-Schuldzuweisungen etc., dass Bürger möglichst früh und auch über private Sexworker-Kontakte und persönliche Besuche über Standpunkte und Probleme der Sexworker informiert werden. Insofern war es gut, daß Sexworker so mutig waren und sich gezeigt haben dort, wo über oder gegen Prostituton gesprochen und geplant wird.

Doch die Menschen, die in preiswerten Wohnunen am Bahnhof leben (müssen), wo die Vermieter nicht für funktionierende Haustür-Schlösser sorgen, sind auch in schwierigen Verhältnissen. Sie brauchen auch ihren Freiraum, um sich und ihre Interessen organisieren zu können.

Weil das Thema Prostitution und Sex seit fast ewigen Zeiten in Medien und Öffentlichkeit vojeuristisch oder abschätzig behandelt wird, ist ein sachlicher Dialog oft so schwierig und jede Debatte sofort polarisiert. Aber evt. war der Besuch ja rückblickend doch ein gewisser Anfang für einen Kontakt, wenn sich die Wellen der Emotionen ersteinmal gelegt haben werden.

Allerdings kommt das Problem der Diversity der Sexworker hinzu. Welche Sexworker waren denn auf der Anrainerversammlung? Waren es einheimische österreichische "High Class Independant Escorts der Wiener Luxusprostitution" ;-) oder waren es die unter oftmals widrigen menschlichen Verhältnissen ins Land eingeschleusten Migrantinnen aus Osteuropa, die teilweise in ausbeuterischen Abhängigkeitsverhältnissen in der Felberstraße anschaffen (müssen) und sich situationsbedingt der lokalen Kultur und Ordnungsregeln weniger verpflichtet fühlen?

Gefahr besteht, dass wir Sexworker-Interessenvertreter vom Sexworker Forum mit dem von mir gerne kultivierten Anspruch als Sexworker Gewerkschaft in A - CH - D uns überheben könnten.

Was kann getan werden, um mit den Sexworkern und ihren Gefährten in der Fellberstraße in Kontakt zu treten?

Was macht SOPHIE - Beratungsraum für Sexworker?





Wichtig war es jedenfalls gezeigt zu haben, dass es uns gibt, dass Sexworker überall sind und dass sie gemeinsam ihre Stimme erheben, wenn Gefahr besteht, dass gegen Sexworker Stimmung gemacht werden soll ...

Wehret den Anfängen.

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

An einem Dialog scheint man von Seiten der Bürgerinitiative "weg mit der Prostitution aus der Felberstraße" nicht wirklich interessiert zu sein....

Da der genannte Blog wahrscheinlich wenig LeserInnen haben wird, kopiere ich einen Teil der Aussagen (von Frau Schön) hierher. Wir wollen ja (im Gegensatz zu Anderen) auch die Argumente unseres Gegenübers hören. Speziell, wenn es um ein Thema geht, welches beide Seiten betrifft...

Zitatanfang:
Weiters stellen sich ein Mann und 3 Frauen als „Sexworker“ vor, die die Interessen von Prostituierten vertreten. Es ist den ungebetenen Besuchern nicht klar zu machen (weder ruhig noch emotional), dass sie hier bei einer Anrainerversammlung schlicht und einfach fehl am Platze sind. Zur falschen Zeit am falschen Ort.

Die Unverfrorenheit der von niemandem eingeladenen Gäste gipfelt in der Teilnahme an unserem gemeinsamen Abendspaziergang. Ich empfinde ohnmächtige Wut. In ihrem Verhalten spiegelt sich das Verhalten der Prostituierten auf der Felberstrasse. Alle Grenzen überschreitend, rücksichtslos die eigenen Interessen verfolgend, abgestumpft in ihrer eigenen Wahrnehmung und unfähig, die Not der Anrainer auch nur ansatzweise zu begreifen und schon gar nicht in aller Tiefe zu verstehen.

So lange der Lebensraum der Anrainer durch die Straßenprostitution und deren Folgen auf eine so unverschämte Art und Weise beschnitten und gestört wird, bin ich nicht bereit über die Rechte der Prostituierten zu diskutieren.

Wir sind derzeit mehr als genug damit beschäftigt uns über unsere eigenen Rechte und Möglichkeiten zu informieren und diesbezüglich Schritte zu unternehmen.

Zitatende

Dazu kann ich nur in Richtung Frau Schön gewandt sagen: Die Diskussion um die Rechte von SexarbeiterInnen mit ihnen zu führen sehe ich auch als nicht zielführend an - sie aber von Ihnen entsprechend einzufordern hingegen schon!

Das sie Wut empfinden, wenn wir beim "Spaziergang" dabei waren ist mir unverständlich. Ich habe auch Sie gefragt, ob Sie wünschen, dass wir gehen würden. Nicht nur auf diese Frage sind sie mir die Antwort schuldig geblieben. Auch unsere Jasmin wartet noch auf die Antwort auf die Frage "was denn passieren würde" - gestellt auf ihre Äußerung "wenn ich noch einmal Jemand von Verständnis reden höre dann passiert was"

Es haben uns mehrere Anwesende aufgefordert zu bleiben - wir wurden auch aufgefordert uns dem Spaziergang anzuschließen. Wenn Sie zum Ausdruck gebracht hätten, dass wir gehen sollen, so hätten wir uns höflich verabschiedet. Wir hätten dies akzeptiert - obwohl auch wir einen Teil des Gehsteiges der Felberstraße mitbezahlt haben....

Bei der Einladung zur Veranstaltung war zu lesen: "Willkommen sind neben Aktivisten und Anrainern des Felbergrätzels auch Vertreter und Vertreterinnen anderer Bürgerinitiativen. Wir freuen uns auf einen konstruktiven Austausch und eine effektive Zusammenarbeit".

Daraus ging für uns eindeutig hervor, dass es sich nicht um eine Mieterversammlung gehandelt hat. Wir sahen es eher als Einladung zu einer Diskussion - um Lösungsvorschläge anzudiskutieren... - also kein Grund "ohnmächtige Wut" zu empfinden....

Ich kann nur bedauern, dass Sie jegliche Gespräche ablehnen - Wie schon weiter oben gesagt: Lösungen bestehen nicht darin, dem Anderen seine Meinung vorzuschreiben und falls dieser nicht in Ihrem Sinne reagiert, mit der Androhung von Gewalt zu unterstreichen!

Mit freundlichen Grüßen

christian knappik

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Beitrag von Zwerg »

@marc
Es braucht nicht "getan werden" - der Kontakt besteht seit Längerem..... Nur werde ich mich hüten beim ersten Treffen genau die Personen zur Versammlung zu begleiten, die bereits offen von genau dieser Gruppe angegriffen wurden. Ich habe vor Ort angeboten, einen Termin zu vereinbaren, bei dem auch SexarbeiterInnen von der Felberstraße dabei sein hätten können. Der Vorschlag des runden Tisches kam von meiner Seite - auch der Wunsch "die Betroffenen" dabei zu haben.

christian

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Beitrag von Zwerg »

Hier der TV-Beitrag zu der Versammlung...

http://tvthek.orf.at/programs/70018-Wie ... atzproblem

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ups Zwerg war schneller

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wenn Sexworker mit Flüssigkeiten bespritzt werden ...


... die aus Fenstern von Bürgerhäusern kommen,

dann bekommt das SW-Logo mit rotem Schirm ganz neue Bedeutung ;-((


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ORF Bericht vom Ortstermin:
http://tvthek.orf.at/programs/70018-Wie ... atzproblem


http://felberstrich.wordpress.com





In Zürich macht man sich ernsthafte Gedanken um Sexworker und Anwohner:
viewtopic.php?p=84107#84107

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Falter berichtet

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Mit uns reden immer nur die Falschen

Wer die Probleme am Wiener Straßenstrich bekämpfen will, muss zuallererst mit den Prostituierten sprechen

http://www.falter.at/web/print/detail.php?id=1192

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Problem der räumlichen Prostitutionsorganisation

Beitrag von Marc of Frankfurt »

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Schutzzone (für Anwohner, nicht für Sexworker!) = Sperrbezirk = Prostitution verboten!

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Anwohner sehen sich genötigt auf die Prostitutionsverordnungen hinzuweisen.

Aber, sind die Erlaubniszonen auch farblich markiert oder gut sichbar für Kunden und Sexworker ausgeschildert? Wohl kaum. Deshalb folgendes Zeichen für die Verkehrs-Lenkung:





Bild

Erlaubniszone bisher noch nicht genug beworben und bekanntgemacht

Aus dem Zeitungsbericht:

Keine will (bisher) in die „Erlaubniszone“: In der Linzer Straße hinter dem Technischen Museum soll sich der Straßenstrich künftig abspielen und an der Linken Wienzeile (zwischen Anschütz- und Jheringgasse).

Wie leergefegt sind unterdessen die „Erlaubniszonen“. Hinter dem Technischen Museum verhindert eine Baustelle fast jeden Verkehr. Hier hat sich genau eine besonders gesetzestreue Sexarbeiterin aufgestellt. Und sie macht ein Gesicht, als wäre sie auf der falschen Party gelandet.

Straßenstrich weg von den Wohngebieten: Das freut die Anrainer. Die Prostituierten aber haben Angst in dunklen, unsicheren Ecken zu stehen.

Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal: „Mein Ziel ist es, die Prostitution vom Wohngebiet wegzubekommen.“

Erst kürzlich gab es einen Mordfall, erinnert Eva van Rahden von der Beratungsstelle Sophie: „Das hat dazu geführt, dass die Frauen sich sehr genau überlegen, ob sie noch in ein Auto einsteigen. Die Wienzeile ist ein Ort, wo die Frauen zu den Freiern ins Auto steigen müssten.“

...

Eines der Fenster gehört zur Wohnung von Gabriele Schön: „Die Anrainer werden zum Zuschauen verpflichtet. Die Freier bleiben mitten auf der Straße stehen, dahinter wird gehupt...“, schildert sie die Leiden der Anrainer. Dabei gelten für einen Großteil der Felberstraße eigentlich Schutzzonen, die zum Beispiel um Schulen und Kindergärten gezogen wurden. Die würden aber ignoriert. Schön: „Es wurde auch schon beobachtet, dass tagsüber, vorm Kindergarten die Geschäfte im Auto verrichtet werden. Es ist so widerlich!“

...

Bezirksvorsteher Zatlokal würde sich eigene von Sozialarbeitern betriebene Häuser wünschen, um die Prostitution von der Straße zu holen.


http://wienweb.at/pstorystart.aspx?menu=11&cid=172805
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 11.08.2010, 18:03, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Interview mit Eva Van Rahden, SOPHIE, Bildungsraum für Prostituierte Wien.

„Die Situation ist angespannt“



wienweb.at: Ihre Aufgabe ist es unter anderem, im Bereich Felberstraße zu vermitteln. Wie ist die Situation?

Van Rahden: Sehr angespannt. Wir versuchen, deeskalierend zu wirken. Wir machen die Prostituierten auf die Probleme der Anrainer aufmerksam – das ist vor allem der Lärm und die Verschmutzung. Wir sagen ihnen, dass ihr Arbeitsplatz gefährdet ist, wenn es zu massiven Beschwerden kommt. Aber wir müssen den Frauen auch eine Alternative geben, andere Standorte zum Beispiel.


wienweb.at: Der Straßenstrich im 15. Bezirk sollte eigentlich in zwei „Erlaubniszonen“ verlegt werden. Die sind leer – warum?

Van Rahden: Das ist ein wenig unglücklich gelaufen. In einem Fall ist eine Baustelle dazwischen gekommen, im anderen ein Gewaltverbrechen, ein Mordfall. Das hat dazu geführt, dass die Frauen sich sehr genau überlegen, ob sie noch in ein Auto einsteigen. Die Wienzeile ist ein Ort, wo die Frauen zu den Freiern ins Auto steigen müssten, um dann wohin fahren zu können. An der Felberstraße gibt es Infrastruktur. Da können die Frauen zu Fuß mit den Freiern hingehen.


wienweb.at: Auch auf der Felberstraße stehen jetzt deutlich weniger Prostituierte. Wo sind all die Frauen hin?

Van Rahden: Gute Frage. Auch wir haben bemerkt, dass sehr viel weniger Frauen an der Felberstraße stehen. Gleichzeitig haben wir aber nicht das Gefühl, dass die Zahl der Frauen anderswo, etwa in der Mariahilfer Straße deutlich gestiegen wäre. Aus Gesprächen wissen wir, dass einige wegen der vielen Strafen überlegt haben, in ein Studio zu wechseln.


wienweb.at: Viele Anrainer fordern ein generelles Verbot des Straßenstrichs. Was meinen Sie?

Van Rahden: Dann würde es einen illegalen Straßenstrich geben, den man nicht mehr steuern kann. Und da ist die Frage, ob man nicht besser einen legalen Straßenstrich hat, der kontrollierbar ist.


wienweb.at: Kann es eine dauerhafte Lösung für alle geben?

Van Rahden: Ich habe keine schnelle Lösung parat. Wichtig ist, dass man deeskaliert und in einem zweiten Schritt eine sachliche Diskussion führt. Unsere Aufgabe ist es, alle Beschwerden und Anregungen zu sammeln. Wenn unser Bericht im Herbst vorliegt, soll es auf Stadtebene wieder Gespräche geben.

http://wienweb.at/content.aspx?menu=11&cid=172808

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Beitrag von Zwerg »

Für mich, als Wiener der sich seit nunmehr 5 Jahren intensiv mit der Lage der SexarbeiterInnen beschäftigt, ist es klar: Wenn immer mehr Zonen für illegal erklärt werden (die früher noch durchaus "legal" waren), dann konzentriert sich das Geschehen am Straßenstrich an wenigen Orten - zum Leidwesen der AnrainerInnen und auch der SexarbeiterInnen. Unsere Zählungen zeigen eindeutig: Es gibt in Wien derzeit weniger (!) SexarbeiterInnen in Wien am Straßenstrich als zum Beispiel voriges Jahr! Diese stehen aber "konzentrierter"! Baustellen und Verkleinerung der bisher "erlaubten" Zonen sind hierfür mit verantwortlich.

Das "Problem" ist also hausgemacht! Das Problem kann nur dann gelöst werden, wenn SexarbeiterInnen bei der Lösungsfindung aktiv eingebunden werden! Das was zur Zeit abgeht führt nur zu einer verschärften Situation in Bezug auf die Sicherheit der SexarbeiterInnen. Diese werden regelrecht vom "Blaulicht" verfolgt - speziell dann, wenn ein Kunde stehen bleibt - SexarbeiterInnen werden offen bedroht (von AnrainerInnen) und aus den Häusern mit Wasser aus Kübeln überschüttet usw....

Hier muss deeskaliert werden! Besonders dann, wenn die Sicherheit von Menschen auf dem Spiel steht.... SexarbeiterInnen zu jagen - mit Fleischermessern und Wasserkübeln zu argumentieren - das ist absolut nicht in Ordnung! Auch hier sollte ein mehr als wachsames Auge der Exekutive sowie auch der Menschenrechtsorganisationen offen sein!

Wir von sexworker.at sprechen uns gegen jede Form der Gewalt aus - ob sie gegen AnrainerInnen oder aber auch gegen SexarbeiterInnen gerichtet ist.

christian

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Aktionsplan oder Aktionismus?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Prostitution

Sieben-Punkte-Paket der Stadt



Über ein Jahr lang hat sich in Wien eine Arbeitsgruppe mit dem Thema (Straßen)-Prostitution auseinander gesetzt.

[Sexworker und von ihnen beauftragte Interessenvertreter waren unseres Wissen nicht geladen und nicht anwesend. Ein schwerer struktureller Fehler und eine menschenrechtlich bedenkliche Benachteiligung. Anm.]

VertreterInnen von stark betroffenen Bezirken, JuristInnen und ExpertInnen aus den Bereichen Gesundheit und Soziales haben gemeinsam Vorschläge zur Verbesserung der aktuellen Situation erarbeitet.

Grundsätzlich gilt: Prostitution wird durch die Nachfrage bestimmt: Ohne Freier, keine Prostituierten.

[Hier liegt schon eine gedankliche Verkürzung vor. Es gibt bei einem Tauschgeschäft nicht nur EINE Nachfrageseite. Es gibt immer eine Nachfrage nach Ware, Dienstleistung UND zusätzlich gibt es eine Nachfrag nach Geld d.h. Einkommenerzielungsmöglichkeit. Wer so elementare logische Fehler macht, wird das Prostitutionsproblem nichteinmal in Ansätzen richtig bearbeiten können. Anm.]

"Das von mancher Seite geforderte generelle Verbot der Straßenprostitution erachte ich daher als billigen Populismus. Erfahrungen anderer Länder zeigen, dass Verbote nur zu einem Erstarken der illegalen Prostitution führen.





Zur Ausgangslage

In Wien wird die Prostitutionsausübung durch das Wiener Prostitutionsgesetz geregelt.

Grundsätzlich ist die (Straßen)Prostitution in ganz Wien erlaubt.

Dementsprechend kennt das Wiener Prostitutionsgesetz auch keine speziellen Erlaubniszonen.

Durch gesetzlich festgelegte Schutz- und Verbotszonen ist die Prostitution jedoch in vielen Bereichen der Stadt verboten.
Dies gilt insbesondere für die Umgebung von Schulen, Kindergärten, Jugendzentren, Krankenanstalten und Gebäuden für religiöse Zwecke.

Vor allem Teile des 2., 14. und 15. Bezirks sind durch Straßenprostitution großen Belastungen ausgesetzt. Hauptkritikpunkte sind
- Lärm,
- Verschmutzung und die
- Belästigung von AnrainerInnen durch Freier
[- und vermutet werden darf eine generelle Prostitutionsfeindlichkeit i.V.m. einer unartikulierten Angst vor promiskuitiver oder öffentlich gelebter Sexualität. Anm.].

Maßnahmen zur Verbesserung der Situation sind idealerweise sowohl im
- gesetzlichen, als auch im
- frauenpolitischen,
- gesundheitspolitischen und
- arbeitspolitischen Bereich zu verankern und machen das Thema Prostitution zu einer komplexen Materie mit unterschiedlichen Handlungsfeldern als auch Handlungspersonen. Das Land Wien hat nicht in allen dieser Bereiche die Regelungskompetenz, insbesondere für die gesundheits- und arbeitsrechtlichen sowie die allgemeinen sicherheitspolizeilichen Regelungen der Prostitution ist der Bundesgesetzgeber zuständig.





Das 7 Punkte Programm
  1. Hilfe für AnrainerInnen: Beschwerdemanagement, Hotline und mehr Sauberkeit

    Beschwerde- und Konfliktmangement durch Projekt "Sophie mobil" im
    2., 14., und 15. Bezirk: Durch intensive Streetwork in belasteten Gegenden sollen Konflikte vermindert werden; Zielgruppe sind AnrainerInnen, Prostituierte und in weiterer Folge auch Freier.

    "Sophie mobil" richtet Hotline ein und nimmt Beschwerden entgegen;
    Montag bis Freitag 10–17 Uhr (0676 / 88 666 222)

    Im Rahmen des Projekts "Sophie mobil" wird es außerdem Sprechstunden in den Bezirken geben:
    - 2. Bezirk: Grätzelzentrum, Max-Winter-Platz 23, Donnerstag 17-18 Uhr
    - 14. Bezirk: Amtshaus Hietzing/Penzing, Hietzinger Kai 1-3/Stg. 2/ 1. Stock/Zi. 89 (Sitzungszimmer), Dienstag 8:30-9:30 Uhr
    - 15. Bezirk: Gebietsbetreuung Stadterneuerung, Sechshauser Straße 23,
    Mittwoch 9-10 Uhr

    Saubere Straßen: Die MA 48 wird in belasteten Straßenzügen durch Schwerpunktaktionen in der Nacht und in den frühen Morgenstunden für Sauberkeit sorgen.
  2. Rudolfsheim-Fünfhaus: Neue Straßenzüge im Feldversuch

    Im Rahmen eines Feldversuches werden zwei neue Straßenzüge im 15. Bezirk für die Straßenprostitution bestimmt. Die Straßenzüge wurden von der Bezirksvorstehung ausgewählt.
    Linke Wienzeile 278 (zwischen Anschützgasse und Jheringgasse)
    Linzer Straße gegenüber ONr. 3 (hinter dem Technischen Museum zwischen Avedikstraße und Eisenbahnbrücke entlang der Bahntrasse)

    Dadurch sollen andere, hoch belastete Straßenzüge entlastet werden. Nach halbjähriger Laufzeit wird die Wirksamkeit dieser Maßnahme überprüft. Bevor konkrete Ergebnisse dieses Feldversuchs vorliegen, soll es keine weiteren Änderungen dieser Art geben. Über die neuen Straßenzüge (sowie über Schutz- und Verbotszonen) werden die Prostituierten sowohl durch die Polizei als auch durch die Stadt Wien (STD-Ambulatorium) unterrichtet.
  3. Novellierung des Wiener Prostitutionsgesetzes

    Das Wiener Prostitutionsgesetz regelt die Prostitutionsausübung in Wien, an einer Novellierung wird gearbeitet. Angedacht ist unter anderem eine Meldepflicht für Prostitutionslokale, um den Handlungsspielraum gegen illegale Bordelle zu erweitern. Im Zuge der Anmeldung sollen auch die potentiellen Betreiber stärker unter die Lupe (Leumundsprüfung...) genommen werden.
    Geprüft werden auch rechtliche Maßnahmen gegen Freier, die in Schutzzonen anbahnen. Auch eine Kondompflicht für Freier bzw. ein Verbot des Anbietens von "unsafer sex" könnte nach derzeitigem Diskussionsstand Eingang in das neue Prostitutionsgesetz finden.

    Zusätzlich gesetzliche Forderungen an den Bund zur sozialen Absicherung:
    Die Sittenwidrigkeit der Prostitution muss aufgehoben werden, damit Prostitution als Gewerbe in selbstständiger Ausübung möglich wird. Dies würde zu einer erheblichen Verbesserung der Arbeitssituation und zu mehr Rechtssicherheit von Prostituierten führen.
  4. Polizei: Verstärkte Kontrollen von Schutz- und Verbotszonen

    Schon derzeit gibt es durch enge Zusammenarbeit von der
    Bundespolizeidirektion Wien mit
    KIAB (Kontrolle der illegalen Arbeitnehmerbeschäftigung),
    MA 36, MA 59 und MD-KS (Magistratsdirektion Krisenmanagement und Sofortmaßnahmen) Schwerpunktaktionen zur Überprüfung von Prostitutionslokalen und Straßenprostitution im 2., 14. und 15. Bezirk. Die Auswahl der zu kontrollierenden Lokalitäten und Straßenzüge erfolgt nach Rücksprache mit den Bezirksvorstehungen, Bezirksämtern und den mitwirkenden Behörden.

    Im Zuge dieser Schwerpunktaktionen kommt es regelmäßig zu Anzeigen bzw. zu Festnahmen auf Grund von Verstößen gegen das Prostitutionsgesetz, die Gewerbeordnung oder das Fremdengesetz. Diese bewährte Zusammenarbeit soll nun verstärkt werden (Planquadrate). Verbots- und Schutzzonen sowie die Einhaltung zeitlicher und örtlicher Begrenzungen wird die Polizei gezielt kontrollieren.
  5. 3-Länder-Studie als Basis für weitere Schritte

    Eine 3-Länder-Studie (Niederlande, Österreich, Schweden) wird die Auswirkungen unterschiedlicher politischer und rechtlicher Maßnahmen analysieren. Es geht darum, die Intention einzelner Regelungen auf ihre tatsächlichen Auswirkungen hin zu untersuchen. Die Projektlaufzeit ist mit Dezember 2009 bis Dezember 2012 festgesetzt. Eine Kofinanzierung (20.000 Euro) erfolgt durch die Frauenabteilung der Stadt Wien (MA 57).
  6. Frauenhandel im Visier

    Hilfe für Opfer des Frauenhandels: Opfer von Frauenhandel, die zur Prostitution gezwungen werden, leben oft sehr isoliert und sind mit Hilfsangeboten nur schwer zu erreichen.
    Der Verein "Lefö" bildet nun im Rahmen eines neuen Pilotprojektes ("Frauenhandel-Expertise für Sexarbeiterinnen") Frauen aus der Szene, insbesondere migrantische Prostituierte, zu "Multiplikatorinnen" aus. Sie finden leichter Zugang zu Zwangsprostituierten und sollen ihnen dann gezielt helfen (Aufklärung über Rechte, Möglichkeiten und Hilfsangebote).
    Laufzeit: Juni bis November 2010;

    Die Stadt Wien setzt außerdem auf die Sensibilisierung von Freiern.
    Mittels Free-Cards und Radiospots soll bei den Freiern die Bewusstseinsbildung in Sachen Frauenhandel vorangetrieben werden.
  7. Sozialarbeiterische Betreuung für Prostituierte vor Ort

    Wien setzt sich mit einer Reihe von Einrichtungen und Projekten für bessere Lebensbedingungen von Prostituierten ein. Wichtig sind leicht zugängliche Anlaufstellen, wo Frauen neben Gesundheitsbetreuung, auch rechtliche und psychosoziale Beratung bis hin zur Hilfe beim Ausstieg finden.

    Eine zentrale Rolle kommt hier dem seit Jahren bewährten STD-Ambulatorium der Stadt Wien [zuständig für die umstrittenen wöchentlichen invasiven Zwangsuntersuchungen an SexarbeiterInnen] zu (STD = sexually transmitted diseases). Die STD-Ambulanz bietet Beratung, Diagnostik und Behandlung bei sexuell übertragbaren Krankheiten an.
    Für die Zielgruppe der Prostituierten ist das STD-Ambulatorium eine erste Anlaufstelle mit umfassenden sozialarbeiterischen Beratungsangebot und aufsuchender Sozialarbeit in Form von Streetwork.
    [Und bisher noch vielen Defiziten in der Umsetzung. Anm.]

    Auch das Projekt "SOPHIE – BildungsRaum für Prostituierte" der Volkshilfe Wien betreibt Streetwork im unmittelbaren Arbeitsumfeld der Prostituierten: In Nachtclubs, Studios, Bars und am Straßenstrich.
http://wienweb.at/content.aspx?menu=11&cid=172807





Was im 7-Punkte-Paket fehlt ist die finanzierung eines beherztes City-Marketings, um den neuen Standort insbesondere den Pay6-Kunden bekanntzumachen:
viewtopic.php?p=85366#85366

Bild
Bsp. Bunny Ranch Brothel in Nevada

Nur so kann m.E. eine Verhaltens- und Nutzungsänderung des Stadtraumes human und ohne Politik des Strafens und Einsperrens umgesetzt werden.





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 10.08.2010, 23:19, insgesamt 7-mal geändert.

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Re: Problem der räumlichen Prostitutionsorganisation

Beitrag von Aoife »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:Straßenstrich weg von den Wohngebieten: Das freut die Anrainer.
Sofern sie nicht Eigentümer sind freut es sie auch nur bis zur nächsten Mieterhöhung.

Wir haben in Derry gesehen, wohin Gentrifizierung führt, und die Anfänge erleben wir in Hamburg. In Wien habe ich den Eindruck gewonnen, dass man an den ursächlichen Zusammenhang zwischen unbezahlbarem Wohnraum und Gewalt noch garnicht denken mag.

Liebe Grüße, Aoife
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Re: Problem der räumlichen Prostitutionsorganisation

Beitrag von ehemaliger_User »

Aoife hat geschrieben:Wir haben in Derry gesehen, wohin Gentrifizierung führt,
Berlin: Samariterviertel in Friedrichshain, Teile des Prenzlauer Berg und Teile Kreuzbergs sind auch typische Beispiele der Yuppisierung.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

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Beitrag von Zwerg »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:Grundsätzlich ist die (Straßen)Prostitution in ganz Wien erlaubt.
Wie so Vieles aus diesem 7-Punkte Plan: Schlichtweg falsch.

Bei der Ausstellung des "Deckels" wird eine Straßenkarte übermittelt auf der die erlaubten Straßen eingezeichnet sind - eventuelle Änderungen werden den SexarbeiterInnen nicht per Bescheid mitgeteilt. Sie erfahren es durch die Polizei vor Ort (die plötzlich beanstandet), wenn wieder einmal das erlaubte Gebiet verkleinert wurde....

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Bürgerinitiative Felberstraße - weg mit der Prostitution..

Beitrag von Zwerg »

Ich möchte mich bei der grünen Bezirksrätin Birgit Hebein im Namen unserer Community bedanken! Die Anliegen aller Beteiligten bei dem Konflikt mit den AnrainerInnen der Felberstraße gehören gehört, kritisch hinterfragt und gegebenen Falls vertreten.

Das die Bürgerinitiative Felberstraße dies nicht so sieht, zeigt nur auf, dass die Rechte Anderer (der SexarbeiterInnen) von dieser Gemeinschaft negiert werden. Das sie ihre eigenen Interessen (vorgeblich die Aufwertung der Wohngegend (entlang der Bahn)) über die Rechte von anderen Menschen stellt. Interessant erscheint mir auch in diesem Zusammenhang, dass ein Betreiber eines Massagestudios auch aktiv gegen die SexarbeiterInnen am Straßenstrich im Rahmen dieser Gruppe auftritt. Dessen Interessen gelten wahrscheinlich der (Umsatz-)Aufwertung des eigenen Etablissements...

Wie auch immer: Die bisherigen Vorfälle sind es wert hinterfragt zu werden. Wir hoffen, dass die SexarbeiterIn, die vor einigen Wochen von einem Protagonisten der Initiative körperlich verletzt worden sein soll sich doch noch zur Anzeige entschließt. Nur Recht kann Unrecht bekämpfen! Eine Initiative, die sich permanent mit unrechten Methoden (Wasser aus dem Fenster auf (SexarbeiterInnen-)Passanten schütten und noch Vieles mehr) im Internet brüstet gehört hinterfragt - gegebenen Falls auch von den zuständigen Behörden.

Wir sollten aus unserer Geschichte gelernt haben: Wenn eine Gruppe sich aufschwingt, ihre Rechte über die Rechte anderer zu stellen - zur Hetze aufruft (von uns - wir waren vorige Woche vor Ort - wurde wortwörtlich vernommen "auf zur Hurenhatz"), so hat man auch von staatlicher Seite äußerst wachsam zu sein.

christian

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Beitrag von Zwerg »

Ein Kommentar auf der Webseite Felberstrich, der eindeutig aufzeigt, welches Gedanken/un/gut hier die Stimme erhebt. Der Comment wurde auch noch "mit Freude" angekündigt!

Die ganze Geschichte ist unter http://felberstrich.wordpress.com/2010/07/24/bp/ nachzulesen (falls nicht wieder der halbe Blog über Nacht editiert wird - wie schon so oft geschehen)

Hier Auszüge aus der "Lobschrift":

----------------------------------------------------

........Es ist allgemein bekannt, das die Betreiber der Prostitutionsketten, im Handelsregister eingetragene Firmen sind, sie haben sämtliche Gewerbeberechtigungen, und sie zahlen auch Gebühren für die Plätze wo die Frauen stehen. Die Firmen zahlen Lohnsteuer für die Arbeitnehmerinnen bzw. führen Krankenkassenbeiträge ab.


Einer meiner ehemaligen Bekannten, der in der Psychiatrie tätig war und ist, hat mir einmal zum Thema Prostitution und deren Gesundheitsfolgen sehr pointiert erklärt,........ Die schon wichtigere Information von Seiten o. g. Herrn war, dass über die Prostitution gefährliche Grippeviren übertragen werden, solcherart wo man am dritten Tat im Sarg liegt. Prostitution ist vor allem eine Brutstätte für Tetanus und sorgt das weiteren für Tuberkulose Epidemien, die sie explosionsartig verteilen. Angeblich sterben, vor allem an der offenen Tuberkulose jährlich Tausende Menschen in Wien alleine.
Ich stelle nochmals die gar nicht so rhetorische Frage, wie das verharmlosen, ja romantisieren kann. Es geht den Betreibern, (so manchem) Politiker u. dgl. mehr nur ums Geld.
Wer Prostitution haben will, soll sie meinetwegen haben, aber nicht in Wohngebieten!
Man kann durchaus sagen, dass die Verteilung von 60 000 Prostituierten über die ganze Stadt ein politisches Fiasko sondergleichen darstellt.



----------------------------------------------------

Ich bin über die Unwissenheit nicht weiter erschüttert: Dies trifft auf die meisten Außenstehenden zu! Erschüttert bin ich aber, wenn man als Unwissender "Kommentare" schreibt, die weiter enfernt von der Realität nicht sein können....

Als Beispiel: SexarbeiterInnen können und dürfen in Österreich nicht angestellt werden.., - zumindest nicht als SexarbeiterInnen. Deshalb ist es vollkommen unrichtig, dass BetreiberInnen für Lohnsteuer oder Versicherungsabgaben der SexarbeiterInnen aufkommen. SexarbeiterInnen sind neue Selbstständige und als Solche selbst versicherungs- bzw. steuerpflichtig. Die Geschichte mit den Standplatzgebühren verweise ich ins Reich der Mythen und Legenden - einfach unwahr!

Die 3-Tage-und-Du-bist-tot-Grippe, die speziell von SexarbeiterInnen übertragen wird, ist sowas von lächerlich, dass ich mir die Argumentation erspare...

Auf die 60 000 SexarbeiterInnen in Wien möchte ich dann doch reagieren: Niemand kann die Zahl der Personen die sexuelle Dienstleistungen in Wien zur Zeit anbieten auch nur annähernd korrekt wiedergeben - da es noch keine genaue Zählungen gab bzw. diese nahezu unmöglich ist. Aber selbst die (un-)vorsichtigsten Schätzungen von ExpertInnen (wozu der Kommentierende nicht gehört) sind eher im 10tel Bereich von 60 000 zu finden.... 60 000 SexarbeiterInnen in Wien? Wenn Wien 20 Millionen Einwohner hätte vielleicht denkbar - sonst eher eine absurde Fantasie eines Einzelnen, der damit seine Ahnungslosigkeit unter Beweis stellt.

christian

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Beitrag von Lycisca »

Die Geschichte mit der "Blitzgrippe" klingt zwar lachhaft, kann aber zur Eskalation beitragen. Die Blogger der Felberstrassen-Bürgerinitiative kommen damit gefährlich nahe an § 276 Abs 1 StGB:

"Wer ein Gerücht, von dem er weiß (§ 5 Abs. 3), daß es falsch ist, und das geeignet ist, einen großen Personenkreis zu beunruhigen und dadurch die öffentliche Ordnung zu gefährden, absichtlich verbreitet, ist mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen."

Im Hinblick auf Aufforderungen zu tätlichen Angriffen auf SW sei an § 282 Abs 1 StGB erinnert:

"Wer in einem Druckwerk, im Rundfunk oder sonst auf eine Weise, daß es einer breiten Öffentlichkeit zugänglich wird, zu einer mit Strafe bedrohten Handlung auffordert, ist, wenn er nicht als an dieser Handlung Beteiligter (§ 12) mit strengerer Strafe bedroht ist, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren zu bestrafen."

Vielleicht lesen die Felberstrassen-Blogger im SW-Forum mit und kühlen sich ein wenig ab.