Polizei-Gesundheitsamt-Amtshandlung - Umgang mit Menschen
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
Ich betone immer wieder, wie sehr ich Wien mag - jedoch für SW erscheint mir Österreich und bisweilen auch Wien nicht empfehlenswert.
Ein weiterer Grund unserer Kritik: Escort ist nicht erlaubt (dunkelgrau) und Wohnungsprostitution verboten. Heißt also im Klartext: Um legal arbeiten zu können bleibt nur der Straßenstrich in Gegenden wo man sich nicht wohl fühlen kann und mit einem Betreiber in einem konzessionierten Lokal anschaffen zu gehen. Und genau hier wird gesetzlich das Selbstbestimmte zumindest manchmal in Frage gestellt....
Warum dürfen SexarbeiterInnen in AT nicht selbstbestimmt und ohne BetreiberInnen arbeiten?
Liebe Grüße
christian
Ein weiterer Grund unserer Kritik: Escort ist nicht erlaubt (dunkelgrau) und Wohnungsprostitution verboten. Heißt also im Klartext: Um legal arbeiten zu können bleibt nur der Straßenstrich in Gegenden wo man sich nicht wohl fühlen kann und mit einem Betreiber in einem konzessionierten Lokal anschaffen zu gehen. Und genau hier wird gesetzlich das Selbstbestimmte zumindest manchmal in Frage gestellt....
Warum dürfen SexarbeiterInnen in AT nicht selbstbestimmt und ohne BetreiberInnen arbeiten?
Liebe Grüße
christian
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
...weil sie es bald nirgendwo mehr können sollen dürfen (möchte man prophezeien)
Kasharius grüßt
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
Warum?
Der Staat will sich endlich Klarheit verschaffen:
Wer (Einheimische und Menschen mit Migrationshintergrund) arbeitet in welchem Alter im Sexwork? Statistische Erfassung.
Fuer den Staat sichtbarere, weniger unsichtbarere und verstecktere, einfachere, geordnetere Arbeitsplatzstruktur (Bordell und Strassenstrich) und somit bessere und schnellere "Greifbarkeit" der Sexarbeiter*innen und Kontrollen derselben - und damit leichtere Steuerfahndungsermoeglichung, auch schnellere Abschiebungsermoeglichung und letzendlich Reduzierung der Prostitution allgemein (Schmackhaftigkeit, mit Sexwork Geld verdienen zu koennen, soll minimiert werden).
Der Staat ist evtl. nicht wirklich in der Lage, wirklich echten Menschenhandel aufzuspueren, und redet sich dann heraus, dass ja dem nicht viel beizukommen sei.
Die sechswoechigen Gesundheitsuntersuchungen / koerperlichen Eingriffe an den Pussys sind nur eine Farce, um die extremen Sexwork-Reglementationen zu "entschuldigen" und "auszuDRUECKEN" mit Druck.
Diskriminierung, Respektlosigkeit und noch vieles, vieles mehr, wo man hinschaut ...
Dabei ist doch Diskriminierung, Respektlosigkeit und mehr in manchen Gesetzesartikeln als verboten zu finden.
Warum ist das alles bei Sexworker*innen erlaubt?
Der Staat will sich endlich Klarheit verschaffen:
Wer (Einheimische und Menschen mit Migrationshintergrund) arbeitet in welchem Alter im Sexwork? Statistische Erfassung.
Fuer den Staat sichtbarere, weniger unsichtbarere und verstecktere, einfachere, geordnetere Arbeitsplatzstruktur (Bordell und Strassenstrich) und somit bessere und schnellere "Greifbarkeit" der Sexarbeiter*innen und Kontrollen derselben - und damit leichtere Steuerfahndungsermoeglichung, auch schnellere Abschiebungsermoeglichung und letzendlich Reduzierung der Prostitution allgemein (Schmackhaftigkeit, mit Sexwork Geld verdienen zu koennen, soll minimiert werden).
Der Staat ist evtl. nicht wirklich in der Lage, wirklich echten Menschenhandel aufzuspueren, und redet sich dann heraus, dass ja dem nicht viel beizukommen sei.
Die sechswoechigen Gesundheitsuntersuchungen / koerperlichen Eingriffe an den Pussys sind nur eine Farce, um die extremen Sexwork-Reglementationen zu "entschuldigen" und "auszuDRUECKEN" mit Druck.
Diskriminierung, Respektlosigkeit und noch vieles, vieles mehr, wo man hinschaut ...
Dabei ist doch Diskriminierung, Respektlosigkeit und mehr in manchen Gesetzesartikeln als verboten zu finden.
Warum ist das alles bei Sexworker*innen erlaubt?
Zuletzt geändert von deernhh am 07.10.2018, 11:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
Fortsetzung zu meinem obigen Beitrag #43:
Und ausgerechnet und gerade die Bordelle haben sich unter anderem auch zum Handlanger des Staates stilisiert:
- Bordellbetreiber nehmen fuer den Staat auch noch (standardmaessig ohne Belege mit genauer Auflistung, wofuer eine Sexarbeiterin an ihn ihr eigenes hart verdientes Geld zahlt) die Steuern der Sexarbeiter*innen ein, meist fuer alle einheitlich, unabhaengig, wann eine Sexarbeiter*in dort arbeitet, wieviel Miete sie dort zahlt und wieviele Gaeste sie hat,
und suggeriert einer Sexarbeiter*in,
- dass alles so normal sei und immer so gehandhabt wird,
- obwohl Einzelbesteuerung gilt, da ja jede Sexarbeiter*in unterschiedliche Anzahl an Gaesten an unterschiedlichen Arbeitszeiten hat (unterschiedliche Einnahmen und Ausgaben (Kondome, Material))
-evtl. Steuerrueckerstattungen an Sexarbeiter*innen meist ausgerechnet an Bordellbetreiber ueberwiesen/ausgezahlt werden und eben nicht direkt an die Sexarbeiter*innen selbst, die ja das alles gezahlt haben
- die Bordellbetreiber dem Staat suggerieren, gerade bei ihnen liefe ALLES ordnungsmaessig ab, und der Staat koenne ihnen vertrauen.
Durch diese Psychospielchen bauen sich Bordellbetreiber ihre Monopole aus und auch die Abhaengigkeit der Sexarbeiter*innen.
DER STAAT MACHT SICH ZUM HANDLANGER DER BORDELLE, DIE BORDELLE MACHEN SICH ZUM HANDLAGER DES STAATES (einer waescht die Haende des anderen),
UND SCHALTEN JEDWEGIGE ANGEBLICHE KONKURRENZ AUS, naemlich die Kleinst- und/oder Minist-Betriebe,
UND LASSEN NUR NOCH NEBEN DEN BORDELLEN STRASSENSTRICHE ZU,
WO SEXWORK DUSTER, UNGESICHERT UND OHNE HYGIENEMOEGLICHKEITEN AM STADTRAND IN Z.B. GEWERBEGEBIETEN STATTFINDEN DARF.
Und ausgerechnet und gerade die Bordelle haben sich unter anderem auch zum Handlanger des Staates stilisiert:
- Bordellbetreiber nehmen fuer den Staat auch noch (standardmaessig ohne Belege mit genauer Auflistung, wofuer eine Sexarbeiterin an ihn ihr eigenes hart verdientes Geld zahlt) die Steuern der Sexarbeiter*innen ein, meist fuer alle einheitlich, unabhaengig, wann eine Sexarbeiter*in dort arbeitet, wieviel Miete sie dort zahlt und wieviele Gaeste sie hat,
und suggeriert einer Sexarbeiter*in,
- dass alles so normal sei und immer so gehandhabt wird,
- obwohl Einzelbesteuerung gilt, da ja jede Sexarbeiter*in unterschiedliche Anzahl an Gaesten an unterschiedlichen Arbeitszeiten hat (unterschiedliche Einnahmen und Ausgaben (Kondome, Material))
-evtl. Steuerrueckerstattungen an Sexarbeiter*innen meist ausgerechnet an Bordellbetreiber ueberwiesen/ausgezahlt werden und eben nicht direkt an die Sexarbeiter*innen selbst, die ja das alles gezahlt haben
- die Bordellbetreiber dem Staat suggerieren, gerade bei ihnen liefe ALLES ordnungsmaessig ab, und der Staat koenne ihnen vertrauen.
Durch diese Psychospielchen bauen sich Bordellbetreiber ihre Monopole aus und auch die Abhaengigkeit der Sexarbeiter*innen.
DER STAAT MACHT SICH ZUM HANDLANGER DER BORDELLE, DIE BORDELLE MACHEN SICH ZUM HANDLAGER DES STAATES (einer waescht die Haende des anderen),
UND SCHALTEN JEDWEGIGE ANGEBLICHE KONKURRENZ AUS, naemlich die Kleinst- und/oder Minist-Betriebe,
UND LASSEN NUR NOCH NEBEN DEN BORDELLEN STRASSENSTRICHE ZU,
WO SEXWORK DUSTER, UNGESICHERT UND OHNE HYGIENEMOEGLICHKEITEN AM STADTRAND IN Z.B. GEWERBEGEBIETEN STATTFINDEN DARF.
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
@deernhh
Was die Besteuerungsproblematik betrifft eine Nachfrage: Geht es hier um das Düsseldorfer Verfahren oder die Heranziehung der Betreiber auch zur Umsatzsteuer der durch die SW erzielten Erlöse? Gegen letzteres hatte ich Verfassungsbeschwerde erhoben. Ratet mal was dabei rauskam...
Kasharius grüßt
Was die Besteuerungsproblematik betrifft eine Nachfrage: Geht es hier um das Düsseldorfer Verfahren oder die Heranziehung der Betreiber auch zur Umsatzsteuer der durch die SW erzielten Erlöse? Gegen letzteres hatte ich Verfassungsbeschwerde erhoben. Ratet mal was dabei rauskam...
Kasharius grüßt
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
@kasharius
Kann man beim besten Willen nicht sagen - da hier (obwohl Steuern Bundessache ist) in einzelnen Ländern und auch Städten irgendwie gewurstet wird... Hat was mit der Geschichte zu tun (Achtung viel Lesestoff) viewtopic.php?f=16&t=11854&p=140222&hil ... er#p140222
Liebe Grüße
christian
Kann man beim besten Willen nicht sagen - da hier (obwohl Steuern Bundessache ist) in einzelnen Ländern und auch Städten irgendwie gewurstet wird... Hat was mit der Geschichte zu tun (Achtung viel Lesestoff) viewtopic.php?f=16&t=11854&p=140222&hil ... er#p140222
Liebe Grüße
christian
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
Bitte bedenkt die unterschiedlichen Gesetzelagen in unterschiedlichen Staaten.
Hier im Thread geht es vorwiegend um 'legalisierte' SW-Repressalien der Republik Österreich, daher auch nicht direkt vergleichbare, nichtdeutsche Steuererhebungsmethoden.
Hier im Thread geht es vorwiegend um 'legalisierte' SW-Repressalien der Republik Österreich, daher auch nicht direkt vergleichbare, nichtdeutsche Steuererhebungsmethoden.
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
@Lucille
Danke! Speziell das Düsseldorfer Modell ist bei uns in nicht gesetzeskonform bzw. gab es diese Regelung (offiziell) nie. Nur einige Betreiber haben sich bemüßigt gefühlt entsprechend zu agieren - und die Finanzämter haben still gehalten.....
Liebe Grüße
christian
Danke! Speziell das Düsseldorfer Modell ist bei uns in nicht gesetzeskonform bzw. gab es diese Regelung (offiziell) nie. Nur einige Betreiber haben sich bemüßigt gefühlt entsprechend zu agieren - und die Finanzämter haben still gehalten.....
Liebe Grüße
christian
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
Die von uns initiierte Verfassungsbeschwerde zur Umsatzsteuer wurde ohne Begründung nicht zur Entscheidung angenommen. Aber @Lucille hat REcht: Laßt uns hier in AT bleiben...
Kasharius grüßt
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
… nur der Vollständigkeit halber und um Missverständnissen vorzubeugen: das sogenannte ‚Düsseldorfer Modell‘ ist in Deutschland auch nicht gesetzeskonform ( widerspricht u.a. dem dt. Grundgesetz)
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
Mich würde dann interessieren, wie den in Wien die Kooperation zwischen den Behörden, der Polizei und den Beratungsorganisationen in Sachen Sexarbeit funktioniert und ob es auch eine starke Abolis-Gegnerschaft gibt.
Kasharius grüßt
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
@kasharius
Nur auf Wien bezogen, geht fast nicht - Wien hat eine Besonderheit, welche noch (!) ein wenig die Waage hält.
Wir haben in AT (wie ja über die Grenzen hinaus bekannt ist) eine Türkis (vormals Schwarz) Blaue Regierung. Also ÖVP und FPÖ welche beide eher für Law and Order stehen. In Wien ist die Regierung ROT und GRÜN - also MitteLinks zu sehen.
Es gibt hier bundesweit eine Ländergruppe Prostitution welche vom Bundeskanzleramt geleitet wird:
Hier sind neben den ExpertInnen der Polizei und des Gesundheitsamtes auch einige wenige NGO und meines Wissens nach einer ForscherIn /welche ich persönlich sehr schätze/ zugelassen welche aber in der Unterzahl sind und bisweilen wenig Gehör finden (das ist die Gruppe, wo unserer Jasmin gesagt wurde "sie möge nicht herumblasen" oder auch "sie möge erwachsen werden). Hier wurden wir ein einziges Mal gebeten zu erscheinen - sonst ist es eher so, dass wir als PFUI behandelt werden, außer wir treffen die Leute außerhalb der Sitzungen - da spürt man bisweilen Interesse und auch Verständnis (reicht sogar bis zur Verzweiflung).... Irgendwie klar, da wir deren Meinung in Bezug auf Zwangsuntersuchung und Registrierung nicht teilen. In dieser Gruppe geht es eher um Regulierung und es ist über die Jahre hinweg eine leichte Tendenz zur Besserung zu verspüren. Man hat aber auf der anderen Seite auch das Gefühl, dass man hier politisch erwünschte Ergebnisse einfahren muss.
Unabhängig davon:
NGO im Lande gibt es und sind (aus meiner Sicht und unserer Erfahrung heraus) in 3 Gruppen aufzuteilen:
Die Gruppe mit Ambition und dem Willen Rechte von SexarbeiterInnen zu schützen:
Das sind in nicht zufälliger Reihenfolge
LEFÖ (Wien) PIA (Salzburg)
MAIZ (Linz) SXA-Info (Graz)
IBUS (Innsbruck)
mit den oben genannten NGO gibt es auch regen Austausch und gemeinsame Presseerklärungen (kommenden Freitag ist am Nachmittag das nächste Treffen in Salzburg angesetzt, bei dem wir auch zugegen sein werden).
Dann gibt es noch LENA (Linz) - Austausch mit uns ist vorhanden wenn es SexarbeiterInnen dienlich ist (gemeinsame Aktionen auf Grund des Trägers (Caritas) nicht wirklich. Aber auch schwer in Ordnung!)
SOPHIE (Wien) - Träger VOLKSHILFE (SPÖ) so gut wie kein Austausch mehr - meiner Einschätzung nach politische Einflussnahme zu stark um wirklich Konsens zu finden. Als Beispiele der unterschiedlichen Positionen - Angestelltenverhältnisse, Steuerrecht und so weiter. Richtig witzig war ein Vortrag in Frankfurt von mir zu dem die Leute direkt von einem Vortrag von SOPHIE angereist sind. Im Publikum war mehrfach zu hören, ob es denn 2 Wien gäbe. Das was wir erzählen würde nicht deckungsgleich mit der Schilderung des Erfolgsmodells Wiens sein.... Wir sehen es halt nicht als fantastisch an, wenn SexarbeiterInnen gezwungen werden, dass sie nur mit BetreiberInnen zusammen arbeiten dürfen. Ebenso kommen wir mit der Führung einer Whitelist (konzessionierte Lokale) absolut nicht zu recht, da eine Liste der genehmigten Lokale zugleich eine Blacklist darstellt. Ich denke, dass dies die Aufgabe einer NGO nicht sein kann der verlängerte Arm der Behörde zu sein. Ein Internetpranger ist nicht in unserem Sinn! Speziell da die Liste nicht lückenlos ist und auch völlig falsche Lokalbezeichnungen zu finden sind... Und die Plätze für den Straßenstrich abseits jeglicher Infrastuktur sind unseres Erachtens menschenunwürdig! und deshalb verstehen wir die Ausrufung von "dem sexarbeitsfreundlichen Wiener Modell nicht wirklich"
Sophie wird auch bei der Vergabe von Aufträgen bevorzugt (was ich jetzt nicht unbedingt als Kritik verstehe - nur als Hinweis darauf, dass eben alles im Land ein wenig politisch abläuft).
HERZWERK - Baptistenkirche welche als DIAKONIE auftritt (hierfür fehlt mir jedes Verständnis, da sie vorgeben für alle evangelischen Kirchen zu sprechen) - Abolitionistinnen welche am Straßenstrich mit Tee auffahren und gleichzeitig für ein Verbot von Prostitution auftreten - mit Argumenten welche nahezu unerträglich sind.
SOLWODI - kein Kommentar
Villach eine Beratungsstelle ohne Namen welche Begrüßungspakete mit der Aufschrift "Danger" verteilt....
Alle NGO haben das Problem, dass es von Seiten der Regierung unweigerliche Signale gibt, dass Förderungen gestrichen werden bzw. bereits gestrichen wurden. Somit ist es immer schwerer unangenehm aufzufallen (wobei ich finde, dass die Leute sich tapfer halten), Dies betrifft nicht nur Sexarbeit, sondern generell Beratungs- oder Unterstützungsorganisationen für Frauen oder auch MigrantInnen. Da naturgemäß "unsere" Beratungsstellen mit beiden Klientel zu tun haben, ist hier der Druck besonders zu verspüren.
Es gibt auch noch andere "Beratungsstellen" (Gesundheitsamt) usw. wo wir uns jedoch kein Urteil anmaßen wollen - weil es auch mangels Kontakten zu SexarbeiterInnen welche die kennen wenig bis gar kein Feedback gibt.
Zu den GegnerInnen werde ich mich noch äußern - auch da gibt es Einiges zu berichten....
Liebe Grüße
christian
Nur auf Wien bezogen, geht fast nicht - Wien hat eine Besonderheit, welche noch (!) ein wenig die Waage hält.
Wir haben in AT (wie ja über die Grenzen hinaus bekannt ist) eine Türkis (vormals Schwarz) Blaue Regierung. Also ÖVP und FPÖ welche beide eher für Law and Order stehen. In Wien ist die Regierung ROT und GRÜN - also MitteLinks zu sehen.
Es gibt hier bundesweit eine Ländergruppe Prostitution welche vom Bundeskanzleramt geleitet wird:
Hier sind neben den ExpertInnen der Polizei und des Gesundheitsamtes auch einige wenige NGO und meines Wissens nach einer ForscherIn /welche ich persönlich sehr schätze/ zugelassen welche aber in der Unterzahl sind und bisweilen wenig Gehör finden (das ist die Gruppe, wo unserer Jasmin gesagt wurde "sie möge nicht herumblasen" oder auch "sie möge erwachsen werden). Hier wurden wir ein einziges Mal gebeten zu erscheinen - sonst ist es eher so, dass wir als PFUI behandelt werden, außer wir treffen die Leute außerhalb der Sitzungen - da spürt man bisweilen Interesse und auch Verständnis (reicht sogar bis zur Verzweiflung).... Irgendwie klar, da wir deren Meinung in Bezug auf Zwangsuntersuchung und Registrierung nicht teilen. In dieser Gruppe geht es eher um Regulierung und es ist über die Jahre hinweg eine leichte Tendenz zur Besserung zu verspüren. Man hat aber auf der anderen Seite auch das Gefühl, dass man hier politisch erwünschte Ergebnisse einfahren muss.
Unabhängig davon:
NGO im Lande gibt es und sind (aus meiner Sicht und unserer Erfahrung heraus) in 3 Gruppen aufzuteilen:
Die Gruppe mit Ambition und dem Willen Rechte von SexarbeiterInnen zu schützen:
Das sind in nicht zufälliger Reihenfolge
LEFÖ (Wien) PIA (Salzburg)
MAIZ (Linz) SXA-Info (Graz)
IBUS (Innsbruck)
mit den oben genannten NGO gibt es auch regen Austausch und gemeinsame Presseerklärungen (kommenden Freitag ist am Nachmittag das nächste Treffen in Salzburg angesetzt, bei dem wir auch zugegen sein werden).
Dann gibt es noch LENA (Linz) - Austausch mit uns ist vorhanden wenn es SexarbeiterInnen dienlich ist (gemeinsame Aktionen auf Grund des Trägers (Caritas) nicht wirklich. Aber auch schwer in Ordnung!)
SOPHIE (Wien) - Träger VOLKSHILFE (SPÖ) so gut wie kein Austausch mehr - meiner Einschätzung nach politische Einflussnahme zu stark um wirklich Konsens zu finden. Als Beispiele der unterschiedlichen Positionen - Angestelltenverhältnisse, Steuerrecht und so weiter. Richtig witzig war ein Vortrag in Frankfurt von mir zu dem die Leute direkt von einem Vortrag von SOPHIE angereist sind. Im Publikum war mehrfach zu hören, ob es denn 2 Wien gäbe. Das was wir erzählen würde nicht deckungsgleich mit der Schilderung des Erfolgsmodells Wiens sein.... Wir sehen es halt nicht als fantastisch an, wenn SexarbeiterInnen gezwungen werden, dass sie nur mit BetreiberInnen zusammen arbeiten dürfen. Ebenso kommen wir mit der Führung einer Whitelist (konzessionierte Lokale) absolut nicht zu recht, da eine Liste der genehmigten Lokale zugleich eine Blacklist darstellt. Ich denke, dass dies die Aufgabe einer NGO nicht sein kann der verlängerte Arm der Behörde zu sein. Ein Internetpranger ist nicht in unserem Sinn! Speziell da die Liste nicht lückenlos ist und auch völlig falsche Lokalbezeichnungen zu finden sind... Und die Plätze für den Straßenstrich abseits jeglicher Infrastuktur sind unseres Erachtens menschenunwürdig! und deshalb verstehen wir die Ausrufung von "dem sexarbeitsfreundlichen Wiener Modell nicht wirklich"
Sophie wird auch bei der Vergabe von Aufträgen bevorzugt (was ich jetzt nicht unbedingt als Kritik verstehe - nur als Hinweis darauf, dass eben alles im Land ein wenig politisch abläuft).
HERZWERK - Baptistenkirche welche als DIAKONIE auftritt (hierfür fehlt mir jedes Verständnis, da sie vorgeben für alle evangelischen Kirchen zu sprechen) - Abolitionistinnen welche am Straßenstrich mit Tee auffahren und gleichzeitig für ein Verbot von Prostitution auftreten - mit Argumenten welche nahezu unerträglich sind.
SOLWODI - kein Kommentar
Villach eine Beratungsstelle ohne Namen welche Begrüßungspakete mit der Aufschrift "Danger" verteilt....
Alle NGO haben das Problem, dass es von Seiten der Regierung unweigerliche Signale gibt, dass Förderungen gestrichen werden bzw. bereits gestrichen wurden. Somit ist es immer schwerer unangenehm aufzufallen (wobei ich finde, dass die Leute sich tapfer halten), Dies betrifft nicht nur Sexarbeit, sondern generell Beratungs- oder Unterstützungsorganisationen für Frauen oder auch MigrantInnen. Da naturgemäß "unsere" Beratungsstellen mit beiden Klientel zu tun haben, ist hier der Druck besonders zu verspüren.
Es gibt auch noch andere "Beratungsstellen" (Gesundheitsamt) usw. wo wir uns jedoch kein Urteil anmaßen wollen - weil es auch mangels Kontakten zu SexarbeiterInnen welche die kennen wenig bis gar kein Feedback gibt.
Zu den GegnerInnen werde ich mich noch äußern - auch da gibt es Einiges zu berichten....
Liebe Grüße
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Zwerg
Kontakt per PN oder über das Kontaktformular:
memberlist.php?mode=contactadmin
Notfälle: ++43 (0)676 413 32 23
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
Vielen dank lieber @Zwerg für diese sehr eindrucksvolle und für mich sehr informative Gesamtdarstellung. Ich hoffe wieder, ich frage hier keine ollen Kamellen ab und es ist auch für andere lesenswert (wobei Deine Beiträge so oder so immer lesenswert sind!)
Kasharius grüßt Dich janz dolle
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
Auch wenn in englischer Sprache.... lesenswert!
Ich bedanke mich im Namen des Sexworker Forums bei Frau Dilara Akarçeşme und Frau Christine Nagl für diesen Artikel!
christian knappik
GENDER STUDIES
Zeit-schrift des Zentrums für Gender Studies und Frauenförderung der Universität Salzburg
POLICING SEX WORKERS IN AUSTRIA
Agent Provocateurs and Rights Violations
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
Auch ich möchte mich bedanken!
Gute Aktion - da hat sich die Salzburger Hochschülerschaft ein heikles Thema aufgegriffen - finde es toll!
Magda
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
Sehr gute Story.Zwerg hat geschrieben: ↑07.11.2018, 00:04Auch wenn in englischer Sprache.... lesenswert!
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Rose
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
Da ich Ronja kenne trifft mich ihre Schilderung umso mehr. Die Forderung "weg mit den Zwangsuntersuchungen an SexarbeiterIn" wird immer dringlicher!
Ein kurzer Auszug aus dem Beitrag:
Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich mich so verunsichern lasse. Ich ärgere mich darüber, dass mir nicht gleich vor Ort eingefallen ist, was mir im Nachhinein klar wird: Nämlich, dass es dieser Dame nicht zusteht, über meine Qualitäten als Mutter zu urteilen. Genau das hat sie aber getan. Das hat sie sich einfach herausgenommen. Sie meint, dazu das Recht zu haben, weil wir Prostituierten in ihren Augen anscheinend keine guten Mütter sein können. Sie meint wahrscheinlich, als Prostituierte bin ich von Grund auf distanzlos und kann Risiken für mein Kind nicht einschätzen.
Der ganze überaus lesenswerte Bericht ist hier zu finden:
https://www.ronja-escort-wien.at/die-am ... bcMACMidsU
Ein kurzer Auszug aus dem Beitrag:
Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich mich so verunsichern lasse. Ich ärgere mich darüber, dass mir nicht gleich vor Ort eingefallen ist, was mir im Nachhinein klar wird: Nämlich, dass es dieser Dame nicht zusteht, über meine Qualitäten als Mutter zu urteilen. Genau das hat sie aber getan. Das hat sie sich einfach herausgenommen. Sie meint, dazu das Recht zu haben, weil wir Prostituierten in ihren Augen anscheinend keine guten Mütter sein können. Sie meint wahrscheinlich, als Prostituierte bin ich von Grund auf distanzlos und kann Risiken für mein Kind nicht einschätzen.
Der ganze überaus lesenswerte Bericht ist hier zu finden:
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
Danke Zwerg für die Einstellung.
Danke auch an Ronja.
Es ist eine sehr gute Beschreibung, wie es bei Untersuchungen so abläuft, und das alle sechs Wochen.
Ich bin wirklich schockiert: Scheidenabstriche, Untersuchungen auf HIV, Syphillis, TBC per Lungenröntgen.
Ronja, Du warst und bist eine tolle klasse Löwenmutter, die weiß, was für das Kind, da man sich ja gegenseitig kennt, das Beste ist.
Gott, was nimmt sich die/der Untersuchende raus! Hätte mich auch geärgert und aus lauter Hilflosigkeit und Wut hinterher ob der Würdelosigkeit sprachlos geweint.
Ich denke an alle Sexworker*innen, die alle sechs Wochen diese furchtbare Prozedur über sich ergehen lassen müssen und sich die Häme der Ärzte/Ärztinnen anhören müssen. Schrecklich!
Liebe Grüße von deernhh aus Deutschland
Danke auch an Ronja.
Es ist eine sehr gute Beschreibung, wie es bei Untersuchungen so abläuft, und das alle sechs Wochen.
Ich bin wirklich schockiert: Scheidenabstriche, Untersuchungen auf HIV, Syphillis, TBC per Lungenröntgen.
Ronja, Du warst und bist eine tolle klasse Löwenmutter, die weiß, was für das Kind, da man sich ja gegenseitig kennt, das Beste ist.
Gott, was nimmt sich die/der Untersuchende raus! Hätte mich auch geärgert und aus lauter Hilflosigkeit und Wut hinterher ob der Würdelosigkeit sprachlos geweint.
Ich denke an alle Sexworker*innen, die alle sechs Wochen diese furchtbare Prozedur über sich ergehen lassen müssen und sich die Häme der Ärzte/Ärztinnen anhören müssen. Schrecklich!
Liebe Grüße von deernhh aus Deutschland
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
Respekt vor der Frau und Schande über das STD-Ambulatorium!
Rose
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Re: Polizei - Amtshandlung - Umgang mit Menschen
Ja schlimm und es erinnert einen an noch schlimmere Zeiten. Aber sehr couragiertes Auftreten der Betroffenen SW - Bravo.
Ich hoffe doch, dass ähnliches nicht bei den Zwangsberatungen nach dem ProstSchG passiert und kann nur alle SW oder deren Selbstvertretungsorganisationen in D auffordern, dies - in geeigneter Form - öffentlich zu machen. Gerne zunächst auch bei mir per pn!
Kasharius grüßt sehr solidarisch
Ich hoffe doch, dass ähnliches nicht bei den Zwangsberatungen nach dem ProstSchG passiert und kann nur alle SW oder deren Selbstvertretungsorganisationen in D auffordern, dies - in geeigneter Form - öffentlich zu machen. Gerne zunächst auch bei mir per pn!
Kasharius grüßt sehr solidarisch