-Die Neue Arbeit-

Hier geht es nach Herzenslust um alle Themen die Euch berühren, beschäftigen, belustigen.... oder was auch immer - Ein Zusammenhang mit Sexarbeit ist nicht zwingend notwendig...

Ein Freiraum auf sexworker.at, der von vielen UserInnen gewünscht wurde!
Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7434
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

-Die Neue Arbeit-

Beitrag von fraences »

-Die Neue Arbeit-

“Was machen die eigentlich da unten?”, blickte Cherokee zur Seite. Neben ihm kauerte ein sportlicher Typ und spähte durch sein Fernglas auf eine Gebäudeansammlung im Tal. “Sie haben dort Montagewerkstätten. Es werden einfache Geräte aller Art zusammen gesetzt und dann an den Einzelhandel weiter geleitet. Sie wohnen auch dort. Siehst du die Blechcontainer gleich neben den Fertigungsgebäuden? Sie haben Männer und Frauen voneinander getrennt. Vier Personen schlafen in einem fünfzehn Quadratmeter kleinen Raum, zwei Betten jeweils übereinander. Erinnert mich an meine Kindheit, als unsere Familie nach dem großen Krieg aus Russland flüchtete. Wir kamen damals auch in diese Notunterkünfte. Die Wände hatten Schimmel und wir wurden ständig krank.
Cherokee räusperte sich: “Und wo essen sie, wo waschen die sich?”
“In den zwei Baracken, ganz hinten, ist ein gemeinsamer Duschraum und daneben befindet sich ´ne Garküche und ein Speisesaal. Auch haben sie die Möglichkeit auf Freizeit. Sie können am Wochenende Filme anschauen, diese sind von System aber vorselektiert und dienen ihre Konditionierung. Internet ist strikt untersagt, damit sie uns nicht wahrnehmen, den Widerstand.”
“Kommen die Arbeiter da überhaupt mal raus, aus diesem Areal?”
“Nein, das hat NW, das Neue Wohnen, nicht vorgesehen. Auch Sexualität ist untersagt, weil sie wichtige Energien verbraucht, die für die Montage benötigt werden. Jeder von den Arbeitern bekommt am Tag drei Mahlzeiten und drei Getränke seiner Wahl. Im Freizeitbereich dürfen sie an den Wochenenden Karten spielen, Musik hören und tanzen. Es gibt da ein kleines Schwimmbad und eine Sauna.”
“Also ist das Leben dort dreidimensional, Essen, Schlafen, Arbeiten? Weil, das Andere ist doch wohl kaum der Rede wert, oder?”
Jerome setzte den Feldstecher ab: “Na ja, wie mans nimmt.... eigentlich waren Freizeitstätten nicht vorgesehen, aufgrund eines gewissen Widerstandes, dann aber doch errichtet worden, als Übergangslösung. Der Mensch soll Freizeit verlernen. Wenn er nur die Maloche kennt, hat er irgendwann keine andere Vorstellung mehr. “
“Das ist ja grauenhaft!”
“Was glaubst du wohl, warum wir uns in den Städten und im Hinterland verstecken müssen? Selbst von den modernen Sklaven werden wir als Bedrohung, als Terroristen wahrgenommen. Die Worker haben verinnerlicht, das sie etwas zu verlieren haben. Sie kennen den Preis der Freiheit nicht, das gemeinsame Streben in eine gerechte Zukunft, fürchten das Risiko und ängstigen sich zutiefst, wie etwa der Teufel das Weihwasser fürchtet.”
“Aber es kann doch nicht richtig sein, das den Menschen ihr freie Wille geraubt wird?”
“Was ist schon freie Wille? Er bildet sich auf dem Feld bekannter Möglichkeiten, auf der Grundlage wirklicher Erfahrungen. Wird dieser Raum eingeschränkt, dann auch der freie Wille, was übrig bleibt, sind Abhängigkeit, Unterwürfigkeit und Kadergehorsam. Von der Entfaltung individueller Persönlichkeit haben die da unten nicht die leiseste Spur.”
“Wie konnte so etwas bloß entstehen?”
“Naja, im Jahre 2015 brachen weltweit die Börsen zusammen, eine allgemeine Rezession tat das Übrige. Billiglohnländer unterliefen die Lohnpolitik der modernen Industrienationen. Nach dem Bankrott wurden die Löhne halbiert und hier zu Lande eine bereits 2005 gegründete Arbeitsagentur so weit zur Reife gebracht, das sie mit einem ausgefeilten Sanktionskatalog alle Menschen zur Arbeit zwangen. Ob die Tätigkeit deren Vorstellungen, Talenten und Fähigkeiten entsprach, spielte keine Rolle mehr. Es kam zu absurden Situationen, das ein Vegetarier in einen Schlachthof gezwungen wurde. Als der sich weigerte, wurde ihm sein Arbeitslosengeld um dreißig Prozent gestrichen.Oder es musste eine gelernte Hebamme plötzlich im Leichenschauhaus antreten und Verschiedene waschen: Aber das sind nur extreme Beispiele, um dir deutlich zu machen, was abging.
“Warum hat man diesen Scheiß nicht gleich bekämpft oder verhindert?”
“Pawlowisches Prinzip, wenn das Glöckchen läutet, tropfen dem Hund die Lefzen,weil er sein Fresschen erwartet. Man muss ihn nur entsprechend abrichten.”
Nachdenklich erwiderte Cherokee: “Ich erinnere mich daran, als in Europa und dem Rest der Welt Demonstrationen mit Wasserwerfern, Reizgas und Gummigeschossen nieder gemacht wurden. Habe da in den vordersten Reihen gestanden, bis sie anfingen mit scharfer Munition zu schießen. Da bin ich in den Untergrund gegangen.”
“Ich weiß, und mittlerweile sind wir ein starkes, weltumspannendes Netzwerk. Es wird und es muss zur Revolution kommen, wirst sehen. Viele werden sterben, auf beiden Seiten, aber lieber in Freiheit und in Würde sterben, bevor ich als Sklave ewig leben wollte!” Impulsiv umkrallt Jerome den Schaft seines Gewehres.
Cherokee lacht:” Als Kanzler wärest du völlig ungeeignet. Sagte doch die derzeit Amtierende, eine gewisse Frau Ferkel jüngst, das sie gern so weiter leben möchte, wie sie es gewohnt ist. Sie meinte wohl ihre Privilegien und die ihre Zehn Prozent Liga, die Kapital und Macht weltweit an sich gerissen hat.”
“Da gibt es einen traurigen Witz. Einen wahren Christenmenschen erkennt man an seine weiße Nase.“
“Wieso denn das?”
“Naja, man hat im Deutschen Bundestag auf den Toiletten Abstriche gemacht.”
“Und?”
“Total Kokain verseucht! Es gibt da neben der wirklichen Welt eine Scheinwelt, leider Gottes streng abgeschirmt von Polizei und Armee.”
Cherokee legt sich bequem auf den Bauch: “Also, die Fressen, Scheißen, Maul auf reißen-Fraktion, dressierte Primaten, die immer noch glauben es sei eine gute Sache, wenn sie auf ihre Geschwister zielen.”
“Frau Ferkel arbeitet da gerade an eine Art Ermächtigungsgesetz für die Exekutive. Sie benutzt dafür den Bereich der Prostitution. Diese zu kontrollieren ist das Ziel .Eine wirkliche Bedrohung, weil durch Sondergesetze der allgemeine Raum für Verfolgung und Behördenwillkür geöffnet wird. “
Cherokee: “Du meinst die Konzessionierung bezüglich Prostitutionsstätten?”
“Ja, selbst Privatwohungen in denen angeschafft wird, sollen von der Polizei, dem Ordnungsamt, der Gewerbeaufsicht und der Steuer- und Zollfahndung, jederzeit kontrolliert werden dürfen. Martialisches Auftreten, provokativ jeden Rahmen der Verhältnismäßigkeit sprengend, sind heute bereits Begleiterscheinungen bei Razzien gegen das Rotlicht.”
“So scheinbar harmlos kam das damals auch daher, dann wurden Juden, Sinti und Roma, Künstler und Huren ins Konzentrationslager deportiert und ermordet, als Sündenböcke für die bürgerlich/christliche Wohlständigkeit.”
Gerome: ”Verklemmter geht´s nicht!”
Cherokee: “Nein, es geht darum, daß sie ein Experimentierfeld für ihre Herrschaftstechnik brauchen. Das Rotlicht ist unser größter, noch verbliebener Freiheitsraum. Nicht umsonst beweist die Historik, das aus diesem Nährboden, in Verbindung mit Künstlern und anderen Freidenker, jede Revolution ihren Ursprung nahm.”
“Ist ja klar, warum die Ferkel nichts mehr fürchtet, als eine freie Sexualität, die im Übrigen Geld und Güter teilt, ohne all zu großen Fluß nach oben.”
Jerome kichert in sich hinein: “Es geht also um Moneten und Macht.”
“Sie haben es anders nicht gelernt auf den Universitäten. Sie faseln derzeit auch viel über Menschenhandel im Rotlicht. Kein Wunder man betont immer das am Stärksten, wo man selbst den meisten Dreck am Stecken hat. Gerade heute erst wurde ein Sexring in Rom gesprengt. Minderjährige, osteuropäische Einwanderer, wurden zu Sexpraktiken mit Priestern gezwungen. Es waren neun Geistliche, darunter ranghohe Prälaten. Das ist die verbrecherische Doppelmoral, gegen die wir aufzustehen haben.”
Nachdenklich meint Jerome:”Auch dort unten,”er weist hinunter ins Tal, “arbeiten der Zeit viele Migranten/Innen. Im Verhältnis zu ihren Heimatländern, verdienen sie dort viel Geld. Das wird von den Betreibern solcher Anlagen voll ausgenutzt.”
Cherokee: ”Ausgenutzt ist gut. Diese Schamlosigkeit hat Gewerkschaften zu nutzlosen Werkzeugen verkommen lassen. Viele von ihnen sind auf Regierungskurs eingeschwenkt und heulen mit den Wölfen. Tariflich geregelt Lohn? Lächerlich! Mitspracherecht in den Betrieben?”, er ballt die Fäuste. Sie spielen Menschen gegeneinander aus. Für die sind wir ein billiges Austauschheer. Wer nicht spurt, soll verhungern.”
“Die da unten sind nicht Ziel des Widerstandes”;denkt Jerome laut.
“Ich meine, wir sind doch neunzig Prozent. Wir brauchen doch nur auf die Straßen zu gehen, uns zu verweigern. Einfach da stehen. Wenn Karl und Rosi will, stehen alle Räder still! Erinnerst du dich?”
“Neunzig Prozent nur auf dem Papier. Das Teile- und Herrsche Prinzip ist noch zu stark in den Köpfen verankert. Aber der erste Stein ist schon lange gekippt. Wir befinden uns mitten drin im World-Domino-Day. Die Zeit ist nah.”

(Black Roses)
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution