Beratungsstelle gegen Menschenhandel droht das Aus

Welche Anlaufstellen für die Bedürfnisse von Sexworkern gibt es?
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Beratungsstelle gegen Menschenhandel droht das Aus

Beitrag von fraences »

Beratungsstelle gegen Menschenhandel droht das Aus

CDU und FDP wollen Haushaltsmittel halbieren | Deutscher Frauenrat kritisiert Kürzungspläne | Montag: Anhörung im Frauenausschuss des Bundestages

Die CDU/FDP-Koalition in Sachsen plant, die Landesmittel für die Fachbereichstellen „Menschenhandel“ knapp um die Hälfte zu reduzieren. Im kommenden Haushaltsjahr sollen demnach statt 75.000 Euro nur noch 40.000 Euro für den Schutz vor Menschenhandel bereit gestellt werden, teilte der „Bundesweite Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess“ – KOK e.V. – am 7. Dezember mit. Der Deutsche Frauenrat hat gegen die Kürzungspkläne protestiert.

Als Grund für die Einsparinitiative führen CDU und FDP die geringen Fallzahlen bei der Fachberatungsstelle an: "17 betroffene Frauen" rechtfertigten die Förderhöhe nicht mehr, heißt es aus den Landtagsfraktionen CDU und FDP. Für die einzige Fachberatungsstelle für Menschenhandelsopfer in Sachsen – KOBRAnet – würde es das Aus bedeuten, wenn es zu diesen Kürzungen komme, erläuterte die Mitarbeiterin Anett Scheibe im Gespräch mit dem zwd. In der kommenden Woche will das Landesparlament in Sachsen über die Kürzungen im Rahmen des Doppelhaushalts für 2013 und 2014 beschließen.

94 Prozent der Menschenhandelsopfer durch sexuelle Ausbeutung sind Frauen

Die Landesregierung Sachsen habe die Mittel der Beratungsstelle in den vergangenen Jahren sukzessive gekürzt, bei 40.000 Euro Jahresbudget sei nun aber endgültig Schluss, erklärte Anett Scheibe. Die größtenteils mobil arbeitenden MitarbeiterInnen wären bereits mit dem bisherigen Budget kaum ausgekommen. Allein durch das Ehrenamt und den „guten Willen“ könnten sie und ihre KollegInnen die Betroffenen, die zu 94 Prozent Frauen sind, nicht ansatzweise adäquat unterstützen, betonte Scheibe, die die Rechtfertigungsstrategie von CDU und FDP, die Erfolge der spezialisierten Fachberatungsstellen anhand von Fallzahlen zu bewerten, scharf kritisierte. Die komplexen Phänomene des Menschenhandels bedürften neben der Betreuungsarbeit eine Vielzahl an nachhaltigen und präventiven Maßnahmen, um die Menschen durch Öffentlichkeits‐ und Vernetzungsarbeit für das Thema zu sensibilisieren. Diese Arbeit jedoch spiegele sich in Fallzahlen nicht wider.

Fachberatungsstellen gegen Menschenhandel arbeiten in den neuen Bundesländern unter prekärsten finanziellen Bedingungen

Nach Angaben der bundesweiten Initiative gegen Frauenhandel KOK existiert in einem Großteil der neuen Bundesländer gerade einmal eine einzige Fachberatungsstelle. Teilweise agieren diese nur mit einer Personalstelle. In Thüringen musste dieses Jahr die einzige spezialisierte Fachberatungsstelle geschlossen werden. Sollte KOBRAnet durch die CDU- und FDP-Pläne auch gezwungen sein, ihre Arbeit auch in Sachsen niederzulegen, gäbe es in der ganzen Region nahezu keine Anlaufstellen mehr für Menschenhandelsopfer, warnte die KOK-Geschäftsführerin, Naile Tanis.

EU macht sich für Richtlinie gegen Menschenhandel stark, während christlich-liberale Landtagsfraktionen Kürzungen planen

Tabea Richter vom Vorstand des KOK betonte, es könne nicht sein, dass einerseits auf europäischer und Bundesebene politischen Maßnahmen gegen Menschenhandel und der Arbeit der spezialisierten Fachberatungsstellen eine hohe Priorität eingeräumt werde und anderseits bei den Fachberatungsstellen auf Landesebene radikal gekürzt werde.

Frauenrat: Kürzungswelle richtet sich gegen Frauen

Deutliche Kritik übte auch die Vorsitzende des Deutschen Frauenrates, Hannelore Buls. Nach ihrem Urteil reihen sich die CDU/FDP-Kürzungspläne in die Kürzungswelle des Landes Sachsen bei allen frauenpolitischen Maßnahmen ein. Diese Strategie stehe der im November beschlossenen Forderung des Frauenrates, bundesweit Fachberatungsstellen für Menschenhandel zu fördern, „absolut“ entgegen. „Wir fordern die Landesregierung auf, von den Kürzungsplänen Abstand zu nehmen“, sagte Buls.

Sachverständige beraten im Frauenausschuss des Bundestags über Finanzierung von Frauenhäusern

Zum Thema der finanziellen Absicherung der Frauenhäuser, Fachberatungsstellen und anderer Unterstützungsangebote für gewaltbetroffene Frauen und deren Kinder findet am Montag, den 10.12.2012, im Frauenausschuss des Bundestages eine Fachanhörung statt.

http://www.zwd.info/index.php?cat=1&gro ... =show_news
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Re: Beratungsstelle gegen Menschenhandel droht das Aus

Beitrag von Aoife »

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fraences hat geschrieben:EU macht sich für Richtlinie gegen Menschenhandel stark, während christlich-liberale Landtagsfraktionen Kürzungen planen

Tabea Richter vom Vorstand des KOK betonte, es könne nicht sein, dass einerseits auf europäischer und Bundesebene politischen Maßnahmen gegen Menschenhandel und der Arbeit der spezialisierten Fachberatungsstellen eine hohe Priorität eingeräumt werde und anderseits bei den Fachberatungsstellen auf Landesebene radikal gekürzt werde.
Nun, unter der Arbeitshypothese, dass es sich bei "Bekämpfung des Menschenhandels" nur um ein Codewort für "dem Bürger mehr Polizeistaat plausibel machen" handelt, würde die Handlungsweise schon stimmig sein.

Möglicherweise rächt sich ja jetzt, dass die von den Kürzungen Betroffenen es versäumt haben selbstbestimmte Prostituierte mit in's Boot zu holen - was bei ernsthafter Absicht den Menschenhandel zu bekämpfen sicherlich die wirtschaftlichste Lösung gewesen wäre.

Selbst wenn extrem hoch geschätzt 2 von 10 in der Prostitution tätigen Frauen Menschenhandelsopfer gewesen sein sollten - durch die prostitutionsfeindliche Haltung hat man sich dazu hergegeben dem Staat zu helfen alle 10 zu Opfern zu machen - siehe die mit Kosten und Folgekosten ungeheure Summen verschlingende Razziapolitik, die dem Steuerzahler nur schmackhaft gemacht werden kann indem zuvor mit Hilfe der Menschenhandelsopferberatung und ihrer "Öffentlichkeitsarbeit" der Anschein erweckt wurde hier gäbe es ein ernsthaftes Problem.

Kein Mitleid mit den "Opfern" der Stellenstreichungen ... immerhin hat man auf diesen Stellen jahrelang Geld bekommen ... aber vielleicht Anlass auch für "gesellschaftlich Integrierte" einmal darüber nachzudenken, dass im Staatsinteresse junk science zu verbreiten sich auf Dauer nicht immer auszahlt.

Liebe Grüße, Aoife
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Beitrag von fraences »

Als ich den Artikel las, hab ich mich gefragt, wie wird es in der Zukunft mit den Fachberatungsstellen für Prostitutierten aussehen, sollte die Konzessionierung für Prostituionsstätte verabschiedet werden.

Die wahren Absichten bei der Konzessionierung ist das Eindämmern von Prostitution (und nicht die Gleichsetzung mit anderen Branchen).

Wird es dann auch heißen: "Es gibt nur wenig Prostituierte (was die offiziellen Zahlen dann fälschlicherweiser dann dokumentieren), dafür brauchen wir keine Beratungsstellen?"

Liebe Grüße, Fraences
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