Länderberichte LIECHTENSTEIN:

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Zwerg
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Länderberichte LIECHTENSTEIN:

Beitrag von Zwerg »

Ober-, Halb- und Unterwelt

VADUZ - Am Sonntagvormittag hielt der bekannte Zürcher Anwalt, Juswissenschafter, Autor, Valentin Landmann seine glänzende PEN-Club-Antrittsrede im Vaduzer Schlösslekeller.
Landmanns Vater war Philosophie-Professor und seine Mutter Schriftstellerin. Er selbst hätte heutzutage Jusprofessor sein können, aber er engagierte sich vor vielen Jahren als Verteidiger der Rockergang Hells Angels. Das war ein Schlüsselerlebnis und eine grundliegende Wende in seinem forensischen Beruf. Die einleitenden Worte sprach der PEN-Club-Präsident Manfred Schlapp.
Mit viel fachlicher Erfahrung, Ruhe, Überzeugungskraft und Humor stellte das neue PEN-Club-Mitglied seine Thesen vor. Er entpuppte sich als «Enfant terrible» seiner Gilde, denn er distanziert sich von herkömmlichen Denkgewohnheiten.
Dem Publikum war allmählich klarer, das es viel Neues vom Mann in der schwarzen Lederjacke lernen kann. Seine Thesen sind beinahe revolutionär: Hätte man viele juris¬tische Verbote abgeschafft, hätte man damit die Kriminalität (Drogen, Prostitution, Menschenhandel und Terrorismus) schneller und effizienter bekämpft. Aber man bleibt stur bei den existierenden Paragraphen: Wird man von der Polizei mit 13 Gramm Heroin erwischt, wird man zum «Drogenkönig» und landet im Gefängnis. Und die Unterwelt sei doch nur Spiegel der Oberwelt, unserer aktuellen Gesellschaft. Es läuft vieles falsch. Was? Lesen Sie sein Buch «Verbrechen als Markt» (Orell Füssli Verlag), dann erfahren Sie noch mehr darüber als das interessierte Publikum, das der Vorlesung aufmerksam zuhörte.
Pecunia non olet
Vor allem in der illegalen Unterwelt gilt hundertprozentig das uralte römische Sprichwort «Pecunia non olet» («Geld stinkt nicht»). Alles dreht sich um das liebe Geld. Die Schlepper, Schleuser, Kuppler, Dealer, Zuhälter, Puffbesitzer, alle wollen schnell zum grossen Geld kommen. Ihre Denkstrukturen gleichen denen der Oberweltler. Sie sind Produkte unserer Gesellschaft. Das Verbrechen ist marktmässig bestimmt. Gangster und Manager müssen eigentlich die gleichen Eigenschaften und Qualifikationen besitzen. Das Justizsystem hat auch eine Marktfunktion. Handelsrisiko bestimmt den Preis, wenn eine Beschlagnahme droht. Erscheint das Risiko des Auffliegens, dann muss man die Kosten auf den Kunden abwälzen. Die Gesellschaft verteidigt sich mittels Bestrafungssystem und Verboten. Und gerade dort kann man sagen, dass die Drogenhändler von verschiedenen Verboten leben. Landmann ist ein Gegner der Verbote.
Ähnliche Spielregeln herrschen in anderen illegalen Bereichen. Im Menschenhandel und in der Prostitution zeigt die Justiz moralische Intentionen, die aber zu verheerenden Resultaten führen können (die Prostituierte und der Zuhälter haben psychologisch denselben Feind). Die soziologischen Studien bewiesen, dass viele Frauen frei und ungezwungen ihrer Arbeit in den Puffs nachgehen konnten (abgesehen vom moralischen, sozialen und finanziellen Grund des Prob¬lems), aber das Zürcher Obergericht bleibt bei der «Es gibt keine freiwillige Prostitution»-These.
Am Schluss seiner Äusserungen, die manchmal kontrovers klangen und viele Fragen aufwarfen, sprach noch Valentin Landmann über eine andere Pest unserer Zeit ? den Terrorismus und dessen psychologischen Kulissen. Insgesamt ein sehr aufschlussreiches Ereignis.

http://www.volksblatt.li/Default.aspx?n ... &region=in





Über seine Buchveröffentlichung:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=8917#8917





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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Dieser Artikel macht deutlich:
Frauen Informations Zenturm (FIZ) Zürich mit Dorothea Winkler
ist eine Hilfseinrichtung für Opfer aber zugleich Lobbyeinrichtung gegen Prostitution:


Kultur
Liechtenstein auf dünnem Eis




Sprachen über Zahlen und Fakten, die rechtliche Situation und konkrete Projekte zur Bekämpfung von Frauenhandel

Bild

Jules Hoch, Patricia Matt, Barbara Banzer, Claudia Heeb-Fleck, Dorothea Winkler (FIZ Zürich) und Regierungschef Klaus Tschütscher.



Das Sexgewerbe blüht – auch in Liechtenstein. Nicht immer machen Frauen das, was sie machen, freiwillig. Um Menschenhandel und Sexarbeit in Liechtenstein drehte sich gestern eine spannende Gesprächsrunde in Schaan.

Jedes Jahr kommen rund 360 Frauen mit einer Kurzaufenthaltsbewilligung als Artistin nach Liechtenstein. Sie bleiben acht Monate und arbeiten als Tänzerinnen in einem der insgesamt sechs Etablissements und Nachtclubs im Land.

So ihr offizieller, legaler Status. «Grundsätzlich ist Prostitution in Liechtenstein verboten», sagte Jules Hoch, Chef der Kriminalpolizei, gestern im Rahmen eines Podiumgesprächs im TaKino. Infolge der hartnäckigen Fragen von Moderatorin Claudia Heeb-Fleck musste er aber zugeben, dass Prostitution geduldet werde, solange sie nicht sichtbar ist und kein öffentliches Ärgernis darstellt. Die Polizei könne aber kaum etwas gegen die verborgene Prostitution tun. Zwar vermute man, dass in den sogenannten Separées der Nachtclubs kaum nur Beine gezeigt werden, «beweisen können wir das aber nicht», sagte Jules Hoch. Anzeigen gebe es diesbezüglich auch keine. Das sehr offene Gespräch zeigte, dass die offiziell als Tänzerinnen registrierten Frauen aus Russland, Moldawien, Asien oder Südamerika in einem Gewerbe arbeiten, «in welchem vieles im Verborgenen passiert», wie Claudia Heeb-Fleck sagte. Sie stellte aber klar, dass nicht jede Frau, die im Sexgewerbe arbeitet, gezwungen oder gar Opfer von Menschenhandel wurde.

Statistisch gesehen, gibt es in Liechtenstein keinen Fall von Menschenhandel.

Dennoch kommt es immer wieder vor, dass gerade bei Kabarett-Tänzerinnen, wie sie auch in Liechtenstein tätig sind, Frauen ausgebeutet werden, wie Dorothea Winkler vom Fraueninformationszentrum FIZ in Zürich bestätigte. Zahlen zu nennen, sei schwierig. Dennoch: Von den 170 Frauen, welche letztes Jahr die Beratungsstelle FIZ aufsuchten, seien 11 Opfer von Menschenhandel gewesen. «Sie waren Tänzerinnen in Kabaretts», sagte Dorothea Winkler.

Sowohl das schweizerische als auch das liechtensteinische Rechtssystem ist darauf ausgerichtet, solchen Frauen zu helfen. In Liechtenstein gibt es einen Leitfaden, der, falls ein Fall von Menschenhandel aufgedeckt wird, zur Anwendung kommt. Auch das Opferhilfegesetz biete den nötigen Schutz – nicht nur im Fall von Menschenhandel, sondern immer dann, wenn sich eine Frau als Opfer fühlt, wie Barbara Banzer von der Opferhilfestelle ausführte. «Der Rechtsstaat und seine Organe sind verpflichtet, die Schwachen, die Leidtragenden und Unschuldigen unter den Menschen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu schützen», sagte Regierungschef Klaus Tschütscher. «Im Fall von Menschenhandel gelingt ihm das bisher nur teilweise. Es muss ihm aber eines Tages ganz gelingen.» Dieser Meinung waren alle auf dem Podium.

Patricia Matt von der Fachstelle für Sexualfragen sprach sich für eine Enttabuisierung der Prostitution aus. Erst wenn möglichst viele hinschauen, können auch die Ungerechtigkeiten beseitigt werden, ist sie überzeugt. Vor allem aber gehe es darum, menschenwürdige Bedingungen zu schaffen, zu informieren und zu sensibilisieren.

Ausserdem müsste Liechtenstein etwas an der rechtlichen Situation ändern, ist Dorothea Winkler überzeugt. «Solange sich niemand an Prostitution stört, ist sie erlaubt – Liechtenstein bewegt sich mit dieser Regelung auf sehr dünnem Eis.»

Noch heute ist die Ausstellung «Ohne Glanz und Glamour» zum Thema Frauenhandel, von 17.30 bis 20.30 Uhr, im Schulzentrum Mühleholz II in Vaduz zu sehen.

(jak)
http://www.vaterland.li/index.cfm?id=5928





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Angel_friend
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Beitrag von Angel_friend »

Ich bin entsetzt. Ich dachte hier (im Ländle) sei die Welt noch in Ordnung.
Aber was muss ich lesen - gleich über der Grenze, kaum einen Steinwurf entfernt - Sodom und Ghomorra.

Da kann ich mich ja beruhigt zurück nach Innerösterreich begeben.

360 Frauen, je 8 Monate, 6 Etablisements wäre ca. 30 - 40 Frauen jeweils anwensend in jeder der Bars - oder?
Wau müsst ich mir fast mal ansehen - so einen großen Club hab ich noch nie gesehen und gleich 6 davon.

Geld zählen können sie vielleicht in FL, aber rechnen?
Die Moral ist nur der äussere Anschein von Treu und Glauben, und der Verwirrung Beginn.