Ein bemerkenswerter Artikel zum Thema Sexualbegleitung

Wissenswertes über Sexualassistenz bzw. Sexualbegleitung. Informationen, Diskussionen, Hilfestellung und weiterführende Links.
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Zwerg
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Ein bemerkenswerter Artikel zum Thema Sexualbegleitung

Beitrag von Zwerg »

Hallo Gemeinde

Ich möchte Euch gerne auf eine Zeitschrift aufmerksam machen, die mich in mehrfacher Hinsicht berührt hat. Erstens habe ich die Ehre die VerfasserIn des Artikels (fast) kennen gelernt zu haben - (sie war auf der 15-Jahrfeier von Madonna e.V. zugegen) und Zweitens habe ich die Frau, von welcher der Artikel (siehe unten) handelt, in Wien anlässlich der Fachtagung kennen und schätzen gelernt. Und wie es halt so ist, wenn Interessierte sich für etwas interessieren, haben wir uns auch bei der Feier von Madonna e.V. wieder getroffen und einen lauschigen Abend verbracht.

Und bevor sich jetzt überhaupt Niemand mehr auskennt (oder ob der beiden Frauen neidisch wird) - Zur Sache:

Die Zeitschrift trägt den Titel: WOMAN IN THE CITY und der Artikel den ich meine ist auf Seite 24 und 25 zu finden. Titel: DOPPELTES TABU - SEXUALBEGLEITERIN CATHARINA KÖNIG

Bild Bild Bild

Ich habe von der Journalistin die Erlaubnis die Zeitschrift hier als PDF einzustellen wofür ich mich hiermit herzlich bedanke! - Ihr findet das wirklich lesenswerte Heft im Anhang an dieses Posting.

Der Download (unterhalb) ist zwar 8 MByte groß, also kann ein paar Sekunden dauern, aber er ist es auf alle Fälle wert!

Liebe Grüße

Christian
Dateianhänge
Doppeltes Tabu - Sexualbegleiterin Catharina König - Women in the City Bochum Frauenmag Sep07.pdf
Nur der Artikel über Catharina. 2 Seiten.
(155.34 KiB) 492-mal heruntergeladen
WITC_SEPT.pdf
Zeitschrift: WOMEN IN THE CITY als PDF (Adobe Acrobat Reader Dokument)
Artikel - Seite 24/25
DOPPELTES TABU - SEXUALBEGLEITUNG
(8.81 MiB) 442-mal heruntergeladen
Zwerg

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Beitrag von annainga »

interessante arbeit, interessanter artikel, interessante frau!

ich bin gespannt, wie dieses angebot aufgenommen wird. da ich auch persönlich bekannt mit ihr bin, werde ich mich bemühen, sie zu bewegen, hier ihre erfahrungen zu schreiben.

liebe grüße von annainga

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Zwerg
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Der Sex, den es nicht geben darf - Sexualbegleitung

Beitrag von Zwerg »

In Österreich ist sie noch nicht üblich: Sexualbegleitung für Menschen mit schweren geistigen Behinderungen

Das Liebesleben behinderter Menschen ist ein Tabuthema.
Aufzählung Begleiter wollen helfen, dürfen aber nicht.

Sexualität bei Menschen mit schweren Behinderungen ist noch immer ein Tabu. Eigentlich mehr als das: "Sexualität bei Behinderung wird als gar nicht vorhanden wahrgenommen" meint Otto Lambauer, zuständig für die Behindertenarbeit der Caritas. Aber auch Menschen mit schwerer geistiger Behinderung haben das Bedürfnis nach Nähe und Sexualität.

In Deutschland und der Schweiz gibt es daher die sogenannte
"Sexualassistenz" oder "Sexualbegleitung", die Menschen mit schweren Einschränkungen zu einem selbstbestimmten Sexualleben verhelfen möchte. Sexualassistenz kann sowohl Hautkontakt, Streicheln, das Berühren des Intimbereichs – bis zum Orgasmus oder Geschlechtsverkehr – umfassen. Die Sexualassistenten begreifen sich als Dienstleister und nicht als Beziehungsersatz.

In Österreich fällt Sexualassistenz unter das Prostitutionsgesetz. Sie gilt als Zuführung zur Prostitution, da es sich um die "gewerbsmäßige Vornahme einer sexuellen Handlung" oder "die gewerbsmäßige Duldung sexueller Handlungen am eigenen Körper" handelt. Die Prostitutionsgesetze sind Landessache, aber ähneln einander inhaltlich. Rechtlich gesehen gelten das Berühren der weiblichen Brust, der Geschlechtsteile oder erotische Massagen als Prostitution. Wird solch ein Angebot zwei bis dreimal im Monat angenommen, fällt das bereits unter erwerbsmäßige Prostitution. Die ist nur registrierten Prostituierten erlaubt.

Einen Vorstoß in Richtung Gesetzesänderung für Sexualassistenz hat nun der soziale Dienstleister "Alpha Nova" in der Steiermark unternommen. Margit Schmiedbauer, Initiatorin des Projektes "Libida" fordert neue rechtliche Rahmenbedingungen, die Sexualassistenten ihre Arbeit ermöglichen sollen. Auch Geschlechtsverkehr im Rahmen einer Sexualbegleitung für behinderte Menschen soll möglich werden. Die Kosten würden sich auf 70 Euro pro Stunde belaufen.
Eine "reine Dienstleistung"?

Im Laufe des letzen Jahres hätten sich laut Schmiedbauer zahlreiche Interessenten gemeldet, die sich zum Sexualassistenten ausbilden lassen würden. Derzeit müssten diese sich als Prostituierte registrieren, was mit kostenpflichtigen wöchentlichen Untersuchungen verbunden wäre. "Das ist nicht zumutbar" meint Schmiedbauer. Sie betont außerdem, dass die Sexualbegleitung ausschließlich für Menschen angeboten würde, die in der Lage sind – auch nonverbal – ganz klar zu signalisieren, dass sie solch eine Dienstleistung brauchen und wollen. Meist wird der Kontakt ja über Dritte hergestellt, etwa Eltern oder Betreuer, wenn es zu Auffälligkeiten wie Übergriffen von Behinderten auf andere gekommen ist.

Hier wäre es ganz wichtig, lange Vorlaufgespräche zu führen, um festzustellen, was die Klienten wollen. Und genau an diesem Punkt setzen Lambauers Bedenken ein: "Menschen mit schwerer intellektueller Behinderung leben meist in einer sehr isolierten Situation. Da kommt dann einmal in der Woche eine Person, die taktil fassbar ist – das ist mehr als eine Dienstleistung. Dass dem Klienten das so klar ist, dass es sich um eine reine Dienstleistung handelt – das glaub ich nicht."

Lambauer gibt zu bedenken, dass das Verhalten schwerbehinderter Menschen zu einem großen Teil von ihrem Umfeld interpretiert würde, da sie selbst nicht in der Lage wären, sich unmissverständlich zu artikulieren. Er wirft die Frage auf, inwieweit Menschen mit Beeinträchtigungen eine eindeutige Stellungnahme zu Sex abgeben könnten.
Reichlich Diskussionsbedarf

Eine Vorreiterin in Sachen Sexualbegleitung ist Nina de Vries. Die 46-Jährige arbeitet bereits seit zehn Jahren in dem Bereich und bietet vor allem Menschen mit schweren geistigen Behinderungen erotische und sinnliche Berührungen an. Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" meint de Vries: "Ich mache meine Arbeit nur mit denjenigen, die klar signalisiert haben, dass sie Unterstützung wollen. Diese Menschen sind in der Begegnung sehr bestimmt und auch bestimmend. Nur weil jemand nicht sprechen kann, heißt das nicht, dass er nicht klar machen kann, was er will."

Aber was passiert, wenn Klienten sich verlieben? "Meine Klienten freuen sich sehr, wenn sie mich sehen, und genießen das auch. Sie nehmen sehr sinnlich wahr. Verliebtheit ist aber ein Gedankenkonzept."

Fest steht, dass es in diesem Bereich noch Diskussionsbedarf gibt. Zur Zeit sind in Deutschland und der Schweiz Sexualassistenten fast ausschließlich weiblich und die Klienten männlich. Dass auch behinderte Frauen sexuelle Gefühle haben und diese ebenfalls ausleben wollten, würde oft übersehen, meint Lambauer. De Vries selbst bietet ihre Dienste auch Frauen an. Die würden aber eher selten zu ihr kommen.

Samstag, 17. November 2007
http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefa ... cob=312739

In dem Zusammenhang lesenswert:
http://www.beruehrung.org/

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Zwerg
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nina de vries - potsdam & trebel

Beitrag von Zwerg »


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Beitrag von ohLeonie »

Ein Thema, was immer mehr mein Interesse weckt.

Denn es stimmt, Sex und Behinderung ist in der Gesellschaft so sehr tabuisiert, wie kaum ein anderes Thema.

@annainga
da du geschrieben hast, mit Catharina König bekannt zu sein - wie hoch liegt die Wahrscheinlichkeit, daß sie ihre Erfahrungen hier öffentlich machen würde?


mit lieben Grüßen von leonie

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

Sie ist zur Zeit bei einer Tagung in Graz (Österreich) - leider hat diese (bemerkenswerte) Frau keinen wirklichen Bezug zu Internetforen - aber wir hoffen doch, dass die Hemmschwelle überwindbar ist :-)

Ich bin seit der Fachtagung in Wien (Frühjahr) ein Fan von Catharina - und in Würzburg hat sich meine Achtung noch vertieft. So wie sie mit der Materie umgeht - so wie sie von ihren "Kunden" oder von ihrer Tätigkeit spricht... - Hut ab, vor der Lady und Hut ab, vor ihrem Engagement.

Obwohl es nicht wirklich Sexarbeit (im Sinne von allgemeinverstandener Prostitution) ist was sie anbietet, engagiert sich Catharina auf den SexarbeiterInnen-Veranstaltungen - arbeitet auch mit Madonna e.V. zusammen und auf den Fachtagungen ist sie stets zugegen - man darf hierbei nicht vergessen, dass solche Veranstaltungen auch eine finanzielle Belastung bedeuten. Weniger die Tagungsgebühren, sondern auch die "Nebengeräusche" sind oft beträchtlich. Ganz zu schweigen von dem Verdienstentgang usw...

Christian

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ohLeonie
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Beitrag von ohLeonie »

Vielleicht ergibt sich ja einmal die Gelegenheit, Catharina König persönlich kennen zu lernen.

Ich habe gesehen, daß ihr Heimatort ganz in meiner Nähe ist, vielleicht ist das eine glückliche Fügung für mein aufkeimendes Interesse?

Bis dahin hoffe ich darauf, daß sie ihre Zurückhaltung bezüglich Internetforen mindert, damit alle Interessierten von ihren Erfahrungen lernen können.

Nicht nur von ihrer Arbeit an sich, sondern auch von den Hürden, die sie gesellschaftlich zu nehmen hat.

Auch ich ziehe somit den Hut vor dieser Frau, die es sich zu Aufgabe gemacht hat, einen steinigen Weg zu beschreiten.


mit lieben Grüßen von leonie

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

ohleonie hat geschrieben:Vielleicht ergibt sich ja einmal die Gelegenheit, Catharina König persönlich kennen zu lernen.
Schließe Dich mit annainga kurz - sie kann vielleicht ein Treffen arrangieren

Christian

matahari
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Beitrag von matahari »

Hallo!
Habe gerade den Artikel aus der wienerzeitung und den Film auf you tube gesehen.
Ich denke, es ist sehr wichtig, in der Gesellschaft ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass auch Menschen mit einem körperlichen oder geistigen Handycap durchaus ein Bedürfnis nach körperlicher Nähe oder eben auch Sex haben. Um nicht zu sagen, diese Menschen haben darauf genauso ein Recht wie gesunde Menschen.
Ich habe das Interview mit Catharina König gemacht und es ihr dann zugeschickt - gemeinsam haben wir dann Passagen getrichen, neue hinzugefügt, umformuliert, damit der Artikel so verfasst ist, dass sie sich damit wohlfühlt. Daraufhin habe ich Radio Bochum 98,5 den Artikel geschickt und sie hatte dort ein Interview und dann auch eine Anfrage vom Fernsehen. Leider weiß ich bislang nicht, ob daraus etwas geworden ist. Lange Rede kurzer Sinn: Man kann durchaus etwas bewegen, wenn man will. Ein Umdenken in der Gesellschaft zu erreichen ist allerdings eine langfristige Sisyphosarbeit - aber auch Journalisten können dabei helfen, wenn sie nicht gerade auf Sensationsberichterstattung aus sind.

Herzliche Grüße aus Bochum
matahari

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Hallo und herzlich willkommen im Forum.

Schön eine engagierte Journalistin zu treffen. Oft sind die Medienerfahrungen die Sexarbeiter machen müssen leider negativ.

Und dann gibt es Medienprofis, die sich für SW einsetzen und die Sexworkerbewegung sogar beraten.

Link zu Medienknow-how:
viewtopic.php?t=943

Freue mich von dir mehr zu hören, pardon lesen.





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matahari
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Beitrag von matahari »

Hallo Marc,
danke für den link - da ist ja reichlich zu lesen... Die Checkliste für professionelle Medienarbeit für Prostituierte finde ich sehr sinnvoll.
Ich habe das Glück, für eine kostenlos erhältliche Zeitschrift zu schreiben, so dass es nicht um Verkaufszahlen geht - was nicht heißt, dass wir deshalb schlechte Artikel abliefern oder nicht gelesen werden wollen. Es ist nur nicht so ein Druck dahinter, wie bei einem Kauftitel. Wäre auch nicht mein Ding, Menschen zu benutzen, nur um eine "heiße" Story zu haben - möchte auch weiterhin in den Spiegel schauen können...
Irgendwo schreibst du, dass die Journalisten meistens überhaupt kein Hintergrundwissen und keine Ahnung haben von Prostitution. Wie denn auch? Es gibt kein Ressort, dass so heißt. Wenn du wirklich eine gute Recherche machen willst, kostet das richtig viel Zeit. Vielleicht können "Spiegel" Journalisten so etwas leisten!? Und die gute Bezahlung!? - vielleicht als Festangestellte/r bei einer großen Zeitung. Aber die meisten Medien arbeiten heute mit freien Redakteuren/Journalisten. Das ist oft Ausbeutung pur.
Wenn ich dir eröffne, was ich verdiene, dann würdest du vermutlich gleich zu einer Spendensammlung für mich aufrufen;-)
Wir haben uns übrigens auch auf der Madonna e.V. Party kurz gesehen. Ich weiß, dass du sehr engagiert bist.

Ich habe auch noch ein bis zwei Ideen zum Thema Sexarbeit im Kopf - möchte mir aber auch hier die Zeit nehmen, ordentlich zu recherchieren und mal ein anderes Bild zu zeichnen - ich habe selbst vor einigen Jahren intensiv darüber nachgedacht, einen Sexworker oder Callboy zu engagieren, habe davon aber Abstand genommen, weil zu viele Fragen und Unsicherheiten in meinem Kopf auftauchten. Ich glaube, dass Frauen da ganz anders sind als Männer. Das wäre einer der Ansätze für eine Geschichte, einen Artikel, der wieder in den Bereich Sexarbeit geht.
Ich finde persönlich die Thematik absolut spannend und würde mich da auch zu gegebener Zeit über entsprechende Unterstützung freuen.

Herzliche Grüße

Kirsten
... oder auch matahari

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

matahari hat geschrieben: und würde mich da auch zu gegebener Zeit über entsprechende Unterstützung freuen.
Wird sich machen lassen - sage ich mal - und glaube auch daran :-)

Ganz besonders herzliche Grüße aus Wien

Christian

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annainga
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RE: Ein bemerkenswerter Artikel zum Thema Sexualbegleitung

Beitrag von annainga »

hier noch ein artikel über katarina könig:

Sex im Altenheim

Nacktheit, Zärtlichkeit und Lust

Ruhrgebiet. Catharina König nennt sich „Sexualbegleiterin“ und besucht alte oder behinderte Menschen. Mit Rotlicht habe das allerdings wenig zu tun.

Sexualität geht nicht in Rente. Das weiß auch Catharina König, die sich „Sexualbegleiterin“ nennt und vor allem alte Menschen aufsucht oder behinderte: „Es geht nicht zentral darum, dass jemand einen Orgasmus hat, das lässt sich ja in relativ kurzer Zeit bewerkstelligen“, sagt die Bochumerin: „Es geht den Menschen um Begegnung, jemanden in die Arme zu nehmen, einen Körper zu spüren.“ Sex, Oralsex und Küsse hat sie nicht im Angebot – aber durchaus Momente mit „Nacktheit, Zärtlichkeit und Lust“.

Juristisch betrachtet ist das Prostitution, die 52-Jährige nimmt 100 Euro für eine Stunde plus Fahrtkosten. Sie selbst sieht das anders: „Ich mache etwas Seriöses, das nichts zu tun hat mit Rotlicht.“

Unter „www.sexualbegleitung.org“ erklären sie und eine Handvoll weiblicher und männlicher Kollegen aus dem ganzen Land ihr Tun, das sie durchaus als Sexarbeit sehen. Nach komplettem Sex werde aber nur selten gefragt, weil es oft gesundheitlich oder altersbedingt nicht mehr gehe.

Manchmal nähmen Heimbewohner Kontakt zu ihr auf, aber auch Angehörige („Mein Großvater hatte ein schweres Leben“) oder Pflegepersonal. „Demenz übergeht moralische Filter, das reine Bedürfnis kommt nach oben“, sagt Catharina König. Manche alten Männer würden dann im Heim anzüglich, aggressiv und übergriffig, „das sind die Großväter, wo keiner mehr ins Zimmer will. Das Personal sagt sich, Hilfe, hier muss was passieren.“

Sie informiere sich über den Mann, „dann gestalte ich eine Begegnung: Manche möchten einfach eine Frau nackt sehen, gestreichelt werden oder selbst berühren.“ Das müssten nicht unbedingt die Ge­schlechtsteile sein, es reiche oft „das Gefühl, lebendig zu sein“. In ihrer Klientel gebe es auch Stammkunden, „da reden wir vielleicht von einem Treffen im Quartal“.

Alter und Behinderung in Verbindung mit Sex und Geld: Viel mehr Tabu kann man in ein Arbeitsleben nicht packen, aber es bricht gerade auf in Catharina Königs Augen. „Inzwischen gibt es Einrichtungen, die entwickeln Konzepte, wie sie damit umgehen“, sagt die 52-Jährige: „Die Gesellschaft öffnet sich ganz, ganz langsam für das Thema.“

http://www.derwesten.de/nachrichten/im- ... 55136.html

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Marc of Frankfurt
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Alten- und Pflegeheime werden zu Nische für Sex-Geschäfte

Beitrag von Marc of Frankfurt »

In der selben Ausgabe auch Artikel von Stephanie: „Ich werde mit meinen Kunden älter.“ Die gebürtige Rheinländerin glaubt, dass mittlerweile bundesweit in jedem zweiten Heim Prostituierte ihren Dienst tun. „In den letzten Jahren ist da einiges in Bewegung gekommen.“