Frau Mau & die Sklaverei - Offener Brief DieWillkommenen

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
Klaus Fricke
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Frau Mau & die Sklaverei - Offener Brief DieWillkommenen

Beitrag von Klaus Fricke »

Sexarbeit?     -      Unser Respekt!
Eine Initiative von Gästen erotischer/sexueller Dienste
Kontakt: - DieWillkommenen@okay.ms


Am 22.11.2014 wurde von der Feministische Partei Die Frauen der offene Brief einer Person ins Netz gestellt, die den Namen Huschke Mau nennt
( http://www.feministischepartei.de/filea ... tierte.pdf, Bezug: www.zitty.de/stephanie-klee-im-interview.html, Stephanie Klee: http://de.wikipedia.org/wiki/Stephanie_Klee ). Der Brief trägt den Titel Über das Schweigen. "Frau Mau" stellt sich selber als "Überlebende des Systems Prostitution" dar, dessen Teil sie, so ihre Aussage, für zehn Jahre war. Sie ist, so ihre Wortwahl, eine dem "Wegmachen" ihrer eigenen Person entkommene Traumatisierte. Sie schliesst ihren Brief, alle selbstbestimmt in der SW Aktiven Menschen anklagend, und diese Anklage persönlich an Stephanie Klee richtend, mit der Anschuldigung der Förderung der Sklaverei und setzt das Feld der erotischen und sexuellen Dienstleistungen mit der Sklaverei, diese verharmlosend und die davon Betroffenen missachtend, gleich.

Ihre Schlussätze sind:

"Ihr befreit niemanden mit eurem neoliberalen Gebabbel. Wenn ihr erzählt, Prostitution müsse nur von sämtlichen Kontrollen, Auflagen usw. befreit werden und alles sei supi, dann lügt ihr und verfolgt eine merkwürdige Theorie: Denn wenn Opfer von Sklaverei sich unglücklich fühlen, weil sie Sklaven sind, hilft es dann, Sklaverei zu legalisieren, damit die Sklaven nicht mehr 'gesellschaftlich diskriminiert' werden (also in den Augen der Gesellschaft auch keine Probleme mehr mit ihrem Sklavendasein haben dürfen und keine Hilfe angeboten bekommen) und sich in der Sklaverei noch besser versklaven lassen können?"

Einige Gäste von Sexarbeitenden, die vor wenigen Tagen an einem Impuls-Seminar der Deutschen Aidshilfe teilgenommen hatten, das auf die Initiative von Stepahnie Klee zurückging und von ihr moderiert wurde, haben "Frau Mau" und den Abolitionistinnen, die sich ihrer bedienen, eine Entgegnung zukommen lassen. Weitere Gäste haben sich dieser Entgegnung angeschlossen. Hier der Text:


Berlin, den 8. Dezember 2014

Sehr geehrte Frau Mau,

Sie haben sich am 20. November 2014 über die Feministische Partei in einem offenen Brief an alle die sexuelle und erotische Dienstleistungen – Sie nennen das Prostitution - befürworten, insbesondere an Stefanie Klee, gewandt.

Wir sind Menschen und auch Kunden, die sexuelle und erotische Dienstleistungen nachfragen – Freier wie Sie das nennen. Wir sehen uns, wenn wir zu den Frauen, den Menschen unserer Wahl gehen, jedoch mehr in der Rolle von Gästen, die den Besuchten willkommen sind, und möchten als solche Stellung beziehen.

Zu allererst muss gesagt werden, dass wir von der Darstellung Ihres Leidensweges als Opfer sexualisierter Gewalt betroffen sind. Wir wünschen Ihnen aufrichtig einen Umgang mit diesen traumatischen Erfahrungen, der Sie in die Lage versetzt, Aggressionen und Trauer weniger gegen sich selbst zu richten. Es gehört zu unseren Respekt vor Ihren Erfahrungen, Ihren offenen Brief in diesem Kontext zu sehen.

Da Sie aus Ihren Erfahrungen konkrete politische Schlussfolgerungen ableiten, positionieren wir uns jedoch über eine Respektbekundung hinaus gegen diese Schlussfolgerungen.

Selbst wenn Sie mit Ihrer Sicht auf erotische und sexuelle Dienstleistungen und auf uns Gäste derselben recht hätten, würde ja die Verschärfung der Regelungen, eine Gäste-Bestrafung oder gar ein Verbot der erotischen und sexuellen Dienstleistungen nicht dazu beitragen, dass es weniger Gewalt von Nachfragenden gegen Dienstleistende in diesem Bereich gäbe. Das Gegenteil wäre wahrscheinlich sogar der Fall. Illegalität fördert Rechtlosigkeit und Gewalt.


Zudem haben Sie nicht recht.

Als willkommene Gäste mit langjähriger Erfahrung haben wir durchaus auch solche Zustände wahrnehmen müssen, die Sie hier schildern. Wir stellen auch nicht in Abrede, dass sich so manches Feld der erotischen und sexuellen Dienstleistungen regelrecht anbietet, dass von sexualisierter Gewalt traumatisierte Menschen ihre zerstörerischen Erfahrungen reinszenieren.

Doch das ist nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Es gibt in der Bundesrepublik eine breite Szene selbstbestimmter erotischer und sexueller Dienstleistungen. Dort hören wir als willkommene Gäste durchaus des Öfteren ein „Nein“ – entweder grundsätzlich oder zu bestimmten Wünschen, die wir haben – und wir akzeptieren dies ohne Wenn und Aber!

Zudem suchen wir nicht die Erfahrung von Macht und Gewaltausübung gegenüber Frauen, sondern vielmehr Nähe, gelebte Sexualität und Erotik. Wir schätzen dies als ein hohes Gut und achten und erfreuen unser Gegenüber. Natürlich ist das Feld der erotischen und sexuellen Dienstleistungen ein relativ schneller und bequemer Weg. Trotzdem bedeutet das nicht die absolute Verfügbarkeit von uns willkommenen Gästen über die Körper derer, die die Dienste anbieten. Für die meisten von uns wäre eine solche Verfügbarkeit auch genau das Gegenteil von dem, was wir versuchen, in einen solchen Kontakt zu verwirklichen.

Wie wir aus Gesprächen mit anderen Männern und vor allem mit Dienstleistenden aus dem Bereich der erotischen und sexuellen Dienstleistungen wissen, stellen wir keine kleine Minderheit dar. Ein nicht unerheblicher Teil von uns ist eher zurückhaltend bis schüchtern, auf jeden Fall respektvoll, freundlich und wertschätzend.


Wir verwahren uns dagegen, als gewalttätige Sexmonster dazustehen.

Und wir erklären unsere Solidarität mit Stephanie Klee. Nur eine größere Wertschätzung der erotischen und sexuellen Dienstleistungen und eine Stärkung und Professionalisierung der in diesem Feld Aktiven können bewirken, dass durch sexualisierte Gewalt Geschädigte schneller Hilfe finden und in Anspruch nehmen oder (auch das ist durchaus denkbar) erotische und sexuelle Dienstleistungen auf eine Art und Weise ausüben, die ihnen weniger schadet.


Wir wünschen Ihnen alles Gute,

- Matthias Vernaldi (Ich kann es mir leisten, meinen bürgerlichen Namen zu benutzen. Ich habe eine schwere Körperbehinderung. Deshalb bekomme ich die Zuschreibung, als Mann und sexuelles Subjekt nicht vollwertig zu sein.)
- Herr M., 35, – achtsamer und wertschätzender Mensch insb. auch als Liebhaber auf Zeit
- Klaus Fricke, 61, – hoffentlich willkommener Gast als Liebhaber auf Zeit
- Wolfgang aka liebhabbaer aka nice0077
- Wolfgang, Soziologe und Teilzeitfreier
- Phil
- Thomas HVL – Betreiber eines Freierforums
- Stephan Christiansen, 51, Sachsen-Anhalt

Kontakt:
diewillkommenen@okay.ms
Dateianhänge
2014-12-08, Entgeg. Fr. Mau.pdf
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Zuletzt geändert von Klaus Fricke am 16.04.2016, 12:10, insgesamt 2-mal geändert.

Doris67
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Beitrag von Doris67 »

Diese "Frau Mau" liest sich wie eine Inkarnation (um nicht zu sagen Erfindung) von Schwarzer & Co. Ich glaube ihr kein Wort. Mal abgesehen davon, daß wir diesen Diskurs schon zigtausendmal gehört und gelesen haben und er mich nur noch zum Gähnen bringt.
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Klaus Fricke
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RE: Frau Mau & die Sklaverei - Offener Brief DieWillkomm

Beitrag von Klaus Fricke »

Ich stelle diese Nachricht eines Gastes an eine SW einmal hier ein.
Es können gerne mehr Antworten dazukommen


Brutalisierung des Begehrens? ( http://www.emma.de/unterzeichnen-der-ap ... ion-311923 )

Eine Antwort
eines Liebhabers auf Zeit (authentisch, der Autor möchte aber nicht genannt werden)


"Guten Tag, liebe ...

Ich habe heute 10:45 Uhr bei Dir zurückgerufen.
Du hast auf die Frage: "Wie geht es Dir?" geantwortet "Gut".
Das klang aber so traurig, dass ich Dir diese Mail schreibe
und ein Blumenbild anhänge. Diese Amaryllis blüht ständig
seit Mitte November. Es ist mir nicht klar,
woher sie die Kraft nimmt.

Das Wetter ist im Augenblick auch so trüb, dass ich depressive
Momente habe. Wir hatten ein paar Tage Besuch ... Solange der
bei uns war, war man abgelenkt. Jetzt wo sie wieder weg ist und
man aus dem Fenster sieht, ist wieder alles "grau in grau".
Gestern Abend war ich in der Stadt am Bahnhof ...
Ich bin mit dem Fahrrad hin- und zurück etwa eine Stunde gefahren.
Es hatte geregnet, war kalt und ich hatte mein Regenzeug an.
Ich bin ziemlich flott gefahren und es ging mir gut dabei.

Liebe ...

"Kopf hoch!". Wir sehen uns bald wieder und tun (machen)
dann das, was uns hoffentlich Spaß und Freude macht."

Viele Grüße
Zuletzt geändert von Klaus Fricke am 20.12.2014, 16:46, insgesamt 3-mal geändert.

Klaus Fricke
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RE: Frau Mau & die Sklaverei - Offener Brief DieWillkomm

Beitrag von Klaus Fricke »

Boris Büche, hat darum gebeten, diesen Beitrag von ihm als weitere Antwort anzuhängen


Trug und Lug
Prostitution. Viele wähnen - während die meisten, die sie kennen, schweigen. Diese Bresche wird genutzt.
Autor: Boris Büche, Berlin


Vergangenen Samstag hatte ich ein beispielhaftes Gespräch am Tresen. Von einem Bekannten (nennen wir ihn mal Karl-Hinrich) wollte ich wissen, was seine Meinung zu Prostitution ist? Karl-Hinrich sagte, das sei schon ein Übel. Er verstehe nicht, wie das in unserer aufgeklärten Gesellschaft noch existieren könne. Was ein Mann von dieser Art Sex, von Zuneigung haben solle, die ihm kurz und ohne Anteilnahme, des Geldes wegen vorgetäuscht werde? Oder zu dem die Frauen von Dritten gezwungen sind. Aber auch ohne Zwang sei Prostitution für ihn im Ansatz schon kriminell, weil Betrug sei es irgendwie immer: Am Kunden. Man sollte da mal gegen angehen, in Skandinavien mache man ja vor, wie.

Ich war verblüfft. Das hatte ich nicht erwartet. Eher, dass wir uns austauschen könnten, wie wir uns in der Stellung als Kunde fühlen. Meine Meinung war vor zwanzig Jahren wohl ungefähr die gleiche, Karl-Hinrich hat mir ca. dies an Alter voraus. Wir hatten uns schon mehrfach über Sexualität unterhalten, über Vorurteile und Repression gegen sie, und die „sexuelle Revolution“ der 1960ger / 70ger, die er aktiv miterlebt hat. Die Haltung zu Prostitution, die ich vorfand, passt nicht zu einem weltgewandten, politisch und kulturell interessierten ehemaligen Anwalt mit mehr als links-liberaler Einstellung. Wie kommt das?

„Karl-Hinrich, kennst Du welche persönlich?“
„Was - Nutten?“
„Genau!“
„Nein.“


Denkt er! dachte ich im Stillen, und sagte: „Ich schon, und so ist das überwiegend nicht, zumindest nicht heute!“ Karl-Hinrichs ganze Erfahrung mit Prostitution beschränkte sich auf flüchtige Beobachtungen, sein Wissen basierte nur auf dem, was er zu sehen gelernt hat. Wo er wohne, sei ein „Massagesalon“ gegenüber, und was er da sehen könne, sei schon erbärmlich. Menschliche und sexuelle Misere.

Vielleicht hat er in diesem Fall Recht: Dass viele unserer Mitmenschen in irgendeiner sexuellen Misere leben, ist unbestreitbar. Und dass von diesen Miseren einiges abgeladen wird bei Menschen, die in der Prostitution tätig sind, ist sattsam bekannt. Prostituierte sprechen oft davon, und das glaubt man ihnen gern! Weniger glaubt man ihnen, wenn sie von Anderem sprechen. Womit ich zum eigentlichen Thema kommen will.

Breite Unkenntnis über Prostitution und Überwiegen von Vorurteilen, überholten Bildern von ihr sind zu entschuldigen, wenn jemand sich diesem gesellschaftlichen Bereich nie genähert hat. Wir kennen zwar jeder die eine oder andere Prostituierte, Kunden von Prostituierten gleich reihenweise, doch wissen wir es nicht. Man spricht nicht drüber, oder wenn, dann sehr vorsichtig.

Sobald sich ein Mensch aber mit dem Thema bewusst befasst hat und noch in einer scherenschnittartigen Darstellung verharrt, kann man von einem Urteil nicht mehr absehen. Angesichts dessen, was inzwischen an Informationen öffentlich frei zugänglich ist, an authentischen (ja, auch unerfreulichen!) Lebensberichten vorliegt: So ein Mensch ist entweder zu bedauern, oder ihre/seine Haltung ist Absicht. Böswillige.

Das lässt sich demonstrieren, ein Beispiel:
Unter der Überschrift Prostitution: Droht Huren-Verband Politikern? liest man in EMMA.online vom 5.September 2014:
(Link zu diesem und den übrigen Texten ganz unten)

Die Sprecherin des "Berufsverbandes" der "Sexarbeiter_innen", Johanna Weber, hat am 4. September in der Huffington Post einen Offenen Brief veröffentlicht mit dem Titel: Aufschrei einer Prostituierten: An die Politiker, die meinen Job zerstören. Sie habe, schreibt sie, "sehr tiefe Einblicke in den Arbeitsalltag der Bundespolitiker bekommen". Und wenig später fährt sie fort: "Ja, und dann kommt das spannende, aber für die Politik unbequeme Thema Prostitution aufs Tablett. Unbequem, weil die Medien das Thema unberechenbar ausschlachten, denn Sex sells. Unbequem deshalb, weil hier die Doppelmoral regiert. Kaum ein Mann traut sich zu sagen, dass er sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nimmt."

Was will Weber, die Frontfrau der LobbyistInnen der Prostitutionsbranche, damit sagen? Soll hier etwa gewissen Politikern gedroht werden? Politikern, die sich nicht trauen zu sagen, dass sie "sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nehmen"? Politiker, die darum tun müssen, was die Prostitutionsbranche will - wenn sie nicht auf Seite 1 der "unberechenbaren Medien" landen wollen?


Ja - was will Johanna Weber damit nur sagen??? Nachlesen hilft! Da, wo EMMA die Lücke gelassen hat, steht:

Ich sehe, unter welchen Zwängen Politiker tagtäglich arbeiten. Selbst wenn sie wollten, können sie nicht wirklich die sinnvollste Lösung anstreben, sondern müssen immer taktieren mit dem Koalitionspartner, den Lobbyisten, den verschiedenen Schichten von Parteigenossen... und am Ende geht es gar nicht mehr um die eigentliche Sache.

Und die Wähler dürfen dabei auch nicht aus den Augen verloren werden. Diese sind ist ja heutzutage keine Traditionswähler mehr, sondern machen gerne Mal aus dem Bauch heraus Protestkreuze auf dem Stimmzettel - wenn dies auch die einzige Form des Aktivismus ist. Und die Wähler interessiert ja am meisten alles andere als ihr eigener bewusst gewählter, langweiliger Alltag.


Und da, wo EMMA aufhört zu zitieren, sagt Weber weiter:

Uns als Berufsverband wurde der dringende Rat gegeben, dass wir uns mit unseren Anliegen an die Frauen in der Politik wenden sollten, denn die Herren müssten sich ja sonst des Bildes erwehren, sie würden sich ja nur für „Huren" einsetzen, weil sie selber dort hin gehen...

Und schon löst sich der aufgebauschte Trug in Luft auf.

EMMA, Du hast den Weber-Text verlinkt, das machte es mir leichter - danke dafür!

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Agitation mit bekanntem Absender und offen gezeigten Absichten (weiße Propaganda) ist ein übliches Mittel in Politik und Gesellschaft. Wenn mein Text darunter eingeordnet würde, ich wäre nicht beleidigt. Schwarze Propaganda hingegen segelt unter falscher Flagge und ist durch und durch manipulativ. Geheimdienste und Diktaturen arbeiten gern mit solchen Mitteln. Im zwischenmenschlichen Umgang wie in der demokratischen Diskussion ist schwarze Propaganda deutlich jenseits dessen, was moralisch annehmbar ist.

Seit zwei Wochen zirkuliert ein „offener Brief einer ehemaligen Prostituierten an die Prostitutionslobby“ als „wütende Antwort“ auf die altgediente Berliner Sexarbeiterin Stefanie Klee, verfasst von „Huschke Mau“.

Der Name ist leicht als Pseudonym erkennbar (Huschke = sorbisch für Hänsel), was vollkommen o.k. geht. Unsere Nicks stehen auch nicht auf der Klingel! Der Inhalt des Textes ist nicht grundsätzlich falsch. Viele Behauptungen decken sich zwar kaum mit dem, was ich aus erster oder zweiter Hand über Prostitution erfahren und gelernt habe, aber: Genauso wie „Huschke Mau“ einräumt, es könne die „glückliche Hure“ als Ausnahmeerscheinung geben, will ich nicht ausschließen, dass es das andere Extrem auch gibt:

Mit 18 habe ich angefangen, nachdem ich 17 Jahre lang von meinem Stiefvater verprügelt und sexuell missbraucht worden und von zuhause abgehauen bin. Ich dachte, ich kann nur das, ich bin nur zum Ficken gut.

Huschke Mau ging zehn Jahre durch ein Panoptikum der Schrecken, eine ununterbrochene Folge von Benutzungen und Selbstmissachtung, und sie führt die Leser nach freundlicher Ansprache und Einladung zum „Du“ auf fünf Druckseiten durch diese von heimlichen Dämonen und ihren Opfern bevölkerte Welt, die vor unseren Blicken verborgen wird durch die herrschende Doppelmoral. Zusätzlich geschützt durch das Lügengebäude der ProstitutionsbefürworterInnen, die den Umstand nutzten, dass die meisten Prostituierten zu traumatisiert sind, um zu sprechen. Wie Huschke:

Ja, auch mir fällt es sauschwer darüber zu sprechen weil es TRIGGERT


Dass dies dann doch sehr gut gelang, ist eine der Auffälligkeiten im Text, der Widersprüche von Inhalt und Form. Auch heute ist Huschke ihrer Schilderung nach noch Opfer der Sklavinnenhaltergesellschaft, begegnete erst neulich Triggern gleich im Bündel, auf dem Weg zur Traumatherapie. Sie berichtet uns nichts, was auf ein individuelles und selbstbestimmtes Leben hinweist, dass sie zumindest danach hätte beginnen können. Wenn man den Text ernst nimmt, muss es ihr aber gelungen sein, die Fesseln ihrer Biographie wesentlich zu lockern: Huschke schafft es, uns mit Passagen zu triggern, die in ihrer Ausführlichkeit Angst und Abscheu erregen, es auch sollen. Ihr Mitteilungsbedürfnis würde für mehrere Personen reichen. Sie verwendet gekonnt Vokabeln aus dem sozialtherapeutischen Fachsprech.

Alles in allem lässt mich behaupten, dass „Huschke Mau“ kein Mensch ist, sondern eine Erfindung. Ein Avatar, gesteuert von einer prostitutionsfremden, extremistischen Kleingruppe. Eine femen-Zelle, möglicherweise?

Ich verspreche feierlich! in diesem Magazin zu widerrufen, wenn mir Irrtum, also die physische Existenz von „Huschke Mau“ nachgewiesen wird.

Huschke, wenn Du das hier lesen kannst, habe ich Dich mit Klarnamen und Tel.-Nr. angeschrieben. Wenn Du unsicher bist - lasse Dich zum Treff von so vielen kampferprobten Schwestern begleiten wie Du magst! Ich werde nur eine Escort mitbringen (zu meiner Absicherung), und keinen Fotoapparat.

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Was bringt manche Menschen dazu, derartige Mittel einzusetzen? Auf der individuellen, persönlichen Ebene werde ich nie nachvollziehen können, wofür Glaubenssysteme bis aufs Blut und mit jeder denkbaren Verdrehung von Tatsachen verteidigt werden. Mag sein, es macht den Betreffenden Spaß, sie empfinden Machtgefühl, aber solch Spekulation hilft hier nicht.

Ich denke, unsere Gegner vereint ein gemeinsames Menschenbild, das nicht das meine ist. Originär das christliche: Die unsterbliche Seele im vergänglichen, sündigen Körper, der dennoch der Tempel des Herrn ist. Wodurch Sexualität eine Sonderstellung erhält gegenüber allen anderen Lebensbereichen: Die der Heiligkeit, damit auch Entweihbarkeit.
Ich fühle anders. Ich erlebe mich aus Fleisch, Blut und Hirn, lebendig. Ich bin mein, die anderen gehören sich selbst, und auch ihr Körper hat sich keiner höheren Macht unterzuordnen.

Anhänger von Glaubenssystemen, auch das kann man guten Gewissens behaupten, eint noch, dass ihre soziale Traumvorstellung eine Form der Totalen Gesellschaft ist. Alle Widersprüche, verschiedenen Interessenlagen, Rauheiten sind aufgehoben in der Gemeinschaft der Gläubigen, dem Kollektiv, der Volksgemeinschaft. Wer in seiner Individualität die festgesetzten Grenzen überschreitet, wird ausgeschlossen. Nicht einzeln benennbare Handlungen, sondern gleich das Dasein wird in Frage gestellt.

Der Brief von „Huschke Mau“ an Stefanie Klee endet konsequenterweise nicht so gesprächsfreudig wie er beginnt, sondern OHNE GRUSS. Tür zu. Dass sie vorher offen gestanden hätte, war Täuschung. Empathie ist hier nicht zu erwarten. Aus der „gefallenen Frau“ wird für solch wohlmeinende Mitbürger unter Garantie eine Hexe, wenn sie sich erfrecht, in der sorgenden Umarmung munter zu bleiben.

Wer im Netz die Reaktionen auf den Mau-Text liest, wird dem Geist der Inquisition begegnen. Von „Pest“ und „ausrotten“ ist fast sofort die Rede. Vom Herrgott und dem Satan ebenso. Insofern sollten wir dergleichen Propaganda ernst nehmen.

Wir sollten derlei aber auch nicht ernster nehmen als nötig. Wenn die meisten Mitmenschen eine Escort, einen Kunden persönlich kennen und achten, dann ist´s gewonnen! Also, meine Bitte an jede und jeden, der es sich erlauben kann: Raus aus den Verstecken, wenn sich im persönlichen Umfeld eine Möglichkeit bietet, gegen solche Ansichten eine geistige Schutzimpfung zu verabreichen!

Am Rande der Gesellschaft bekommt die Homophobie dann bald eine würdige Schwester: Die Hurophobie.

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Emma: Prostitution - Droht Huren-Verband Politikern?
http://www.emma.de/artikel/prostitution ... ern-317699
Johanna Weber: Aufschrei einer Prostituierten An die Politiker, die meinen Job zerstören.
http://www.huffingtonpost.de/johanna-we ... 63652.html
Huschke Mau: Über das Schweigen.
http://www.feministischepartei.de/filea ... tierte.pdf


in der Anlage der Originaltext als PDF Dokument
Dateianhänge
2014-12-17, Trug und Lug, Boris Bueche.pdf
(113.62 KiB) 356-mal heruntergeladen

yps
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RE: Frau Mau & die Sklaverei - Offener Brief DieWillkomm

Beitrag von yps »

das gefühl, dass der text ein fake ist, kann ich gut nachvollziehen und ich halte das schon allein deshalb für plausibel, weils ja nicht der erste hurenfake der abolitionist_innen wäre.

dennoch, die argumentation hier finde ich... ehrlich gesagt mehr als daneben. büche scheint da zu erklären, eine person wäre deshalb als gewaltbetroffene fragwürdig, weil sie - obwohl es ihr schwer fällt - doch über ihre erfahrungen spricht, doch darüber sprechen *will*, und dann noch dazu die anmaßung besitzt, dabei eine sprache zu verwenden, die in gewissen kontexten hohes ansehen genießt oder zumindest etwas impliziert, das hohes ansehen genießt (nämlich bildung/"intelligenz"). als ob irgendetwas davon ein beweis wäre, dass das gesagte nicht stimmen kann?

ich oute mich mal: ich hab auch traumatisierende gewalt erlebt. unzählige male über zu viele jahre hinweg. manchmal krieg ich das kotzen, wenn ich auch nur daran denke; manchmal geh ich vor die tür und werde mit "triggern gleich im bündel" konfrontiert - trotzdem habe ich mehrere texte bestehend aus tausenden wörtern darüber geschrieben. ich hab eine riesenangst, leuten davon zu erzählen, weil die meisten nicht gut darauf reagieren - trotzdem möchte ich es ihnen erzählen. und ich hab mich viel auf einer theoretischen ebene mit gewalt, trauma, ptsd und all dem scheiß auseinandergesetzt weil ich das musste um alles zu verarbeiten und mich selbst zu verstehen - ich hab deshalb den "sozialtherapeutischen fachsprech" ebenso drauf. abgesehen davon, dass der durch selbsthilfegruppen, therapie und so weiter unter betroffenen sowieso verbreitet ist.

nichts davon ist abwegig. nichts davon ist ein beweis, dass irgendwelche personen oder deren gewalterfahrungen erfunden sind. das zu behaupten schadet allen von gewalt betroffenen: gerade betroffene von sexualisierter gewalt kriegen ohnehin keinen glauben geschenkt - büche zeigt wieder mal, dass wir uns das erst verdienen müssen. dass männer wie er darüber entscheiden dürfen, was da die wahrheit ist und was eher nicht.

ich glaube, abolitionist_innen und ihre strategien können wir auch kritisieren und bekämpfen, ohne dabei gewaltbetroffene unter den bus zu stoßen.

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Beitrag von Arum »

Mal so ganz allgemein hast Du an sich Recht, aber die Frau Mau macht nirgendwo glaubhaft tatsächlich als SW gearbeitet zu haben. Sie erregt doch wirklich den Eindruck, bloss die herkömmlichen Zerrbilder abgeschrieben zu haben.

Ich werde mal einige Stellen kommentieren:


Lies Dir die Sprache in den Freierforen doch mal durch, lies
Dir durch, wie ihnen dabei einer abgeht, wie sie es genießen zu wissen, dass die Frau das nicht mag sondern nur
für Geld macht, es aber tun muss, weil sie die verdammte Kohle braucht oder weil im Nebenzimmer ein Typ
sitzt.


Ich habe in keinem Freierforum je einen Text gelesen, wo es einen erregt hat, sich vorzustelllen, im Nebenzimmer sitze ein Typ. Auch kaum, dass die Frau das nicht mögen würde. Ich glaube sogar, die meisten dort sich äussernden Männer wünschen sich sogar, dass die Frau es mag, sind hoch verfreut, wenn es solchen Anschein hat. Ich gestehe aber ein, dass ich Rezensionen eher weniger lese. Ich kann mich aber nicht erinnern, je eine solche Rezension gelesen zu haben.

Und irgendein Typ im Nebenzimmer? Die grosse Mehrzahl der Rezensierenden geht in Saunaclubs oder ins Laufhaus: Da gibt es keine Nebenzimmer, die an solche Einzelpersonen vorbehalten wären. Ist ja kaum profitfordernd. Und die Frau Mau schreibt ja selber, die Frauen würden täglich von ihren Zuhaltern abgeliefert werden, die Herren selber gehen nicht mit drin. Also, was denn nun, tun sie's ja oder nein?

Ich möchte den Freierforen-Helden weitehin keinen Heiligenschein zusprechen, es gibt dort unbedingt auch Idioten und Möchtegern-Typen drunter, und die Wortwahl ist gewiss nicht immer vom Feinsten (betrifft aber auch keine Salzburger Festspiele), aber eine solche Verallgemeinerung stimmt im Grossen und Ganzen einfach nicht mit der Wirklichkeit überein.


Es geht in der Prostitution nicht um Sex, es geht um Macht. Und nur um Macht.


Komischerweise habe ich als Kunde dies selber kaum je so erlebt, oder gar: Ich habe fast immer die Erfahung gemacht, nicht ich habe die Macht, sondern die Frau gegenüber mir.


Er nimmt dieses Gefühl, dass Sex für ihn mit Macht gleichsetzt, mit raus aus dem Bordell und es wirkt
sich auf seinen Umgang mit sich nichtprostituierenden Frauen aus.


Mein Respekt für Frauen im Allgemeinen hat in den letzten Jahren nur dazu gewonnen, was sich auch bestätigt im Umgang von Frauen mit mir selber.


Wie schaffst Du es, das zu übersehen, dass mittlerweile in jeder Stadt mehrere
Großbordelle stehen, in denen fast nur Frauen arbeiten, die kaum oder wenig deutsch sprechen,


Immer wieder die gleiche Leier... Und wenn sie denn kein deutsch sprechen, sprechen sie eben englisch. Ich bin nur ein einziges Mal einer begegnet, die sich in keiner dieser Sprachen ausdrücken konnte, und sie hat's in diesem "Grossbordell' auch nur sehr kurz ausgehalten. Und weiterhin gibt es allmählich eine Unmenge von ausländischen Frauen, die dort schon seit Jahren zugange sind, mittlerweile ein sehr gutes Deutsch drauf haben, oft auch überwältigend mehrsprachig sind.

Also eher unwahrscheinlich, dass die Frau Mau selber in einem solchen Haus gearbeitet hat.


In diesen zehn Jahren hat mich kein einziger Freier jemals gefragt, wie alt ich bin:


Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen.
Da ist sie wenigstens mir nie begegnet, denn ich frage fast immer, und ich schätze, viele anderen Kunden machen's genauso.


Ich habe keine einzige Prostituierte erlebt, die nicht, als Kind oder als Erwachsene,
sexuell missbraucht / vergewaltigt worden wäre oder anderweitig sexualisierte Gewalt erlebt hätte.


Heisst erstens also, sie hat in grösseren Häusern gearbeitet, denn sonst würde sie kaum Kolleginnen begegnet haben. Habe hieroben aber schon erörtert, dass mir dies eher als unwahrscheinlich erscheint.
Wird umso unwahrscheinlicher, wenn man sich denkt, dass ein gewisses Mindestmass anbahnender Konversation zum Geschäft schon dazugehört, siehe oben, umso mehr in Saunaclubs, aber natürlich auch in kleineren Clubs und Wohnungsbordellen. Die Frau Mau tut so, als gebe es solche Gespräche kaum.

Würde zweitens aber heissen, alle SW hätten eine Vorgeschichte sexueller Gewalt, also auch alle hier im Forum sich Beteiligenden. Na, da bin ich mal gespannt...

Hiesse aber umso mehr, besonders in Rumänien und Bulgarien gebe es eine Unmenge sexueller Gewalt, denn wieso würden sonst so viele Frauen aus diesen Ländern in die Prostitution landen? Und im Umkehrschluss, in Deutschland gebe es relativ kaum noch sexuelle Gewalt in familiären Beziehungen. Denn es sind ja verhältnissmässig recht wenige deutschen Frauen in der Prostitution aktiv heutzutage.


Ich habe auf dem Gesundheitsamt Hilfe gesucht und
erntete Unverständnis. Und kam nicht raus. Was hätte ich dem Arbeitsamt denn erzählen sollen, wenn ich einen
ALGII-Antrag stelle um nicht mehr täglich 10 Schwänze lutschen zu müssen damit ich wo wohnen und was
essen kann? Wovon, würden sie fragen, hätte ich gelebt die letzten drei Monate? Und wenn ich es gesagt hätte,
hätten sie mich dann gefragt warum ich das nicht weitermachen will, es gäbe da ein tolles Bordell hier in der
Nähe, die suchen noch%u2026?


Dieses Argument bestätigt nur genau, worum es der Stephanie Klee geht: die allgemeine Stigmatisierung der Prostitution.


%u201EProstitution ist früher mal Ausdruck von Macht über Frauen gewesen,..."


Wird kaum ein Argument der SW-BefürworterInnen sein können, denn fast der genaue Gegenteil ist eben der Fall, siehe z.B. Nickie Roberts, Whores in History.

Na ja, dies dürfte fürs Erste mal reichen. Mein Fazit: Die Frau Mau ist einfach irgendeine Emma-Mitarbeiterin.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

Klaus Fricke
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RE: Frau Mau & die Sklaverei - Offener Brief DieWillkomm

Beitrag von Klaus Fricke »

Fakes von Prostitutionsgegnerinnen zur Diffamierung der Sexarbeit

Beiträge von Frauen, die erklären, sie seien ehemalige Sexarbeiterinnen
und in diesem Zusammenhang Hinweise auf Fakes:

http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... =frau+rahm
https://erzaehlmirnix.wordpress.com/201 ... frau-rahm/
http://lauraslifeandthoughts.blogsp....-problem-like-ruhama.html
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 603#144603
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... sc&start=0
http://maggiemcneill.wordpress.com/2014 ... layed-out/
http://www.voice4sexworkers.com/2014/03 ... industrie/

Es gibt, so meine Erinnerung, zu diesen Fakes einen Thread auf sexworker.at. Ich finde ihn nicht.

Daran wird erneut deutlich Marc of Frankfurt fehlt uns/mir sehr.

Wer den Thread findet, möge ihn bitte hier verlinken.
Zuletzt geändert von Klaus Fricke am 17.03.2015, 15:14, insgesamt 1-mal geändert.

Boris Büche
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Re: RE: Frau Mau & die Sklaverei - Offener Brief DieWill

Beitrag von Boris Büche »

YPS schrieb:

"nichts davon ist abwegig. nichts davon ist ein beweis, dass irgendwelche personen oder deren gewalterfahrungen erfunden sind. das zu behaupten schadet allen von gewalt betroffenen: gerade betroffene von sexualisierter gewalt kriegen ohnehin keinen glauben geschenkt - büche zeigt wieder mal, dass wir uns das erst verdienen müssen. dass männer wie er darüber entscheiden dürfen, was da die wahrheit ist und was eher nicht."

Liebe Yps, "Frau Mau" entscheidet, was die Wahrheit ist - indem sie sich dazu stellt, oder eben nicht! Faires Angebot, finde ich. Noch habe ich keine Mail bekommen, und keine Abolotionistin rief mitten in der Nacht an - in ein paar Tagen sind wir schlauer, noch besagt es nichts.

Du hast Recht: Nichts* von dem was "Huschke Mau" ist abwegig. Nicht eine der Einzelheiten. Habe ich auch geschrieben:
Der Inhalt des Textes ist nicht grundsätzlich falsch. Viele Behauptungen decken sich zwar kaum mit dem, was ich aus erster oder zweiter Hand über Prostitution erfahren und gelernt habe, aber: Genauso wie „Huschke Mau“ einräumt, es könne die „glückliche Hure“ als Ausnahmeerscheinung geben, will ich nicht ausschließen, dass es das andere Extrem auch gibt.

Ich glaube auch bestimmt nicht, das Bildung, Sprachgewandtheit, etc. hier irgendwie Beweiskraft hätten. Natürlich ist das in Hinblick auf die Glaubwürdigkeit von Gewalterfahrungen bedeutungslos.

Diese features passen aber nicht zu einer Biographie, die als ausschließlich daraus bestehend geschildert wird. Es geht bislang nur um einen Verdacht, den Du ja teilst. Wenn dem nun aber so ist, wie wir vermuten: Hilft man Opfern von Gewalt und sexuellem Missbrauch (habe beides auch schon erlebt, wenn auch sub-traumatisch) denn damit, dass man Märchen erzählt?

Eine respektvollere Erwähnung meiner Person, statt "büche" wäre auch fein gewesen - aber Du warst anscheinend in dem Moment sauer.

*: Ausnahme: Die von Arum zitierte Gesundheits- /Arbeitsamt-Szene. Die ist ja wohl nix, oder?

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Nymphe
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Beitrag von Nymphe »

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Arum hat geschrieben:Na ja, dies dürfte fürs Erste mal reichen. Mein Fazit: Die Frau Mau ist einfach irgendeine Emma-Mitarbeiterin.
Finde ich sehr gut analysiert. Ich hatte beim Lesen des Textes schon ständig "Fake" im Kopf und kann das, was du schreibst, auch von Anbieterseite unterschreiben.
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Doris67
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Beitrag von Doris67 »

Dieses ganze Rumgefake ist übrigens eine uralte Propagandamasche, eine Variante des Prinzips FUD (fear, uncertainty, doubt).
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Klaus Fricke
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RE: Frau Mau & die Sklaverei - Offener Brief DieWillkomm

Beitrag von Klaus Fricke »

Querverweis zu

Best Practice ...
Eine andere Erzählung
Sexarbeit ist:


http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 616#144616

Klaus Fricke
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RE: Frau Mau & die Sklaverei - Offener Brief DieWillkomm

Beitrag von Klaus Fricke »

Als Mitglied des BSD e.V. wurde ich darum gebeten die
Antwort des Bundesverbandes sexuelle Dienstleistungen e.V. auf Frau Mau
an dieser Stelle im Forum zu veröffentlichen



OFFENER BRIEF

Sehr geehrte Frau Mau und alle anderen ProstitutionsgegnerInnen,


wir regieren auf Ihren offenen Brief „Über das Schweigen“ vom 20. 11. 2014, den Sie adressiert haben an „ProstitutionsbefürworterInnen und direkt an Stephanie Klee.

Als Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen e. V. (BSD) vertreten wir die Interessen unserer Mitglieder, die entweder

- BordellbetreiberInnen,
- selbständige SexabeiterInnen oder
- SympathisantInnen sind.

Dabei ist uns die Vermittlung eines realistischen Bildes von Prostitution entgegen Klischees und Mythen wichtig; auch fördern wir den Dialog unter unseren Mitgliedern und ebenfalls mit der Verwaltung, der Politik und allen gesellschaftlichen Gruppen.

Ausdrücklich wehren wir uns gegen jede Form von Gewalt, Zwang und Ausbeutung innerhalb der Branche und setzen uns für einen fairen und seriösen Umgang aller Beteiligten ein. So bedauern wir sehr Ihren Leidensweg innerhalb der Prostitution und überhaupt und wünschen Ihnen viel Kraft und Erfolg bei der Verarbeitung.

Gegen Ihre pauschalen Anklagen und Verurteilungen sprechen wir uns jedoch deutlich aus. Die angeprangerten Missstände entsprechen nicht unserer Wahrnehmung.

Prostitution ist eine berufliche Tätigkeit und genießt den Schutz von Art. 12 Grundgesetz (Recht auf Berufsfreiheit). Prostitution ist eine Vereinbarung zu sexuellen Dienstleistungen zwischen zwei oder mehr erwachsenen, selbstbestimmten und freiwillig agierenden Menschen gegen Entgelt. Alles andere, insbesondere Gewalt und Ausbeutung jeder Art sind strafbare Delikte und gehören verfolgt und unterbunden.

Dagegen sehen wir als wirksamste Methode das Empowerment und die Professionalisierung der SexarbeiterInnen, damit sie ihre eigenen Grenzen im Job (und auch allgemein) selbstbestimmt und eigenverantwortlich festlegen und auch durchsetzen können; auch liegt unsere Verantwortung in der stetigen Überprüfung der Arbeitsbedingungen in der Prostitution und deren Verbesserung.

Only rights can stop the wrongs.


Eine pauschale Herabsetzung von SexarbeiterInnen zum Objekt und/oder Opfer halten wir für erniedrigend und kontraproduktiv. So treten wir einer moralischen Herabwürdigung der Prostitution vehement entgegen; dies entspricht nicht der Haltung einer aufgeklärten und toleranten Gesellschaft. Wir vertreten eine rechtebasierende Haltung und einen respektvollen Umgang miteinander.

Betriebe sind in der Prostitution genauso wichtig wie in anderen Branchen. Sie bieten den vielen selbständig tätigen SexarbeiterInnen einen sicheren Ort, wo sie ihre Dienste anbieten und einen kollegialen Austausch pflegen können. Sie sind Wirtschaftsunternehmen, denen Respekt gehört und die Rechtssicherheit brauchen. Hier bedarf es immer noch einer konsequenten Umsetzung des seit 01. 01. 2002 geltenden Prostitutionsgesetzes (ProstG). Darunter verstehen wir eine Einbindung im geltenden Gewerbe- und Baurecht und akzeptieren die hier vorgesehenen Befugnisse der Behörden. Auch dafür setzen wir uns ein.

Abschließend sprechen wir uns gegen Ihre entwürdigende Haltung und Behandlung gegenüber Einzelpersonen – hier von Stephanie Klee – aus. Für ein friedliches Miteinander ist dies nicht förderlich.

Elke Winkelmann/Vorstand
Dez. 2014
Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen e. V.
Emmentaler Str. 99
13409 Berlin
www.bsd-ev.info
elke.winkelmann@bsd-ev.info
Dateianhänge
2014-12-24, BSD. e.V.,Off.Brf.Mau.pdf
(78.51 KiB) 408-mal heruntergeladen
Zuletzt geändert von Klaus Fricke am 24.12.2014, 17:08, insgesamt 1-mal geändert.

Klaus Fricke
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RE: Frau Mau & die Sklaverei - Offener Brief DieWillkomm

Beitrag von Klaus Fricke »

Ich möchte an dieser Stelle auch einen Text von mir einbringen, den wir als "Haus9" veröffentlichen.

Sexarbeit? - Respekt!

„Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden.“ (Rosa Luxemburg)
und so möchte ich ergänzen die Freiheit realisiert sich im Respekt vor individuellen Lebensentwürfen.


siehe Anlage
Dateianhänge
2014-12-08, Klaus, Entgegnung Fr. Mau.pdf
(76.84 KiB) 368-mal heruntergeladen

Boris Büche
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Beitrag von Boris Büche »

Husch, Husch, Huschke . . .

Sie ist sehr still geworden, man kann sagen, es gibt sie nicht mehr.

Am 26. November letzten Jahres betrat "Huschke Mau" die Twitter-Bühne, zwitscherte im Mittel fast viermal am Tag. Kurz nach Erhalt meiner Behauptung, dass sie ein fake ist, am 20. Dezember, verstummt sie.

So hätte ich das auch gemacht. Wenn ich eine fiese Nummer fahren würde.

Um Einwänden wie oben von yps zuvorzukommen:

Diese Koinzidenz ist natürlich kein Beweis. Weiß ich! Ich bin Wissenschaftler. Einschätzen von Wahrscheinlichkeiten ist normalerweise alles, was wir Menschen zum Verständnis der Realität tun können. Wenn uns Glauben nicht reicht.

Für wahrscheinlich halte ich, dass "Huschke Mau" ein propagandistisches Begleitmanöver zum Stop-Sexkauf-Kongreß in München war (5.-7. Dezember 2014).

Für wahrscheinlich halte ich ferner, dass die Kongressteilnehmerin ZoraRot1 (twittert schon länger, und immer noch) Huschkes Pendant in Österreich ist. Und den Staffelstab der Lüge in die nächste Runde trägt.

Wer sich damit befassen mag:
http://zorarotblog.wordpress.com/

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Beitrag von Doris67 »

Übrigens ist Huschke ein männlicher Vorname: http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Huschke_von_Hanstein
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RE: Frau Mau & die Sklaverei - Offener Brief DieWillkomm

Beitrag von Klaus Fricke »

Ein weiterer Originalton aus den "Zonen der Brutalisierung des Begehrens"

Ein Gast schickte eine selbstgefertigte Postkarte mit Email (nicht zu ersten Mal und nicht nur er in diesem Sinne) an eine der Mieterinnen des Haus9. Er schrieb, eine Frühlingsblume auf der Postkarte wiedergebend

Bremen, ...
Heute Mittag schien gerade einmal die Sonne so schön ins Wohnzimmer. Da musste ich schnell meine Kamera holen, um den Tischschmuck zu fotografieren. Diese Farben mag ich; sie machen Vorfreude auf farbenfrohe und wärmere Zeiten. Der Frühling soll kommen!


Ein bemerkenswertes Zeugnis eines "Vergewaltigers, seiner Menschenverachtung und Respektlosigkeit"

Klaus Fricke
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RE: Frau Mau & die Sklaverei - Offener Brief DieWillkomm

Beitrag von Klaus Fricke »


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Beitrag von Snickerman »

Frau Mau (so will sie aber nicht genannt werden ^^) ist wieder da... Und ich wurde zum Opfer einer ihrer Claquerinnen, die hier mitliest.
War jedenfalls propagandistisch passend zur geplanten Gesetzesänderung, dass sie wieder aufgetaucht ist.
Ich hoffe, sie und die anderen U-Boote werden enttarnt und versenkt.
Ich höre das Gras schon wachsen,
in das wir beißen werden!

Klaus Fricke
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RE: Frau Mau & die Sklaverei - Offener Brief DieWillkomm

Beitrag von Klaus Fricke »

@ Snickermann
Dein Zwangsouting ist eine Unverschämtheit. Menschenverachtend.

U-Boote und Widerstand


Sicher lesen Abolitionistinnen das Forum und werden gezielt Beiträge nutzen, die Sie gegen uns verwenden können. ich warte darauf, dass die Abolitionnistinnen Passagen, aus dem Forum zitieren, die ihnen demagogisch nützlich sind und dabei darauf hinweisen, das ihre Propaganda sogar durch Beiträge auf sexworker.at legitimiert wird. Auch deswegen bin ich seit einiger Zeit etwas harsch, wenn Neuanmeldungen eingehen. Ich weise dann darauf hin, dass dies ein Forum ist, das der Anerkennung, Unterstützung und Qualifizierung von SW dient. Ich bitte auch um Verifizierung, da die verifizierten User des Forums eine deutlich andere Glaubwürdigkeit haben, als Nutzende, die im Anonymen bleibend, wenig erfreuliche Beiträge posten. Ich glaube, dass kritische Hinweise auf die Funktion des Forums und die Verifizierung wichtig sind, um die Qualität dieses Forums zu sichern und wir in diesem Zusammenhang aufmerksam sein müssen.

Der Zugang zum Forum sollte aber frei von Beschränkungen bleiben. Und natürlich ist es wichtig, Frau Mau etc mit unserer Haltung und unseren Anliegen zu konfrontieren. Wenn z.B. in diesem Thread alles eingestellt bzw. verlinkt werden würde, was wir über die Aktivitäten z.B. von Frau Mau erfahren und wissen, so könnte das hilfreich sein, um Widerstand zu leisten.

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Beitrag von Tanja_Regensburg »

Es werden nicht nur Kunden mit Realnamen geoutet, auch und vor allem Sexworkaktivistinnen werden vermehrt mit Realnamen googlebar geoutet um sie einzuschüchtern und mundtot zu machen.
Wird ihnen aber bei mir nicht gelingen, auch wenn ich da durch nachweisbar Ausgrenzung erfahre.

Gerade Emma die feministische Zeitung hat Spaß daran die verhassten Huren namentlich zu outen und zu diskreditieren...
http://www.emma.de/artikel/prostitution ... ten-317675

Trotzdem arbeiten wir weiter, wir lassen uns das Wort nicht nehmen... weder von Emma noch von den "Huschke Maus´s"

Ich hab "Huschke Mau" live erlebt, genauso wie "Marie Merklinger".... Marionetten, mit verletztem Selbstwertgefühl in Diensten von verschiedenen Abolutionistischen "Vereinen" und Beratungsstellen mit sexarbeitsnegativer Ausrichtung.
Beide sind bemüht wieder in der Gesellschaft Fuß zu fassen, und wie geht das besser, als sich und das eigene Versagen in eine Opferrolle zu begeben, und sich anderweitig zu prostituieren.
Hier bekommen sie endlich wieder die Aufmerksamkeit und Anerkennung, die ihnen ansonsten versagt wurde. So können sie ihren Misserfolg in der Sexarbeit auf Grund von Selbstüberschätzung auf den Beruf und die bösen Kunden abwälzen.
Bekommen dafür das Köpfchen getätschelt und werden als arme Opfer ( ihrer selbst) wieder in den Kreis der soliden Frauen aufgenommen....

Armseelig, wenn man sich so verkaufen muss, bzw sich so instrumentalisieren lässt, nur um Anerkennung zu finden...

Ich möchte nicht tauschen.

Zudem ist es für mich sehr unglaubwürdig was da an Aussagen kommt, denn wenn ich es selbst bei einer Podiumsdiskussion nötig habe mit Perrücke und Sonnenbrille aufzutreten, dann frage ich mich schon, warum ich nicht dazu stehen kann, was ich sage.