Eine Initiative von Gästen erotischer/sexueller Dienste
Kontakt: - DieWillkommenen@okay.ms
Am 22.11.2014 wurde von der Feministische Partei Die Frauen der offene Brief einer Person ins Netz gestellt, die den Namen Huschke Mau nennt
( http://www.feministischepartei.de/filea ... tierte.pdf, Bezug: www.zitty.de/stephanie-klee-im-interview.html, Stephanie Klee: http://de.wikipedia.org/wiki/Stephanie_Klee ). Der Brief trägt den Titel Über das Schweigen. "Frau Mau" stellt sich selber als "Überlebende des Systems Prostitution" dar, dessen Teil sie, so ihre Aussage, für zehn Jahre war. Sie ist, so ihre Wortwahl, eine dem "Wegmachen" ihrer eigenen Person entkommene Traumatisierte. Sie schliesst ihren Brief, alle selbstbestimmt in der SW Aktiven Menschen anklagend, und diese Anklage persönlich an Stephanie Klee richtend, mit der Anschuldigung der Förderung der Sklaverei und setzt das Feld der erotischen und sexuellen Dienstleistungen mit der Sklaverei, diese verharmlosend und die davon Betroffenen missachtend, gleich.
Ihre Schlussätze sind:
"Ihr befreit niemanden mit eurem neoliberalen Gebabbel. Wenn ihr erzählt, Prostitution müsse nur von sämtlichen Kontrollen, Auflagen usw. befreit werden und alles sei supi, dann lügt ihr und verfolgt eine merkwürdige Theorie: Denn wenn Opfer von Sklaverei sich unglücklich fühlen, weil sie Sklaven sind, hilft es dann, Sklaverei zu legalisieren, damit die Sklaven nicht mehr 'gesellschaftlich diskriminiert' werden (also in den Augen der Gesellschaft auch keine Probleme mehr mit ihrem Sklavendasein haben dürfen und keine Hilfe angeboten bekommen) und sich in der Sklaverei noch besser versklaven lassen können?"
Einige Gäste von Sexarbeitenden, die vor wenigen Tagen an einem Impuls-Seminar der Deutschen Aidshilfe teilgenommen hatten, das auf die Initiative von Stepahnie Klee zurückging und von ihr moderiert wurde, haben "Frau Mau" und den Abolitionistinnen, die sich ihrer bedienen, eine Entgegnung zukommen lassen. Weitere Gäste haben sich dieser Entgegnung angeschlossen. Hier der Text:
Sehr geehrte Frau Mau,
Sie haben sich am 20. November 2014 über die Feministische Partei in einem offenen Brief an alle die sexuelle und erotische Dienstleistungen – Sie nennen das Prostitution - befürworten, insbesondere an Stefanie Klee, gewandt.
Wir sind Menschen und auch Kunden, die sexuelle und erotische Dienstleistungen nachfragen – Freier wie Sie das nennen. Wir sehen uns, wenn wir zu den Frauen, den Menschen unserer Wahl gehen, jedoch mehr in der Rolle von Gästen, die den Besuchten willkommen sind, und möchten als solche Stellung beziehen.
Zu allererst muss gesagt werden, dass wir von der Darstellung Ihres Leidensweges als Opfer sexualisierter Gewalt betroffen sind. Wir wünschen Ihnen aufrichtig einen Umgang mit diesen traumatischen Erfahrungen, der Sie in die Lage versetzt, Aggressionen und Trauer weniger gegen sich selbst zu richten. Es gehört zu unseren Respekt vor Ihren Erfahrungen, Ihren offenen Brief in diesem Kontext zu sehen.
Da Sie aus Ihren Erfahrungen konkrete politische Schlussfolgerungen ableiten, positionieren wir uns jedoch über eine Respektbekundung hinaus gegen diese Schlussfolgerungen.
Selbst wenn Sie mit Ihrer Sicht auf erotische und sexuelle Dienstleistungen und auf uns Gäste derselben recht hätten, würde ja die Verschärfung der Regelungen, eine Gäste-Bestrafung oder gar ein Verbot der erotischen und sexuellen Dienstleistungen nicht dazu beitragen, dass es weniger Gewalt von Nachfragenden gegen Dienstleistende in diesem Bereich gäbe. Das Gegenteil wäre wahrscheinlich sogar der Fall. Illegalität fördert Rechtlosigkeit und Gewalt.
Zudem haben Sie nicht recht.
Als willkommene Gäste mit langjähriger Erfahrung haben wir durchaus auch solche Zustände wahrnehmen müssen, die Sie hier schildern. Wir stellen auch nicht in Abrede, dass sich so manches Feld der erotischen und sexuellen Dienstleistungen regelrecht anbietet, dass von sexualisierter Gewalt traumatisierte Menschen ihre zerstörerischen Erfahrungen reinszenieren.
Doch das ist nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Es gibt in der Bundesrepublik eine breite Szene selbstbestimmter erotischer und sexueller Dienstleistungen. Dort hören wir als willkommene Gäste durchaus des Öfteren ein „Nein“ – entweder grundsätzlich oder zu bestimmten Wünschen, die wir haben – und wir akzeptieren dies ohne Wenn und Aber!
Zudem suchen wir nicht die Erfahrung von Macht und Gewaltausübung gegenüber Frauen, sondern vielmehr Nähe, gelebte Sexualität und Erotik. Wir schätzen dies als ein hohes Gut und achten und erfreuen unser Gegenüber. Natürlich ist das Feld der erotischen und sexuellen Dienstleistungen ein relativ schneller und bequemer Weg. Trotzdem bedeutet das nicht die absolute Verfügbarkeit von uns willkommenen Gästen über die Körper derer, die die Dienste anbieten. Für die meisten von uns wäre eine solche Verfügbarkeit auch genau das Gegenteil von dem, was wir versuchen, in einen solchen Kontakt zu verwirklichen.
Wie wir aus Gesprächen mit anderen Männern und vor allem mit Dienstleistenden aus dem Bereich der erotischen und sexuellen Dienstleistungen wissen, stellen wir keine kleine Minderheit dar. Ein nicht unerheblicher Teil von uns ist eher zurückhaltend bis schüchtern, auf jeden Fall respektvoll, freundlich und wertschätzend.
Wir verwahren uns dagegen, als gewalttätige Sexmonster dazustehen.
Und wir erklären unsere Solidarität mit Stephanie Klee. Nur eine größere Wertschätzung der erotischen und sexuellen Dienstleistungen und eine Stärkung und Professionalisierung der in diesem Feld Aktiven können bewirken, dass durch sexualisierte Gewalt Geschädigte schneller Hilfe finden und in Anspruch nehmen oder (auch das ist durchaus denkbar) erotische und sexuelle Dienstleistungen auf eine Art und Weise ausüben, die ihnen weniger schadet.
Wir wünschen Ihnen alles Gute,
- Matthias Vernaldi (Ich kann es mir leisten, meinen bürgerlichen Namen zu benutzen. Ich habe eine schwere Körperbehinderung. Deshalb bekomme ich die Zuschreibung, als Mann und sexuelles Subjekt nicht vollwertig zu sein.)
- Herr M., 35, – achtsamer und wertschätzender Mensch insb. auch als Liebhaber auf Zeit
- Klaus Fricke, 61, – hoffentlich willkommener Gast als Liebhaber auf Zeit
- Wolfgang aka liebhabbaer aka nice0077
- Wolfgang, Soziologe und Teilzeitfreier
- Phil
- Thomas HVL – Betreiber eines Freierforums
- Stephan Christiansen, 51, Sachsen-Anhalt
Kontakt:
diewillkommenen@okay.ms