sexworker.at/exit = Aus- Umstieg, Huren-Karriere Management

Du willst aus dem Sexbusiness aussteigen und einen "bürgerlichen" Job annehmen - oder noch besser: dich gemeinsam mit anderen Aussteigern selbstständig machen? Möglicherweise wirst du hier entdeckt...
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Marc of Frankfurt
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Leben-Phasen-Zyklus Sexwork

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Lebenlaufbetrachtung Sexwork


Sexwork, Prostitution wird extrem polarisiert erlebt und bewertet (Janusköpfigkeit der Prostitution), weil es inkompatibel (unverträglich) ist mit dem hegemonialen (vorherrschenden) Leitmodell Familie (im Patriarchat). Sexwork kann daher zur Falle werden, weil es gesellschaftlich stigmatisiert bis kriminalisiert ist und in dieser rechlichen Grauzone nach archaischen Regeln zwischen Biologismus und Raubtierkapitalismus funktionieren muß.

Prostitution ist einerseits begehrt und stark nachgefragt wegen Trieb, sexueller Selektion (Sexappeal) und großen mehr oder weniger kurz-mittelfristigen ökonomischen Erfolgchancen (cash sofort). Das sexuelle-menschliche Potential wird dabei eingesetzt (bzw. ausgebeutet), was jedoch nicht bis zum Rentenalter oder Lebensende trägt im Vergleich zum überlieferten Familienversorgungsmodell oder modernen Sozialversicherungs-Berufsmodell. Die Ausbeutung der eigenen sexuellen Ressourcen ("Körper verkaufen") ist gewissermaßen vergleichbar dem System der gesellschaftliche Energieversorgung basierend auf einem begrenzten fossilen Rohstoff Erdöl. Bei Sexwork existiert keine gut sichtbare, vorgezeichnete, abgesicherte nachhaltige berufliche Zukunft oder Laufbahn wie beim Familienmodel oder geregelten Berufen (etwa Beamte oder sozialversicherte Vollzeiterwerbstätige) oder gesellschaftlich regenerativer, nachhaltig umweltverträglicher Energienutzung.

Jeder Sexarbeiter kommt daher zwangsläufig in mehr oder weniger schwere Berufs- und Lebenskrisen (mit erzwungenem Strukturwandel), so wie unsere Gesellschaft insgesamt hinsichtlich der räuberischen Energieversorgung und der früher oder später notwendigen Umstellung aufgrund von Peak-Oil (Ressourcen-Ende), Umweltzerstörung (Klimawandel) oder/und Systemversagen (Kapitalismuskrise).

Klar, Sexwork wird primär und vordergründig ausgeübt wegen des Geldes (Überlebenssexualität bis Berufstätigkeit), aber es ist auch eine Protest-Lebensform, die tief mit der persönlichen Psychostruktur und Biographie verknüpft ist. Sexworker erleben frühzeitig oder zufällig ihre sexuelle Potenz im sozialen Kontext und setzen diese Ressource legitimerweise selbstentschieden und zumeist selbstbestimmt ein, um sich Autonomie und Existenzsicherheit zu verschaffen (insbesondere gegenüber Herkunftsfamilie, Heim- bzw. Berufswelt und Gesellschaft allgemein).

Gelegentliche Standortbestimmung (Selbstreflexion, Coaching, Biographiearbeit, Therapie), evt. mit Kurskorrekturen, Fortbildungen (Sexworker Akademie) etc. sollen helfen den eigenen Berufs- und Lebensweg leichter finden und gehen zu können, insbesondere vor dem Hintergrund, daß viele Sexworker sehr isoliert und nicht beruflich vernetzt sind (Sexworker Union, self-regulatory Board, Sexworker Forum).



Wichtige typische Sexwork Phasen:
  • Prostitution als Skandal, Tabu und Schimpfwort kennenlernen
  • Ein verlockendes Angebot bekommen, es ausprobieren
  • Gefallen finden, es können, inneres Coming-out
  • Gelegentlich Kunden bedienen für "Taschengeld" (nebenberuflich, clandestines (geheim-diskretes) Hobby-Sexwork)
  • Beratung suchen: beste Freundin, Bücher, Internet, Prostituiertenberatungsstelle, Anwalt
  • Äußeres Coming-out gegenüber Partner, guten Freunden, Verwandten
  • Lehr- und Wanderjahre, die Welt kennenlernen, (global Sexwork, Migration)
  • Einstieg in die Vollerwerbs-Sexarbeit als Alleinselbständige (das neg. Wort "Profi" signalisiert das Risiko)
  • Sesshaft werden, Geschäft ausbauen
  • Legalisieren: Krankenversicherung, Steuerberater, Homepage-Impressum, Gewerberaum Anmeldung
  • Professionalisieren: Club oder Agentur wechseln, Homepage2.0, Versicherungen, Studio ausbauen
  • Optimieren: Massengeschäft (Generalist) bzw. eigene Marktlücke finden
  • Altersvorsorgeplan umsetzen (erstellt sein sollte er schon viel früher): Eigentumswohnung kaufen
  • Spezialisierung wie z.B. BDSM, Tantra etc.
  • Mit Kolleginnen arbeiten, zusätzliche Geschäftsmodelle aufbauen
  • Krise mit externer Ursache: Krankheit, Unfall, Gewalterlebnis, Partnerverlust...
  • Krise mit interner Ursache: Sinnkrise/Überlastung, Puffkoller, burn-out (SWBO), evt. Arbeitsunfähigkeit
  • Pausieren, vorläufiges Aussteigen (Yo-yoing) und Wiedereinstieg
  • Neuorientierung, Umschulung/Fortbildung, Stellensuche, finaler Ausstieg (Outplacement) oder
  • Agentur oder Club eröffnen
  • ...
  • Sich zur Ruhe setzen, passives Einkommen haben, Buch, Film veröffentlichen

Siehe auch das Produkt-Lebenszyklus-Modell Sexwork
angelehnt an Marketing und Industrie:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=85196#85196

Wellness-Life-Coaching, Karte der inneren Welt, Happyness statt SWBO:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=106007#106007 SW only

Anmerkungen und Tipps zur "Degressiven Verdienstkurve" und "Theory of retrogressive life cycles":
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=109134#109134





Folgendes Chart der Entwicklunspsychologie soll schematisch die (neun) Lebensphasen und jeweils anstehenden Entscheidungsprobleme (Lebensaufgaben) verdeutlichen. Alle sieben Jahre beginnt quasi eine neue Lebensphase, weil dann jeweils alle Körperzellen vollständig regeneriert und ausgetauscht sind. Allerdings ist das nur ein Modell und eine Reflexionshilfe und natürlich bei jeder Person sehr individuell verschieden.
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Hilfe zur Lebensplanung
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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 14.01.2012, 18:47, insgesamt 2-mal geändert.

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Ausstieg einer Edelhure

Beitrag von ehemaliger_User »

Die BILD schreibt am 19.10.2011:

Ex-Callgirl Cleo van Eden
Wovon lebt eine Edelhure nach der Prostitution?

Von JULIA FINGER

Was macht eine Edelhure, die plötzlich keine Lust auf Sex mit fremden Männern hat? Die nicht mehr Nacht für Nacht als Callgirl anschaffen will? Wie sieht die Karriere nach der Prostitution aus?

Cleo van Eden (29) hat seit 2003 als Hure gearbeitet. Die Entscheidung, nach acht Jahren aus dem Metier auszusteigen, fiel ihr nicht schwer. Im Gespräch mit BILD.de erzählt sie, wie ihr Leben weitergeht.

Abitur, Wirtschaftsstudium, Kauffrau - so sah van Edens Vita vor dem unkonventionellen Job als Freudenmädchen aus. Das schnelle Geld schien ihr irgendwann verlockender als die ewig gleiche, schlecht bezahlte Büroarbeit. An manchen Tagen hatte sie fünf Freier. Wer bis zum Frühstück bleiben wollte, musste 1200 Euro auf den Nachttisch legen.

Doch Cleo, die auf ihrer Webseite damit wirbt, den "prallsten Arsch im Norden" zu haben, hatte irgendwann keinen Spaß mehr am bezahlten Sex. Und genauso schnell, wie sie sich vor acht Jahren für das Rotlichtmilieu entschied, entscheidet sich die Hamburgerin nun dagegen.

"Meine Kunden haben mir angemerkt, dass ich nicht mehr will. Das hat mir zu denken gegeben." Ihre letzten drei Treffen hat Cleo im Internet an Stammfreier versteigert. Wie viel die Männer gezahlt haben, will sie nicht verraten. Es sei "eine Art angemessene Abfindung" gewesen.

Doch wie geht ihr Leben nun weiter? Van Eden: "Ich muss zugeben: Es ist nicht einfach, aus der Branche auszusteigen." Sie mache jetzt "Solo- und Lesbensachen", wie sie sagt, also Dildoshows vor der Webcam, und kürzlich hat sie ihre erste Szene in einem Hardcore-Porno der Produktionsfirma Videorama gedreht. An ihrer Seite spielte Pornostar Vivian Schmitt. Sex-Szenen mit Männern sind allerdings tabu. Cleo ist Moderatorin des Online-Erotiksenders "Babestation24", hatte auch schon TV-Angebote, "aber das Passende war bis jetzt nicht dabei". Mit dem Produzenten von Tim Toupet ("Du hast die Haare schön") hat sie den Schlager "Die Rose vom Wöthersee" aufgenommen. "Man kann mich auch weiterhin als Domina oder Begleitung buchen - jedoch ohne Intimkontakt."

Von der Prostitution konnte die 29-Jährige besser leben. Nun hat Cleo van Eden für das gleiche Geld mehr Aufwand. "Aber wenn einem das Herz sagt, was man tun soll, muss man darauf hören."

Ihr Herz sagt ihr auch, dass sie bald Kinder haben will. Bis jetzt fehlt noch der Mann dazu. Wenn es soweit ist, würde sie die Erotikbranche komplett verlassen. "Keine Webcam-Sessions mehr, keine Lesbendrehs, nichts." In ein Angestelltenverhältnis will die Hamburgerin trotzdem nie wieder zurück. Wie soll eine Hure dem Personalchef beim Vorstellungsgespräch auch erklären, was sie die letzten Jahre gemacht hat?

"Der einzige Ausweg ist die Selbstständigkeit in einem anderen Gewerbe." Ihr großer Traum: ein eigenes Kosmetikstudio.
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Re: Aussteig einer Edelhure

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Cleo van Eden ist eine mutige Frau. Ein Rollenmodell wie ich finde


In dieser schönen Doku von Susanne Brand wurde bereits über ihre Sexarbeits-Erfahrungen (2003-11) berichtet.

Auch hat sie ein Buch geschrieben, oder hier. Und sie hat ein On-line Gewerbe aufgebaut: www.cleo-cams.com

Ihr konsequent und breit angelegter Weg des medialen Outings scheint wesentlicher Bestandteil ihres Geschäftsmodells und Erfolges zu sein. In dieser wissenschaftlichen Arbeit von Lilian Mathieu über das strukturelle Dilemma der Prostituierten, wurde noch davon Ausgegangen als gäbe es nur die Alternative entweder "Ausstieg" oder "Outing (Voice, Interessenvertretung)". Also im Sinne des Stigmas, wer sich outet, an dem bleibt das Stigma umso deutlicher haften und der bleibt gefangen in der Prostitution oder aber heimlich organisierter Ausstieg. Das scheint eine Falle, Selbsttäuschung oder Überforderung zu sein?!

Cleo belehrt uns eines anderen!
Cleo zeigt und lebt die befreiende Wirkung eines Outings.

Das gibt zu denken und wir sollten uns dafür einsetzen Outing-Gruppen, so wie es die Lesben- und Schwulenbewegung erfolgreich praktiziert, auch für Sexworker aufzubauen... Unsere regionalen Stammtische sind ja bereits der Anfang. Aber da braucht es noch Unterstützung.




Cleo van Eden hat geschrieben:"Der einzige Ausweg ist die Selbstständigkeit in einem anderen Gewerbe."
Das ist auch meine Meinung. Bin erstaunt und beglückt es hier das erste mal explizit zu lesen.

Nach meiner Meinung ist es ein grundsätzlicher Fehler der staatlichen Ausstiegs-Programme z.B. Kurse von DIWA Berlin Sexworker primär in abhängige Beschäftigungsverhältnisse vermitteln zu wollen. Es ist eine Mißachtung oder Entwertung ihrer informellen, hart erworbenen Qualifikationen!!!

Übrigens auch ein Fehler von Schule und Universität. Beide Anstalten des Staates (die erste ist sogar ein Zwangssystem) sind primär zur Arbeitskräfteversorgung von Unternehmen und Industrie konzipiert. Selbstmanagement, Selbständigkeit, unternehmerisches-ökonomisches Grundwissen stehen so gut wie nicht auf den Lehrplänen... Das kann nur in einer Unternehmerfamilie gelernt werden: Dieser Vater lehrt es bereits seinen Kindern (English Video).

Verständlich, dass es so viel Suchtverhalten und psyscho. Krankheiten durch diese organisierte Abhängigkeiten gibt.





Eine clevere kaufmännische/kauffrauliche Idee ist es, die ihre Sexworker-Karriere krönenden Abschußdates zu versteigern. Es zeugt von gut geplantem Ausstieg (gradual planning) gemäß dem Modell von Teela Sanders.

Bisher kannten wir Versteigerung nur als Versteigerung der Jungfräulichkeit (Rituelle Defloration = Mizurage). Ihr Vorgehen ergibt evt. einen zusätzlichen Mehrverdienst (quasi ein Übergangsgeld:) UND es ist gleichzeitig ein RITUAL, das den Ausstieg bekräftigt und absichert (Versicherung im idellen, spirituellen Sinne. [Erst gab es Voodoo und hl. Messopfer, später erst Versicherungsunternehmen mit Sexparties *lol*]):

Definition Ritual: "Ritual ist eine formalisierte, vertraute Handlung, die in Zeiten und Orten der Unsicherheit einen Übergang (Transformation, Strukturwandel) ermöglichen und sicher durchleben hilft".





.

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Hilfe / Selbsthilfe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

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Wenn eine Sexarbeit-Berufsphase eine therapeutische Wirkung haben kann, wie beschreiben von
Lilly Lindner in "Splitterfasernackt" oder ein Managementjob mit Leitungsfunktion in einer Hilfsorganisation wie bei Keris Myrick im Project Return Peer Support Network, dann gilt wohl erst recht dass der
  • Ausstiegsprozess und Berufswechsel aus der Sexarbeit einer Therapie ebenbürtig ist und entsprechende Unterstützung bekommen sollte.


Der Ausstiegsprozess ist für viele möglicherweise gerade deshalb so schwer und nahezu nicht vorschauend planbar, weil Aufklärung und solche therapeutische Begleitung auf Augenhöhe kaum existiert, wie sie die Therapie von Keris Myrick so erfolgreich gemacht hat (partnerschaftliche Einbindung, Lebensweisenakzeptanz).

Statt den Betroffenen Jobs zu geben ihre Dinge selbst zu regeln (Café Exit), werden Jobs für andere geschaffen, die Betroffenen zu betreuen (Helferindustrie). Da spüren die Betroffenen dann den Geist des Paternalismus oder genau jenes "kränkende Lachen der anderen", denen sie in der Sexarbeit zu entfliehen suchten.

Nicht zuletzt auch deswegen, sehen wohl manche Sexworker keine Lösung für einen längst überfälligen Berufswechsel, bis sie -durch Hinauszögern- sich selbst in einer finanziell-existenzbedrohenden Katastrophe wiederfinden.

Wenn Sexwork schon als letzter Rettungsanker gesehen wird, was bitte soll es dann für eine Rettung aus der Sexarbeit geben, mögen sich viele denken? Hier fehlen Aufklärung und Einbindung (Vernetzung).

Ein Bail-out vom Bail-out? Das scheint es nur bei Banken zu geben.





“For years, we as psychiatrists have been telling people with a diagnosis what to expect; we’ve been telling them who they are, how to change their lives — and it was bad information” for many people.

Keris Myrick, who after years of devastating mental trials learned that she needed a high-profile position, not a low-key one, to face down her spells of paranoia and despair.

http://well.blogs.nytimes.com/2011/10/2 ... l-illness/
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 29.08.2013, 13:05, insgesamt 3-mal geändert.

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lol

Beitrag von Marc of Frankfurt »

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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 15.02.2013, 18:20, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von friederike »

@Marc, super!

Aber sachlich natürlich völlig falsch: im wirklichen Leben funktioniert es sogar von der einen in die andere Richtung und wieder zurück.

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konkret
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Beitrag von konkret »

@Marc & @friederike:

Super finde ich das nicht. Putophob und misogyn.

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Beitrag von friederike »

@konkret:

ich finde das Wortspiel schon lustig. Aber wie gesagt: die Wirklichkeit ist es nicht!

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Beitrag von Marc of Frankfurt »

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Vorbild Sozialunternehmen und Familienunternehmerin

Sina Trinkwalder (33) gründet in der ehem. Textilstadt Augsburg eine Textilmanufaktur.



Mit heute 20 MitarbeiterInnen, die auf dem Arbeitsmarkt fast chancenlos waren, fertigt die GmbH seit 2010 hochwertige öko-soziale, faire-saubere Klamotten und Assesoirs.

Startkapital (1 Mio) hat sich die Frau aus der Werbebranche aus der Pensionskasse der Familie besorgen müssen, weil Banken sowas nicht fördern.

Werbung und Verkauf läuft kostensparend via Internet und Zeitungs-PR. Model sind eigene Mitarbeiter und Kunden. Kunde kann seine Bestellung selbst mitgestalten für 'Maßanfertigung von der Stange'.

Produziert wird ökologisch und regional mit gebrauchten Maschinen. Der Mensch (Mitarbeiter und Kunden d.h. Stakeholder statt Shareholde) steht im Vordergrund und gzahlt werde faire Löhne.


Preisgekrönte Firma - Wirtschaftsrevolution in Aktion
www.welt.de/wirtschaft/article13804136/ ... egeln.html


www.manomama.de

www.facebook.com/manoma - www.gruenegeschenke.de - www.poportion.de - www.menschenzweinull.de

(Sina kocht mit und interviewt Wiesenhof Hühnermast-Konzernchef Paul-Heinz Wesjohann
www.youtube.com/watch?v=XhJMvSwu108 )


Bild



__
Näherinnen Kooperative Try Arm Thailand
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=91698#91698
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 29.08.2013, 13:04, insgesamt 1-mal geändert.

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Empowerment Projekte

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wirtschaftliches Empowerment für Sexworker muß von Sexworkern selbst organisiert werden und darf nicht an Bedingungen Auszusteigen geknüpft sein!

The failure of “economic empowerment” programmes for sex workers. They must be sex worker-lead and follow a sex worker choosen agenda and not be conditioned on exiting!


UNAIDS Advisory group HIV Sex Work
pp. 22-24:
PDF www.unaids.org/en/media/unaids/contenta ... ork_en.pdf





Vorbilder // Best practice:

- Restaurant "Hotel Ashodaya" in Mysore Kanataka India:
Seit 2008 von Ashodaya Samithi www.ashodaya.org mit einer World Bank Förderung.
http://thealternative.in/articles/fight ... nary-style
http://web.worldbank.org/WBSITE/EXTERNA ... 47,00.html
Dort ist auch ein SW Self-Regulatory Board (SRB) aktiv im Einsatz gegen Menschenhandel.

- "Can Do Bar Entertainment" in Chang Mai Thailand:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=94006#94006

- "Yogiberry" in Vancouver Canada:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=88021#88021

- Wonetha Association in Uganda.

- Danaya So in Mali.

- und demnächst evt. ein Cafe in Frankfurt

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Sexworker Erfahrungen

Beitrag von Marc of Frankfurt »

"Apparently, when you are in the sex industry, the only way to keep it remotely respectable is to have a clearly mapped-out plan for your escape. It doesn’t matter if you are happy, healthy, satisfied. You must have an exit plan."



Healing power of sex work
A stripper wants to end the stigma imposed on people employed in her industry
By Wrenna Robertson, March 7, 2012
www.straight.com/article-626751/vancouv ... sex-worker

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Ausgestiegene Sexarbeiterin stellt sich den Medien

Beitrag von Marc of Frankfurt »

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Marc of Frankfurt hat geschrieben:Doku von Nicole Rosenbach, WDR:
"Die Liebe begann im Bordell" vom 2.2.2012
mit dem Paar aus Ex-Sexarbeiterin Mona aka „Vivienne“ (34) & Ex-Freier Ingo (50)

www.wdr.de/tv/menschenhautnah/sendungsb ... lliebe.jsp



Ich hab mir die Sendung bis zum Ende ansehen können. Es ist ein bewegendes Portrait einer wachsenden jungen Paarbeziehung (Pretty Women Syndrom) und des Übergangs von der stigmatisierten bis kriminalisierten Welt der Prostitution in die normale kapitalistische Arbeits- und Ehewelt (SW Outplacement www.sexworker.at/exit).


Ich habe keine Szenen als Fake angesehen, sondern fand alle Aussagen authentisch und versuchsweise achtsam aufgezeichnet bzw. von den Akteuren selbst gestaltet.


Dennoch fand ich auch dass die Kernaussagen trotz aller Mühe der aufwendigen Produktion zu einseitig und daher klischeehaft geblieben sind und unsere Profession damit unangemessen gewürdigt d.h. letztlich herabgewürdigt wird!

Es liegt m.E. daran, weil nicht tiefgehend genug anal-ysiert wurde bzw. werden konnte, denn selbst dieses luxuriöse Sendeformat (45 Minuten und 1 Jahr Produktionsdauer) kann dem tiefwurzelnden Problem der Gesellschaft mit der Prostitution nicht gerecht werden. So radikale Analysen wie Aoife sie anspricht sprengen fast jedes Sendeformat der Konzernmedien.

Auch ich bin ein Anhänger der "Zwei-Welten-Theorie" bestehend aus sich gegenseitig abgrenzender Subkultur Prostitution und hegemonialer Mehrheitsgesellschaft. Diese Weltengrenze hat der Film erklärtermaßen auch zeigen wollen, allerdings mit vielen unaufgearbeiteten Details und im Sinne der vorherschenden sexwork-feindlichen Deutungsmuster.

Aber seien wir ehrlich Prostitution ist oft keine nachhaltige Lebensform oder Berufskarriere (Sexualität ist biologistisch mit Jugend- und Fruchtbarkeitsfetisch verkettet) und befindet sich allein schon aus diesem "natürlichen Grund" im gesellschaftlichen Abseits, in einer Gesellschaft wo die meisten um Karriere und Rentenansprüche ringen. Das hat zur Folge, dass die bürgerlichen Normen der Mittelschicht und somit auch der Medienschaffenden letztendlich die Wertungshoheit in diesem Machwerk behalten haben.

Hinzu kommt die synergetische Konstellation der Protagonisten: Der bürgerliche Mann, der nach zerrütteter Ehe erstmals im Bordell gewesen zu sein behauptet und ihre vollständige Ablösung vom "veruchten" Milieu wünscht/verlangt. Sie die 15 Jahre jüngere Frau, die diese Liebe als Chance zum Ausstieg, zur Rettung und bürgerlichem Neuanfang nutzen will. Und ein weiblich geführtes Sendeteam aus Deutschlands größtem öffentlich-rechtlichem Sender. Da spielen alle Kräfte zusammen, das Milieu letztlich subtil verteufeln zu müssen, um die unsagbar schwere Adaption an die normale und nicht gerade weniger-ausbeuterische Arbeitswelt schaffen zu können und um das Thema für den Mainstream sendefähig zu machen ohne eine Revolution zu evozieren...





Dabei sind gerade die Details der vielen angesprochenen Themenkreise so ambivalent und hoch komplex.
  1. Herkunftsfamilie und eigene Psychostruktur:

    Sie ist wg. fehlender unkonditionierter Liebe in der Familie wie sie glaubt freiwillig in die Prostitution gegangen. Sie war also auf der Suche (vgl. Sucht) oder sogar Flucht. Das ist natürlich eine extrem schwere Ausgangslage für eine Existenz als alleinselbständige Dienstleisterin im harten frühkapitalistisch organisierten Prostitutions-Milieu, wo fast täglich neue junge Bewerberinnen im Club nachfragen oder unkontrolliert viele Migrant_innen Konkurrenz machen können. Andererseits, wer aus einer broken-home Familie oder früh sexuell traumatisiert z.B. in eine Ehe flieht, wird vermtl. in der Mehrheit der Fälle auch scheitern... (s.u. Hannelore Kohl)
  2. Das Ausbrennen oder Scheitern in der Sexarbeit:

    Ab wann ist oder wodurch wird man/frau zur nicht mehr nur begehrte und die Kundenkommunikation und -interaktion leitende Sexarbeiter_in, sondern erliegt den "Marktgesetzen" und "Jugendfetisch" d.h. unschönen Konventionen von triebgesteuerten Kunden, die ständig Frischfleisch suchen um dann schleichend über die Jahre zur willigen Ware oder ausgebrannten, riskant bis selbstzerstörerisch arbeitenden Sexarbeiter_in zu mutieren? (Sich abmagern aufs blonde Püppchenschema oder Drogenkonsum, Shopping-Droge, unsafe arbeiten...). Siehe auch SWBO im SW-only.
  3. Austiegsproblematik

    Prostitution ist vielfach eine Sackgasse, weil es keine normalen, breitangelegten Karriepfade gibt bis 65 zum Renteneintrittsalter wie in bürgerlichen Berufen. Während ehem. Zivildienstler oder Zeitsoldaten umfangreiche Übergangshilfen für die Zeit danach bekommen, gibt es dergleichen für uns Sexarbeiter im Staate nicht. Dass gerade Sexarbeiter mit ihrer sozio-sexuell-emotionalen Arbeit eine bedeutende gesellschaftliche Nachfrage erfüllen und viel Seelenfrieden und Lebenssinn stiften gerät dabei leicht aus dem Blickfeld und wird in Wertungszusammenhängen wie in diesem Machwerk unterschlagen.
  4. Stigma, Outing, Selbstisolation

    Ihr Mut und Naivität(?) den pot. Arbeitgebern von ihrer Prostitutionsvergangenheit zu erzählen fand ich bemerkenswert (aber es hatte auch etwas von Schuldzuweisung an die Gesellschaft [internalisiertes Stigma]). Leider erwies sich diese Strategie für sie als nicht erfolgreich. Sogar Ärzte lehnten die Behandlung von ihr Sexarbeiterin ab, nachdem sie es erfuhren.

    Die zunehmenden negativen Erfahrungen von Zurückweisung wurden zur Angst vor Menschen und öffentlichen Kontakten. In jeder Begegnung einen Kunden wiederzuerkennen und ständig zu befürchten als Ex-Prostituierte erkannt zu werden oder einen Kunden zu erkennen, hält einen Aussteiger förmlich gefangen auf der brisanten Schwelle zwischen den beiden verfeindeten Welten, wo man förmlich zerrieben werden kann. Es braucht daher dringend SW-Exit-Rituale d.h. professionelle institutionalisierte Begleitung, die im unsicheren Übergang Sicherheit geben können.

    Das Erlebte machte sie schon nach 15 Monaten genauso soziophob oder krank wie z.B. Hannelore Kohl, die in tiefer Depression vermutlich ausgelöst durch den Fall ihres Mannes im Zuge der CDU-Spendenaffähre regelrecht lichtkrank wurde. Später wurde noch eine frühe Vergewaltigungserfahrung an die Öffentlichkeit geleaked, was ihre Söhne zwar sehr verärgerte, für mich aber die ganze Familiengeschichte erstmals verstehbar machte.

    Sich auf ehrenamtlich-unbezahlte Arbeit bei der Tafel einzulassen, wo Menschen der untersten Stufe des sozialen Abstiegs versorgt werden, fand ich beachtenswert. Auch eine Konfrontations- oder Selbstheilungsmethode. Sie hat dadurch erkannt, dass sie entgegen ihrer Selbstwahrnehmung noch lange nicht ganz unten angekommen ist... Auch hier war sie erstaunlich/erfrischend(?) offen im Umgang mit ihrer Vergangenheit gegenüber der Mitarbeiterin.
  5. Heilung, Rettung, Resilienz

    Heilerin die zur Trauzeugin wird, Konfrontationstherapie auf vielen Ebenen um die eigenen Schatten zu bearbeiten, Vergangenheitbewältigung auch durch Schreiben der eigenen Prostitutionsbiographie, Mitarbeit an Filmproduktion und Medienarbeit und als Höhepunkt der orpheïsch inszenierte "Abstieg in die Unterwelt". Da sitzt sie dann auf ihrem Arbeits-Lotterbett im Bordellzimmer wo sie ihren Partner kennen und lieben gelernt hat und ringt unter Tränen mit den widerstrebenden Gefühlen, eine freie selbständige Sexarbeiterin und Hure zu sein aber stigmatisiert und ohne Zukunft, oder stark und selbstkontrolliert, fernsehtauglich sozialakzeptiert für einen bürgerlichen Neuanfang zu arbeiten...

    Das trifft das Kern-Thema Huren-Stolz, was viele kennen, die lieber die zahlreichen Nachteile des Rotlichtmilieus akzeptieren oder gar verhungern und nicht zum Arzt gehen anstatt Hartz VI und Krankenfürsorge zu beantragen. Gerade bei solchen schweren unter uns teilw. tabuisierten persönlichen Fragen des Berufsweges die vmtl. viele Sexworker betreffen, sollte es mehr öffentliche Beratung und Kommunikation von den anerkannten Sozialberatungsstellen für Prostituierte www.bufas.net u.a. geben, damit wir solche Problemlagen und Lösungsansätze nicht nur aus zweitklassigen TV-Produktionen lernen müssen. Ich finde das gehört nicht nur in Einzelsitzungen thematisiert, sondern anonymisiert verallgemeinert offen kommuniziert an die weitere Sexworker-Gemeinde, so wie auch Safer-Sex und Gesetzesthemen offen in der HurenBeratungsStellenBewegung kommuniziert werden. Denn nur so können sich mehr Sexworker am ca. 30jährigen Wissenschatz der öffentlich finanzierten Einrichtungen langfristig orientieren und persönliche Konsequenzen und Nutzen ziehen.
  6. Vorherrschaft des Tauschwirtschaftsprinzip:

    (lat: do ut des (ich gebe damit du gibst) / quid pro quo (dieses für das) / manus manum lavat (eine Hand wäscht die andere)...)

    Die fehlende unkonditionierte Liebe, Urbindung an das Leben und frühkindlich erworbenes Urvertrauen einhergehend mit einer wachsenden gesellschaftlichen Entfremdung, Konkurrenz, explodierender Ungleichheit bzw. Knappheitswirtschaft mag die Ursache dafür sein, warum sich der Marktmechanismus aka Kapitalismus so ubiquitär weltweit ausbreiten konnte selbst in den privaten Familien- und Beziehungsbereich und eben auch den Intimbereich (Prostitution). Das schildert sie als Erkenntnis, wo sie umlernen will, um in ihrer neuen Beziehung eben nicht mehr so utilitaristisch wie bei der Sexarbeit zu handeln. Wenn ihr Mann als derzeitiger Alleinverdiener des Paares ihr Taschengeld gibt, sehe ich das erstmal neutral auch wenn es patriarchalisch formuliert ist. Ob aber er es ihr nur gönnerhaft zuteilt oder sie es ihm stolz und clever abgetrotzt hat oder es gemeinsam fair auf Augenhöhe budgetiert wurde, all das bleibt im Film neben vielen anderen wichtigen Details unaufgeklärt.

    Hier liegt meines Erachtens der wesentliche Wertordnungsunterschied zwischen Sexarbeitern und Nichtsexarbeitern der durch das kulturell gepflegte Prostitutionsstigma manipuliert oder verdeckt werden soll. Für uns freientschieden und selbstbestimmt arbeitende Sexworker ist
    - Freiheit durch effizientes Geldverdienen also selbst mit teilweise unangenehmen Kunden oder im abgewerteten Umfeld immer noch wertvoller als
    - im sozial akzeptierten aber evt. nur geringerentlohnten Beruf und mit auch nicht mehr für alle so sicheren Altersabsicherung eingespannt zu sein (Hamsterrad).
    Genau diese wesentliche nichtverurteilende Abwägungsfrage wird in der Doku unterschlagen.

    Mehr versteckte Zusammenhänge zwischen Geldsystems und Sexwork:
    www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=102351#102351



P.S. das zu Filmbeginn gezeigte Bordell, dass so häufige Medien- und Öffentlichkeitsarbeit macht, dass mit den Presseberichten ein ganzes Treppenhaus und Flur tapeziert werden können ist übrigens von Bert Wollersheim: Düsseldorf Rethelstrasse 75
www.rethel-online.de/presse.html (Impressum auf PRD GmbH, Rethelstraße 73-77)

Der andere im Film vorgestellte Betrieb mit dem Besuch bei der Chefin und Gespräch mit Kollegin Vicki ist
www.privathaus12.com (Impressum auf RTO GmbH Frankfurt).



Zuletzt bleibt mir nur ihr viel Kraft und Glück zu wünschen, dass sich das erfüllt, was sie sich erhoft und wofür sie so hart arbeitet und sogar ein Fernsehouting riskiert. Hoffentlich wird es nicht irgendwann zum Bumerang für das jetzt so junge verliebte Paar.


Heute bei der ZDF Markus Lanz Talkshow:

Ingo & Mona - Ihre Liebe begann im Bordell



Es ist eine wahre "Pretty Woman"-Geschichte. Nach der Trennung von seiner Frau beschloss Ingo ein Bordell zu besuchen, wo er die Prostituierte Mona kennenlernte. Nur wenige Wochen später trafen sich beide wieder und gestanden sich ihre Liebe. Es ist eine ungewöhnliche Liebe, wenn Prostituierte und Freier eine Beziehung eingehen, die auch mit vielen Schwierigkeiten verbunden ist. Mona hat ihren Beruf aufgegeben, denn sie weiß: "Wenn Liebe kommt, stirbt die Hure."
Bei "Markus Lanz" erzählt das Paar von ihrer ungewöhnlichen Liebesgeschichte, berichtet von den Schwierigkeiten, die es zu bewältigen galt und sagt, welche gemeinsamen Zukunftspläne sie haben.

http://markuslanz.zdf.de/ZDFde/inhalt/1 ... 12,00.html





Wie @Aurum bereits vermutet hatte, gibt es gute Gründe, dass Uwe, als Sexworker-Retter, guten Zuspruch nach der Sendung bekommen würde. Dennoch ich bin erstaunt zu hören, wie positiv er berichten kann und sich auch als Paar bekräftigt fühlt von den Zustimmungsbekundungen seiner Mitmenschen.

Mona scheint es da sehr viel schwerer zu haben. Als examinierte Altenpflegerin verschweigt sie ihre ehmalige Tätigkeit als Sexarbeiterin bei Bewerbungen nicht. Deshalb bekommt sie aber keine Stelle, obwohl ihre Qualifikation als Altenpflegerin gesucht ist. Man sage ihr offen dass man sie als Ex-Prostituierte nicht einstellen könne.

Weiter oben im Thema ist dokumentiert wie damals extra Ex-Sexworker u.a. zur Altenpflege umgeschult wurden im Modellprojekt ProFrida und bei einer WDR Doku, was aber beides m.E. nicht so ganz glücklich gelaufen war.

Während Lanz sagt der Beruf Sexarbeit sei ja heute akzeptiert, folglich dürfte es mit einem Job in der Altenpflege keine Probleme geben, widersprich Mona heftig: "Das ist nicht so, sagen sie dass mal der Gesellschaft. Die Gesellschaft will uns Huren/Prostituierte/Sexarbeiter/Ex-Sexarbeiterinnen nicht."



WDR Doku "Die Liebe begann im Bordell"
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=9154

WDR Doku "Aus dem Bordell in die Altenpflege"
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=26739#26739

Ergebnisbericht NRW-Modellprojekt ProFrida
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=34558#34558

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Marc of Frankfurt
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Hilfe für Prostituierte vom Prostitutionsgegner?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Phasenmodell Prostitution

aus Sicht der Prostitutionsgegner
bzw. in einem kriminalisierten Umfeld ohne Unterstützung
(self-fulfilling prophecy)



Bild

so z.B. von Sozialarbeiterin Sabine Constable vom Stadtgesundheitsamt Stuttgart, die in der Beratungsstelle La Strada der rom.-katholischen Caritas für Frauen auf dem Straßenstrich, Drogengebraucherinnen und Migrantinnen arbeitet:
www.caritas-stuttgart.de/64011.html
Ihr Beitrag bei der letzten Maischberger-Sendung:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=112039#112039





Bei Prostituierten gebe es 3 Phasen:
  1. Anfang: es geht ihnen schlecht; sie entwickeln Überlebensstrategien.

    [Anmerkung: Damit können nur Einsteiger_innen aus Notlagen d.h. wieder Willen gemeint sein. Selbstverständlich müssen in einem neuen Tätigkeitsfeld neue Handlungsstrategien erlernt werden. Diese jedoch demagogisch als Überlebensstrategien zu bezeichnen zeigt die ideoloische Voreingenommenheit und Prostitutionsgegnerschaft. Hier wird eine reife Frau dokumentiert, die trotz anfänglicher Vorbehalte positiv über ihre Arbeit resümieren kann, weil sie sich sichere Arbeitsverhältnisse und wirtschaftlichen Erfolg erarbeiten konnte.]
  2. Mitte: sie haben Überlebensstrategien entwickelt, manche treten damit selbstbewußt nach aussen auf.

    [Phase erfolgreicher oder professioneller Sexarbeit. Optimale Performance nach erfolgreicher Einarbeitungsphase.]
  3. Ende: die Überlebensstrategien greifen nicht mehr, es geht ihnen offensichtlich schlecht: Depressionen, Suchtverhalten, Suizidalität usw... oder Karriere als Madam / Zuhälterin (s.u.).

    [Der rechtzeitige Zeitpunkt zum Berufswechsel wurde offensichtlich verpasst [Falle], berufsbegleitende Zusatzqualifikationen für einen späteren Wechsel sind für Sexworker bekanntlich nicht vorgesehen und Karriere als Madam ist wegen dem Zuhältereiverdikt tabu. Ex-Sexworker einstellen will bekanntlich kein Arbeitgeber, sobald er davon erfährt. Insbesondere entstehen Probleme bei Vollerwerbs-Sexworkern, wenn diese von der Gesellschaft alleingelassenen oder verstoßenen, alleinselbständigen Sexabeiterin sich nicht selbst um Fortbildung und sozial-berufliche Inklusion aktiv gekümmert haben.

    Typische Probleme der Prostitution, die von Anfang an falsch liefen (fehlende Einstiegshilfen oder Sexworker Akademie) oder im Laufe der erfolgreichen Jahre nicht gelöst werden konnten, weil keine Prostitution gefördert werden soll und viele Prostituierte wie im Rausch zu leichtsinnig leben, treten erst später auf. Sie machen sich jedoch bereits viel früher bemerkbar als das normale Renteneintrittsalter.

    Das eigentliche Prostitutions-Problem ist also die teilweise vom Markt vorgegebene viel frühere Arbeits- und Berufsunfähigkeit als Prostituierte im Vergleich zu "normalen" Berrufen, die z.B. in abhängigen Beschäftigungsverhältnissen meist bis zum Rentenalter ihre Person ernähren.

    Zu den typischen Problemen der (vielfach informellen) Prostitution gehören die Steuerhinterziehungsfalle, die Stigmatisierungsfalle wg. Doppelleben, Isolation, Partnerproblemen, SWBO, Zwangsouting, Stalking, Gewalt und Haßtaten gegen vulnerable Sexworker etc. Das ist die allgemeine sog. "Falle Prostitution" der marginalisierten und stigmatisierten Gruppe der Sexworker. Ferner die Infizierungs- oder Gesundheits- und Versicherungsfalle d.h. Krankheit (STD weil kein Safer Sex) oder Unfall in Verbindung mit fehlendem Versicherungsschutz und keine oder unzureichende Altersvorsorge (es gibt keine Sexworker-Künstler-Sozialversicherung). Und zuletzt die Kriminalisierungsfalle bei Probleme mit Werbeverbot, Sperrgebietsverordnungen, Baurecht, Menschenhandelsparagraphen, korrupter Polizei, Razzia... etc. Und zuletzt natürlich auch die Betrugs- und Gewaltfalle d.h. im Milieu getäuscht, manipuliert, abgezockt, betrogen, bedroht, verletzt, vergewaltigt, verschleppt oder versklavt zu werden. Es ist ein Hohn und die völlige Verdrängung der Realität seitens der Prostitutionsgegner, auf diese massive Problemsituation von Sexarbeitern zu formulieren "Überlebensstrategien greifen nicht mehr".]
Prostituierte in Phase 1. und 3. treten nicht nach aussen auf, so verzerrt sich das Bild in der Öffentlichkeit / den Medien!

[Andererseits sehen die Beratungsstellen nur die gescheiterten Fälle und Opfer. Die soziale Institution der Ehe wird auch keine bewerten wollen anhand der Geschichten, die im Frauenhaus erzählt werden. Genauso ist es mit dem sozialen Konnexinstitut der Prostitution.]

Die Phasen sind individuell unterschiedlich lang.

Nur wenige leben lange in Phase zwei. 20-30 Jahre „unbeschadetes“ Leben als Prostituierte kommen vor, wenn auch selten.

[Das zeigt wie jugendfixiert die Branche ist analog etwa zum Leistungssport bzw. wie hoch die Herausforderungen sind sich in diesem nur teilweise entkriminalisierten Feld nachhaltig als Solounternehmer_in zu behaupten.]
hedwig-v-knorre.de hat geschrieben:Die Überlebensstrategien seien nie gesund; es handele sich um innere Abspaltungen u.ä. psychische Mechanismen, wie sie aus der Traumaforschung bekannt sind.

[Es gilt besondere Techniken zu lernen, um als Sexworker die privaten Befindlichkeiten der Klienten nicht persönlich an sich heranzulassen. Das sind die professionellen Abgrenzungskompetenzen die auch in anderen Berufen wie etwa denen des Therapeuten gefordert sind. Ferner muß man es lernen (denn es wird ja nicht gelehrt), die Kontrolle der Situation zu behalten auch für die selten auftretenden Extremsituationen bei besonderen Begegnungen oder Kundenwünschen. Die Prostituionsgegner unterstellen jedoch grundsätzlich sexuellen Mißbrauch auch bei der freiwilligen Sexdienstleistung, weil sie wegen dem Geld- oder Zahlungsverkehr den Sexworker in einer passiv ausgewählten männlich dominierten Position denken (framing) und uns Sexworkern jede Handlunskompetenz, Kundenauswahl-Kompetenz, Lustmomente, Kundenentgegenkommen, Harmonie der Situation und Geschäfts-Partnerlichkeit der Situation auf Augenhöhe zwischen volljährigen Erwachsenen und freien und selbstbestimmten Marktteilnehmern absprechen.]

Frauen in Phase 2 wollen selbstverständlich nicht als „schwache Opfer“ wahrgenommen werden, da sie sich gerade stark und ihrer Lebensweise gewachsen fühlen. Sie entwickeln und pflegen ein Welt-, Menschen- und Selbstbild, mit dem sie in der Prostitution überleben können.

[Auch Sozialarbeiter wollen sich nicht definieren lassen als deviante oder kindlich vernachlässigte Menschen, die nur ihr Helfersyndrom zum Job gemacht haben.]

Vielen in der Kindheit missbrauchte Frauen –Missbrauchsopfer- hat dieser Missbrauch die Richtung für ihre Leben gewiesen: sie gehen in die Prostitution, doch das ändert nichts zum Guten. Diese haben während der Missbrauchszeit längst o.g. Überlebensstrategien entwickelt.

[Dass Sexwoker häufiger Mißbrauchserfahrungen hätten als die Durchschnittsbevölkerung oder Nichtsexworker ist wissenschaftlich sauber über mehrere Studien (Metastudie) bisher m.E. nie wirklich nachgewiesen worden. Es ist eine reine Propagandabehauptung oder Projektion.]

„Unbedarfte“ dagegen, die wegen Armut o.ä. mit der Prostitution anfangen, müssen diese Strategien erst entwickeln und haben es damit schwerer. Doch für beide Gruppen halten diese kranken, krank machenden Strategien nicht „ewig“.

[Deshalb ist es so wichtig seine seelische Gesundheit im Auge zu haben und z.B. selbstzerstörerische Motive zum Einstig in die Sexarbeit aufzuarbeiten (Coaching, Supervision, Fortbildung). Ferner ist es überlebensnotwendig für nachhaltige, d.h. langfristige Sexarbeit, sein Sexbiz legal organisiert zu bekommen. Outing bei Finanzamt, Versicherungen, Vermieter, Partner, Freunden... Das schaffen sehr viele Sexarbeiter_innen nicht.]

Manche Prostituierte werden später zu Zuhälterinnen (z.B. Hydra). Diese sind oft härter als männliche Zuhälter! Sie sind entscheidend an den Gesetzen von 2002 beteiligt; sie „haben das Gesetz für sich durch gekriegt“: sie wollen Geld verdienen, indem sie die WARE SEX verkaufen, DAS ist ihr Interesse! Sie sind kein Sozialunternehmen! Sie tun so, als seien sie auf der „anderen Seite“ (der Seite der Frauen), sind es aber nicht!
Quelle:
www.hedwig-v-knorre.de/lebensthemen/gewalt/prostitution
[eingeschobene Kommentare von mir]





Da ist wie immer auch was Wares dran, aber es ist durch die einseitige Brille der Prostitutionsgegnerschaft gesehen und verzerrt und auf nicht empirisch beweisbaren Thesen beruhend wie z.B. frühkindlicher Mißbrauchserfahrung. Aus dieser Grundhaltung folgt dann auch, dass Selbsthilfevereine wie Hydra e.V. www.hydra-berlin.de als Lobby der späteren Madams oder Zuhälter herabgewertet werden und sogar das ganze Reformprojekt Prostitutionsgesetz von 2002 www.sexworker.at/prostg abgelehnt wird. Zum Glück ist diese Postition in Deutschland bisher nicht mehrheitsfähig.

Hinzu kommt, dass man die selben oft tragischen Schicksaale und Lebensverläufe auch anders bewerten kann, allein durch verändertes Framing von Prostituiton als Sexarbeit, das bekannlich in einem nach wie vor teilweise kriminalisierten und hochgradig stigmatisierten Rahmen stattfindet.
  • Da es keine Ausbilung und berufsbegleitende Erwachsenenfortbildung gibt, muß der Einstig zwansläufig für einige schwer und hart sein d.h. mit besonderem "Lehrgeld" (trial and error) bezahlt werden (learning by doing heißt für Sexworker nunmal auf der Straße oder in den Armen der Freier). Viele späteren Probleme werden beim Start gesetzt, weil keine rundherum legale Arbeitsweise aufgebaut werden konnte.
  • Da der Sexmarkt jugendfixiert und stets Abwechselung wünschend ist (Frischfleisch) und die Kunden-Nachfrage dominiert und es keinen Marktschutz für Anbieter_innen gibt, handelt es sich um einen Markt mit extremer Konkurrenz und frühkapitalister Ausprägung. Es gibt Wanderarbeiter_innen und das Tagelöhner-Prinzip (Kobern). Sexarbeiter_innen ist gesellschaftliche Akzeptanz und soziale Einbindung wie etwa durch die Institutionen Künstlersozialversicherung, Berufsgenossenschaft, Gewerkschaft... vorenthalten.
  • Da es nach wie vor das aus dem Sexualitätstabu und daraus resultierendem Prostitutionstabu das daraus resultierende Zuhältereitabu gibt, kann es auch keine gute Ausbildung in Sexwork-Meisterbetrieben geben, wo ältere Sexworker eine angesehene Karriere als Sexworker-Meister machen könnten. Die Wahrscheinlichkeit, dass schlechte Verhältnisse durch selbsternannte Madams oder Zuhälter entstehen, erscheint daher geradezu vorgezeichnet durch die gesellschaftlich vorgegebenen Rahmenbedingungen.
  • Ganz wesentlicher Grund warum viele Sexworker relativ schnell scheitern ist, weil sie im informellen oder gar kriminellen Sektor als Geschäftsfrau überfordert sind (Zwang zur Alleinselbstänigkeit, Zwang zu Isolation und Doppelleben). Sobald die sexuelle Magie nachläßt, mit der Sexarbeit ein Selbstläufer ist und sich "verkauft wie geschnitten Brot", treten Probleme auf. Gerade aber diese Unternehmer_innen-Kompetenzen wie nachhaltiges Marketing, Kundenpflege, Steuern und Versicherungen, Altersvorsorge, regelmäßigge Geschäftsinnovation und Rationalisierung, Selbstmanagement etc. benötigen Ausbildung, ständige Fortbildung d.h. ein professionelles berufliches Umfeld wo diese Dinge vorgezeichnet sind und nicht von jeder Sexarbeiterin gefunden, erkämpft bzw. selbst neu erfunden werden müssen.
Wenn eine helfend eingestellte Person keinen gesellschaftlichen Rahmen für Sozialarbeit hätte, sich also alle benötigten Hilfsgelder und Mittel erst selbst auf der Straße erbetteln müßte für ihre gutgemeinten Einsätze und ebenso das tun müßte für ihr eigenes Gehalt und ihre Rente, dann würden viele Sozialarbeiter_innen höchstwahrscheinlich genauso in einem 3-Phasen-Modell scheitern bzw. verheizt werden wie es Prostitutionsgegner bei Sexworkern wahrnehmen.

Die grundsätzliche Kontroverse bei der Ursachenzuschreibung, ob es Sex gegen Geld ist oder ob es die Stigmatisierung und Kriminalisierung ist, kann nicht formal theoretisch entschieden werden, sondern nur sozialwissenschaftlich empirisch untersucht werden (Falsifikation). Da aber jede Forschung in einem politischen Feld stattfindet (Finanzierung, Auswahl der Forscher und Ziele), welches seinerseits wiederum ideoloisch geformt wird, ist der wissenschaftliche Fortschritt in unserem Sektor Sexwork bisher recht bescheiden. Das wird sich erst ändern, wenn Ex-Sexworker selbst Forschung betreiben wie z.B. Dr. Belle de Jour in England oder solche Netzwerke wie www.plri.org und Reseach 4 Sexwork www.nswp.org/research-sex-work .

Leider entstehen durch Falschinformation und Propaganda die Teufelskreise der prostitutionsfeindlichen Argumentationsketten: Sexarbeit wird verachtet und in Folge aus der Gesellschaft rausgedrängt. Wenn dann die Branche und Betroffenen strauchelt wird gesagt, seht her wußten wir doch dass Prostitution schlecht ist. Was aber ist das für eine naive und scheinheilige Doppelmoral.

Das perverseste an der ganzen Angelegenheit ist, dass eine Prostitutionsgegnerin Leiterin oder Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation für Prostituierte sein kann. Aber möglicherweise ist genau das der ganze Sinn von römisch-katholischer Hilfe für Prostituierte.

Hier eine weitere längere Auseinandersetzung und Entgegnung mit den fragwürdigen Positionen von Sabine Constabel (altfranzösich für Gesetzeshüter)
"Wann Prostitution zur Falle wird":
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=70961#70961

Und zum Schluß möchte ich es nicht versäumen diesem vereinfachten und demagogisch verkürzten 3-Phasen-Modell ein differenzierteres Phasenmodell von Sexwork-Karriere und Huren Karriere Management (HKM) entgegen zu halten:

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typisch atypisch

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Sexworker sind Soloselbständige:

Diese sog. a-typische Beschäftigtigung trifft immer mehr Menschen - Wir sind das moderne Prekariat!



Tagelöhner, Wanderarbeiter, Zeitarbeiter, Leiharbeiter, zeitlich befristete Stellen, Honorarverträge ...

... ein Leben ohne Sicherheit zur Familienplanung ...
... von 1990-2012 um 40% explodiert ...
... heute sind es über 8 Millionen, d.h. 20% [1/5] von den ca. 40 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland.
  • "Das besonders Belastende ist das sich immer wieder verkaufen zu müssen", sagt die Wissenschaftlerin mit nur Zeitvertägen.

    "Deutschland geht es gut" sagt die Kanzlerin, "Jobwunder" sagt die FDP.
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=wZ6l7SdZHuo[/youtube] www.panorama.de Sendung vom Januar 2012


Rente: Selbständige sollen zur Vorsorge verpflichtet werden. Es sollte jedoch ein System für alle geben.

Doch das 100jährige System mit seiner Aufteilung nach Ständen in Angestellte, Selbständige und Beamte bleibt ein Klassensystem.
Video vom 21.03.2012:
http://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/rente211.html




Berechnung private Kapitalanlage (mathematische Rente):
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=5319&start=33

Berechnung Altersrentenversicherung (gesetzliche Rente):
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=5319&start=77

Was bleibt wenn bisherige Vorsorge nicht reicht ist die sog. Grundsicherung (Sozialhilfe/Hartz IV):
http://de.wikipedia.org/wiki/Grundsicherung

SW-only:
Geld verdienen: www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=1588
Geld anlegen: www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=1312





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Vision Quest

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Bericht einer Aussteigerin, 28 Jahre


lebt am Rand der Eurozone, da wo andere Urlaub machen

war Journalistin in guter Stellung und hat gekündigt

ist vor der Falschheit der Arbeits- und Karriere-Welt geflohen

hat sich burn-out attestieren lassen

bezieht ALG I (Arbeitslosengeld)

tut so als würde sie ernsthaft eine Stelle suchen mit Bewerbungsschreiben mit Berliner Absender-Adresse

nimmt sich alle Zeit der Welt die sie braucht, um Sinn und ihren Platz in der Welt zu finden


www.taz.de/%2190874/

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Beitrag von ehemaliger_User »

Ich finde prinzipiell nicht in Ordnung, die Allgemeinheit auszunutzen. Ich habe schon verstanden, dass sie einfach mit ihren Möglichkeiten das macht was die Politik-Kaste schon lange tut: sich hemmungslos bedienen.

Ich kann gar nicht so viel Essen wie ich k... wollte wenn ich die scheinheiligen Erklärungen der PolitikerInnen höre.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

Dawn
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Beitrag von Dawn »

@ehemaliger_User: vielleicht nutzt sie - auf lange Sicht gesehen - die Allgemeinheit so *weniger* aus. Weil es ihr ermöglicht, in Ruhe einen sinnvollen Plan zu fassen, der dann auch langfristig funktioniert, und mit dem sie sich letzten Endes "sinnvoll" (was auch immer das ist) in die Gesellschaft einbringt, anstatt im Stress ein schlecht überlegtes Provisorium an das nächste zu hängen und immer wieder auf Hilfen angewiesen zu sein? Dauerhaftes Ausruhen auf Kosten anderer ist ein anderes Thema als sich Ruhe und Entscheidungsfreiheit verschaffen.

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Holländisches statt schwedisches Modell!

Beitrag von Marc of Frankfurt »

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12 Sexworker aus 7 Ländern wie Nicaragua, Brazil, Macedonia, Uganda und Vietnam übereichten dem Niederländischen Staatssekretär für Entwicklungszusammenarbeit Ben Knapen ein Sexworker-Dankeschön für ein 2-jähriges Hilfs- und Ausstiegsprojekt "Stepping Up, Stepping Out" im Wert von 2 Millionen Euro. [Sexworker Development and Outplacement Program wäre meine Bezeichung dafür.]

Es wurde finanziert von Soa Aids Nederland www.soa.nl und Dutch Interchurch Organisation for cooperation www.icco.nlt





The Dutch State Secretary Ben Knapen on Wednesday received the visit of twelve foreign prostitutes. Cooperation and Development has funded a two-year aid program for workers in the extanjero. The support is directed to health, safety and sometimes the search for a future outside of prostitution.

Twelve prostitutes from Nicaragua, Brazil, Macedonia, Uganda and Vietnam, were delivered to the Secretary of State of a high-heeled red shoes as a thank you for your help. Daisy, of Uganda, said that there is a long way to go to prostitutes in developing countries. "But we know that the Dutch people is with us."

Sex workers in seven countries received money from the Dutch government through the program "Stepping Up, Stepping Out". The projects have been created by the Dutch organization for combating sexually transmitted diseases, Soa Aids Nederland and the Dutch Interchurch Organisation for cooperation ICCO. Thanks to training and additional income to a loan or a new profession, women, although they can not leave prostitution immediately have more choices of life. Netherlands go back two million euros for development programs for prostitutes.


Red Zone

In recent days the prostitutes conducted a tour of the Dutch sex industry. Among other places, Utrecht. Among industrial land and a channel is in the red zone, with separate spaces for motorists and cyclists [Safer Sex drive-in Liebes Boxen für strukturelle Sicherheit]. And although prostitution in the Netherlands has much criticism for Daisy is a "paradise" compared with Uganda. "I would have liked to be born in Holland," she says. "It looks clean and safe. Sex work activity seem to be respected here. So you can feel safe. Even more, the police even ensures the safety of prostitutes. "

"Because in Uganda prostitution is prohibited, as a prostitute you're lost," says Daisy. So has been involved in any violence. Has been threatened, is targeted occasionally by a gun to his [her] head and has been abandoned naked in the woods. "What strikes me," she says, "is that sex workers here are full of confidence. It gives the impression as if to enjoy their work."


Taboos

"Stepping Up, Stepping Out" program is a relatively new Dutch development, which, according to the Ministry of Foreign Affairs, tries to promote the status and health of sex workers.


[ Das Holländische Modell ]

According to the resigned Secretary of State Knapen, Holland is "one of the few countries where you can talk openly about sexuality and prostitution. Openness and transparency we use it to break taboos in other countries."

Knapen is aware that prostitutes are not the easiest group to reach with development projects. In most countries, prostitution is illegal and women can not have the support of doctors, police or judges. "Just so in the future develop more projects like this."

Knapen mentioned as an example in Move Forward project in Vietnam. There, the prostitutes are encouraged to create their own "hiding". In these places can meet, exchange experiences and sometimes even take courses. They also get microcredits, loans to start own small business. "Some have opened small 'tea houses'. With the extra income can afford to refuse aggressive clients or those who refuse to use condoms."


Fight against AIDS

According Soa Aids Nederland, this population is essential to the fight against AIDS. A relatively large proportion of prostitutes are HIV positive. They are between ten and twenty times more likely to contract sexually transmitted infections, HIV and AIDS than the rest of the population.

And it's not that the Netherlands promotes prostitution in developing countries with money for Stepping Up, Stepping Out, says Soa Aids Nederland. "Prostitution will continue anyway, with or without financial assistance for these projects."

[google translation]
www.rnw.nl/espanol/article/ayuda-holand ... xtranjeras


vgl. Hilfsprojekt Bedingungsloses Grundeinkommen der Deutschen ev. Kirche in Namibia:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=65719#65719

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Lebensbeichten-Erfahrungen-Forschung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Was kommt nach der Sexwork-/Porno-Karriere?!

www.afterPornEnds.com




Dokumentarfilm - Pressemappe:
www.afterpornends.com/docs/APE-PressKit.pdf

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Entwurf: Berufswechsel- & Ausstiegs-Fahrplan

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Berufswechsel für Prostituierte sind manchmal schwer bis unmöglich


(Deshalb spricht man von Exit/Ausstieg, obwohl wir Sexworker den Begriff gar nicht mögen, weil er auf viele strukturelle, oftmals ungelöste/unlösbare(?)/verdrängte Probleme verweist.)

Quasi "unmöglich" wird ein Berufswechsel dann wenn ...
  • keine anerkannten Berufsqualifikationen vorhanden sind (Zeugnisse, Ausbildungen, weil die Sexarbeit anstelle von Ausbildung nachgegangen wurde/werden musste)
  • eine Lücke im Lebenslauf existiert (Berufsqualifikationen entwertet sind) während der Jahre der Vollerwerbs-Sexarbeit (in 5 Jahren ist ca. 50% unseres Wissens obsolet/veraltet)
  • keine finanzielle Rücklagen vorhanden sind (bzw. diese aufgezehrt wurden, weil die Ersparnisse nicht krisenfest angelegt waren und somit genutzt wurden während einer Zeit zurückgehender Einnahmen (Rezession/Alter) oder wg. Ausstiegsfalle oder SWBO)
  • keine stabilen sozialen Netzwerke vorhanden sind (Kontakt zur Familie/Heimat abgebrochen)
  • kein ausreichender Versicherungsschutz vorhanden ist (Kranken- (in D Pflicht aber..), Unfall- (erfordert Outing), BU- (zu teuer), Rentenversicherung oft selten bei prekär Soloselbständigen)
  • teilw. illegal gearbeitet wurde (Diskretion, informelle Migration, Schwarzarbeit)
  • (Arbeits-)Unfall, Gewalterlebnis, Krankheit (SWBO), Drogen jemanden aus der Bahn geworfen haben (nichtvers. Arbeitsunfähigkeit = durch soziale Netz hindurchgefallen)
  • kein strenger durchdachter Berufswechsel-, Outplacement-, Ausstiegs-, Exit-Plan vorhanden ist
    (So einen Plan als Muster-Vorbild und Planungshilfe/Ausstiegshilfe habe ich bisher trotz all den vielen Reden und Fördermaßnahmen um Ausstiegsprojekte und -Hilfen noch nirgends gesehen. Daher weiter unten ein erster Entwurf...).

    Folge ist die sog. Falle Prostitution. Eine strukturelle soziale Falle für Sexarbeiter_innen, auf die eine hilflose Gesellschaft d.h. hilflose, unaufgeklärte oder konservative/religiöse Mitmenschen mit (instinktivem) Prostitutionsverbot reagieren (Prostitutionseindämmung).

Oftmals kommt mehreres zusammen wegen
  • Herkunft aus prekären Verhältnissen als Einstiegsmotivation zur Prostitution (armes Niedriglohn-Ausland, Broken Home Familie, Arbeitslosigkeit, zerrüttete Partnerschaft...)
  • es gibt keine Ausbildung für Sexworker oder berufsbegleitende Qualifikationsmöglichkeiten (keine Sexworker Akademie und kein brancheneigenes Sexwork Forschungsinstitut)
  • kaum gesellschaftliche Unterstützung oder Wertschätzung (sondern im Gegenteil Zurückdrängung/Eindämmung von Prostitution als sozialunwerter Tätigkeit, die auch heute juristisch nur "schlechthin als nicht mehr sittenwidrig" gilt, aber im Einzelfall und von vielen durchaus immer noch so eingeschätzt wird.)
  • psychologische Probleme vor der Sexarbeit als Grund zur "Flucht" in die Sexarbeit oder/und psychologische Probleme in der Sexarbeit aufgrund von psychologischer Überbeanspruchung (SWBO)
Und das alles wegen:
  • Prostitutionstabu
    (welches eine Spezialform des Sexualitatstabus UND Geldtabus ist)
  • Prostitutionsstigma
    (manche sind mehrfach stigmatisiert (Intersektionalität): Frau, hiv+, homo/schwul, ausländisch, prostituiert, drogengebrauchend, Betreiberin(Zuhälterin)...)
  • Marginalisierung
  • Alienisierung (Gruppen-Bezogene-Menschenfeindlichkeit)
  • Isolierung
    bis hin zu
  • Kriminalisierung
    (Werbeverbote, Niederlassungsverbote =fast flächendeckende Sperrgebietsverordnungen, oftmals vorgeschobener Jugendschutz (oftmals nur ein Schutz für Eltern die Lebensrealitäten ihren Kindern nicht erklären zu müssen), Sonderschutzaltersgrenze 21 statt 18, Kondomzwangprostitution, Zwangsuntersuchung, Zwangsregistierung/Zwangsouting, Mobilitäts- und Vermittlunsverbot =Menschenhandelsverdikt, Arbeitsteiligkeitsverbot =Zuhältereiverdikt, Arbeitsverbot für Nicht-EU Ausländer...) Eine moralische statt evidenzbasierte Gesetzgebung ist wesentliche Verstärkungsursache für Stigmatisierung.



Wegen der Ausstiegsprobleme ("Falle Prostitution") sollte man theoretisch idealerweise den Beruf der Sexarbeiter_in nur in Teilzeit neben einer legalen formal angesehenen Haupt(erwerbs)tätigkeit ausüben (z.B. Studium, Kindererziehung, Hausfrau in der trad. Versorgungsehe, Teilzeitjob, Künstler...).

Oftmals reichen Teilzeitjobs jedoch nicht als Einkommen, Nebenberuflichkeit reicht oft nicht um mit Profis mithalten zu können (professionelle Dienstleistungsqualität verlangt hauptberufliches Engagement) und es können extrem unterschiedliche Tätigkeiten kaum konfliktarm nebeneinander ausgeführt werden, weil man die Weltengrenze Prostitution/Nichtprostitution ständig, ja täglich durchbricht (Dieser Rollen- oder Einstellungswechsel kann zu einer wesentlichen Belastungskomponente werden egal ob Doppelleben oder nicht).

Erfolg in der Sexarbeit oder insbesondere beim Ausstieg/Umstieg erfordert oftmals ein Selbst-Outing, d.h. ein Beenden des Doppellebens gegenüber Freunden, Familie, pot. Arbeitgebern (Lebenslauf), Ämtern. Das Doppelleben selbst war ein Schutz oder Verhalten in das man hineingezwungen wurde, um den oben aufgelisteten Nachteilen zu entgehen (Stigma-Management). Ein Outing zum Ausstieg erzwingt eine Lebens-Bilanz und ein Abrechnen mit alten Verhaltensmustern, eine evt. schmerzhafte Vergangenheitsbewältigung die nur in einer Therapie (inkl. Buch schreiben) gelingt (Erwachsen werden, volle Verantwortung über sein Leben übernehmen, Reife...). Der Sexworker muß sich neu erfinden. Der Sexworker muß eine neue Identität als Ex-Sexworker sich erarbeiten. Dabei muß erkannt/integriert werden, dass man Sexarbeit, seine Sexarbeits-Lebensgeschichte nicht abstreifen kann, so wie man nach einem Kundenauftrag oder Arbeitstag die sexy Arbeitskleidung ablegen konnte.
Materiell ist oft eine 5stellige Steuernachzahlung, eine Zeitrythmusumstellung, Freundes-/Bekanntschaftswechsel und Wohnungswechsel ebenfalls erforderlich. SW-Exit/Outplacement ist dann statt eines bloßen "Tätigkeits- oder Jobwechsels" eher ein kompletter Lebens-Wechsel bzw. vollkommene Umstülpung der individuellen Lebensverhältnisse (etwas wovor sich die meisten Menschen/Sexworker verständlicherweise fürchten und daher den richtigen Zeitpunkt verpassen/zu lange herauszögern d.h. bis sie arm und verschuldet sind: "wie gewonnen so zerronnen", "Hurengut passt in einen Fingerhut"...).

Hinzu kommt, dass Sexwork für viele als persönliches Bail-out Programm gewählt wurde. Wenn nun die Karriere im Sexbiz zu Ende geht oder scheitert, was soll es für ein Bail-out nach dem Bail-out geben können? Das ist dieselbe prekäre Problemlage wie derzeit international auf den Finanzmärkten, nachdem die Banken von den Staaten gerettet wurden, jetzt aber keine Rettungsgelder mehr für eine weitere Rettung vorhanden sind...



  • Berufswechsel-, Outplacement-, Ausstiegs-, Exit-Plan

    Ein Fahrplan und Checkliste für SW-Einsteigerinnen und aktive Kolleg_innen zur aktiven Zukunftsplanung nach der Sexarbeit


    Dieser Fahrplan ist ein erster Entwurf und er kann noch zu einer Arbeitsmappe/Lernmodul ausgearbeitet werden, die jeder Sexworker in der zukünftigen berufsbegleitenden Sexworker-Akademie bekommt oder sich als PDF im virtuellen Huren-College downloaden kann...
    • Wofür spare ich?
    • Wofür arbeite ich?
    • Wofür lebe ich?
    • Wieviel spare ich pro Kundenverdienst/Tag/Woche/Monat/Jahr
      (350-450 Euro/Monat wird für einen durchschnittlichen Arbeiter durch seine automatische Rentenversicherung im Angestelltenverhältnis zurückgelegt. Max 1600 Euro/Monat sind steuerlich absetzbar als Altersrücklage für Selbstvorsorger. Soloselbständige Sexworker müssen das also selbst organisieren und lösen, ohne es irgendwo einfach abschauen zu können, denn gezeigt zu bekommen.)
    • Mein Sparplan ergibt XX Euro bis zum Jahr YY
      Meist kann keine feste Periode oder ein Berufswechselzeitpunkt festgelegt werden. Viele reden sich ein nur vorübergehend in der stigmatisierten Sexarbeitsbranche zu sein, finden aber gefallen, gewöhnen oder verstricken sich gar... Viele Sexworker leben ein "biologisch-natürliches" Leben, welches den Verdienstmöglichkeiten und unausgesprochenen archaischen Marktregeln folgt. Sie leben in den Tag hinein, isolieren sich, d.h. leben nur im Milieu, und leben nur im Paysex-hier-und-jetzt was mit unserem postmodernen finanz-kapitalistischen Wirtschaftssystem basierend auf zinseszins-bewertetem Eigentumsverwertungsrechtehandel vollig inkompatibel ist (Unvereinbarkeit, 2 Welten-Theorie). In der Mainstream-Ökonomie sind bekanntlich viele Menschen in einem Hamsterrad zur Erarbeitung ihrer Rentenanwartschaft, zur Kindererziehung oder Eigenheimhypothek-Rückzahlung gefangen. Sexwork ist gekennzeichet für die Mehrheit der Sexworker mit einer abfallenden degressiven Einkommenskurve, die sich aus dem Biologismus der Potenz und Lebenskraft (elan vital) ableitet und in der Paysex-Szene oft den Namen Frischfleisch-Effekt bekommt. Es ist letztlich die Magie von Jugend und Fruchtbarkeit (Hormone, Zeitgesetz des Lebens).
      Rechenblatt Rentensparplan:
      www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=117017#117017
    • In welchem Beruf/Branche/Firma arbeite ich später
      - was sind meine Kompetenzen/Wünsche/Bedürfnisse
      (In welcher Handlungs-, Arbeits-, Berufssituation fühle ich mich gut?
      Suchmethoden: Vision-Quest, Traum-Reise, Berufsberatung)
      - selbständig/angestellt
      - welche Fortbildungen gibt es/brauche ich/buche ich
      (hier haben sich die etablierten Hilfsvereine/Ausstiegsprojekte für Sexworker bisher durch Nichtinformation und Nichtkommunikation hervorgetan. So wie man an Sexworker regelmäßig Kondome verteilt, müssen auch lebenspraktische Zukunftsplanungs-Tipps verteilt werden bzw. ständig zirkulieren. Öffentliche Bringpflicht statt private Holschuld! Quasi "Beweislastumkehr" um die strukturellen Widrigkeiten auffangen zu können.)
      - Existenz-Neugründungs-Geschäftsplan
      (Geschäftsmodell, Startkapital, Marktforschung...)
      (Geschichten von Beispielen/Vorbildern)
    • In welcher Stadt will ich leben
    • in welcher Wohnung
      - Wie finde/bekomme/finanziere ich eine Wohnung+Renovierung+Kaution+Makler+Umzug
      - Wie wird der Umzug organisiert
    • Helfer: Wer kann mir wobei helfen
      (Adressliste von Beratungsstellen, Psychologen, Anwälten, Choaches)
      Sozialberatungsstelle für Prostituierte
      Arbeitsagentur
      Hilfsvereine in der Stadt
      Prostitutionsfeindliche Kirchen(?), muß ich mich erst als Opfer (um)definieren um Hilfe und Akzeptanz bekommen zu können?
      Internet/Sexworker Forum
      Freunde
      Familie
      Partner

      Bild


Relativ einfach können den Sexwork-Job aufgeben/wechseln:
  • Student_innen, die gerade einen Abschlußzeugnis bekommen haben in einem Beruf, der auf dem Arbeitsmarkt nachgefragt wird
  • Sexworker, die nur teilzeit/nebenberuflich gearbeitet haben (sog. Hobbyhuren oder Gelegenheitsprostitutierte)
  • Sexworker, die nicht öffentlich stigmatisiert sind z.B. durch Medienpranger (Zwangsouting)
  • Sexworker, die nicht kriminalisiert sind z.B. durch einen Eintrag im polizeilichen Führungszeugnis z.B. bei mehrfachem Verstoß gegen die Sperrgebietsverordnung
  • Sexworker die nur kurzzeit gearbeitet haben
  • Sexworker die jung sind
  • Sexworker, die während der Sexarbeit ihren Ausstieg, ihre Existenzneugründung aktiv und diszipliniert vorbereitet haben und z.B. dafür geschult wurden (d.h. Hilfe hatten z.B. dank Herkunft/Ausbildung)
  • Sexworker, die relativ distanziert, rational ihren Job nur als Einkunftsquelle ausgeübt haben. ("Job wie jeder andere". D.h. Sexworker für die Sexwork ein Abenteuer, ein Lifestyle, eine Sucht, eine Partnerschaftsbeziehung/Partnerschaftsersatz (Prostitution als Konnexinstitut zur Ehe), eine Selbstverwirklichung, eine Berufung, ein emanzipatorisches Projekt, eine soziale/politische Aufgabe... ist, haben es deutlich schwerer sich von der SW-Lebensphase zu verabschieden, wenn diese sich ökonomisch nicht mehr rechnet.)
  • Sexworker, die aus dem Bordell heraus "weggeheiratet" werden z.B. von vermögenden Kunden (da das statistisch höchst selten d.h. unrealistisch ist, muß es als Pretty-Women-Syndrom bezeichnet werden)
  • Sexworker, deren Sexarbeits-Auslandsaufenthalt und Migrationsprojekt ein Teil der Familientradition ist und vom Clan unterstützt wird, die z.B. mit den Remittance-Geldern Immobilie und Land gekauft haben
  • ...



Neue Ausstiegshilfe / Internetberatung in Hamburg:
www.sperrgebiet-hamburg.de/ausstieg.html
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=117592#117592
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 29.08.2013, 12:39, insgesamt 1-mal geändert.